Gottesdienst für den 8.8., Israelsonntag

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

452,1-3 Er weckt mich alle Morgen

Er weckt mich alle Morgen,

er weckt mir selbst das Ohr.

Gott hält sich nicht verborgen,

führt mir den Tag empor,

dass ich mit seinem Worte

begrüß das neue Licht.

Schon an der Dämmrung Pforte

ist er mir nah und spricht.

 

Er spricht wie an dem Tage,

da er die Welt erschuf.

Da schweigen Angst und Klage;

nichts gilt mehr als Sein Ruf.

Das Wort der ewgen Treue,

die Gott uns Menschen schwört,

erfahre ich aufs neue

so, wie ein Jünger hört.

 

Er will, dass ich mich füge.

Ich gehe nicht zurück.

Hab nur in Ihm Genüge,

in Seinem Wort mein Glück.

Ich werde nicht zuschanden,

wenn ich nur Ihn vernehm.

Gott löst mich aus den Banden.

Gott macht mich Ihm genehm.

 

„Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe gewählt hat.“ Ps 33

Heute ist Israelsonntag. Wir bedenken, was uns mit dem jüdischen Volk verbindet.

Sehr viel haben Christen und Juden gemeinsam. Ohne die Wurzeln im Judentum ist das Christen-tum nicht zu verstehen. Und doch hat die Kirche über Jahrhunderte zu Hass und Feindschaft gegen Juden beigetragen.

Wir feiern Gottesdienst im Namen des Vaters von Jesus, dem Juden aus Nazareth, im Namen des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, des Gottes, der Israel erwählt hat und der durch die Worte der Hebräischen Bibel, die wir Altes Testament nennen, auch zu uns spricht.

 

Psalm 105   

Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen;

verkündigt sein Tun unter den Völkern!

 

Singet ihm und spielet ihm,

redet von allen seinen Wundern!

Rühmet seinen heiligen Namen;

es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen!

Fraget nach dem Herrn und nach seiner      Macht,   suchet sein Antlitz allezeit!

Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat,

seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes,

du Geschlecht Abrahams, seines Knechts,

ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten!

Er ist der Herr, unser Gott,

er richtet in aller Welt.

Er gedenkt ewiglich an seinen Bund,

an das Wort, das er verheißen hat für          tausend Geschlechter

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

 

Gnädiger Gott, du hast deinen Namen verbunden mit Israel. Nie hast du deinem Volk die Treue gekündigt. Durch alle Abgründe hast du es begleitet. Wir Christen haben das lange nicht verstanden. Wir haben Israel seine Erwählung geneidet und deine Treue zu ihm bestritten. Hab Dank, dass wir alte Vorurteile überwinden und begreifen, dass wir mit Israel zusammengehören.

Wir preisen deine Gnade. Amen

 

Gott ist treu. Immer wieder darf sein Volk das erfahren. Wie eine liebevolle Mutter spricht er zu ihnen im sogenannten Trostbuch Israels, Jesaja ab Kapitel 40:

Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid:  Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan;  ich will heben und tragen und erretten. (Jes 46,3+4)

 

380 Ja, ich will euch tragen

Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin.

Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.

 

Ihr sollt nicht grauen, ohne dass ich’s weiß,

müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.

 

Ist mein Wort gegeben, will ich es auch tun,

will euch milde heben: Ihr dürft stille ruhn.

 

Stets will ich euch tragen recht nach Retterart.

Wer sah mich versagen, wo gebetet ward?

 

Denkt der vor’gen Zeiten, wie, der Väter Schar

voller Huld zu leiten, ich am Werke war.

 

Denkt der frühern Jahre, wie auf eurem Pfad

euch das Wunderbare immer noch genaht.

 

Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug.

Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.

 

Predigt

„Ja, ich will euch tragen.“ Gott trägt sein Volk.  Gott befreit sein Volk aus der Unterdrückung in Ägypten. Er rettet sie und er führt sie durch die Wüste. Wir glauben mit den Juden an den gnädigen Gott, der bei uns ist, der uns trägt      und befreit und niemals alleine lässt. Hören wir als Predigttext einen Abschnitt aus dem 2. Buch Mose. (19,1-8):

Am dritten Neumondtag nach dem Auszug der Israeliten aus dem Land Ägypten, an diesem Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Und sie brachen auf von Refidim und kamen in die Wüste Sinai, und sie lagerten in der Wüste. Und dort lagerte Israel dem Berg gegenüber.

Mose aber stieg hinauf zu Gott. Und der Herr rief ihm vom Berg her zu: So sollst du zum Haus Jakob sprechen und den Israeliten verkünden:

Ihr habt selbst gesehen, was ich Ägypten getan und wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe.

Wenn ihr nun auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet von allen Völkern ihr mein Eigentum sein, denn mein ist die ganze Erde, ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern sein und ein heiliges Volk. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.

Und Mose kam und rief die Ältesten des Volks und legte ihnen alle diese Worte vor, die der Herr ihm aufgetragen hatte. Da antwortete das ganze Volk einmütig und sprach: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun. Und Mose überbrachte dem Herrn die Worte des Volks.

Gott trägt sein Volk.

Auf Adlerflügeln habe ich euch getragen.

Wenn die jungen Adler fliegen lernen, fangen die Eltern sie bei ihren ersten Versuchen auf, wenn sie zu stürzen drohen. So liebevoll trägt Gott sein Volk. So hat er sie gerettet und begleitet und an den Sinai geführt.

Ihr sollt mein Eigentum sein unter allen Völkern.  Es heißt eigentlich nicht „Eigentum“, sondern es geht um den besonderen Besitz des Königs, die Kronjuwelen, den Schatz, den der König niemals weggeben würde. Wie klingt es, wenn jemand mich sein Juwel, seinen Schatz nennt? Das ist eine Liebeserklärung. Israel ist Gottes Schatz und Kronjuwel, auserwählt und geliebt.

Ihr seid mein Juwel unter allen Völkern. Mir gehört die ganze Erde. Israel hat eine Sonderrolle. Doch das ganz Besondere ist Israel nicht nur für sich selbst. Im gleichen Atemzug betont Gott: Mir gehört die ganze Erde. Alle Völker, alle Länder gehören Gott. Wie man den König an seiner mit Juwelen besetzten Krone erkennt, so sollen alle Gott durch sein Volk erkennen. Ein Volk von Priestern, ein heiliges Volk sollen sie sein, wie Priester zu Gott hinführen.

Israel hat für uns und uns zugute die besondere und enge Beziehung zu Gott. Wir lesen die Bibel, das AT als Wort Gottes an uns. Wir identifizieren uns mit Sara und Abraham, Jakob, Mose. Aber für Juden ist das doch noch näher, ihre eigene Geschichte. Wir Christen sind durch Jesus in die Geschichte Israels hineingenommen.

Das Volk steht jetzt also an dem Ort, wo Mose den Dornbusch brennen sah und Gottes Stimme hörte. Wo ist der Berg Sinai?  Wir wissen es nicht.

Israel soll so hören, als stünde es jetzt gerade vor Gott, wo auch immer sie sind. Hören, wirklich hören sollt ihr, zu Herzen nehmen, was Gott sagt, seine Liebeserklärung, seinen Auftrag: Ihr seid mein Juwel unter allen Völkern. Mir gehört die ganze Erde. Ihr sollt für mich ein Volk von Priestern sein und ein heiliges Volk.

Dann folgen die Gebote: Du sollst keine anderen Götter haben. Du sollst nicht töten, die Wahrheit sagen, in allem, was du tust, Gott und deinen Mitmenschen achten.

 

Kennen Sie das Musical Anatevka oder „Fiddler on the Roof“? Arme ukrainische Juden werden am Ende in einem Pogrom aus ihrem Dorf vertrieben. Tewje, der Milchmann betet:    „Gütiger Herr, es war nett von dir, uns Juden zum auserwählten Volk zu machen. Aber so, wie die Dinge laufen, wäre es da nicht möglich, dass du hin und wieder mal ein anderes Volk auserwählst, ich meine, nur so zur Abwechslung …“

Immer wieder wurden die Juden vertrieben, deportiert, unterdrückt, verfolgt. Das auserwählte Volk hat eine beispiellose Leidensgeschichte bis hin zur Vernichtung von Millionen Juden durch uns Deutsche. Immer wieder haben Christen zum Hass auf Juden beigetragen.

Es heute gibt wieder ein Land der Juden – trotz der schrecklichen ungelösten Konflikte: das ist wunderbar! Auch hier in Deutschland leben nach dem millionenfachen Morden wieder Juden. Sie setzen die 1700 jährige Geschichte der Juden in Deutschland fort – wunderbar! Wenn wir dagegen hören, dass Juden heute bei uns Hass und Hetze und Gewalt erleben, ist das unerträglich.

Gott sei Dank gibt es die Juden!

Hätte Gott sein Volk nicht auf Adlerflügeln gerettet – es gäbe auch uns nicht, wir säßen heute nicht hier. Gott trägt sein Volk, wie ein Adler seine Jungen, damit sie fliegen lernen, damit sie frei und stark sind. Gott trägt sein Volk, sein geliebtes Juwel. Und auch wir sollen fliegen lernen, frei und stark im Glauben an den einen Gott.

Erheben wir uns über den Neid und den Hass,

über Verdrehen der Wahrheit, über Habgier!

Hören wir, hören wir wirklich auf Gott!

Lobe den Herren, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, lobe den Herren mit Abrahams Samen, loben wir Gott mit seinem Volk, seinem Juwel. Amen

 

317,1+2+5 Lobe den Herren

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen. Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen. Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit! Amen.

 

Ein Glaubensbekenntnis aus der Evangelischen

Kirche von Kurhessen-Waldeck

Wir glauben an den einen Gott,

der Himmel und Erde geschaffen hat

und uns Menschen zu seinem Bild.

Er hat Israel erwählt, ihm die Gebote gegeben

und seinen Bund aufgerichtet

zum Segen für alle Völker.

Wir glauben an Jesus von Nazareth,

den Nachkommen Davids, den Sohn der Maria,

den Christus Gottes.

Mit ihm kam Gottes Liebe zu allen Menschen,

heilsam, tröstlich und herausfordernd.

Er wurde gekreuzigt unter Pontius Pilatus,

aber Gott hat ihn auferweckt

nach seiner Verheißung,

uns zur Rettung und zum Heil.

Wir glauben an den Heiligen Geist,

der in Worten und Zeichen an uns wirkt.

Er führt uns zusammen aus allen Völkern,

befreit von Schuld und Sünde,

berufen zum Leben

in Gerechtigkeit und Frieden.

Mit der ganzen Schöpfung hoffen wir

auf das Kommen des Reiches Gottes. Amen

Gebet

Gott des Himmels und der Erde,

Du hast Israel erwählt als Dein geliebtes Volk,

hast Dich gebunden an dieses Volk,

dem auch unser Herr, Jesus Christus, angehört.

In ihm hast Du uns in Deinen Bund und Segen

hineingenommen.

 

Wir bekennen die Schuld der Kirche

an unseren jüdischen Brüdern und Schwestern.

Wir bitten dich: Gib uns Versöhnung

und schenke uns Deinen Heiligen Geist,

der uns lehrt und leitet auf einem gemeinsamen Weg.

 

Bewahre die Menschen in aller Welt

vor Diskriminierung, Rassismus und Gewalttat.

Schenke dem Land Israel und seinen Nachbarn

dauerhaften Frieden, der allen Raum zum Leben gibt, Juden, Christen und Muslimen.

Setze allen Verhärtungen, allem Hass ein Ende.

Gib Weisheit und Verstand,

aufrichtiges Mühen um Zusammenarbeit.

 

Und gib uns Kraft, Einsicht und Mut,

dass wir beitragen zur Bewahrung der Erde

und zur Stärkung des Friedens.

Barmherziger und gerechter Gott,

wir hoffen auf dich und loben dich.

Du Gott Abrahams und Saras, du Vater Jesu Christi, du bist unser Gott, du bist Gott allein.

Wir danken dir, denn du bist freundlich

und deine Güte währet ewiglich.

 

Vaterunser

 

171 Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns auf unsern Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot,

sei um uns mit deinem Segen,

sei Quelle und Brot in Wüstennot,

sei um uns mit deinem Segen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns in allem Leiden.

Voll Wärme und Licht im Angesicht,

sei nahe in schweren Zeiten,

voll Wärme und Licht im Angesicht,

sei nahe in schweren Zeiten.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns vor allem Bösen.

Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,

sei in uns, uns zu erlösen,

sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,

sei in uns, uns zu erlösen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns durch deinen Segen.

Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,

sei um uns auf unsern Wegen,

dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,

sei um uns auf unsern Wegen.

 

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen