Gottesdienst am 19.2.23, Predigt 1.Kor 13

EG 352,1+2 Alles ist an Gottes Segen
Votum
Gruß
Psalm 31 = 911,1
Herr, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg,
dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.
Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten;
denn du bist meine Stärke.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte,
dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele
und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes;
du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Errette mich von der Hand meiner Feinde
und von denen, die mich verfolgen.
Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;
hilf mir durch deine Güte!

Ehr sei dem Vater …

Sei uns ein starker Fels, eine Burg, eine Hilfe.
Auf dich hoffen wir, du, unser Gott. Zu dir kommen wir.
Du kennst die Not, die so viele Menschen trifft,
und siehst, wie ratlos wir sind.
Wir wissen nicht, wie der Krieg enden kann.
Wir sehen kaum Möglichkeiten für die Menschen im Erdbebengebiet und immer wieder in Katastrophenfällen.
Du siehst das Unglück, das Unrecht und unser Fragen.
Sei ihnen, um die wir uns sorgen, und sei uns selbst ein starker Fels und eine Burg.
Erbarme dich.
Kyrie

Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.(2.Tim 1,7)
Ehre sei Gott in der Höhe …
179,1 Allein Gott in der Höh sei Ehr

Im Leiden und Sterben Jesu nimmst du, Gott,
Teil am Leid der Welt.
Du stellst dich auf die Seite der Opfer.
Mit Jesus hungern und dürsten wir nach Gerechtigkeit.
Du, Gott, bist unsere Hoffnung.
Amen

Jesus sagt: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,
und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
(Lk 18,31)
Das Lied dieser Woche, Neue Lieder 217, entspricht diesen Worten Jesu. Schauen wir miteinander auf den Text von Karl- Ludwig Voss nach einem schwedischen Lied:
Wir gehn hinauf nach Jerusalem
in leidender Liebe Zeiten
und sehen, wie einer für alle stirbt,
um uns einen Platz zu bereiten.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem.
Wer will bei dem Herren bleiben
und kosten von einem so bittern Kelch?
Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,
das Opfer der Welt zu sehen,
zu spüren, wie unsere Not vergeht,
und unter dem Kreuze zu stehen.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,
zur Stätte der ewgen Klarheit.
Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt,
da finden wir Christus in Wahrheit.

NL 217
Predigttext 1.Kor 13:
Stellt euch vor:
Ich kann die Sprachen der Menschen sprechen und sogar die Sprachen der Engel. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich wie ein dröhnender Gong oder ein schepperndes Becken. Oder stellt euch vor: Ich kann reden wie ein Prophet, kenne alle Geheimnisse und habe jede Erkenntnis. Oder sogar: Ich besitze den stärksten Glauben –sodass ich Berge versetzen kann. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts.
Stellt euch vor: Ich verteile meinen gesamten Besitz. Oder ich bin sogar bereit, mich bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen. Wenn ich keine Liebe habe, nützt mir das gar nichts.
Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Sie ist nicht unverschämt. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf. Prophetische Eingebungen werden aufhören. Das Reden in unbekannten Sprachen wird verstummen. Die Erkenntnis wird an ihr Ende kommen. Denn was wir erkennen, sind nur Bruchstücke, und was wir als Propheten sagen, sind nur Bruchstücke. Wenn aber das Vollkommene kommt, vergehen die Bruchstücke.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind. Ich urteilte wie ein Kind und dachte wie ein Kind. Als ich ein Mann geworden war, legte ich alles Kindliche ab. Denn jetzt sehen wir nur ein rätselhaftes Spiegelbild. Aber dann sehen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt. Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe –diese drei. Doch am größten von ihnen ist die Liebe.

Dazu ein Gedicht von Eugen Roth:
„Ein Mensch von gründlicher Natur,
macht bei sich selber Inventur,
und viele höchste Lebensgüter
sind nurmehr alte Ladenhüter.
Doch, ganz vergessen unterm Staube,
ist noch ein Restchen alter Glaube,
verschollen im Geschäftsgetriebe
hielt sich auch noch ein Quäntchen Liebe,
und unter wüstem Kram verschloffen
entdeckt er noch ein Stückchen Hoffen.
Der Mensch, verschmerzend seine Pleite,
bringt die drei Dinge still beiseite.“

„Ach, ihr Korinther!“ Paulus seufzt. Bei seiner Inventur der Gemeinde kommt nicht viel Gutes zum Vorschein. Sie streiten, ja sie sprechen einander den Glauben ab. In der Weltstadt Korinth prallen die Gegensätze aufeinander. Dort sind sie von völlig unterschiedlichen Kulturen und Religionen geprägt. Gebildete Griechen, denen die Freiheit über alles geht, sitzen neben Juden, die die Gebote der Thora halten. Zur Gemeinde gehören reiche Leute aus der Oberstadt, aber auch Sklaven aus dem Hafenviertel. Kann man so große Verschiedenheiten aushalten?
Die Gemeinde droht zu zerbrechen. Paulus schreibt an die, die sich wegen besonderer geistlicher Begabung für die wahren Christen halten: „Ihr strebt nach den größeren Gaben? Dann will ich euch einen Weg zeigen, der weit besser ist.“ Und es folgt das berühmte Hohelied der Liebe. Paulus zielt genau auf die Christen in Korinth. Sie geben damit an, dass sie so innig beten, dass sie dabei in Ekstase geraten, in einen Höhenflug des Gefühls. Paulus antwortet: Mein schönstes Gebet, mit Menschen- und mit Engelszungen gesprochen – es klingt schrill und abscheulich, wenn ich die Liebe nicht habe.
Sie sind stolz auf ihren Glauben und ihre Erkenntnis. Paulus meint: Trotzdem bin ich nichts, wenn ich die Liebe nicht habe.
Auch denen, die mit ihren Spenden und ihrer Opferbereitschaft prahlen, antwortet er: Das nützt nichts, wenn ich die Liebe nicht habe.

Aber wer würde denn von sich behaupten:
„Ich habe die Liebe.“? Nur ein Quäntchen Liebe findet Eugen Roth.
„Ich habe die Liebe.“ – wie meint Paulus das?
Er sieht eben nicht zuerst auf sich selbst.
Er blickt weg von sich auf Christus, auf Gott.
Er sieht auf den, der uns liebt.
Seine Liebe habe ich.
Ich bin ein geliebter Mensch.
Ich habe die Liebe heißt: die Liebe hat mich.
Das ist ein Wechsel der Perspektive. Weg von der ganz und gar unchristlichen Rechthaberei und Selbstbezogenheit. Wir sollen gerne unterschiedlich sein, z.B. evangelische und katholische Christen, aber gemeinsam schauen wir auf den, der uns liebt. Ohne seine Liebe sind wir nichts. Wir sehen uns selbst und genauso die anderen als von Gott geliebte Menschen. Gott liebt uns, auch wenn wir bei uns nur ein Restchen Glaube und ein Quäntchen Liebe finden.
Paulus schreibt von der wunderbaren Liebe Gottes. Wir erkennen sie in Jesus Christus.
Er ist der Mensch, der völlig Gott entspricht.
Die Liebe ist geduldig. Ja, so ist Gottes Liebe. Gütig ist sie, die Liebe. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.
Wer könnte das von sich behaupten?
Und doch ist das ein Ziel. Zum Ebenbild Gottes sind wir geschaffen. In Ehe und Familie gelingt uns ein Quäntchen Liebe, oft viel zu wenig.
Im Beruf versuchen wir, geduldig und wertschätzend miteinander umzugehen. Unsere Feinde zu lieben, wie Jesus für seine Peiniger um Vergebung bittet – wer kann das? In Zeiten des Krieges noch immer auf Versöhnung zu setzen – wie geht das? Wir kommen schnell an unsere Grenze. Aber wo Menschen für andere da sind,
ohne an ihren Vorteil zu denken, wo wir einan-der ertragen mit allen Konflikten, mit allem, was Mühe macht, wo wir trotzdem zueinander halten, da berühren sich Himmel und Erde.
Wir haben die Liebe – die Liebe hat uns.
Wir kennen unsere Schwäche und unser Unvermögen und versuchen doch der Liebe nachzuleben, zu antworten auf Gott, der uns liebt.
Unsere Erkenntnis der Liebe wächst, wie ein Kind, das reifer wird. jetzt sehen wir nur ein rätselhaftes Spiegelbild. Damals gab es nur Spiegel aus poliertem Metall, z.B. Kupfer. Darin erkennt man nur schemenhafte Umrisse.
Aber wie schön und ergreifend: Gott spiegelt sich in den Scherben und Brüchen der menschlichen Existenz. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt. Wir werden sehen, was uns noch verborgen ist, wie Himmel und Erde sich berühren.

Ich versuche eine neue Version von Eugen Roths Gedicht:
Ein Christ von gründlicher Natur
hält bei sich selber Inventur
und findet viele dunkle Flecken,
viel lieber wollt er die verstecken.
Da ist nur wenig Glauben, Hoffen.
Der Christ ist über sich betroffen.
Bei ihm ist nicht viel Liebe dran,
so schaut der Christ auf jenen Mann,
von dem er seinen Namen hat,
sieht seine große Liebestat.
Der Christ ist nun trotz seiner Pleite
erfüllt von einer großen Freude.

Wir schauen auf Jesus.
Seine Liebe erträgt alles und hält allem stand.
Seine Liebe hat uns und lässt uns nicht los.
Amen

W 93 Wo Menschen sich vergessen

Deine Liebe ist langmütig, geduldig, Gott
Hilf uns, dass wir liebevoll und geduldig mit unseren Mitmenschen umgehen.
Deine Liebe spielt sich nicht auf, Gott.
Bewahre uns davor, um jeden Preis Recht haben zu wollen. Mach uns aufmerksam für andere.
Deine Liebe verletzt nicht die Scham. Lass uns in guter, nie in verletzender Weise mit den Gefühlen anderer umgehen.
Deine Liebe ist nicht auf den eigenen Vorteil aus.
Bewahre uns vor Selbstsucht.
Steh denen bei, die sich für andere einsetzen, die für Kranke da sind, die den Flüchtlingen helfen, hier bei uns und in anderen Ländern.
Deine Liebe rechnet das Böse nicht vor. Hilf uns, ohne Angst und ohne Groll denen zu begegnen, die uns Leid zugefügt haben, hilf uns zu vergeben.
Deine Liebe hofft alles und hält allem Stand.
Steh uns bei, gib uns Kraft, wenn wir von Trauer und Leid betroffen sind. Was auch geschieht, im Leben und im Tod: wir bleiben in deiner Liebe.
Wir bitten dich für die Menschen in den Erdbeben-gebieten, für Menschen, die in Not sind, für diejenigen, die ihnen beistehen.
Wir bitten für die Opfer von Krieg und Unrecht.
Lass sie alle, lass uns alle, deine Liebe erfahren.
Bewahre uns, Gott.
Vaterunser

EG 170 Komm, Herr, segne uns
Segen