Gerne geben – Predigt zum Erntedankfest Mk12,41-44

Predigt am 7.10.18 von Andreas Hansen über Mk12,41-44

Die Predigt folgt nach einem Spiel und Lied der Kindergartenkinder

„Wenn jeder etwas abgibt vom dem, was er hat, dann werden alle Menschen auf Erden satt.“ Euer Lied ist gut. Wir haben so viel! Das ist schön. Darüber freuen wir uns. Dafür danken wir Gott.
Aber wir wissen auch: Viele Menschen werden nicht satt. Viel Essen wird in unserem Land weggeworfen, obwohl es gut ist – im Schnitt 55 kg pro Person und Jahr werfen wir weg. Viele Menschen wollen alles für sich haben und nichts abgeben – geizig sind sie.
Abgeben, teilen, anderen etwas schenken – das ist so schön und wichtig, und wir sollen es lernen. Ich lese aus der Bibel vor: Mk 12,41-44 (NGÜ)

Jesus setzte sich in die Nähe des Opferkastens und sah zu, wie die Leute Geld hineinwarfen. Viele Reiche gaben große Summen. Doch dann kam eine arme Witwe und warf zwei kleine Kupfermünzen hinein.
Da rief Jesus seine Jünger zu sich und sagte: »Ich versichere euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle anderen. Sie alle haben von ihrem Überfluss gegeben; diese Frau aber, so arm sie ist, hat alles gegeben, was sie besaß – alles, was sie zum Leben nötig hatte.«

Am Eingang des Tempelhofes steht der Kasten für die Gaben. Hier spenden die Leute für den Tempel – das ist wie unsere Kirchensteuer. Der reiche Kaufmann gibt stolz 200 Denare. Der Priester sagt den Betrag laut. Jeder kann es hören. Und noch ein vornehmer Mann spendet sogar drei Goldstücke. So viel Geld – die Leute staunen.
Dann kommt Rebekka. Sie ist arm. Seit ihr Mann gestorben ist, hat sie fast nichts mehr. Auch sie spendet etwas. Einen winzig kleinen Betrag nennt der Priester. Aber Rebekka lächelt und geht in den Tempel.
Die Jünger sagen: „Was willst du hier, Jesus? Das ist doch langweilig zu sehen und zu hören, was die Leute geben.“
„Meint ihr? Ich find´s interessant. Schaut diese Witwe an, wie gerne sie gibt! Zwei Pfennige nur, aber für sie ist das viel.“
„Zu viel“ sagt Thomas. „Mehr hat sie bestimmt nicht für diesen Tag. Das ist doch unvernünftig, alles zu geben.“
„Unvernünftig? Das kann sein. Aber es ist schön.“
Rebekka hat die Diskussion nicht mitbekommen. Sie ist gern im Tempel. „Hier bin ich Gott nahe. Wie gut, dass es diesen Ort gibt. Dafür gebe ich gerne. Ich gehöre dazu. Es ist auch mein Tempel.“
Es ist schön, wenn Menschen schenken. Beschenkt werden und Schenken – beides gehört zu unserem Leben. Ich bin auf andere angewiesen, als kleines Baby und als alter Mensch, wenn ich krank bin, wenn ich Hilfe brauche. Ich bin auch darauf angewiesen, dass andere mir Liebe und Freundschaft schenken. Aber ich will auch selbst etwas geben. Es ist ein Ausdruck von Würde, wenn ich etwas schenken und geben kann. Großzügig geben zu können ist schön.
Menschen, die sich nichts schenken lassen, die immer gleich etwas zurückgeben müssen, die sind arm dran. Aber noch armseliger sind die Geizigen, die nichts abgeben und immer nur mehr haben wollen.
Jesus sieht Rebekka und freut sich über sie. Die Witwe gibt umgerechnet etwa 4 € – mehr hat sie nicht an diesem Tag. Sie ist glücklich, weil sie etwas geben kann. Sie gibt ohne Berechnung, vielleicht unvernünftig, aber glücklich und schön.
Schön sind Menschen, die sich einsetzen:
Eltern, die alles für ihre Kinder tun.
Kinder, die ihre alten Eltern versorgen.
Ehrenamtliche, die großzügig Zeit und Mühe schenken. Spender, die unterstützen, wo Not ist.
Menschen, die andere ertragen und sich auch den Schwierigen zuwenden. Alle, die ihre tägliche Arbeit mit ganzem Herzen tun.
Schön sind Menschen, die nicht berechnend, sondern gerne geben, was sie haben.
Wir schauen den Erntedankaltar an. So viel Gutes haben wir – und noch viel mehr, als wir hier sehen.
Wir haben, was wir brauchen. Hungern muss in unserem Land keiner. Wir sind frei. Wir dürfen unsere Meinung sagen und schreiben. Wir dürfen wählen. Wir haben einen funktionierenden Staat, eine Demokratie, einen Rechtsstaat.
Das alles ist für uns selbstverständlich – und für viele Menschen in der Welt in weiter Ferne.
Wir reden viel über Missstände, aber wir jammern auf sehr hohem Niveau. Sehr viel Gutes ist für uns sicher und selbstverständlich. Und das bleibt so, weil viele sich einsetzen.
Es ist stark, was alles durch unsere Steuern funktioniert.
Es verdient hohe Anerkennung, was Lehrerinnen, Politikerinnen, Ärzte, Journalisten, Richterinnen, Polizisten, Erzieherinnen leisten.
Wir reden vieles schlecht, aber viele, eigentlich die meisten tun viel Gutes. Wir können ein wenig stolz darauf sein, auf unser Land mit all seinen Gaben. Wir können frei geben, unsere Zeit, unser Engagement, auch unser Geld. Unser Elternbeirat ist ein Beispiel dafür, dass das sogar Spaß macht.
Und wir können vor allem darauf vertrauen, dass Gott für uns sorgt.
Rebekka hat keine Angst zu kurz zu kommen. Selbstbewusst und fröhlich gibt sie.
Ich wünsche mir diese Freiheit, dies Vertrauen.

Amen