Gepflanzt im Haus Gottes – Predigt zur Konfirmation über Psalm 92,13+14

Predigt am 28.5.17 von Andreas Hansen über Ps 92,13+14

Liebe Konfis,

ihr seid so unterschiedlich, wie ihr eure Puzzleteile bemalt habt. Jede und jeder von euch ist unverwechselbar und besonders. Jeder hat seine und ihre Geschichte, seine und ihre Begabungen.
Wir freuen uns über euch!
Und wir wünschen euch von Herzen alles Gute!

Ihr seid aber auch wie in einem Puzzle Teile eines Ganzen. Ein Gesamtbild entsteht und da ist jede und jeder wichtig. Wenn ihr ein Puzzle macht, und am Ende fehlen Teile, seid ihr frustriert. Jedes Teil, jeder ist an seinem Platz unverzichtbar.
Zusammen seid ihr toll! Ihr seid eine tolle Gruppe. Und ihr seid in unserer Gemeinde zu so einer Gruppe geworden. Es gehören andere Puzzleteile dazu: Frau Schmidlin, Alina Boecker, Jakoba Marten-Büsing, Marianne Wehrle, die Kirchengemeinderäte und die ganze Gemeinde.

In Wirklichkeit passen wir nicht so glatt zusammen wie diese Puzzleteile, die ja alle gleich geschnitten sind. Wir haben Ecken und Kanten, mal schlechte Laune, mal Mühe mit den Eigenarten des Anderen. Und trotzdem können wir eins sein. Ihr konntet das in diesem Jahr erleben. Wir haben uns oft über euch gefreut, wie ihr als Gruppe zusammen wart.

Ihr seid ganz am Anfang mit mir zum Vogtskreuz geradelt und gelaufen und wir haben dort gespielt. Ihr habt Blumentöpfe aus Ton geformt und sie, als sie gebrannt waren, mit Sempervivum, Dachwurz, bepflanzt. Zusammen haben wir den Gottesdienst am Buß-und Bettag gestaltet und gefragt: Was ist der Mensch? Ein Praktikum habt ihr gemacht und in der Konfi-Band gespielt. Viele Gottesdienste habt ihr erlebt und euch mit den Kirchengemeinderäten getroffen. Die Freizeit mit euch auf dem Leisenhof im Schnee war super, euer Gottesdienst über den Himmel und Martin Luther ebenfalls. Mit Alina habt ihr den Konfi-Treff begonnen und mit Frau Schmidlin für das Bibel-Garten-Projekt geschuftet.
So habt ihr viel von unserer Gemeinde erlebt. Der rote Faden in eurem Konfirmandenjahr könnte in den beiden Versen aus dem Psalm beschrieben sein:
Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum, er wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.
Die gepflanzt sind im Hause des Herrn, werden in den Vorhöfen unsres Gottes grünen.
Ihr seid Gerechte.
Ihr seid gepflanzt im Haus Gottes.
Ihr werdet grünen und wachsen wie stolze Bäume.

Ihr seid Gerechte. Wir sind Gerechte. Wie bitte? Ich und gerecht? Ich weiß doch genau, dass ich manchmal ungerecht bin. Ich nehme mir das beste Stück am liebsten selbst. Ich werde anderen längst nicht immer gerecht.
Und ihr? Getraut sich einer zu sagen: „Ich mache immer alles gut und gerecht. Ich bin eine Gerechte, ein Gerechter“? Wer ist denn im Psalm gemeint? Wer ist ein Gerechter?
Gerecht ist in der Bibel einer, der zur Gemeinschaft fähig ist. Zur Gemeinschaft unter uns Menschen und vor allem auch zur Gemeinschaft mit Gott. Gerechte sind kompatibel, anschlussfähig, passend für Gott und füreinander.
Martin Luthers große Erkenntnis war: Gott macht uns kompatibel. Gott schafft durch Jesus eine Verbindung zu uns. Gott will Gemeinschaft mit uns. Gott will uns bei sich. Darum befähigt er uns zur Gemeinschaft. Er schenkt uns seine Gerechtigkeit. Wir sollen ihm vertrauen, glauben – das genügt.
Vor seiner Erkenntnis hatte Luther Angst vor Gott. Er dachte immer: Ich bin nicht gut genug.
Liebe Konfis, wir sind gut genug für Gott, weil er uns liebt, weil wir seine geliebten Kinder sind. Gott macht uns gerecht, kompatibel, frei. Er will Gemeinschaft mit uns – so sind wir Gerechte.

 Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum, er wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.
Die gepflanzt sind im Hause des Herrn, werden in den Vorhöfen unsres Gottes grünen.
Zu einem schönen Haus gehört ein Garten, geschützt durch eine Mauer. Im Vorhof plätschert ein Brunnen. Der Duft von Blüten. Unter Bäumen sitzt man im Schatten. Herrlich! Wie schön ist erst das Haus Gottes! Wer dort aufwachsen kann, hat Glück gehabt.
Ihr seid gepflanzt im Haus Gottes.
Das Haus Gottes ist mehr als unsere Kirche, aber es ist auch unsere Kirche. Das Haus Gottes ist ein Ort, an dem wir spüren, dass Gott gut ist und Gutes für uns will. Hier feiern wir Gott und spüren seine Nähe. Das Haus Gottes ist ein Ort der Kraft, geheimnisvoll und schön, wie der Garten mit seinem Brunnen und dem Duft.
Schaut einmal nach oben! Unsere „Himmelswiese“. Eine Vielzahl schöner Pflanzen hat der Künstler gemalt, Heilkräuter und Phantasiepflanzen. Es ist schön bei Gott. Das wollte er sagen.
Wir wollten euch in diesem Jahr zeigen, dass wir das Haus Gottes lieben, also jeden Ort, an dem wir Kirche und Gemeinde Gottes erleben.
Ihr seid gepflanzt im Haus Gottes. Ihr gehört zu Jesus Christus und zu Gott. Durch eure Taufe habt ihr schon längst tiefe Wurzeln. Sammelt das Leben, wie die Wurzel Wasser und Nähstoffe aus dem Boden holt, wie die Blätter vom Licht leben! Bei eurem Bibel-Garten-Projekt lernt ihr etwas über den Boden und die Pflanzen. In Israel gibt es karge Wüstenlandschaften, wo die Pflanzen sich kaum behaupten können.
Manchmal geht es uns wie in einer Wüste: wenn wir traurig sind, wenn wir mit Misserfolgen und Konflikten fertig werden müssen.  Oft möchte man auch einfach so im Garten sein,  zu sich kommen, auftanken. Kommt in das schöne Haus mit seinem Garten und dem Brunnen! Da dürft ihr immer sein. Ihr seid gepflanzt im Haus Gottes.

Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum, er wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon. Stolze Bäume werdet ihr sein, wie eine Palme oder eine Zeder. Anders gesagt: aufrechte, starke, gute Frauen und Männer werdet ihr sein.
Als Jugendlicher fragt man sich: Was wird aus mir? Da ist noch so viel unklar. Wie will ich sein? Was ist mein Weg? Man sieht immer die anderen, die so cool sind, und fragt sich: Schaffe ich das auch, dass andere mich cool finden und dass ich mit mir selbst zufrieden bin?
Glaubt mir: Etwas Gutes wird aus euch. Ihr wisst, wie verletzlich wir sind, wie sehr uns manches zusetzt, wenn andere uns ablehnen oder wenn wir keinen Erfolg haben. Trotzdem, gerade in den schwierigen Erfahrungen wachsen wir. Wir erkennen, wer zu uns hält. Wir erfahren: Da sind meine Wurzeln, zum Beispiel in meiner Familie, in meinem Glauben, auch in der Gemeinde. Wir bekommen Kraft, damit wir für andere da sind, damit wir ehrlich sind und andere sich auf uns verlassen können.
Gott hat Gutes mit euch vor. Wie ein Palmbaum, wie eine Zeder sollt ihr an eurem Platz stehen zur Freude Gottes und der Menschen.

Ihr seid gerecht, weil Gott Ja zu euch sagt.
Ihr seid gepflanzt im Haus Gottes.
Ihr werdet grünen und wachsen wie stolze Bäume.
Amen