Du stellst meine Füße auf weiten Raum, Predigt zur Konfirmation

Predigt am 13.5.18 von Andreas Hansen über Ps 31,9

Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Euer Motto. Gott schenkt mir Freiheit. Seit eurem Gottesdienst im Februar hängt das Mobile mit euren Füßen hier in der Kirche. Ein Dreivierteljahr reicht nicht aus um auszuloten, welche Freiheit Gott uns schenkt. Aber vielleicht seid Ihr auf den Geschmack gekommen das herauszufinden.
Glaube an Jesus heißt: Gott nimmt mich an. Ich muss nichts aus mir machen. Ich muss nicht cool, erfolgreich, perfekt sein.
„Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum. Ich darf sein, so wie ich bin.“ Was mich angreift, macht mein Herz eng: Das blöde Gerede von anderen, die Angst, nicht gut genug zu sein, Streit und Traurigkeit, Hetze und Stress, Misserfolg und Ablehnung – vieles kann mich geradezu lähmen und eng machen.
Weiter Raum heißt: Ich kann umgehen mit dem, was mich angreift. Es macht mir zu schaffen, aber es macht mich nicht fertig. Weil ich in einem tiefen Sinn frei bin: geliebt, angenommen, stark, frei. Gott hat mir das Leben geschenkt. Gott sagt ja zu meinem Leben. Das ist stärker als alles.
Was mich eng macht, verliert seinen Schrecken.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Ihr selbst habt den Psalm übertragen – ich zitiere ein paar Sätze, die Ihr für den Gottesdienst im Februar geschrieben habt: „Herr, ich vertraue dir, bitte hilf mir, dass ich nicht mehr verletzt werde.   Du bist stark und willst mir den richtigen Weg zeigen. Du willst mich vor den Menschen schützen, die mir Böses antun wollen. Ich freue mich, dass du mir beistehst in den schweren Situationen. Du schenkst mir Mut und Vertrauen.“

Mut und Vertrauen brauchen wir – weiten Raum. Da ist Tina. Sie nimmt sich vor, ein Fest zu feiern. Eine große Sache soll es werden. Sie stellt es sich schön vor: mit ihren Freunden, mit guter Stimmung, Musik, Tanz, ihr Fest. Sie überlegt und plant. Aber dann ist so ein Stress in der Schule. Sie hat keine Zeit und muss jede Minute lernen. Wenn sie an die Arbeiten denkt, bekommt sie Bauchweh. Ihr Fest muss warten. Tina erzählt einer Freundin von ihrem Plan und erlebt eine üble Enttäuschung. Die macht sich lustig über ihre Idee. „Tina Partystar“ schreibt sie unter ein peinliches Bild von ihr und stellt es ins Netz. Sie hat Angst: Was denken die anderen jetzt über mich? „Lass es sein mit dem Fest. Das schaffst du nicht! Du holst dir nur noch mehr Ärger.“ meint der Vater. Aber die Mutter sagt: „Versuch es! Jetzt erst recht.“ Und so lädt Tina schließlich doch ein zu ihrem Fest. Ein paar Freunde helfen ihr. Sie schmücken den Raum, sorgen für Musik, die Mutter für etwas zu essen. Als es soweit ist, ist Tina total aufgeregt. Aber dann kommen alle, die sie eingeladen hat. Die Stimmung ist super. Allen gefällt es. Niemand macht Ärger. Und Tina ist glücklich und stolz über ihr Fest. Sie hat es geschafft.
Weiter Raum: „Ich kann eigene Schritte tun, mir selbst etwas zutrauen, meinen Weg finden. Ich kann auch verkraften, wenn etwas misslingt, wegstecken, was enttäuschend ist. Ich bekomme die nötige Kraft.“
Ich wünsche Euch sehr, dass Ihr so etwas erlebt, dass Ihr selbst etwas bewegen könnt und es euch zutraut. Und ich wünsche euch, dass euer Leben zumindest hin und wieder wie ein Fest ist, leicht, fröhlich und hoch gestimmt.

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.  „Du“ – Gott ist ein Gegenüber, ein Du. Der Psalmbeter oder die Beterin freut sich über Gott wie über einen Freund. Mit einem Freund kann ich reden. Er lässt mich gelten, auch wenn wir nicht der gleichen Meinung sind. Er will wissen, wie es mir geht. Ich muss ihm nichts vormachen. Natürlich ist Gott noch ganz anders als ein Freund. Wie einen lieben Vater sollen wir Gott anreden, sagt Jesus. Wie eine Mutter will ich euch trösten, heißt es auch einmal von Gott. Oder Propheten sprechen davon, dass Gott wie ein eifersüchtiger Liebhaber um sein Volk wirbt. Das alles sind nur Versuche zu beschreiben, wie Gott ist, wie er zu uns kommt. Immer ist da eine Beziehung, ein Gegenüber, ein Du, nicht nur ein Begriff.
Viele sagen: „Ich glaube schon irgendwie an Gott, an eine höhere Macht.“ Vielleicht stellen sie sich Gott vor wie einen riesengroßen Magneten. Da ist eine Kraft, die einfach immer wirkt. Und wir sind im Kraftfeld. Aber so ein Magnet ist kalt und leblos.   Zu dem kann ich nicht du sagen. Gott ist lebendig, leidenschaftlich, liebevoll.    Martin Luther nannte ihn einmal einen glühenden Backofen voll Liebe. Er will, dass ich lebe. Er, oder sie, spricht mich an – und wartet dringend auf meine Antwort.
Ich wünsche Euch sehr, dass Ihr dieses Du wagt, dass Ihr beten könnt – darin lebt die Beziehung. Ich wünsche Euch, dass Ihr erlebt, wie befreiend, wie gut es ist, wirklich von Herzen sagen zu können: „Du bist mir wie ein Freund, wie Vater und Mutter, wie Liebe. Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“

Der weite Raum bedeutet Freiheit. Wer ist frei? Einer lässt seine Freundin sitzen und sagt: „Ich hab keine Lust mehr. Du nervst. Ich brauch meine Freiheit.“ Solche Typen, die so reden und handeln, gibt es. Sie kann froh sein, dass sie ihn los ist, nicht wahr? Dieser Typ ist rücksichtslos, gemein und vor allem egoistisch – frei ist anders; der weite Raum ist anders.
Sicher gehört dazu auch die Freiheit nein zu sagen, wenn etwas in die falsche Richtung läuft, noch einmal neu und anders zu beginnen.
Wer ist frei? Frei ist, wer sich getraut ja zu sagen: Ja zu einer Aufgabe, ja zu einer Beziehung, ja zu Verantwortung. Denn dann muss ich mich einsetzen. Dann schaue ich nicht nur auf mich und wozu ich gerade Lust habe, sondern auf die Sache und die Menschen, für die ich mich einsetze. Zum Beispiel, wenn sich alle über einen lustig machen, laut zu sagen: Das ist nicht recht, dass   ihr ihn mobbt. Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“
Frei ist, wer sich getraut, sich zu entscheiden.
Ich wünsche euch die Freiheit ja zu sagen, ja zu guten Zielen, für die ihr euch einsetzt, ja zu Menschen, für die ihr euch entscheidet, und auch ja zum Glauben an Gott und zur Gemeinschaft der Glaubenden.
Verlasst euch darauf! Es ist wahr: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Amen