Christvesper

(Lied 27,1-3+6 Fröhlich soll mein Herze springen)

Gott „schließt auf die Tür zum schönen Paradeis“
„Gott sei Lob, Ehr und Preis.“
Es ist wahr: Du, Gott, kommst zu uns.
Es ist wahr: Du bist bei uns, in unserem Leben.
Wir rechnen oft nicht mit dir.
Als ob du nicht da wärest – so leben wir.
Die Krisen unserer Tage bedrängen uns.
Wir fragen uns: wie geht es weiter?
Du bist da, bei den Menschen in Krieg und Angst,
in unseren Sorgen um das Klima und um die Zukunft.
Du kommst zu uns.
Alles kann neu werden, denn du bist da:
Frieden, dein Frieden, wo wir nichts zu hoffen wagten.
Leben, jeder Atemzug dein Geschenk.
Dir sei Lob, Ehr und Preis.
Amen

Lobgesang der Maria (Lk 1,46ff):
Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen.
Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.
Denn er wendet sich mir zu,
obwohl ich nur seine Dienerin bin.
Von jetzt an werden mich alle Generationen
glückselig preisen.
Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.
Sein Name ist heilig.
Er ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen –
von Generation zu Generation.
Er hebt seinen starken Arm
und fegt die Überheblichen hinweg.
Er stürzt die Machthaber vom Thron
und hebt die Unbedeutenden empor.
Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben
und schickt die Reichen mit leeren Händen fort.
Er kommt seinem Diener Israel zu Hilfe
und erinnert sich an seine Barmherzigkeit.
So hat er es unseren Vorfahren versprochen:
Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeit!
Amen

(Lied 23,1+4 Gelobet seist du Jesus Christ)

Maria singt. Aus tiefstem Herzen lobt sie Gott.
Alles in mir jubelt vor Freude über Gott,
so singt sie, weil sie jetzt weiß: Es ist wahr.
Es ist wahr: Gott ist hier – in meinem Leben.
Es stimmt, was Gott mir gesagt hat.
Es ist wahr: Gott hilft seinem Volk auf.
Und wenn das wirklich wahr ist – Gott hier bei uns, in unserem Leben, in meinem Leben – wenn das stimmt, dann muss nichts bleiben, wie es ist,
dann ist Frieden und Versöhnung möglich,
dann kann es eine Gerechtigkeit für alle geben,
dann ist Erlösung kein leeres Wort.
Ist das schön, oder zu schön um wahr zu sein?
Wenn Lukas seine Weihnachtsgeschichte aufschreibt, dann jubelt alles in ihm vor Freude über Gott. Lukas beginnt wie ein Historiker, aber was ihn so froh macht, ist mehr als Geschichte, die irgendwann geschehen ist. Hören wir:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Der Gegensatz könnte nicht größer sein: Hier Kaiser Augustus im Zentrum der Weltmacht. Ein Wort von ihm und alle müssen springen. Und dort in der fernen Provinz, in einer kleinen Stadt, ein Baby in Windeln in einer Futterkrippe, unter so schlimmen Umständen geboren – es ist fast schon ein Wunder, dass Mutter und Kind das überstehen – klein und machtlos ist das Kind, und doch ist in ihm Gott, Gott selbst so verletzlich.
Augustus wird zur Randnotiz in der Geschichte. Seine Zeit ist vorbei. Seine Macht ist zerbrechlich.
Das ist schön: Alle zittern vor den Putins und Xis und wie die Herren der Welt heißen. Aber ihre Zeit vergeht und sie müssen gehen. In dem elenden Stall geschieht die wahre Zeitenwende.
Unser Herr kommt. Wunderbar und wahrhaftig.
Alles in uns jubelt vor Freude über Gott.

(im Gottesdienst singt hier die Kantorei – statt dessen Lied 45,1 Herbei o ihr Gläubigen)

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Viel zu groß ist die Wahrheit Gottes für uns.
Als hätte einer sein ganzes Leben in einer dunklen Höhle verbracht und steht plötzlich im unerträglich hellen Sonnenlicht. Die Klarheit Gottes ist zu viel für die Hirten. Große Furcht erschüttert sie, bevor sie von der großen Freude hören. Auch was der Engel ankündigt, ist nicht zu fassen: Heiland, Retter der Welt – so nennt sich der Kaiser in Rom – Christus, das ist der Messias, auf den Israel so sehr hofft – der dritte Titel HERR, Kyrios steht gar für den unaussprechlichen, heiligen Namen Gottes.
Ist das wahr? Der Heiland, der Christus, der HERR? Der heilige, ewige Gott bei uns, bei den Hirten damals, bei uns heute?
Sie sollen sehen: Ja, es ist wahr! Das Kind in Windeln in der Krippe sollen sie sehen. Windeln trägt ein Mensch am Anfang und zum Teil auch am Ende seines Lebens. Bedürftig nach Schutz, Zuwendung, Pflege – so ist der Mensch. Gott nimmt unsere Bedürftigkeit und Verletzlichkeit an. Viel zu groß ist die Wahrheit Gottes für uns. Noch größer ist das Geheimnis, dass Gott sich so klein macht um bei uns zu sein. Darum brechen die himmlischen Heere in Jubel aus: Gottes Friede kommt auf die Erde zu den Menschen, denn er liebt sie.

(Lied 54,1+3 Hört der Engel helle Lieder)

Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Sie haben es gesehen, das Kind in der Krippe. Jetzt erschrecken sie nicht mehr. Die große
Freude ist angekommen, macht ihre Herzen hell und ihre Zunge geläufig. Sie werden selbst zu Gottesboten – alle wundern sich über ihre Worte. Sie haben erkannt: Ja, es ist wahr.
Es ist so, wie der Engel sagte:
Gott ist in diesem Kind. Gott ist bei uns.
Es ist wahr: Wir hoffen nicht vergeblich auf ein Ende von Krieg, Unrecht und Leid.
Die Hirten jubeln. Sie preisen und loben Gott. Alles in ihnen jubelt vor Freude.
Wie Maria möchte ich in meinem Herzen bewegen, was ich von Gott höre.
Wie die Hirten möchte ich zum Kind in der Krippe gehen. Wie sie möchte erfüllt werden von der Freude.
Amen

(Lied 37,1-3 Ich steh an deiner Krippen hier)

Du, unser Gott, so klein und schwach und bedürftig kommst du zu uns.
Du verzichtest auf die Macht. Du gehörst zu denen,
die Opfer von Gewalt und Unrecht sind.
Hilf uns, dass wir glauben wie die Hirten.
Trotz allem, was uns in dieser Zeit bedrängt:
Du kommst zu uns.
Mach deine Wahrheit groß in uns.

Wir bitten dich für die Traurigen:
Richte sie auf, tröste sie.
Wir bitten für Menschen in Not:
Zeige ihnen deine Güte durch Mitmenschen,
die ihnen beistehen.
Wir bitten für die Verzweifelten:
Schenke ihnen neue Hoffnung.
Auch durch uns zeige den Menschen,
was deine Kraft und Güte vermag.
Mach uns zu Botinnen und Boten
der Freude darüber, dass du bei uns bist.

Vaterunser

Segen

(Lied 44 o du fröhliche)