Christvesper Lk 2,1-17

Predigt am 24.12.14 von Andreas Hansen über Lk 2,1-17

Christvesper, Textlesung, EG 54, Predigt in drei Teilen, zwischen den Teilen der Predigt singt die Kantorei

Auf einmal ist da Licht. Ich blinzele in´s Helle. Was ist das? Wer ist die Gestalt da? „Fürchtet euch nicht! Seht, eine große Freude!“ Eine große Freude? Mir tränen die Augen. Vorgestern hab ich vor Freude geweint. Zwei Tage hatten wir meinen Freund Daniel gesucht. Er musste irgendwo in der Wüste sein. Zwei Tage! Dann fand ich ihn in einer Felsspalte. War ich froh! Er war verletzt, fast verdurstet, aber er lebt. Und wie sich seine Frau Hanna gefreut hat!

Große Freude: wie wenn meine geliebte Michal mich anlacht, ihre Augen lachen mir zu und alles ist schön. Oder wenn ich mit den Tieren ganz oben auf der Weide bin. Stundenlang kann ich stehen und alles andere vergessen und nur schauen, schauen, die Vögel am Himmel, unten im Tal der Fluss, wunderschön.

„Große Freude für alle Menschen.“ So hat er gesagt. „Der Heiland hier in Bethlehem“ – wie kann das sein? Auf einmal ist alles voller Jubel. Als ob alle Engel singen, als ob sich die ganze Schöpfung freut. Es war ein Engel! Was hat er gesagt? Ein Kind in einer Futterkrippe? Ich muss dorthin gehen. Ich muss sehen, was da ist.

Und nun stehe ich da, schaue das Kind an, denke an die Engel. Ich versuche, den Eltern zu sagen, was ich erlebt und gehört habe, aber wie sagt man so etwas? Ich bestaune das Kind. Du Kind von Gott, Kind, so sehr ersehnt. Zu uns kommst du. So klein und zerbrechlich bist du. So lieb und nah bist du mir. Was wohl aus dir wird? Was bringst du mir, Gotteskind? Und was kann ich für dich tun? Ich denke wieder an die Worte des Engels: Große Freude für euch und alle Welt. Der Heiland ist geboren.

Kantorei

„Große Freude herrscht in der ganzen Provinz Syrien, dass du, Augustus, Sohn des göttlichen Caesar, du, unser Heiland, unser Retter, allen Menschen Frieden geschenkt hast. Die Barbaren in dieser entlegenen Gegend, vor allem aber die aufsässigen Judäer und Galiläer mit ihrer engstirnigen Religion, werden bald einsehen, dass dein Friede auch ihrem Wohle dient. Ich danke dir, mein Caesar, dass du mich mit der Regierung der Provinz Syrien betraut hast. Mit Hilfe der vier Legionen Soldaten wird bald Ruhe einkehren. Ein erster Schritt ist getan: die gerade begonnene Volkszählung. Ich werde über das Ergebnis berichten. In Treue und Verehrung, Dein Publius Quirinius, Statthalter in Syrien“

Wie ein Gott lässt sich Augustus verehren. Die Völker zittern, wenn er Frieden sagt. pax augusta. So ist es damals und heute in den Zentren der Macht. Ein Leben zählt nichts. Das Recht schützt nur wenige. George Bush sprach von Frieden und ließ foltern. Wladimir Putin spricht von Schutz seiner Landsleute und überfällt die Ukraine. Der IS spricht von göttlichem Recht und bringt grausamen Terror. Der Frieden des Augustus ist ein düsterer Schatten. Die Armut wächst und auch der Groll. Die Welt ist zerrissen von Gewalt und Unrecht. In diese Welt kommt Gott. Er kommt nicht in Rom, sondern in der fernsten Provinz. Er kommt nicht zu den Mächtigen, sondern zu denen, die herumgescheucht werden. Ein Kind armer Leute. So kommt Gott. Über dieses Kind in der Futterkrippe jubeln die himmlischen Mächte. Große Freude. Frieden auf Erden, Frieden allen Menschen, denn Gott liebt sie.

Kantorei

„Komm, freu dich mit mir!“ Der Vater ist so glücklich, dass sein Jüngster zurückgekehrt ist. Zerlumpt und elend kommt der Sohn daher, und der Vater läuft ihm entgegen und nimmt ihn in die Arme. Sein Erbe hat er verprasst, den halben Hof verspielt, und der Vater gibt ein Fest für ihn. Aber er kommt zurück. Er ist wieder da. So glücklich ist der Vater, so groß die Freude. Der ältere Sohn will nicht mitfeiern. Er ist sauer über diesen Nichtsnutz von Bruder. Er ärgert sich über den gütigen Vater. Aber der Vater lädt ihn ein: „Komm, freu dich mit mir!“ So erzählt Jesus von Gott. Gott ist der gute Vater. Er freut sich über sein Kind, das zu ihm zurückkommt.

Große Freude für alle Menschen verkündet der Engel. Von der Freude Gottes erzählt Jesus. Die Freude ist der rote Faden des Evangeliums. Jesus heilt Menschen. Jesus geht zu den Verlorenen und freut sich, wenn er sie erreicht. So sehr liebt uns Gott. Keinen gibt er verloren. So sehr liebt Gott die Welt. Er findet sich nicht ab mit dem falschen Frieden. Er kommt in unsere Welt. Er kommt uns entgegen, so, wie wir sind. Große Freude: Gott sehnt sich nach uns wie der gute Vater. Jubel erfüllt alle Himmel: Gott kommt zu uns in dem Kind von Bethlehem. Der zerrissenen Welt, den geplagten Menschen, will er Frieden schenken. Über jeden Schritt zum Frieden freut er sich. Ganz klein macht Gott sich, ein Kind. Kommt, freut euch mit Gott! Feiert mit ihm die große Freude! Amen