Predigt am 12.8.18 von Andreas Hansen über Gal 2,16+19-21
Vor der Predigt werden drei Kinder getauft - einer Taufsprüche ist Gal 3,26: Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus
„Sie nennen euch Christen.“
„Ach wirklich?“ Paulus ist überrascht. Das hört er zum ersten Mal. Christianoi, Christusleute, das passt, denkt er.
„Und wo finde ich die Christen?“ Er bekommt eine Wegbeschreibung und sucht, bis er in der großen Stadt Antiochia in Syrien das Haus findet, in dem die Gemeinde sich trifft. Petrus ist schon da. Er ist aus Jerusalem gekommen. Paulus freut sich, ihn nach vielen Jahren wieder zu sehen.
Dann sitzen sie miteinander am Tisch und essen, alle zusammen, Sklaven und Freie, Männer und Frauen, Juden und Nichtjuden aus vielen Völkern.
„Hast du gehört, Petrus, hier nennen sie uns Christen. Das passt zu unserer Gemeinde, nicht wahr?“ „Ja, wir alle glauben, Jesus ist der Christus.“ „Und nun tragen wir seinen Namen.“
Aber dann kommen andere Leute aus Jerusalem. Jakobus, der Bruder des Herrn schickt sie. Auf einmal ist Petrus anders. Er setzt sich nur mit Juden an einen Tisch. Sie essen nicht mehr mit den Nichtjuden. Sie wollen, dass alle die Sabbatgebote halten.
Da stellt Paulus ihn zur Rede: „Das kannst du nicht machen, Petrus! Wir alle sind doch jetzt Christen. Christus hat uns befreit und zu Gott gebracht. Aber jetzt kommt ihr und wollt, dass wir alle Juden werden? So geht es nicht!“
Aus einer kleinen Gruppe am Rand des Judentums wird eine neue Religion. Der Streit zwischen den Judenchristen und den Heidenchristen und später zwischen Juden und Christen ist im NT oft zu spüren. In Jahrhunderten haben wir Christen über die Juden unendliches Leid gebracht.
Ohne die Wurzeln im jüdischen Glauben können wir Jesus, Paulus und das Christentum nicht verstehen. Während die Juden uns Christen nicht brauchen.
Damals musste Paulus die neu entstehende Gemeinde der Christen schützen. Ein paar Jahre später begegnet ihm der Konflikt wieder in der Provinz Galatien – das ist etwa bei Ankara.
Paulus schreibt im Brief an die Galater: Gal 2,16+19-21 (NGÜ):
Aber wir wissen, dass der Mensch nicht durch das Befolgen von Gesetzesvorschriften für gerecht erklärt wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus. Darum haben auch wir unser Vertrauen auf Jesus Christus gesetzt, denn wir möchten vor Gott bestehen können, und das ist – wie gesagt – nur auf der Grundlage des Glaubens an Christus möglich, nicht auf der Grundlage der Gesetzeserfüllung. Niemand steht durch das Befolgen von Gesetzesvorschriften vor Gott gerecht da. .
In Wirklichkeit jedoch habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun; ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um von jetzt an für Gott zu leben; ich bin mit Christus gekreuzigt.
Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.
Ich weise Gottes Gnade also nicht zurück, denn das Gesetz kann uns nicht dazu verhelfen, vor Gott gerecht dazustehen. Wäre es anders, dann hätte Christus nicht sterben müssen.
Verrückt sieht er aus mit seinen Ringen im Ohr und in der Nase und den Tatoos auf den Armen. Aber die Alten im Heim lieben ihren Karli. Mit großer Geduld und Freundlichkeit ist er für sie da. Sein seltsames Outfit stört sie schon lang nicht mehr. Sie freuen sich über den hilfsbereiten jungen Mann. Er bringt seine Leute auch zum Gottesdienst, schiebt Rollstühle, schlägt Gesangbücher für sie auf, ist da, wenn jemand mal raus muss. Er singt nicht mit und sitzt eher unbeteiligt da. Vermutlich hat er keine Ahnung und war sonst noch nie im Gottesdienst.
Aber eines Tages geht er zum Pfarrer und sagt: Ich will getauft werden. Darauf ist der Pfarrer nicht gefasst. Noch weniger auf Karlis Begründung: „Das find ich toll, wie Jesus sich um die Leute kümmert und ihnen hilft, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Das ist cool. So will ich das auch machen.“ Der Pfarrer sieht ihn an: so ein komischer Vogel! geht das so einfach? Der passt überhaupt nicht in unsere Gemeinde. Aber dann fällt dem Pfarrer Paulus ein: Sklaven und Freie, Männer und Frauen, Judenchristen und Christen aus den Völkern – alle sind durch Christus ein neuer Mensch geworden, alle haben Christus angezogen, alle glauben an Jesus Christus und wollen ihm folgen – darauf kommt es an.
„Schön“, er lacht Karli an und ist doch irritiert von seinem Nasenring. Karli grinst. Der Pfarrer sagt: „Die Christen waren schon immer ein bunter Haufen. Aber alle sind wir durch Jesus Gottes Kinder. Wann etwa soll die Taufe sein?“
Wer ist Gott recht? Wer kann vor ihm bestehen? Wenn wir genau hinschauen: Keiner. Keine und keiner von uns ist gut genug, heilig genug. Wir erschrecken, zu was für Grausamkeiten Menschen fähig sind. So sind wir doch nicht! Und verletzen im nächsten Augenblick einen Mitmenschen, weil wir unbedingt recht haben wollen, uns durchsetzen, zurückschlagen oder einfach egoistisch handeln.
Wir widersprechen dem Gebot, unseren Mitmenschen und so auch Gott und uns selbst zu lieben. Wir wenden uns ab von Gott – Sünde ist das. Nein, bestehen können wir nicht vor Gott.
Aber Gott wendet sich dennoch uns zu. In Jesus Christus ist er ganz bei uns und will uns bei sich. Wir sind Gott recht, weil er uns will. Er schenkt uns Gemeinschaft. Er lädt uns ein. Wir müssen nichts tun, nur seine Einladung annehmen und ihm vertrauen. Paulus schreibt: „ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Paulus erträgt es nicht, wenn Petrus plötzlich nichts mehr mit den Nichtjuden zu tun haben will. Und er wird in seinem Brief an die Galater grob, weil sie den Glauben an Jesus Christus verfälschen und verraten. Er schimpft: „Wir sind Christen. Christus ist die Tür zu Gott. Außer Christus brauchen wir nichts. Wer etwas anderes lehrt und meint, das Befolgen von Geboten bringt uns zu Gott, der soll verdammt sein.“
So wütend und hart ist Paulus in seinem Brief.
Wir sind Christen. Wir sind ein bunter Haufen, aber wir gehören zusammen durch Jesus Christus. Wir sind nicht besser als andere, aber wir vertrauen auf Christus und versuchen, ihm zu folgen. Wir sind Christen und glauben, dass wir Gott recht sind, weil Gott uns in Christus seine Liebe schenkt.
Paulus schreibt auch: „Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir.“ Wir sind eins mit Christus, Gottes geliebte Kinder. Amen