Archiv der Kategorie: Predigten

Mt 28,16-20

Predigt am 12.7.15 von Andreas Hansen über Mt 28,16-20

vor der Predigt wurden zwei Kinder getauft und wir sangen das Taizélied Christus, dein Licht

„Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.“

Wir leben im Licht, liebe Gemeinde.
Wir haben die Taufkerzen an der Osterkerze angezündet. Wir leben von Ostern her.
Wir sind getauft und gehören zu Jesus.
Wir leben im Licht, weil Jesus auferstanden ist.
Aber hier in der Kirche ist ganz groß Jesus am Kreuz, ein Mensch am Ende, nicht ein strahlender Sieger. Gott lässt sich ein auf das Dunkel.
Jesus kommt in das Dunkel der Welt.
Er ist bei den Menschen im finsteren Tal.
Selbst wenn wir ganz unten sind, ist er bei uns.

Hören wir den Predigttext, die letzten Verse des Matthäusevangeliums. Der auferstandene Jesus spricht zu seinen Jüngern und zu uns.

Mt 28,10+16-20
Da sagt Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht!
Geht und sagt meinen Brüdern, dass sie nach
Galiläa gehen sollen, dort werden sie mich sehen. …
Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa,
auf den Berg, wohin Jesus sie befohlen hatte.
Und als sie ihn sahen, warfen sie sich nieder;
einige aber zweifelten.
Und Jesus trat zu ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Die Jünger knien nieder dort auf dem Berg. Jesus ist ihnen so nah wie der beste Freund. Er hält zu ihnen. Er hört ihnen zu und versteht.
Zugleich spüren sie: Jesus ist von Gott. Er ist heilig und mächtig wie Gott. Gott ist bei uns, Gottes Sohn. Darum knien sie nieder.
„einige aber zweifelten“

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Lk6,36-38

Predigt am 28.6.15 von Andreas Hansen über lk6,36-38

Predigt im gemeinsamen Gottesdienst mit der Gemeinde Sundhouse in Sundhouse

Lk 6,36-38

Jesus Christus spricht:
Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.
Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Sprecht frei, und ihr werdet freigesprochen werden.
Gebt, und es wird euch gegeben werden.
Ein volles Maß wird man euch in den Schoß schütten, ein reichliches Maß, bis an den Rand gefüllt und überfließend. Denn das Maß, das ihr verwendet, wird auch bei euch verwendet werden.

Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.
St. Petersburg, die Stadt der Zaren, wird 1924 in Leningrad umbenannt. Dort gibt es eine Straße mit dem Namen Barmherzigkeitsstraße. Auch sie bekommt einen neuen Namen: Straße der Textil-arbeiter heißt sie. Das Wort Barmherzigkeit passt nicht in die Sprache der Sowjetunion. Niemand soll auf Barmherzigkeit angewiesen sein. Jeder Mensch soll bekommen, was ihm zusteht, was gerecht ist. Alle sollen gleich sein. Barmherzig können Fürsten gegenüber ihren Leibeigenen sein. Aber ihre Zeit ist vorbei. Barmherzigkeit ist nicht mehr nötig in der neuen Zeit. Auch einen barmherzigen Gott brauchen sie da nicht.
Leningrad heißt wieder St. Petersburg. Ob es die Barmherzigkeitsstraße wieder gibt, weiß ich nicht.

Ach, hätten wir doch viele, viele Straßen der Barmherzigkeit und noch viel mehr Menschen, die Jesus folgen und barmherzig sind!

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Lk15,11-32

Predigt am 14.6.15 von Andreas Hansen über Lk15,11-32

Gott wohnt in der Freude.
Er feiert gern. Musik und Tanz liebt er.
Wenn Jesus in Bildern von Gott erzählt, dann wird bei ihm oft gefeiert: Gastmähler, Feste, Hochzeiten. Jesus selbst feiert gern, aber darüber rümpfen manche die Nase.

Gott wohnt in der Freude.
Seine Schöpfung ist ein großes Fest, unglaublicher Reichtum an Formen und Farben, wunderbare Schönheit und Ordnung, das Leben: ein Wunder Gottes. Jeden Morgen schaut Gott in der Badischen Zeitung zuerst das Foto des Tages an und sagt oft: „Ja, super, so schön!“

Gott wohnt in der Freude.
Gott schenkt Menschen eine neue Chance, wo sie nicht mehr weiter kommen. Gott freut sich über uns. Er will, dass unser Leben gelingt.
Er leidet mit jedem Schmerz und ist zornig, wenn wir einander das Leben zur Qual machen. Und Gott überrascht uns gerne.

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5.Mose 6,4-9

Predigt am 7.6.15 von Andreas Hansen über 5.Mose 6,4-9

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.

„Biep“, macht das Smartphone. Eine Mail oder eine SMS ist angekommen. Jemand will uns etwas mitteilen. „Biep“ – zigmal am Tag.
Das Smartphone ist immer dabei, in der Handtasche, in der Hosentasche, in der Hand. Wir hören den Signalton; wir sind erreichbar.
„Biep“ – „Hör zu! schau her! ich will was von dir, ich hab was für dich.“
Wohl dem, der im Notfall ein Gerät hat, mit dem er Hilfe holen kann, wenn das Auto liegen bleibt oder Schlimmeres. Aber schrecklich, wenn das Gerät alle Aufmerksamkeit frisst. Das Baby brabbelt im Kinderwagen, aber die Mama hat nur Augen und Ohren für ihr Smartphone. Zweie sitzen am Tisch zusammen und jeder starrt auf dem kleinen Bildschirm.
Viele wollen unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Tausende von Werbeimpulsen sehen und hören wir Tag für Tag. „Hör zu, schau her, ich will was von dir, ich hab was für dich.“ Markennamen sollen sich im Kopf festsetzen. Produktdesigner wollen uns ein Lebensgefühl verkaufen. Unzählige Informationen sollen uns erreichen. Viele Stimmen sagen: „Hör mir zu!“
Sie wollen uns beeinflussen oder auch manipulieren. Eine Flut von Eindrücken.
Wir können uns fast nicht entziehen.
Wer meint es ehrlich mit uns?
Auf wen sollen wir hören?
Letztes Jahr erschreckte uns der ADAC mit gefälschten Umfragen. Die Fifa geht gerade im Korruptionssumpf unter. Geheimdienste zapfen Facebook und Twitter an. Immer wieder bekommt unser Vertrauen einen Knacks.
Wer sagt die Wahrheit?
Auf wen können wir hören?
Wie können wir uns schützen vor
den falschen Stimmen?

„Höre Israel!“, ruft Gott. „Hört zu, ich hab was für euch, ich will was von euch. Ich will euer Gott sein, ich allein.“ „Höre“ – immer ist Gott da. Am Morgen und am Abend betet ein frommer Jude das Sch`ma. An der Tür hängt eine Mesusa, eine Kapsel mit einem Zettel darin, darauf steht das „Höre Israel“. „Wenn du kommst und wenn du gehst, denk an Gott!“ Zum Gebet binden sich Juden ähnliche Kapseln an den Arm – „Bei allem, was du tust, denk an Gott!“, und an die Stirn – „In allem, was du wahrnimmst, denk an Gott!“ Gott will sich im Gedächtnis und im Herzen festsetzen. „Höre Israel“ – auch auf dem Sterbebett sollen das die letzten Worte sein. „Halt dich fest an Gott! Vertrau auf ihn allein im Leben und im Sterben!“

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Joh 3,1-8 Trinitatis

Predigt am 31.5.15 von Andreas Hansen über Joh 3,1-8

Trinitatis, Fest des dreieinigen Gottes

Jesus ist allein mit seinen Jüngern und fragt sie: „Für wen halten mich die Leute?“ Sie erzählen: „Manche sagen, mit dir ist Johannes der Täufer zurückgekehrt. Andere meinen, du bist Elia. Oder mit anderen Propheten vergleichen sie dich.“ „Und ihr, für wen haltet ihr mich?“ Simon ergreift wie immer als erster das Wort: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ „Glücklich bist du, Simon Petrus, denn das hat dir nicht menschliche Klugheit, sondern mein Vater im Himmel offenbart.“ (nach Mt 16,13-17)

Simon denkt: „Es genügt nicht, dich einen besonderen Menschen zu nennen, einen Propheten wie die anderen, einen Menschen mit besonderen Gaben zu heilen und zu reden. Das alles bist du ja wirklich: ein besonderer Mensch, ein Prophet, ein Mensch mit wunderbaren Gaben von Gott. Du feierst, lachst und singst mit uns. Du kannst zornig und traurig sein wie wir. Ich verstehe dich nicht immer und ich bin nicht immer deiner Meinung, aber ich hänge an dir wie an keinem anderen Menschen.“ So ungefähr geht es Simon durch den Kopf. Aber da ist noch mehr, noch etwas anderes, etwas in einer ganz anderen Dimension: „Ich glaube an dich, Jesus, wie ich an Gott glaube. Ich glaube, du bist eins mit Gott. Wie kann ich das sagen? Du bist der Sohn Gottes, der Christus.“

So denkt und glaubt Simon Petrus. So glauben wir Christen. Was Petrus ausspricht, ist der Kern unseres Glaubens: Jesus ist der Herr. Gott und Jesus sind eins. Jesus ist Gottes Sohn. Und Jesus antwortet: „Nicht aus dir selbst kommt dieser Glaube. Nicht durch eigene Klugheit hast du das erkannt. Gott hat dir offenbart und geschenkt, dies zu glauben. Denn Gott wird nur durch Gott erkannt.“

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes beginnen wir den Gottesdienst. Wir wurden getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir loben in unserm Bekenntnis, Gott, Vater, Sohn und Heiligen Geist. Trinität, der Glaube an den drei-einen Gott ist weit mehr als eine Formel oder eine Spezialität für gelehrte Theologen. Selten gebrauchen wir das Wort Trinität, Dreieinigkeit. Aber was es meint, ist unverzichtbar für unseren Glauben. Gott begegnet uns. Gott wird uns ein Gegenüber, ein Du. Gott offenbart sich. Ein Funke springt über, wie zwischen Liebenden. Eine Beziehung entsteht, ein lebendiger Austausch, ein Vertrauen. Das geschieht durch den Heiligen Geist. Jesus ist selbst getragen vom Vertrauen zu seinem Vater im Himmel. Er nimmt uns hinein in diese Beziehung. So glauben wir. So sehr liebt Gott die Welt, dass er sich uns schenkt in seinem Sohn Jesus Christus und uns zu Kindern Gottes macht. Es ist immer der eine einzige Gott, der sich uns in Jesus durch den Geist offenbart. Die Einzigkeit Gottes ist für Juden, Christen und Muslime zentral wichtig. Zwischen der Einzigkeit Gottes und dem Glauben an den dreieinigen Gott sehen wir Christen keinen Widerspruch.

Der Evangelist Johannes erzählt: Einer der führenden Männer des jüdischen Volkes, ein Pharisäer namens Nikodemus, suchte Jesus einmal bei Nacht auf. »Rabbi«, sagte er zu ihm, »wir wissen, dass du ein Lehrer bist, den Gott gesandt hat. Denn niemand kann solche Wunder tun wie du, wenn Gott nicht mit ihm ist.« Jesus entgegnete: »Ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.« – »Wie kann ein Mensch, wenn er alt geworden ist, noch einmal geboren werden?«, wandte Nikode-mus ein. »Er kann doch nicht in den Leib seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus erwiderte: »Ich sage dir eins: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Natürliches Leben bringt natürliches Leben hervor; geistliches Leben wird aus dem Geist geboren. Darum sei nicht erstaunt, wenn ich dir sage: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will. Du hörst zwar sein Rauschen, aber woher er kommt und wohin er geht, weißt du nicht. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.«

Nikodemus ist vorsichtig. Er kommt im Schutz der Nacht. Niemand soll sehen, dass er zu Jesus geht. Nikodemus ist ein Pharisäer, ein frommer Mensch. Er gehört zum Hohen Rat. Später werden die Pharisäer negativ beurteilt. Ihr Name wird sprichwörtlich für einen engen, gesetzlichen und heuchlerischen Glauben – damit tut man ihnen Unrecht. Nikodemus sucht ehrlich nach einem Weg, um Gott nahe zu sein und seinem Wort zu folgen. Ein kritischer, fragender, suchender Mensch ist er. Er wird sich für Jesus einsetzen, wenn der Hohe Rat über ihn reden wird. Er wird dafür sorgen, dass Jesus ordentlich bestattet wird. Aber er ist kein Jünger. Er bleibt distanziert.

Mit einem Kompliment beginnt Nikodemus das Gespräch: „Wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gesandt. Gott ist mit dir.“ Jesus antwortet, als hätte er nicht zugehört. „Ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird dann kann er das Reich Gottes nicht sehen. – Du willst etwas von Gott sehen, Nikodemus. Dich treibt eine Sehnsucht nach Gott zu mir. Du musst von neuem geboren werden. Du brauchst Gottes Geist, damit Neues beginnt, damit die Hoffnung stark wird.“ Jesus durchschaut die Menschen, die ihm begegnen. Er sieht, was sie im Herzen bewegt. Eine Sehnsucht treibt Nikodemus zu Jesus. Er ist enttäuscht, verzweifelt, voller Fragen. Er will Gottes Reich sehen.

Da ist ein Sehnen tief in uns. Wir erleben die Welt voll Widerspruch gegen Gott. Gewalt und Habgier herrschen. Es gibt so viele ungelöste Konflikte. Ich lese von zahllosen Hassmails gegen Politiker in unserem Land, Mails voller Beschimpfungen und Morddrohungen. Seit Pegida hat das enorm zugenommen. Ich höre vom Siegeszug der IS-Kämpfer. Unvorstellbares Leid bringen sie. Wie können Menschen so grausam sein? Die Mächtigen in der Region, in Saudi-Arabien, im Iran, in Syrien, verfolgen ungerührt ihre Machtinteressen. Kann man in dieser Welt auf Frieden und Gerechtigkeit hoffen? Wie können wir selbst anfangen mit dem Frieden? Wie kommt Gottes Reich? Nikodemus, ich teile deine Sehnsucht, dass die Welt Frieden finde, dass heilt, was zerrissen ist.

Da ist ein Sehnen tief in uns. Paulus, ein anderer Pharisäer, der Christus begegnet ist, schreibt, wie friedlos er selbst ist und wie er fast verzweifelt: „Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht tun will. … Ich unglückseliger Mensch. Mein ganzes Dasein ist dem Tod verfallen. Wird mich denn niemand aus diesem elenden Zustand befreien? Doch! Und dafür danke ich Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ (Röm 7,19.24.25) Nikodemus fragt: „Wie kann ein Mensch neu geboren werden? Wie kann ich neu anfangen? Ich kann nicht aus meiner Haut. Immer wieder erlebe ich die gleichen Muster. Der Streit, der mich schon so lange plagt, bricht immer wieder auf. Immer wieder reagiere ich verletzt und schlage zurück. Immer wieder habe ich Angst, nicht anerkannt zu sein. Immer wieder auch meine begrenzte Sicht von anderen – ich merke, wie schnell ich jemanden verurteile, wie wenig ich anderen zutraue. Neu geboren werden? Neu beginnen? Wie soll das gehen?“

„Sicher bleiben wir in unseren eingefahrenen Bahnen, Nikodemus. Sicher stoßen wir immer wieder an unsere Grenzen. Wir sind gelähmt durch alte Ängste. Was wir einander angetan haben, unsere Schuld, scheint unüberwindbar wie ein Berg. Wir sind zu bequem und haben kein Vertrauen. All das stimmt, Nikodemus. Aber all das hält Gott nicht auf. Gott findet sich nicht ab damit, dass die Welt friedlos und ungerecht ist. Gott gibt die Welt nicht auf. Kein Mensch ist ihm gleichgültig. Gott findet sich nicht ab damit, dass du an deine Grenzen stößt und so verzagt und von Schuld belastet bist. Du wirst nicht aus eigenem Entschluss und durch eigene Kraft neu geboren. Aber durch Gott selbst, den Heiligen Geist bricht auf, was dich lähmt. Bitte um den Geist! Vertrau darauf, dass Gott Gutes mit dir vorhat!“

Nikodemus bleibt distanziert, so wie viele Menschen. Es quält uns manchmal, dass Menschen nicht glauben können, auch Menschen die wir lieben und denen wir das sehr wünschen. Wo und wann Gott will, wirkt der Heilige Geist. Wo und wann Gott will, erreicht er uns, weckt er in uns Glauben und überwindet unsere engen Grenzen und führt uns zum Ziel. „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes, des Vaters, und die Kraft des Heiligen Geistes, der uns Gemeinschaft untereinander schenkt, sei mit uns allen.“ (2.Kor 13,13) Amen

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Predigt zum Bekenntnis von Barmen, Pfingstmontag

Predigt am 25.5.15 von Andreas Hansen

Pfingstmontag, Predigt zu Barmen 1-3

Liebe Gemeinde, vor ein paar Jahren wurde von Politikern erwogen, den Pfingstmontag als gesetzlichen Feiertag abzuschaffen. Weihnachten und Ostern sind schon wichtig und verdienen einen zweiten Feiertag, aber Pfingsten? – da sollten wir doch lieber arbeiten und unser Land wirtschaftlich voranbringen. Wir feiern heute die Kirche – viele wissen das gar nicht. Wir feiern die Kirche – viele meinen: da gibt´s doch nichts zu feiern. In der Kirche geht es doch zu wie überall. Wie überall gibt es Intrigen und Streit, eitle Selbstdarsteller, sture Verwaltungsmenschen, machthungrige Karrie-retypen. Wie überall geht es oft ums Geld. Das stimmt. Und trotzdem feiern wir die Kirche. Gott hat uns die Kirche geschenkt. Sie ist so schwierig und doch so kostbar. Wir bekennen, dass wir die heilige christliche Kirche glauben. Aber die Kirche, die wir sind, steht oft im Widerspruch zu der Kirche, die wir glauben. Wir feiern auch heute die Kirche und haben guten Grund dazu. Die Kirche ist oft in Gefahr sich selbst zu verlieren. Dann braucht es geistesgegenwärtige Leute, es braucht den Heiligen Geist, dass wir die Gefahr erkennen. Mein Vorgänger Kurt Rose war Anfang der 30er Jahre „Leiter der nationalsozialistischen Pfarrer-schaft des Gaues Baden der Glaubensbewegung Deutscher Christen“. Gott sei Dank: er hat sich später eines anderen besonnen. Die Deutschen Christen wollten die Kirche ins System der Nazis einpassen. Sie wollten das Führerprinzip auch in der Kirche. Eine deutsche Kirche unter einem Reichsbischof sollte entstehen. Der totalitäre Staat wollte die evangelische Kirche gleichschal-ten und zu seinem Instrument machen. Geistesgegenwärtige Leute erkannten die Gefahr. Die Kirche war dabei, sich selbst zu verlieren und den Kern ihres Glaubens zu verleugnen. So dramatisch war die Lage, dass Lutheraner und Reformierte zusammenfanden. Bisher hatten die verschiedenen evangelischen Konfessionen es kaum geschafft sich an einen Tisch zu setzen. Aber jetzt mussten sie gemeinsam sprechen. In Wuppertal-Barmen kamen sie Ende Mai 1934 zusammen, also vor 81 Jahren. Einer der vier Vertreter aus Baden war der Kenzinger Kirchen-älteste Friedrich Dittes. Das Bekenntnis, das in Barmen entstand, gehört heute zur Grundlage unserer Kirche. Wenn Kirchenälteste oder Pfarrer eingeführt werden, verpflichten sie sich auch auf das Bekenntnis von Barmen.

Singen wir ein Lied, das 1935, in der Zeit des sog. Kirchenkampfes geschrieben wurde. EG 586 Es ist ein Wort ergangen

Nun bitte ich Sie, das Gesangbuch ganz hinten bei der Nummer 888 aufzuschlagen. Dort steht die Theologische Erklärung von Barmen. Drei von sechs Thesen schauen wir uns an.

1 Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh. 14, 6)

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden. (Joh 10,1.9)

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

Wir feiern die Kirche Jesu Christi. Er ist die Mitte. Er ist der Herr der Kirche. Die Tübinger Studentengemeinde feiert Gottesdienst irgendwann Anfang der 80er Jahre. Nicht weit von Tübingen wird gerade eine Straße blockiert, weil dort Atomraketen transportiert werden sollen. Der Gottesdienst wird immer mehr zur Demonstration gegen die Raketen. Die Predigt ist reine politische Propaganda. Einer der Professoren steht auf, geht nach vorne und löscht die Kerzen auf dem Altar. Das ist kein christlicher Gottesdienst mehr.

Anders in Leipzig 1989 montags abends in der Nikolaikirche. Christen und viele Nichtchristen beten für den Frieden. Die politische Lage ist bis zum Äußersten gespannt. Jedes Wort wird mitgeschrieben, und es gibt viele sehr deutliche Worte. Aber es ist ganz klar ein Gottesdienst: In der Mitte steht das Hören auf Gott und das Gebet.

Mitten in dem, was die Menschen beschäftigt und bedrängt, hat die Kirche das Evangelium Jesu zu sagen. Sie kann nicht schweigen zu Unrecht und Leid. Sie kann sich nicht heraus-halten. Aber sie hat das eine Wort Gottes, das Evangelium zu verkünden, nichts anderes. Sie hat Jesus zu vertrauen und auf ihn zu hören.

Von heute aus können wir kaum nachvollziehen, wie sich damals viele vom begeisterten Glauben der Nazis mitreißen ließen. Damals brauchte es mutige, geistesgegenwärtige Leute, die aufstanden und sagten: So seid ihr nicht mehr Kirche Jesus Christi. So folgt ihr einem anderen Glauben und verleugnet Christus.

EG 346,1-3 Such, wer da will, ein ander Ziel

2 Durch Gott seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. (1. Kor 1,30)

Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.

Wir feiern die Kirche. Gott ist uns nah. Wir rechnen mit Gott mitten in unserem Leben. Manche denken: Die Kirche, die ist so etwas wie ein Verein für die, die halt gern beten. So wie im Angelclub die Angler sind und im Kleintierzuchtverein die, die zuhause Kaninchen haben, so ist die Kirche da für die, die gern beten. Aber so ist es nicht. Christ zu sein, zur Kirche zu gehören, das ist nicht ein Hobby, ein Lebens-bereich neben anderen. Christ zu sein ist vielmehr eine Frage meiner ganzen Existenz. Wenn unser Leben ist wie ein Kuchen, dann gibt es da verschiedene Stücke: Ein Stück Beruf, ein Stück Familie, ein Stück Sport oder was auch immer, und je nach Neigung sind die Stücke größer oder kleiner. Christ zu sein ist aber eben nicht ein Stück neben anderen. Sondern das ist sozusagen der Kuchenteig. Das bin ich durch und durch. Das ist nicht eine Frage nach meiner Meinung in der einen oder anderen Sache, sondern das ist eine Frage meiner ganzen Existenz. Und das bin ich nicht, weil ich mich immer so vorbildlich benehme oder so unerschütterlich glaube, sondern weil Gott seinen Geist gesandt hat. An Pfingsten feiern wir das Wunder, dass unser Leben und Gott nicht einfach nebeneinander sind, sondern in einer Beziehung zueinander stehen. Gott sagt ja zu uns. Obwohl wir ihm dauernd und immer wieder widersprechen, sagt er ja. Ja, du bist mir lieb und wichtig. Ja, ich will zu dir gehören. Und nun wartet Gott auf unsere Antwort, auf unser Ja zu ihm. Es gibt keinen Bereich unseres Lebens, der außerhalb dieser Beziehung steht, keinen Bereich, in dem wir sagen könnten: „Das hat nichts mit dir zu tun, Gott. Das ist meine Sache.“

EG 136,1+4 O komm, du Geist der Wahrheit

3 Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist. (Eph 4, l5.f)

Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern (Geschwistern), in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.

Wir feiern die geschwisterliche Kirche. Sie ist Gemeinschaft der Heiligen und glaubt an die Vergebung der Sünden. In der Kirche geht es zu wie überall, der gleiche Streit wie überall, die gleichen Eitelkeiten, Machtspiele und Geldgier. Wir sind diese Kirche. Wir erleben, wie Streit und Selbstsucht und Rechthaberei uns voneinander trennen, wie sie uns auseinander treiben. Viele Gemeinden müsste man zeichnen, wie einen Inselstaat im weiten Pazifik: lauter kleine Inseln, die kaum etwas miteinander zu tun haben. Jede Gruppe, jedes Inselchen will für sich sein und hält sich für ein Muster der wahren Kirche. Nein: die wahre Kirche sind wir zusammen. Der wahren Kirche kommen wir näher, wenn wir Brücken bauen, wenn wir in allen Stücken zu dem hin wachsen, der das Haupt ist, Christus. Was uns voneinander entzweit und trennt, trennt uns auch von Gott – Sünde, sagen wir. Wir sind Kirche der begnadigten Sünder und Gemeinde von Geschwistern, in der Jesus am Werk ist. Nichts soll uns trennen von Gott und nichts soll uns trennen voneinander. In einer geschwisterlichen Kirche finden wir Brücken zueinander und verstehen einander als von Gott geliebte Kinder Gottes. Eine geschwisterliche Kirche ist offen für alle. In einer geschwisterlichen Kirche herrscht keiner über andere, kein Pfarrer, kein Oberkirchenrat. Eine geschwisterliche Kirche steht parteilich auf der Seite derer, die Jesus die Geringsten seiner Brüder nennt. Dazu gebe uns Gott den Heiligen Geist, dass wir auf Christus hin wachsen, dass wir geschwisterliche Kirche sind.

EG 136,7

Johannes 14,23-27 Pfingsten

Predigt am 24.5.15 von Andreas Hansen über Joh 14,23-27

Pfingsten

Eine Freundin erzählt – es muss etwa 1975 sein: Ihre Augen leuchten, als sie von der Fahrt nach Taizé erzählt. Tausende Jugendliche aus vielen Ländern. Ein Dorf aus Zelten und Baracken rund um die Kirche. Alle leben extrem einfach. Alle helfen mit. Die Stimmung total gut. Echt eine super Gemeinschaft. Sie schwärmt.
Und die Gottesdienste sind so anders mit ihren Gesängen und der Stille. Die Brüder von Taizé in ihren weißen Gewändern einfach mittendrin. Sie hat sogar mit Frere Roger gesprochen – ein toller Mann! Ich höre ihr zu und bin ein wenig neidisch. Andrerseits wundere ich mich, wer da alles in der Gruppe mit dem Lehrer Pater Vidal nach Taizé fährt. Ein paar ziemlich ausgeflippte Typen sind dabei. Denen geht es doch bestimmt nicht um Glauben! Ob ich zu denen gehören will? Außerdem geht mir der Personenkult um Frere Roger auf die Nerven.

Später bin ich doch selbst in Taizé, mit einer anderen Gruppe. Laut singend laufe ich unter all den Leuten auf der Straße. Im Zelt geht es viel um politische Themen. In der Kirche sind Tag und Nacht Leute, vor allem junge.
Sie beten, lesen, reden leise miteinander.
Ich staune über die vielen Menschen. Es sind Suchende und auch tief überzeugte, fromme Leute, viele, die für den Frieden oder gegen Atomkraftwerke demonstrieren. Es fällt nicht auseinander, im Gegenteil. Innige Christusfrömmigkeit und politisches Engagement gehören in Taizé zusammen. Eine starke Bewegung, eine geistliche Kraft, wie an Pfingsten.

Johannes 14,23-27 Pfingsten weiterlesen

Joh 16,33

Predigt am 10.5.15 von Andreas Hansen über Joh 16,33

Liebe Gemeinde,

„Jetzt gehen wir endlich.“ Die Freunde stehen schon an der Tür, den Autoschlüssel in der Hand, aber wir haben doch wieder ein Thema gefunden, das uns nicht loslässt. „Erzähl! Du hast sie gesehen? Wie geht es ihr?“ Dann erfahren wir noch das Neuste von einer Freundin. „Aber jetzt gehen wir endlich.“ Der Abend war schön, aber es ist spät und wir alle sind müde.

Die letzten Male sehen wir uns jetzt vor der Konfirmation. Ich freue mich über euch. Gern möchte ich wissen, wie es euch weiterhin geht. Hoffentlich seid ihr gerne in unserer Gemeinde. Noch wenige Tage bis zum Fest. Dann werdet ihr gesegnet. Konfirmation ist ein Schritt zum Erwachsenwerden. Ihr nehmt Abschied vom Kind-sein.

„Bald muss ich gehen.“ Sie versteht, wovon er spricht, und ist dankbar, dass er es ausspricht. Oft atmet er so mühsam, dass er nichts sagen kann. Den größten Teil des Tages dämmert er vor sich hin, betäubt von den Schmerzmitteln. Er wird nicht wieder gesund. Sie wissen es beide. Aber jetzt ist es gesagt. Sie widerspricht nicht. Sie nickt und nimmt seine Hand und weint. So nah sind sie einander jetzt.

Lange haben Jesus und seine Jünger gesprochen. Bald wird Jesus sterben. Johannes berichtet von ihren Gesprächen beim Abschied. Wichtige letzte Worte. Wie wird es sein ohne ihn? Wie können sie bewahren, was Jesus ihnen bedeutet? Zuletzt sagt er: Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Joh 16,33)

Wir nehmen Abschied und bleiben doch verbunden: Wie unsere Freunde und wir – nach Jahren setzen wir das Gespräch fort, als hätten wir uns gestern zuletzt gesehen. Oder wie unsere Kinderzeit uns nahe bleibt – in uns lebt ja noch das Kind, das wir einmal waren. Wie uns ein geliebter Mensch auch nach seinem Tod ganz gegenwärtig ist. Wir haben ihn im Herzen. Wir stellen uns vor, was er sagen würde – es ist wie ein Gespräch. Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. Die Jünger bleiben in ihm. Jesus prägt ihr Denken und Fühlen. Sie sind mit ihm verbunden. „Ich lasse euch nicht allein zurück. Ich sende euch den Heiligen Geist, den Tröster.“ So hat er gesprochen. Und zuletzt: „Betet! Bittet den Vater in meinem Namen!“ Das Gebet wie eine Brücke. Jesus, unsere Adresse bei Gott. Wie ein Kleinkind sich vergewissert, dass die Mutter noch da ist, und dann beruhigt weiter spielt, so haben wir Frieden. Jesus ist beim Vater. Wir erreichen ihn. „Gott ist nur ein Gebet weit von uns entfernt.“(Nelly Sachs)

Aber da regt sich Widerspruch. So harmlos sind längst nicht alle Abschiede. Wir verlieren jemanden oder etwas. Wir werden getrennt. Schmerzhaft wie eine Amputation kann ein Abschied sein. Die Trauer um einen geliebten Menschen kann tief verletzen und deprimieren. Was uns ver-bunden hat, weckt die Sehnsucht und tut weh. Frieden, eine innere Stabilität? – der Weg bis dahin kann sehr weit sein. Jesus weiß das.

Wie wird es sein für die Jünger, wenn Jesus nicht mehr da ist? Wie eifrige Schüler behaupten die Jünger stolz: „Jetzt glauben wir.“ Jesus fragt sie: „Jetzt glaubt ihr? Meint ihr wirklich, dass ihr den Glauben so sicher haben könnt?“ Jesus weiß, wie schwer wir uns tun zu beten, wie wenig wir mit ihm rechnen, wie fern und unerreichbar Gott uns oft erscheint. „Gott ist nur ein Gebet weit von uns entfernt.“ Doch wir sind oft weit weg von aller Gewissheit. Das Kleinkind schaut. Auf einmal ist die Mutter nicht da. Es erschrickt und weint vor Angst.

Jesus sagt seinen Jüngern und uns: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Angst kommt von Enge. Bedrängnis oder Trübsal wird das Wort auch übersetzt. Das Herz wird eng. Die Sicht wird kurz. Die Gedanken gehen im Kreis wie blockiert. Das Kaninchen starrt auf die Schlange. Angst lähmt. Wir kennen die Angst. Jede und jeder kennt sie. Wir kennen ja unsere Schwächen und wissen, wie angreifbar und verletzlich wir sind. Es ist richtig, wenn wir alle Aufmerksamkeit und Kraft auf das richten, was uns selbst oder andere bedroht, wenn wir uns und unsere Lieben schützen. Viele Ängste sind berechtigt. Vieles in unserer Welt ist beängstigend. Ich will dafür keine Beispiele aufzählen. Ich erinnere aber daran, dass viele Menschen auf der Welt ganz anders als wir bedrängt und bedroht sind und Leid erfahren. Denken Sie nur an die Christen im Irak oder an die, die vor Gewalt, Verfolgung und Not fliehen. Uns geht es unvergleichlich besser.

Dennoch sagt Jesus zu seiner Gemeinde und also auch zu uns: In der Welt habt ihr Angst. Er stellt nüchtern fest: Ihr habt Angst, weil und solange ihr in der Welt seid. Eure Angst gehört zur Welt. Die Welt will von Gott nichts wissen. Sie wendet sich ab von Gott. Sie widerspricht Gott. Menschen starren auf sich selbst und haben Angst: Angst zu kurz zu kommen: „Bekomme ich, was mir zusteht?“, Sorge um Anerkennung: „Wie komme ich an?“, Angst zu versagen: „Bin ich gut genug?“. In der Welt habt ihr Angst. Jesus kennt die wirkliche Not und Bedrängnis, aber auch die selbstsüchtige Angst der Welt, die gottlose Angst, das Kreisen um uns selbst. „Gott ist nur ein Gebet weit von uns entfernt.“ Doch wir sind oft voll Angst, wie blockiert. Unser Vertrauen ist gering, unser Glaube schwach.

Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Das letzte, entscheidende Wort Jesu. Überwunden, besiegt ist die Welt, aber noch nicht die Angst. Überwunden hat Jesus alles, was uns von Gott trennen will. Er spricht schon von Ostern her. „Was Euch auch niederwirft, Schuld, Krankheit, Flut und Beben, er, den ihr lieben dürft, trug euer Kreuz ins Leben.“ Die Abschiede, unseren Schmerz, unsere Trauer trägt Jesus ins Leben. Wir bleiben in der Liebe Gottes und auch die, die wir vermissen, sind gehalten von Gott, geborgen in ihm. Wir sind oft gefangen in unserer Angst und hören doch: Fürchte dich nicht! Wir sind verzagt und haben kein Vertrauen. Und Jesus sagt: Seid getrost. Wir finden keine Worte, keinen Geist zum Gebet. Und Jesus sagt: Ich bin beim Vater. Seht auf mich! Betet in meinem Namen! Ich habe die Welt und alles, was euch von Gott trennen will, überwunden.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

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Mt 11,25-30

Predigt am 3.5.15 von Andreas Hansen über Mt11,25-30

Liebe Gemeinde,

Jesus singt. Er stimmt ein Loblied an.
„Ich preise dich, Vater!“ Wir kennen leider keine Melodie dazu. Jesus singt. Dabei war er gerade noch frustriert und verärgert.
Wie ärgerlich: Die Leute halten den asketischen Johannes den Täufer für besessen. Doch über Jesus, der gerne feiert, sagen sie: „Er ist ein Fresser und Weinsäufer“. Jesus ärgert sich über die engen Herzen, wenn sie schimpfen: „Er ist ein Freund von Zöllnern und Sündern.“ Jesus will ja gerade die Sünder auf den Weg zu Gott bringen. Er beklagt sich über seine Galiläer, die nicht verstehen wollen. Schlimmer als die Leute von Sodom nennt er sie. Das alles steht in Kapitel Elf des Matthäusevangeliums. Und dann?
Dann fängt Jesus an zu singen. Er hört auf zu schimpfen. Er öffnet den Mund und lobt Gott.
Er singt und das Herz wird weit.

Hören wir Mt 11,25-30: Zu der Zeit rief Jesus aus, (gemeint ist die Zeit, als so viel Ärgerliches geschah):

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Joh 20,11-18 Ostern

Predigt am 5.4.15 von Andreas Hansen über Joh 20,11-18

Joh 20,11-18:
Maria aber blieb draußen vor dem Grab stehen; sie weinte. Und während sie weinte, beugte sie sich vor, um ins Grab hineinzuschauen. Da sah sie an der Stelle, wo der Leib Jesu gelegen hatte, zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen am Kopfende und den anderen am Fußende. »Warum weinst du, liebe Frau?«, fragten die Engel. Maria antwortete: »Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin sie ihn gebracht haben.«
Auf einmal stand Jesus hinter ihr. Sie drehte sich nach ihm um und sah ihn, erkannte ihn jedoch nicht. »Warum weinst du, liebe Frau?«, fragte er sie. »Wen suchst du?« Maria dachte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: »Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir bitte,
wo du ihn hingelegt hast, dann hole ich ihn wieder.« –
»Maria!«, sagte Jesus. Da wandte sie sich um und rief: »Rabbuni!« Das bedeutet auf Hebräisch »Meister«.
Jesus sagte zu ihr: »Halte mich nicht fest! Ich bin noch nicht zum Vater in den Himmel zurückgekehrt. Geh zu meinen Brüdern und sag ihnen, dass ich zu ihm zurückkehre – zu meinem Vater und eurem Vater,
zu meinem Gott und eurem Gott.«
Da ging Maria aus Magdala zu den Jüngern zurück. »Ich habe den Herrn gesehen!«, verkündete sie und erzählte ihnen, was er zu ihr gesagt hatte.

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