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19.9. Klagelieder Jeremias 3,22-24

19.9.21    16. Sonntag nach Trinitatis,

Pfarrer Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 445,1+5

1 Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und Heilger Geist, der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt, dessen starke Hand die Welt, und was drinnen  ist erhält:

5 Führe mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort; sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.

 

Im Psalm dieser Woche stehen die Verse:

Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet. Ps 68,20f

Wir feiern, was du uns verheißt, lebendiger Gott, Christus, unser Herr. Wir preisen dich für deine Güte. Und doch hören wir die Klage derer, deren Last übergroß ist, die von Terror und Gewalt betroffen sind, die Unrecht und Demütigung erfahren, die Krankheit und Unglück erleben.

Sag ihnen allen, sag uns dein Wort des Lebens.

Sprich du das Wort, das tröstet und befreit. Amen

 

Lied 382

1 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;

fremd wie dein Name sind mir deine Wege.

Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;

mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt?

Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

2 Von Zweifeln ist mein Leben übermannt,

mein Unvermögen hält mich ganz gefangen.

Hast du mit Namen mich in deine Hand,

in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben? Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?

Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?

3 Sprich du das Wort, das tröstet und befreit

und das mich führt in deinen großen Frieden. Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen Kindern leben.

Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst.

Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

 

Predigtgedanken zu Klagelieder Jeremias 3,22-24

 

Wie liegt die Stadt so verlassen da, die voll Volks war. Mit einem Aufschrei beginnen die Klage-lieder. Jeremia hat die Katastrophe angekündigt und miterlebt – darum werden ihm die Lieder in den Mund gelegt. Er hat das zerstörte Jerusalem vor Augen, ein Bild wie Ground Zero in New York vor 20 Jahren. Die Klagelieder sind Katastrophen-literatur, fünf erschütternde Darstellungen von Leid, Entsetzen und Not. Sie werden am 9.Tag des jüdischen Monats Av im Gottesdienst gele-sen. Am 9. Av wurde der erste Tempel zerstört und am gleichen Tag im Jahr 70 der zweite durch die Römer. Am 9. Av im Jahr 136 wurde die Stadt endgültig verwüstet. Mehrmals wurden die Juden am 9. Av vertrieben, 1290 aus England, 1492 aus Spanien und 1942 begann die Deportation aus dem Warschauer Ghetto nach Treblinka, in das Vernichtungslager.

Da heißt es: Ich bin ein vom Leid geprüfter Mann. Gott schlug mich mit der Rute seines Zorns. …

Er ließ meine Zähne auf Granit beißen, er trat mich nieder in den Staub. Gott, du hast mir meinen Seelenfrieden genommen!  (3,1+16+17)

Bittere, heftige Anklage gegen Gott steht hier in der Heiligen Schrift. Darf man das? Ja, was den Beter entsetzt, was seinen Glauben tief infrage stellt, das darf und soll auf den Tisch kommen.

In der Bibel wird nichts vertuscht oder versteckt. Da gibt es keine Denk- oder Redeverbote. Und wenn Entsetzen und Schmerz einen Menschen verstummen lassen, finden wir hier Worte für die Not: Warum muss ich so lange warten auf dich, Gott – warum lässt du mich allein? Wer klagt, lässt Leid und Unrecht nicht einfach geschehen. Er wehrt sich. Er lehnt sich auf. Er protestiert.

Und wer klagt, bleibt nicht für sich.

Er bringt sein Leid vor Gott. Er bedrängt Gott. Aber er wendet sich doch zu Gott hin.

Er flieht vor Gott zu Gott.

Dann, mitten in der Klage ist ein anderer Ton zu vernehmen. Das ist der heutige Predigttext:

Die Güte des Herrn ist´s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. (3,22-24)

Israel ist mit seinem Schmerz nicht fertig.

Wir kennen Menschen, deren Last zu groß ist, deren Glaube und Hoffnung zerbricht. Die Klagelieder enden nicht versöhnlich. Aber hier ist ein Schimmer von Hoffnung, bevor im nächsten Kapitel wieder das Grauen und die Not beklagt werden. Aus der Klage heraus sucht die Beterin oder der Beter einen Halt, eine andere Sicht.

 

Die Güte des Herrn ist´s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.                   Mit großem Respekt lesen wir das Bekenntnis der Hoffnung mitten im Leid. Fast ausgelöscht ist das Volk Gottes und doch wagen sie zu hoffen.        Es ist nicht unsere Geschichte, die die Klagelieder besingen. Und wir müssen sagen:

Christen waren immer wieder die Täter in den Leidensgeschichten der Juden.

Wir können uns aber an die Seite der Klagenden stellen, ihnen Raum geben, sie achten. So ist es ja oft: Wer nicht selbst ein Kind verloren hat, wer nicht selbst flüchten musste, wer nicht krank ist, kann nur ahnen, wie es den Betroffenen geht, hören, was sie berichten, bei ihnen bleiben.  Wenn im eigenen Leben das Schlimmste ge-schieht, sieht die Welt auf einmal anders aus.

 

Die Klagelieder gehen weiter als das Jammern, das uns oft begegnet: Jeremia kann auch Schuld ansprechen. Sie haben Anteil an der Zerstörung, die sie trifft. Seine Klage reicht dann aber auch bis zum Trost, dass Gottes Barmherzigkeit noch kein Ende hat. Mitten in der Klage, sagt Jeremia zu Gott: Deine Treue ist groß. Der Herr ist alles für mich. Deshalb setze ich meine Hoffnung auf ihn. Noch lebe ich. Noch atme ich. Und immer noch hoffe ich.

Deine Treue ist groß. Ganz direkt spricht er Gott an. Er verzweifelt an seinem Leid. Er wirft Gott sein Elend vor, klagt ihn an, schreit ihn an, aber er wirft sich doch Gott in die Arme. Gott bleibt ein Du, ein Gegenüber: „Deine Treue ist groß, Du, mein Gott.“

Ich staune über Menschen, die großes Leid erfahren, und dennoch vertrauen und dankbar sind. Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu. Das ist nicht leicht dahingesagt, aber von vielen Glaubenden empfunden. „Selbst wenn ich am Leid zerbreche, deine Treue ist groß; ich halte mich fest an dir.“

Wir schauen auf Jesus. Er ist bei denen, die leiden und klagen. Wir haben eine Adresse für unsere Klage. Jochen Klepper schrieb:

In jeder Nacht, die mich umfängt,

darf ich in deine Arme fallen,

und du, der nichts als Liebe denkt,

wachst über mir, wachst über allen.

Du birgst mich in der Finsternis.

Dein Wort ist noch im Tod gewiss.

 

Für alle, die mit leeren Händen vor Gott stehen, deren Last zu groß ist, denen Gott fremd ist, für sie ist es ein schwerer Weg, dennoch auf Gottes Güte und Treue zu hoffen. Die Güte des Herrn ist´s, dass wir nicht gar aus sind. Ich höre jetzt hinter Israels Bekenntnis zu Gottes Treue, die Klage, die Anklage, das Ringen um Hoffnung.

All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu. (EG 440) Fröhlich klingt das Morgenlied. Aber die es singen, wissen auch, wie bedrängend die Finsternis sein kann.

Gott hat unser Dunkel geteilt. Er ist bei uns in Jesus Christus. „Wir leben aus, deiner Güte. Ohne dich kommen wir keinen Schritt voran.    Auf dich wollen wir hoffen.“ Amen

 

Lied 440, Text: Joh. Zwick, Mel: Joh. Walter, 1541

1 All Morgen ist ganz frisch und neu

des Herren Gnad und große Treu;

sie hat kein End den langen Tag,

drauf jeder sich verlassen mag.

2 O Gott, du schöner Morgenstern,

gib uns, was wir von dir begehrn:

Zünd deine Lichter in uns an,

lass uns an Gnad kein Mangel han.

3 Treib aus, o Licht, all Finsternis,

behüt uns, Herr, vor Ärgernis,

vor Blindheit und vor aller Schand

und reich uns Tag und Nacht dein Hand,

4 zu wandeln als am lichten Tag,

damit, was immer sich zutrag,

wir stehn im Glauben bis ans End

und bleiben von dir ungetrennt.

 

Gebet

Treib aus, o Licht, all Finsternis.

Wir bitten für die, die im Finstern sind, die nur klagen können und keinen Ausweg sehen.

Hilf uns auf, Gott, erinnere uns an deine Güte  und Treue.

Wir bitten für die, die getroffen sind von Unglück, die die Katastrophe immer noch vor Augen haben und geplagt sind von Verzweiflung und Schmerz.

Hilf ihnen auf, Gott, erinnere sie an deine Güte  und Treue.

Wir bitten für die Menschen in Afghanistan, für alle, die Unterdrückung und Verfolgung fürchten, für die Hungernden, für die Flüchtenden. Wir bitten um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Hilf uns auf, Gott, dass wir den Geplagten Recht schaffen.

Wir bitten dich für unser Land in den Tagen der Wahl. Wir bitten für die, die gewählt werden wollen und für uns alle um Redlichkeit, Achtung voreinander, Mut und Geduld. Hilf uns auf, Gott, steh uns bei in den Aufgaben, die vor uns liegen.

Wir bitten dich für die Menschen, um die wir uns sorgen, für unsere Kranken: behüte sie in Schmerzen und Angst. Für die, deren Kräfte abnehmen, die auf Hilfe für die Trauernden.

Wir beten mit den Worten Jesu: Vaterunser

 

Lied 157

Lass mich dein sein und bleiben, Du treuer Gott und Herr; von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei reiner Lehr’; Herr, lass mich nur nicht wanken,

Gib mir Beständigkeit! Dafür will ich dir danken

In alle Ewigkeit.

 

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Lk 17,5+6 Konfirmationsjubiläum, 12.9.21

 

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 324 Ich singe dir mit Herz und Mund

 

Ich singe dir mit Herz und Mund,

Herr, meines Herzens Lust;

ich sing und mach auf Erden kund,

was mir von dir bewusst.

 

Was sind wir doch? Was haben wir

auf dieser ganzen Erd,

das uns, o Vater, nicht von dir

allein gegeben werd?

 

Du zählst, wie oft ein Christe wein

und was sein Kummer sei;

kein Zähr– und Tränlein ist so klein,

du hebst und legst es bei.

 

Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,

dein Glanz und Freudenlicht,

dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil,

dein Rat und lässt dich nicht.

 

Ps 127,1f

Wenn der Herr nicht das Haus baut,

so arbeiten umsonst, die daran bauen.

Wenn der Herr nicht die Stadt behütet,

so wacht der Wächter umsonst.

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.

 

Ehr sei dem Vater …

 

Von deiner Güte leben wir, du, unser Gott.

Dein Segen lässt gelingen, was wir tun.

Aber oft bilden wir uns ein, wir müssten uns alles selbst erkämpfen. Wir stehen manchmal so unter Druck, dass wir zu zerbrechen drohen, und wenn wir schließlich zur Ruhe kommen, sind wir ausgebrannt und leer.

Ja, es ist umsonst, dass wir früh aufstehen und hernach lange sitzen und unser Brot mit Sorgen essen, es ist umsonst, wenn wir nicht um unsere Grenzen wissen und auf deine Hilfe trauen.

Gott, schenke uns Gelassenheit, Vertrauen

und mach uns deiner Güte gewiss. Amen

 

369 Wer nur den lieben Gott

 

Wer nur den lieben Gott lässt walten

und hoffet auf ihn allezeit,

den wird er wunderbar erhalten

in aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,

der hat auf keinen Sand gebaut.

 

Was helfen uns die schweren Sorgen,

was hilft uns unser Weh und Ach?

Was hilft es, dass wir alle Morgen

beseufzen unser Ungemach?

Wir machen unser Kreuz und Leid

nur größer durch die Traurigkeit.

 

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,

verricht das Deine nur getreu

und trau des Himmels reichem Segen,

so wird er bei dir werden neu;

denn welcher seine Zuversicht

auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

 

 

Predigt über Lukas 17,5+6

 

Die Apostel baten den Herrn: »Gib uns doch mehr Glauben!« Der Herr antwortete: »Selbst wenn euer Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum hier sagen: ›Heb dich samt deinen Wurzeln aus der Erde und verpflanze dich ins Meer!‹, und er würde euch gehorchen.«

 

Die Jünger starren den Baum an, unter dem sie sitzen. Die breite Krone, Äste, dicker als ihre Arme, der Stamm in vielen Jahren gewachsen.

„Den bekommt hier so schnell keiner weg!“

„Stellt euch vor“, sagt einer „dieser Baum schwebt davon und fliegt über das Meer, hui!“ Die Jünger lachen über die ulkige Idee. Jesus lacht auch. Einer aber empört sich: „Das ist unmöglich, Jesus! Das geht doch nicht. Sieh dir den Baum an! Wir mühen uns ab und bitten dich unseren Glauben   zu stärken, und du machst dich über uns lustig!“

Jesus sagt: „So fest verwurzelt, so unverrück-bar erscheint euch vieles. Ihr stoßt euch daran und verzweifelt fast. Ihr starrt auf eure kleine Kraft, die nur wenig bewirkt. Ich lache, denn Gott kann so viel bewegen, auch durch euch bewegen.“

Glaube, der Berge versetzt, oder Glaube, der den Maulbeerbaum mit seinen besonders starken Wurzeln aus der Erde reißt – so redet Jesus.

Muss er denn so maßlos übertreiben?!

Menschen werden geheilt, denen bisher niemand helfen konnte, und Jesus sagt: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ „Was meinst du, Jesus? Diese Kranken haben sich doch nicht selbst geholfen.“

„Nein, aber sie haben alles von Gott erwartet.“

 

Nehmen Sie die Jahre Ihres Lebens, die Jahrzehnte seit Ihrer Konfirmation für diesen Baum. Was ist da in meinem Leben alles gewachsen, stattlich und schön, oder auch wie ein Baum im Wind, gebeugt und doch stark. Wieviel gute Frucht gibt es und auch wieviel vergebliches Mühen. Manchmal denke ich, im Herzen bleiben wir uns gleich und empfinden oft wie vor 50 Jahren. „Jesus, dieser Baum, der ich bin, der ist halt wie er ist.“

Jesus aber lacht und widerspricht.

Er macht sich nicht lustig über uns. Er weiß ja, was uns bewegt, er kennt auch unsere vergeb-lichen Mühen und das, woran wir leiden, weil es sich nicht ändert.

Wir haben gut Lachen mit ihm.

Jesus sieht in uns die Möglichkeiten Gottes.

Der Baum muss nicht bleiben wie und wo er ist.

 

Gib uns doch mehr Glauben! Ja, das wäre schön: Ein Glaube, den nichts umwerfen kann, ein festes, starkes Vertrauen in jeder Lebenslage. Aber wir sind  in bester Gesell-schaft: Sogar die Apostel meinen: „Unser Glaube ist zu schwach.“ Sie wollen Jesus ja gerne folgen, tun, was er tut, vielleicht sogar sein wie er. Aber sie stoßen immer wieder an ihre Grenzen.

Gib uns doch mehr Glauben!  Und Jesus antwortet: „Ihr braucht nicht mehr. So viel wie ein wie winzig kleines Senfkorn reicht ja schon, dass euch der Glaube Flügel verleiht.“

„Wir verstehen dich nicht, Jesus. Was meinst du?“ „Vielleicht versteht ihr den Glauben nicht. Er ist nicht wie ein Draht zu Gott, wie ein Akku, aus dem ihr Energie ziehen könnt, wann immer ihr wollt. Gott lässt sich nicht anschalten. Aber Gott ist da, und er gibt euch Kraft, viel mehr als ihr erwartet.“

 

Wir müssen nicht sein wie Mutter Theresa oder Dietrich Bonhoeffer, wir müssen nichts Großes vollbringen oder fast heilig sein, damit wir sagen können: „Ich glaube.“

Mitten in unserem Leben kann sich Glauben ereignen. Glauben, wenn ich entdecken darf: ein Mensch ist mir gegeben und macht mich glücklich – das ist ein Geschenk von Gott. Glauben, wenn wir trotz schwieriger Zeiten und Krisen die Kraft bekommen einander treu zu sein – Gott sei Dank. Glauben, wenn ich mich nach Enttäuschungen oder wenn eine Beziehung zerbricht, wieder aufrappeln kann. Glauben, wenn ich nicht zerbreche an Schicksalsschlägen oder wenn ich selbst dann, wenn ich verzweifele und dennoch Gott suche.

In manchen Zeiten ist unser Glaube fast weggeweht wie Wüstensand.

Jesus kennt auch diese Seite, wenn er schreit: „Warum hast du mich verlassen, Gott?“

Er bleibt dennoch bei Gott.

Glauben ist in unserem Leben, in dem, was wir aushalten, wagen und hoffen, im Gelingen, im Glück, im Segen, im Leid. Glauben ist in allem, was wir von Gott annehmen, worin wir Gott sein lassen und ihm vertrauen.

 

Jesus hält dem verzagten „Ach-wir-glauben-zu- wenig!“ seine Freude über Gott entgegen.

Im kleinsten Glaubenskörnchen ist Gott groß.

Lächelnd erzählt Jesus von Glauben.

„Aber warum übertreibst du so maßlos, Jesus?“

„Ihr braucht keinen großen Glauben,

aber denkt von Gott nicht zu klein!

Und meint nicht, ihr könnt euch nicht ändern

und die Welt muss bleiben, wie sie immer war!  Für Gott ist die Welt und seid ihr voller Möglichkeiten.“

 

Neue Lieder 158  Ich sage Ja

 

Ich sage Ja zu dem, der mich erschuf.

Ich sage Ja zu seinem Wort und Ruf,

zum Lebensgrund und Schöpfer dieser Welt,

und der auch mich in seinen Händen hält.

 

Ich sage Ja zu dem, der uns gesandt

und aus dem Tod zum Leben auferstand

und so trotz Hass, Gewalt und Menschenlist

für uns zum Freund und Bruder worden ist

 

Ich sage Ja zu Gottes gutem Geist,

zum Weg der Liebe, den er uns verheißt,

zu wagen Frieden und Gerechtigkeit

in einer Welt voll Hunger, Angst und Leid.

 

 

Ich sage Ja zu Wasser, Kelch und Brot,

Wegzehrung. Zeichen, Zuspruch in der Not.

Ich sage Ja und Amen, weil gewiss:

Ein andres Ja schon längst gesprochen ist.

 

Gebet

 

Wir danken dir, Gott. Was wir sind und haben, ist dein Geschenk. Wir danken dir, Christus. Du bist bei uns jeden Tag, in jedem kleinsten Körnchen Glauben. Du öffnest uns für neue Möglichkeiten. Bewahre uns vor Verzagtheit. Stärke unser Vertrauen.

 

Wir bitten dich für unser Land in den Tagen der Wahl. Wir bitten für die, die gewählt werden wollen und für uns alle um Redlichkeit, Achtung voreinander, Mut und Geduld. Stärke unser Vertrauen.

 

Wir bitten dich für die Menschen, um die wir uns sorgen, für unsere Kranken: behüte sie in Schmerzen und Angst.

Für die, die alt werden, deren Kräfte abnehmen, die auf Hilfe und Pflege angewiesen sind. Für die Einsamen.

Für die Trauernden. Stärke unser Vertrauen.

 

Wir bitten für die Schülerinnen und Schüler, für unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden und für ihre Familien.

Lass sie gute Erfahrungen machen in diesem Jahr. Hilf ihnen, ihren Weg zu finden und im Glauben zu wachsen.

Stärke unser Vertrauen.

 

Vaterunser

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

331 Großer Gott, wir loben dich

 

Großer Gott, wir loben dich,

Herr, wir preisen deine Stärke.

Vor dir neigt die Erde sich

und bewundert deine Werke.

Wie du warst vor aller Zeit,

so bleibst du in Ewigkeit.

 

Heilig, Herr Gott Zebaoth!

Heilig, Herr der Himmelsheere!

Starker Helfer in der Not!

Himmel, Erde, Luft und Meere

sind erfüllt von deinem Ruhm;

alles ist dein Eigentum.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst für den 5.9. 1.Thess 5,14-24

 5.9.21    14. Sonntag nach Trinitatis,  Pfarrer Andreas Hansen

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 302,1+2+8

 

Du meine Seele, singe,

wohlauf und singe schön

dem, welchem alle Dinge

zu Dienst und Willen stehn.

Ich will den Herren droben

hier preisen auf der Erd;

ich will ihn herzlich loben,

solang ich leben werd.

 

Wohl dem, der einzig schauet

nach Jakobs Gott und Heil!

Wer dem sich anvertrauet,

der hat das beste Teil,

das höchste Gut erlesen,

den schönsten Schatz geliebt;

sein Herz und ganzes Wesen

bleibt ewig unbetrübt.

 

Ach ich bin viel zu wenig,

zu rühmen seinen Ruhm;

der Herr allein ist König,

ich eine welke Blum.

Jedoch weil ich gehöre

gen Zion in sein Zelt,

ist’s billig, dass ich mehre,

sein Lob vor aller Welt.

 

Gebet

Lobe den Herrn, meine Seele.

Ich will dich loben, mein Gott, und dir danken

für alles, was mich glücklich macht,

für Menschen, die ich liebhabe,

für Schönes, das mich erfreut.

Auch, wenn ich bedrängt bin, von Leid,

von Konflikten, von Sorgen, denke ich daran:

Du bist bei mir.

Du hast mich bewahrt.

Du hältst mich bei der Hand.

Du sagst Ja.

Lobe den Herrn, meine Seele.

Dir, mein Gott, vertraue ich mich und alles an.

Amen

 

Neue Lieder 82 Suchen und Fragen

 

Suchen und fragen, hoffen und sehn,

miteinander glauben und sich verstehn,

lachen, sich öffnen, tanzen befrein:

So Gott spricht sein Ja, so stirbt unser Nein.

So Gott spricht sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Klagende hören, Trauernde sehn,

aneinander glauben und sich verstehn,

auf unsere Armut lässt Gott sich ein:

So Gott spricht sein Ja, so stirbt unser Nein.

So Gott spricht sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Planen und bauen, Neuland begehn,

füreinander glauben und sich verstehn,

leben für viele, Brot sein und Wein:

So Gott spricht sein Ja, so stirbt unser Nein.

So Gott spricht sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Predigt   über 1.Thessalonicher 5,14-24

Gott spricht sein Ja. Unser Nein stirbt.

Paulus schreibt: Gott ist treu.

Gott ist ein Gott des Friedens.

Das große Ja Gottes werden wir in Jesus Christus sehen. Die Christen in Thessalonich fragen nach dem Ende der Zeit. Paulus antwortet darauf mit seinem Brief. Es ist sein erster Brief und zugleich die älteste Schrift des Neuen Testaments.

Wir werden Jesus sehen. Er kommt auf uns zu. Von dieser Erwartung ist Paulus erfüllt.

Am Ende seines Briefes schreibt er:

 

Weiter bitten wir euch, Geschwister: Weist die zurecht, die ein ungeordnetes Leben führen! Tröstet die Kleinmütigen! Tragt die Schwachen! Habt mit allen Geduld! Achtet darauf, dass keiner Böses mit Bösem vergilt. Bemüht euch vielmehr mit allen Kräften und bei jeder Gelegenheit, einander und allen Menschen Gutes zu tun.

Freut euch, was auch immer geschieht!

Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.

Den Geist löscht nicht aus! Prophetische Reden verachtet nicht!  Prüft alles: Was gut ist, das nehmt an. Aber was böse ist, darauf lasst euch nicht ein, in welcher Gestalt auch immer es an euch herantritt.

Gott selbst, der Gott des Friedens, helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euer ganzes Wesen – Geist, Seele und Leib –, damit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt, nichts an euch ist, was Tadel verdient.

Der, der euch beruft, ist treu; er wird es auch tun.

 

Zwölf Ermahnungen am Ende eines Briefes!

Die ersten könnten ähnlich in der Rede einer Mutter stehen, oder eines Vereinsvorstandes oder einer Lehrerin. Sie wird sparsamer mit Ermahnungen sein: Dabei schalten die Schü-ler ihre Ohren doch sowieso auf Durchzug. Allerdings: hier geht es um mehr als den Klassenfrieden oder um ein gutes Miteinander im Verein oder in der Familie.

Gott selbst helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Gott selbst bereitet uns vor und auch wir selbst sollen uns vorbereiten für die Zeit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt. Darum ein geheiligtes Leben, Leben im Licht Jesu. „Jesus wird kommen.“ Das sagen wir im Glaubensbekenntnis, aber eigentlich können wir uns nicht viel darunter vorstellen.

Ich will nicht mit dem Jenseits vertrösten.

Und ich will ganz bestimmt nicht damit drohen.

Ich glaube: Wir werden ganz im Licht Jesu stehen. Gott sagt Ja zu uns. Unser Nein stirbt. Paulus schreibt ein paar Verse vorher: Ihr alle seid ja Menschen des Lichts, und euer Leben wird von jenem kommenden Tag bestimmt. (5,5)

Das Leben von Paulus ist kein Wellnessurlaub: gefahrvolle, mühsame Reisen, Schiffbrüche, Streit und Vorwürfe in den Gemeinden, Verfolgung, Schläge und Haft, eine rätselhafte Krankheit, die ihn plagt. All das setzt ihm zu, und doch weiß er: „Ich lebe im Licht Jesu. Ich bin ein Mensch des Lichts und so will ich auch leben.“

Mit seinen Ermahnungen will Paulus Mut machen. Er will zur Freiheit ermutigen, den Blick weiten für Menschen des Lichts, Menschen, die auf Gott vertrauen.

 

Tröstet die Kleinmütigen!

Kleinmütig: Ich erinnere mich, wie es mir in den ersten Wochen eines neuen Schuljahres oft ging. Man muss erst wieder in den Alltag hereinfinden,

die neuen Lehrer kennenlernen, an den alten Lernlücken arbeiten. Bis die ersten Tests ge-schrieben waren, war ich etwas mutlos. Verzagt, weil die Aufgaben wie ein Berg vor einem liegen und man das Gefühl hat, es nicht zu schaffen.  Das geht Lehrerinnen und Lehrern und anderen ebenso: Am Anfang scheint der Berg riesengroß. Mutlos sind wir besonders, wenn wir uns zu jedem Schritt zwingen müssen, wenn Traurigkeit oder Misserfolge uns zweifeln lassen.

Tröstet die Kleinmütigen! „Du bist mehr als deine Leistungen. Du kannst lieben und bist geliebt. Dein Leben ist viel mehr als diese schwierige Wegstrecke. Und über allem steht Gottes Ja zu dir.“

Kleinmütig: Wieder steigen die Corona-Zahlen. Hört das nie auf? Und können wir einer neuen Regierung, wer sie auch bilden wird, zutrauen die Probleme zu lösen? Werden wir es schaffen den Klimawandel zu bremsen? Können wir unsere Demokratie schützen vor denen, die sie verachten und angreifen?

Berge von ungelösten Problemen. Wir haben viel Grund zu Sorge. Für die Menschen in anderen Ländern sehen Corona, Klimawandel und die politische Situation noch wesentlich bedrohlicher aus. Keines der Probleme ist einfach zu lösen.

Aber gerade wir Christen sollten cool bleiben,   uns nicht in Katastrophenstimmung treiben lassen, nicht gegen die vermeintlich Schuldigen hetzen.

Tröstet die Kleinmütigen! Wir Christen rechnen damit, dass die Welt sich verändert, dass es auch Risse und Brüche gibt. Wir tun nüchtern, was wir können, um dem Leid zu wehren. Mit Gottes Hilfe schaffen wir so viel wie möglich.

Am Ende steht nicht Untergang, sondern Christus. Gott sagt Ja. Das gilt!

Kleinmütig: Auch wir, die Kirche. Wir sind mitten in einem Prozess des Wandels. Weniger Gemeindeglieder, weniger Geld, weniger Gemeindehäuser und Pfarrer. Also muss die Kirche sich verändern. Das macht Angst.

Wir haben unseren Herrn, den besten Trost gegen jeden Kleinmut, und sind doch so leicht verzagt.

Tröstet die Kleinmütigen!

 

Jede der Mahnungen des Paulus gibt Stoff zum Nachdenken, zum Hoffnung-Schöpfen, zum Aufatmen. Der, der euch beruft, ist treu; er wird es auch tun. Gott ist treu. Wir leben unter seinem Ja. Wir feiern sein Ja.

Amen

 

Lied 351,1+2+7+13

 

Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; so oft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich.

Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?

 

Nun weiß und glaub ich feste, ich rühms auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei

und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.

 

Sein Geist spricht meinem Geiste manch süßes Trostwort zu, wie Gott dem Hilfe leiste, der bei ihm suchet Ruh,

und wie er hab erbauet ein edle neue Stadt,

da Aug und Herze schauet, was es geglaubet hat.

 

Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud und Singen, sieht lauter Sonnenschein.

Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.

 

Gebet

 

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Du nimmst uns an, Gott, und schenkst uns deine Gemeinschaft, obwohl wir dir schon so oft mit unserem Leben widersprochen haben. Hab Dank dafür. Hilf uns, einander anzunehmen.

 

Wir bitten dich für die Menschen, die geplagt sind von Krieg, Gewalt, Unrecht. Wir denken an die Menschen in Afghanistan, im Jemen, in Syrien. Es gibt so viele ungelöste Konflikte. Hilf der Gemeinschaft der Völker auf dem mühsamen Weg zu Frieden und Gerechtigkeit.

 

Wir bitten dich für die, die unterdrückt werden, die ihre Meinung nicht sagen dürfen, die verfolgt und eingesperrt und misshandelt werden. Wir denken an die Menschen in Belarus und Russland, in China, im Iran.

Steh ihnen bei.

Hilf uns, dass wir, wo immer es möglich ist, Recht und Freiheit schützen.

 

Wir bitten für unsere Kranken, für die Trauernden, für die die nicht wissen, wie es weitergeht, für die, die keine Hoffnung haben. Tröste, stärke, heile sie und sei bei allen, die ihnen helfen.

 

Wir bitten für deine Kirche, Gott, für unsere Gemeinde, für unsere katholische Nachbargemeinde und die Freunde in Sundhouse. Uns alle befehlen wir deiner Güte, barmherziger Gott. Amen

 

Vaterunser

 

 

Lied 421

 

Verleih uns Frieden gnädiglich,

Herr Gott, Herr Gott, zu unsern Zeiten!

Es ist doch ja kein anderer nicht,

der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott, alleine.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Gottesdienst für den 8.8., Israelsonntag

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

452,1-3 Er weckt mich alle Morgen

Er weckt mich alle Morgen,

er weckt mir selbst das Ohr.

Gott hält sich nicht verborgen,

führt mir den Tag empor,

dass ich mit seinem Worte

begrüß das neue Licht.

Schon an der Dämmrung Pforte

ist er mir nah und spricht.

 

Er spricht wie an dem Tage,

da er die Welt erschuf.

Da schweigen Angst und Klage;

nichts gilt mehr als Sein Ruf.

Das Wort der ewgen Treue,

die Gott uns Menschen schwört,

erfahre ich aufs neue

so, wie ein Jünger hört.

 

Er will, dass ich mich füge.

Ich gehe nicht zurück.

Hab nur in Ihm Genüge,

in Seinem Wort mein Glück.

Ich werde nicht zuschanden,

wenn ich nur Ihn vernehm.

Gott löst mich aus den Banden.

Gott macht mich Ihm genehm.

 

„Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe gewählt hat.“ Ps 33

Heute ist Israelsonntag. Wir bedenken, was uns mit dem jüdischen Volk verbindet.

Sehr viel haben Christen und Juden gemeinsam. Ohne die Wurzeln im Judentum ist das Christen-tum nicht zu verstehen. Und doch hat die Kirche über Jahrhunderte zu Hass und Feindschaft gegen Juden beigetragen.

Wir feiern Gottesdienst im Namen des Vaters von Jesus, dem Juden aus Nazareth, im Namen des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, des Gottes, der Israel erwählt hat und der durch die Worte der Hebräischen Bibel, die wir Altes Testament nennen, auch zu uns spricht.

 

Psalm 105   

Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen;

verkündigt sein Tun unter den Völkern!

 

Singet ihm und spielet ihm,

redet von allen seinen Wundern!

Rühmet seinen heiligen Namen;

es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen!

Fraget nach dem Herrn und nach seiner      Macht,   suchet sein Antlitz allezeit!

Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat,

seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes,

du Geschlecht Abrahams, seines Knechts,

ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten!

Er ist der Herr, unser Gott,

er richtet in aller Welt.

Er gedenkt ewiglich an seinen Bund,

an das Wort, das er verheißen hat für          tausend Geschlechter

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

 

Gnädiger Gott, du hast deinen Namen verbunden mit Israel. Nie hast du deinem Volk die Treue gekündigt. Durch alle Abgründe hast du es begleitet. Wir Christen haben das lange nicht verstanden. Wir haben Israel seine Erwählung geneidet und deine Treue zu ihm bestritten. Hab Dank, dass wir alte Vorurteile überwinden und begreifen, dass wir mit Israel zusammengehören.

Wir preisen deine Gnade. Amen

 

Gott ist treu. Immer wieder darf sein Volk das erfahren. Wie eine liebevolle Mutter spricht er zu ihnen im sogenannten Trostbuch Israels, Jesaja ab Kapitel 40:

Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid:  Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan;  ich will heben und tragen und erretten. (Jes 46,3+4)

 

380 Ja, ich will euch tragen

Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin.

Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.

 

Ihr sollt nicht grauen, ohne dass ich’s weiß,

müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.

 

Ist mein Wort gegeben, will ich es auch tun,

will euch milde heben: Ihr dürft stille ruhn.

 

Stets will ich euch tragen recht nach Retterart.

Wer sah mich versagen, wo gebetet ward?

 

Denkt der vor’gen Zeiten, wie, der Väter Schar

voller Huld zu leiten, ich am Werke war.

 

Denkt der frühern Jahre, wie auf eurem Pfad

euch das Wunderbare immer noch genaht.

 

Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug.

Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.

 

Predigt

„Ja, ich will euch tragen.“ Gott trägt sein Volk.  Gott befreit sein Volk aus der Unterdrückung in Ägypten. Er rettet sie und er führt sie durch die Wüste. Wir glauben mit den Juden an den gnädigen Gott, der bei uns ist, der uns trägt      und befreit und niemals alleine lässt. Hören wir als Predigttext einen Abschnitt aus dem 2. Buch Mose. (19,1-8):

Am dritten Neumondtag nach dem Auszug der Israeliten aus dem Land Ägypten, an diesem Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Und sie brachen auf von Refidim und kamen in die Wüste Sinai, und sie lagerten in der Wüste. Und dort lagerte Israel dem Berg gegenüber.

Mose aber stieg hinauf zu Gott. Und der Herr rief ihm vom Berg her zu: So sollst du zum Haus Jakob sprechen und den Israeliten verkünden:

Ihr habt selbst gesehen, was ich Ägypten getan und wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe.

Wenn ihr nun auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet von allen Völkern ihr mein Eigentum sein, denn mein ist die ganze Erde, ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern sein und ein heiliges Volk. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.

Und Mose kam und rief die Ältesten des Volks und legte ihnen alle diese Worte vor, die der Herr ihm aufgetragen hatte. Da antwortete das ganze Volk einmütig und sprach: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun. Und Mose überbrachte dem Herrn die Worte des Volks.

Gott trägt sein Volk.

Auf Adlerflügeln habe ich euch getragen.

Wenn die jungen Adler fliegen lernen, fangen die Eltern sie bei ihren ersten Versuchen auf, wenn sie zu stürzen drohen. So liebevoll trägt Gott sein Volk. So hat er sie gerettet und begleitet und an den Sinai geführt.

Ihr sollt mein Eigentum sein unter allen Völkern.  Es heißt eigentlich nicht „Eigentum“, sondern es geht um den besonderen Besitz des Königs, die Kronjuwelen, den Schatz, den der König niemals weggeben würde. Wie klingt es, wenn jemand mich sein Juwel, seinen Schatz nennt? Das ist eine Liebeserklärung. Israel ist Gottes Schatz und Kronjuwel, auserwählt und geliebt.

Ihr seid mein Juwel unter allen Völkern. Mir gehört die ganze Erde. Israel hat eine Sonderrolle. Doch das ganz Besondere ist Israel nicht nur für sich selbst. Im gleichen Atemzug betont Gott: Mir gehört die ganze Erde. Alle Völker, alle Länder gehören Gott. Wie man den König an seiner mit Juwelen besetzten Krone erkennt, so sollen alle Gott durch sein Volk erkennen. Ein Volk von Priestern, ein heiliges Volk sollen sie sein, wie Priester zu Gott hinführen.

Israel hat für uns und uns zugute die besondere und enge Beziehung zu Gott. Wir lesen die Bibel, das AT als Wort Gottes an uns. Wir identifizieren uns mit Sara und Abraham, Jakob, Mose. Aber für Juden ist das doch noch näher, ihre eigene Geschichte. Wir Christen sind durch Jesus in die Geschichte Israels hineingenommen.

Das Volk steht jetzt also an dem Ort, wo Mose den Dornbusch brennen sah und Gottes Stimme hörte. Wo ist der Berg Sinai?  Wir wissen es nicht.

Israel soll so hören, als stünde es jetzt gerade vor Gott, wo auch immer sie sind. Hören, wirklich hören sollt ihr, zu Herzen nehmen, was Gott sagt, seine Liebeserklärung, seinen Auftrag: Ihr seid mein Juwel unter allen Völkern. Mir gehört die ganze Erde. Ihr sollt für mich ein Volk von Priestern sein und ein heiliges Volk.

Dann folgen die Gebote: Du sollst keine anderen Götter haben. Du sollst nicht töten, die Wahrheit sagen, in allem, was du tust, Gott und deinen Mitmenschen achten.

 

Kennen Sie das Musical Anatevka oder „Fiddler on the Roof“? Arme ukrainische Juden werden am Ende in einem Pogrom aus ihrem Dorf vertrieben. Tewje, der Milchmann betet:    „Gütiger Herr, es war nett von dir, uns Juden zum auserwählten Volk zu machen. Aber so, wie die Dinge laufen, wäre es da nicht möglich, dass du hin und wieder mal ein anderes Volk auserwählst, ich meine, nur so zur Abwechslung …“

Immer wieder wurden die Juden vertrieben, deportiert, unterdrückt, verfolgt. Das auserwählte Volk hat eine beispiellose Leidensgeschichte bis hin zur Vernichtung von Millionen Juden durch uns Deutsche. Immer wieder haben Christen zum Hass auf Juden beigetragen.

Es heute gibt wieder ein Land der Juden – trotz der schrecklichen ungelösten Konflikte: das ist wunderbar! Auch hier in Deutschland leben nach dem millionenfachen Morden wieder Juden. Sie setzen die 1700 jährige Geschichte der Juden in Deutschland fort – wunderbar! Wenn wir dagegen hören, dass Juden heute bei uns Hass und Hetze und Gewalt erleben, ist das unerträglich.

Gott sei Dank gibt es die Juden!

Hätte Gott sein Volk nicht auf Adlerflügeln gerettet – es gäbe auch uns nicht, wir säßen heute nicht hier. Gott trägt sein Volk, wie ein Adler seine Jungen, damit sie fliegen lernen, damit sie frei und stark sind. Gott trägt sein Volk, sein geliebtes Juwel. Und auch wir sollen fliegen lernen, frei und stark im Glauben an den einen Gott.

Erheben wir uns über den Neid und den Hass,

über Verdrehen der Wahrheit, über Habgier!

Hören wir, hören wir wirklich auf Gott!

Lobe den Herren, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, lobe den Herren mit Abrahams Samen, loben wir Gott mit seinem Volk, seinem Juwel. Amen

 

317,1+2+5 Lobe den Herren

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen. Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen. Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit! Amen.

 

Ein Glaubensbekenntnis aus der Evangelischen

Kirche von Kurhessen-Waldeck

Wir glauben an den einen Gott,

der Himmel und Erde geschaffen hat

und uns Menschen zu seinem Bild.

Er hat Israel erwählt, ihm die Gebote gegeben

und seinen Bund aufgerichtet

zum Segen für alle Völker.

Wir glauben an Jesus von Nazareth,

den Nachkommen Davids, den Sohn der Maria,

den Christus Gottes.

Mit ihm kam Gottes Liebe zu allen Menschen,

heilsam, tröstlich und herausfordernd.

Er wurde gekreuzigt unter Pontius Pilatus,

aber Gott hat ihn auferweckt

nach seiner Verheißung,

uns zur Rettung und zum Heil.

Wir glauben an den Heiligen Geist,

der in Worten und Zeichen an uns wirkt.

Er führt uns zusammen aus allen Völkern,

befreit von Schuld und Sünde,

berufen zum Leben

in Gerechtigkeit und Frieden.

Mit der ganzen Schöpfung hoffen wir

auf das Kommen des Reiches Gottes. Amen

Gebet

Gott des Himmels und der Erde,

Du hast Israel erwählt als Dein geliebtes Volk,

hast Dich gebunden an dieses Volk,

dem auch unser Herr, Jesus Christus, angehört.

In ihm hast Du uns in Deinen Bund und Segen

hineingenommen.

 

Wir bekennen die Schuld der Kirche

an unseren jüdischen Brüdern und Schwestern.

Wir bitten dich: Gib uns Versöhnung

und schenke uns Deinen Heiligen Geist,

der uns lehrt und leitet auf einem gemeinsamen Weg.

 

Bewahre die Menschen in aller Welt

vor Diskriminierung, Rassismus und Gewalttat.

Schenke dem Land Israel und seinen Nachbarn

dauerhaften Frieden, der allen Raum zum Leben gibt, Juden, Christen und Muslimen.

Setze allen Verhärtungen, allem Hass ein Ende.

Gib Weisheit und Verstand,

aufrichtiges Mühen um Zusammenarbeit.

 

Und gib uns Kraft, Einsicht und Mut,

dass wir beitragen zur Bewahrung der Erde

und zur Stärkung des Friedens.

Barmherziger und gerechter Gott,

wir hoffen auf dich und loben dich.

Du Gott Abrahams und Saras, du Vater Jesu Christi, du bist unser Gott, du bist Gott allein.

Wir danken dir, denn du bist freundlich

und deine Güte währet ewiglich.

 

Vaterunser

 

171 Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns auf unsern Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot,

sei um uns mit deinem Segen,

sei Quelle und Brot in Wüstennot,

sei um uns mit deinem Segen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns in allem Leiden.

Voll Wärme und Licht im Angesicht,

sei nahe in schweren Zeiten,

voll Wärme und Licht im Angesicht,

sei nahe in schweren Zeiten.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns vor allem Bösen.

Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,

sei in uns, uns zu erlösen,

sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,

sei in uns, uns zu erlösen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,

sei mit uns durch deinen Segen.

Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,

sei um uns auf unsern Wegen,

dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,

sei um uns auf unsern Wegen.

 

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Gottesdienst für den 1.8., Matth 7,24-27

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 449 Die güldne Sonne voll Freud und Wonne

Die güldne Sonne voll Freud und Wonne

bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen

ein herzerquickendes, liebliches Licht.

Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;

aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,

schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

 

Abend und Morgen sind seine Sorgen;

segnen und mehren, Unglück verwehren

sind seine Werke und Taten allein.

Wenn wir uns legen, so ist er zugegen;

wenn wir aufstehen, so lässt er aufgehen

über uns seiner Barmherzigkeit Schein.

 

Alles vergehet, Gott aber stehet

ohn alles Wanken; seine Gedanken,

sein Wort und Wille hat ewigen Grund.

Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden, heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen, halten uns zeitlich und ewig gesund.

 

Psalm 63

Gott, du bist mein Gott, den ich suche.

Es dürstet meine Seele nach dir,

mein Leib verlangt nach dir

aus trockenem, dürrem Land,

wo kein Wasser ist.

So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,

wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

Denn deine Güte ist besser als Leben;

meine Lippen preisen dich.

So will ich dich loben mein Leben lang

und meine Hände in deinem Namen aufheben.

Das ist meines Herzens Freude und Wonne,

wenn ich dich mit fröhlichem Munde

loben kann;

wenn ich mich zu Bette lege,

so denke ich an dich,

wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

Denn du bist mein Helfer,

und unter dem Schatten deiner

Flügel frohlocke ich.

Meine Seele hängt an dir;

deine rechte Hand hält mich.

 

Ehr sei dem Vater

 

Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, Gott. Nach Ruhe für unser Herz sehnen wir uns,

nach Bestätigung und Gewissheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn dein Wort bei uns ist, finden wir in der Fremde unseren Weg, in Ungewissheit Halt, in Sorge und Angst Ruhe in dir, Gott. Amen

 

Predigt

Die Bilder der Unwetterkatastrophe vor zweiein-halb Wochen haben wir vor Augen. Wir sind  schockiert. Aus kleinen Bächen werden reißende Ströme. Häuser stürzen ein. Menschen verlieren ihr Zuhause und noch viel mehr: ihre Lebens-grundlage, ihr Vertrauen, ihren Lebensmut. Wir denken an die vielen Opfer. Und nun bekommen wir für heute als Predigttext das Gleichnis Jesu am Ende der Bergpredigt. Hören Sie, Mt 7,24-27, Jesus sagt:

Jeder, der meine Worte hört und danach handelt, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten und wenn der Sturm tobt und mit voller Wucht über das Haus hereinbricht, stürzt es nicht ein;    es ist auf felsigen Grund gebaut.

Jeder aber, der meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht einem törichten Mann,   der sein Haus auf sandigen Boden baut.        Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten und wenn der Sturm tobt und mit voller Wucht über das Haus herein-bricht, stürzt es ein und wird völlig zerstört.

Natürlich denken wir an das, was gerade passiert ist. Die Katastrophe ist nicht irgendwo, weit weg, sie ist ganz in unserer Nähe geschehen. Ich frage mich: „Wie sicher ist mein Zuhause? Kann das auch uns treffen? Was müssen wir tun?“

Man sagt uns Deutschen eine Vollkaskomentalität nach. Wir sind versichert gegen jede Gefahr.

Wer einmal gebaut hat, kennt den Wust an Vorschriften für die Sicherheit und den Schutz von Gebäuden. Und trotzdem ist die Katastrophe geschehen.

 

Jesus ist Handwerker wie sein Vater. Er kennt sich aus mit dem Bau von Häusern. Was er sagt, leuchtet ein. Das Fundament muss fest sein und auf tragfähigem Grund gelegt. Sonst stürzt das Haus bei Sturm und Starkregen ein.

So dumm wird doch niemand sein auf Sand zu bauen, oder?

Jesus ist auch Lehrer. Er kennt sich aus mit der Thora, der hebräischen Bibel. Er legt sie in seiner Rede auf dem Berg aus: Liebt eure Feinde! Vergebt einander! Schlagt nicht zurück! Urteilt nicht über andere! Selig sind die Friedensstifter, die Armen, die Trauernden, die Unrecht leiden. Die Rede Jesu fordert Menschen heraus, damals und heute. Wer meine Worte hört und danach handelt, gleicht einem klugen Menschen.

Jesus fragt: „Worauf baust du? Was gibt deinem Leben Halt? Was ist dein Trost im Leben und sogar im Sterben? Bist du bereit zu hören und auch zu handeln?“

 

Ein guter Grund, ein festes Fundament und das Haus steht sicher. Das klingt so einfach und klar.

Aber ich bezweifle, dass alles klar und einfach ist.

Wenn schon vermeintlich sichere Häuser Risse von Sturzbächen bekommen können und von den Wassermassen unterspült werden, wie sicher ist dann unser, mein Lebenshaus?

Das Leben kann Risse bekommen: Wenn ein Kind stirbt, wenn jemand betrogen und verlassen wird, wenn seelische Krankheit einen Menschen verstört, wenn man sein Zuhause verliert, immer dann, wenn unser Leben zentral angegriffen ist.  In solchen Situationen kann auch der Glaube ins Rutschen geraten.

Fragwürdig ist auch unser Hören und Handeln. Wir wollen Gutes tun und doch scheitern wir oft, sind hart, selbstsüchtig, rechthaberisch, verlet-zend, nachtragend. Wir merken es vielleicht nicht einmal oder fühlen uns im Recht. Von dem, was Jesus sagt, bin ich weit entfernt.

Ich bin nicht sicher vor Unglück und Leid.

Ich bin nicht sicher vor meinen Fehlern, Sünden.

Worauf soll ich bauen? Eines bleibt.

Eines bleibt, auch wenn ich alles verliere.

Eines bleibt, auch wenn ich versage

und falsch lebe. Gottes Ja zu mir bleibt.

Gottes Liebe zu mir bleibt.

Sie ist der Grund, das Fundament für mein Leben. Darum hängt alles daran, wer da zu uns redet: Jesus, die Mensch gewordene Liebe Gottes. Er legt den Grund unseres Lebens.

Er trägt mit uns, wenn das Lebenshaus Risse bekommt und stürzt.

Er trägt auch Scheitern und Schuld für uns.

Wir gehören zu ihm.

Jesus ist da, auch wenn Häuser einstürzen.

Er nennt die Leidtragenden und Trauernden selig, glücklich, weil er zu ihnen hält.

Und er sagt: Selig die Barmherzigen und die Friedensstifter, denn er selbst schenkt Barm-herzigkeit und Frieden.

Wir hören auf ihn. Wir vertrauen ihm, mehr als allen vermeintlichen Sicherheiten und mehr als unserer eigenen vermeintlichen Güte.

Und auf diesem Fundament: Versuchen wir es doch, auf Jesus zu hören und ihm zu folgen.

Leben wir Gewaltlosigkeit, Achtung vor jedem Menschen, Frieden. Verzichten wir darauf zu urteilen, andere schlecht zu machen. Legen wir unsere Sorge in Gottes Hand. Amen

 

Neue Lieder 190 Schenke mir Gott

Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz,

das seinen Ohren traut in dieser Welt. Refrain: Schenke mir, Gott, ein Herz, das lebt und schlägt, das für das Leben schlägt. Schenke mir, Gott, ein Herz, das lebt und schlägt, das für das Leben schlägt.

 

Schenke mir, Gott, ein sehendes Herz,

das mir die Augen öffnet für die Welt.

Refrain

 

Schenke mir, Gott, ein fühlendes Herz,

das für den andern aufgeht jeden Tag.

Refrain

 

Gebet

Hab Dank für dein Wort. Du schenkst unserem Leben ein Fundament, auf das wir bauen können. Du bist bei uns in allem.

Wir denken an die Menschen, die noch immer mit den schlimmen Folgen der Flutkatastrophe zu kämpfen haben. Hilf ihnen mit den schlimmen Erlebnissen fertig zu werden, praktisch und auch seelisch. Schenke Zeichen der Hoffnung und der Solidarität.

Allen, auch bei uns, denen das Wasser bis zum Hals steht, sei Rettung in Not. Gib Halt und sei ein fester Grund für die, die den Boden unter den Füßen verlieren. Tröste die Traurigen und ermutige die Verzagten.

Wir wollen miteinander bauen an deinem Reich, wo dein Wille geschehe und alle Menschen zu ihrem Recht kommen und das bekommen, was sie brauchen.

Und für den Bau unseres Lebenshauses lass uns klug ans Werk gehen. Öffne unsere Ohren und unser Herz für dein Wort, damit wir es tun.

Vaterunser

 

Lied 503 Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben;

schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben,

sich ausgeschmücket haben.

 

Die Lerche schwingt sich in die Luft,

das Täublein fliegt aus seiner Kluft

und macht sich in die Wälder;

die hochbegabte Nachtigall

ergötzt und füllt mit ihrem Schall

Berg, Hügel, Tal und Felder,

Berg, Hügel, Tal und Felder.

 

Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen,
aus meinem Herzen rinnen.

 

Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe;

gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe,

viel Glaubensfrüchte ziehe.

 

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgodi 18.7. (aus Emmendingen)

7. S. n. Tri
18. Juli 2021

Pfrin. I. Leicht

 

Sie eine Kerze an. Vielleicht hören Sie ein Glockengeläut. Nach Möglichkeit beginnen Sie diese Feier mit festlicher Musik, z. B. von J. S. Bach oder von G. F. Händel.

 

[Zünden Sie eine Kerze an und schaffen Sie, evtl. durch das Hören eines Musikstücks, einen Rahmen, der zur Besinnung einlädt.]

w „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürgerinnen der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ (Eph 2,19). Mit diesem Wochenspruch ein herzliches Willkommen an diesem Sonntag. „Alle am Tisch“ – so lautet sein Motto. Der Tisch des göttlichen Wortes ist uns gedeckt in dieser Zeit des Hausgottesdienstes. Und auch der Frühstücks-, Mittags- und Abendbrottisch ist in der Regel für uns gedeckt. Wir sind eingeladen, zur Gemeinschaft berufen, wir gehören dazu – dafür ist der gedeckte Tisch ein Zeichen. Dem Sonntagsmotiv zufolge gilt dies allen Menschen!
Zu einer solchen Kultur der Gastfreundschaft können wir also auch selbst beitragen.
Im Namen des dreifaltigen Gottes, Urgrund allen Lebens, in Jesus dem Christus uns menschenfreundlich begegnend, in der Heiligen Geistkraft uns verbindend. Amen.

w Lied: Aus den Dörfern… (NL 2)

w Gebet nach Psalm 107
Du, Gott, bist freundlich und deine Güte währt für immer und ewig.
Aus allen Himmelsrichtungen versammelst Du Menschen um Deinen Tisch.
Du sättigst die durstigen Seelen und
füllst die Hungrigen mit Gutem.
So sind nun auch wir vor Dir:
dürstend nach Vertrauen und Liebe,
hungrig nach Anerkennung und Wertschätzung,
mit unserer je eigenen Sehnsucht. [Stille]
Schenke uns Spannkraft
und erfülle uns mit Deiner heiligen Geistkraft
in Jesu Namen. Amen.

w Predigttext: 1 Kön 17,1-16 (vgl. Basisbibel)

Elija, ein Tischbiter aus Tischbe in Gilead, kündigte Ahab an: „So gewiss der Ewige, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe! Es wird in diesen Jahren weder Tau noch Regen geben – es sei denn, dass ich es befehle.“
Danach kam Gottes Wort zu Elija: „Geh weg von hier in Richtung Osten! Versteck dich am Bach Kerit, der in den Jordan fließt! Aus dem Bach kannst du trinken. Den Raben habe ich befohlen, dich dort zu versorgen.“
Da ging er los und tat, was Gott befohlen hatte. Er ging und setzte sich an den Bach Kerit, der in den Jordan fließt.
Morgens und abends brachten Raben ihm Brot und Fleisch. Trinken konnte er aus dem Bach. Aber nach einiger Zeit trocknete der Bach aus, denn es gab keinen Regen im Land.
Da kam Gottes Wort zu Elija: „Auf, geh nach Sarepta, das bei Sidon liegt! Bleib dort! Denn ich habe einer Witwe befohlen, dich dort zu versorgen.“
Da machte sich Elija nach Sarepta auf. Als er an das Stadttor kam, war dort eine Witwe, die Holz auflas. Elija sprach sie an und sagte:
„Hol mir doch bitte einen kleinen Krug mit Wasser. Ich möchte etwas trinken.“
Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: „Bring mir doch bitte auch ein Stück Brot mit.“ Da antwortete sie:
„So gewiss der Ewige, dein Gott, lebt! Ich habe überhaupt keine Vorräte mehr. Nur noch eine Handvoll Mehl ist im Krug und etwas Öl in der Kanne. Ich wollte gerade ein paar Hölzchen sammeln, wieder heimgehen und etwas aus den Resten backen. Mein Sohn und ich wollten noch einmal etwas essen und danach sterben.“
Da sprach Elija: „Fürchte dich nicht! Geh nur und tu, was du gesagt hast. Aber mach zuerst für mich ein kleines Brot und bring es zu mir heraus. Danach kannst du für dich und deinem Sohn etwas backen.
Denn so spricht der Ewige, der Gott Israels:
Der Mehlkrug wird nicht leer werden, und die Ölkanne wird nicht versiegen. Das wird so bleiben bis zu dem Tag, an dem Gott wieder Regen schenkt und es auf den Ackerboden regnen wird.“
Sie ging los und tat, was Elija gesagt hatte. Und tatsächlich hatten sie alle drei zu essen: Elija, die Frau und ihr Sohn, Tag für Tag. Der Mehlkrug wurde nicht leer und die Ölkanne versiegte nicht. So hatte es Gott durch Elija gesagt.

w Impuls: Liebe Leserin, lieber Leser,

Unmittelbar vor diesem Bibeltext erfahren wir von den Untaten des Königs Ahab und nun betritt er die Bühne: Elia. Sein Name: „Mein Gott ist JHWH.“ Er wird mit nur sehr wenigen Worten vorgestellt. Und dann fängt er gleich zu reden an. Diese ersten Sätze weisen ihn aus: ein Prophet, Gott zu Diensten, mit der Drohbotschaft einer umfassenden Dürre im Gepäck und damit Ahabs Gott Baal, einen mächtigen Wettergott, Lügen strafend. Bis ans Ende wird Elia sich treu bleiben, eine schillernde Persönlichkeit, voller Eifer für seinen Gott, streitbar, feurig und bisweilen ausgebrannt.
Im heutigen Text geht es um Nahrung, Lebens-Mittel im wahrsten Sinn. Der Bach Kerit liefert dem Fliehenden das notwendige Wasser. Raben bringen Brot und Fleisch. Wie schön, dass sie hier zu Ehren kommen! Wird doch ansonsten oft Negatives mit ihnen assoziiert. Weil sie Aas fressen, gelten sie als unrein. Ihre schwarze Farbe lässt sie furchterregend erscheinen. Und das Schimpfwort Rabeneltern steht in diametralem Gegensatz zu der Fürsorglichkeit, die sie Elia erweisen.
Nach der einsetzenden Dürre flieht Elia weiter. In Sidon ist er als Fremder und Verfolgter in einer lebensgefährlichen Lage. Eine arme Witwe solidarisiert sich mit ihm. Sie ist selbst in höchsten Nöten. Ihr Sohn ist zu jung, um sie zu unterstützen. Fast alle ihre Reserven sind aufgebraucht, abgesehen von einer Handvoll Mehl und ein paar Tropfen Öl. Mit diesen will sie ein letztes Brot backen und danach sterben. Elia bittet darum, sie möge zuerst ihm etwas geben und danach selbst essen. Gott spricht aus ihm, dem Propheten. Und dieser Gott verlangt für sich die Erstlingsfrüchte (vgl. zur rituellen Übergabe der Erstlinge 5. Mose 26). Indem die Witwe gehorcht, bringt sie zum Ausdruck, Elias Gott anzuerkennen und damit die Herrschaft Baals zurückzuweisen. Dieser Akt der Solidarität und des Gehorsams wird zur Rettung auch für sie. Ab jetzt reichen die Lebensmittel.
Gott wird auch weiterhin als nährend erscheinen, im Blick auf Elia nochmals besonders eindrücklich, als dieser sich nach der grässlichen Ermordung der Baalspriester lebensmüde und erschöpft zum Sterben unter einen Wachholder legt und zweimal von einem Engel Gottes berührt wird mit den Worten: „Steh auf und iss.“ (1 Kön 19,5 und 7) und dann mit Wasser und Brot gestärkt wird für eine 40tägige Wanderung durch die Wüste.
Unschwer erkennen wir, wie Jesus all das weiterführt. In Gottes Namen versammelt er Menschen an seinem Tisch, macht alle satt und bietet sich selbst als Grundnahrung an. All unser Hunger und Durst soll gestillt werden. Und in der Nachfolge Jesu sind wir dazu berufen, es ihm gleich zu tun und andere an Leib und Seele zu nähren und für das Nachnähren derer zu sorgen, die oft von klein auf zu wenig abbekommen haben an Lebens-Mitteln (dazu gehören neben dem Materiellen auch Liebe, Freundlichkeit, Trost).
Setzen wir Gott an die erste Stelle des Lebens. Dann wird genügend da sein und es wird reichen, für uns und für alle. Amen

w Gebet und Stille im Wechsel mit Strophen von EG 418: „Brich dem Hungrigen dein Brot“

  1. Brich dem Hungrigen dein Brot. Die im Elend wandern, führe in dein Haus hinein; trag die Last der andern.

stilles Gebet für die Hungrigen und Elenden

  1. Brich dem Hungrigen dein Brot; du hast’s auch empfangen. Denen, die in Angst und Not, stille Angst und Bangen.

stilles Gebet für Menschen in Angst und Not

  1. Der da ist des Lebens Brot, will sich täglich geben, tritt hinein in unsre Not, wird des Lebens Leben.

Vaterunser beten

  1. Dank sei dir, Herr Jesu Christ, dass wir dich noch haben und dass du gekommen bist, Leib und Seel zu laben.

Stille für ein Dankgebet

  1. Brich uns Hungrigen dein Brot, Sündern wie den Frommen, und hilf, dass an deinen Tisch wir einst alle kommen.

w Segen
Gott stillt dich in deinem Lebensdurst.
Gott stärkt dich in deinem Hunger nach Gerechtigkeit.
Gott nährt dich in Deinem Mangel.
Gott ermächtigt dich zum Teilen.
Gott segnet dich und erfüllt dich immer neu mit seiner Liebe. Amen.

Lied: Wohl denen, die da wandeln (EG 295)

[Halten Sie noch einen Augenblick inne und löschen Sie dann die Kerze.]

 

 

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen Pfarrerin Dr. Irene Leicht.
Stadtkirchengemeinde Emmendingen, im Juli 2021

Hausgottesdienst 11.7.

Gottesdienst zum 11.Juli, Tauferinnerung

Richten Sie für die Tauferinnerung ein Schälchen mit Wasser.

Zünden Sie eine Kerze an.

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

441,1-3 Du höchstes Licht, du ewger Schein

Du höchstes Licht, du ewger Schein,

du Gott und treuer Herre mein,

von dir der Gnaden Glanz ausgeht

und leuchtet schön so früh wie spät.

 

Das ist der Herre Jesus Christ,

der ja die göttlich Wahrheit ist,

mit seiner Lehr hell scheint und leucht’,

bis er die Herzen zu sich zeucht.

 

Er ist das Licht der ganzen Welt,

das jedem klar vor Augen stellt

den hellen, schönen, lichten Tag,

an dem er selig werden mag.

 

Ps 139

Herr, du erforschest mich

und kennest mich.

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;

du verstehst meine Gedanken von ferne.

Ich gehe oder liege, so bist du um mich

und siehst alle meine Wege.

Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,

das du, Herr, nicht alles wüsstest.

Von allen Seiten umgibst du mich

und hältst deine Hand über mir.

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu

hoch,    ich kann sie nicht begreifen.

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,

und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

Führe ich gen Himmel, so bist du da;

bettete ich mich bei den Toten, siehe,

so bist du auch da.

Nähme ich Flügel der Morgenröte

und bliebe am äußersten Meer,

so würde auch dort deine Hand mich führen

und deine Rechte mich halten.

Spräche ich: Finsternis möge mich decken

und Nacht statt Licht um mich sein –,

so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,

und die Nacht leuchtete wie der Tag.

Finsternis ist wie das Licht. Amen

 

Gebet

Auf dem Weg des Lebens leite uns, guter Gott.

Manchmal sehen wir nur die Probleme, die vor uns liegen, riesengroß. Wir wissen nicht, was kommt. Wir sind unsicher, ängstlich. Aber du bist immer bei uns.

Auf dem Weg des Lebens leite uns, guter Gott.

Es ist gut, dass wir Freunde haben, Menschen, die zu uns halten. Wir lachen miteinander.

Gib uns auch gute Freunde, wenn wir traurig sind.

Du bist da, Gott. Du sagst uns zu: Fürchte dich nicht. Ich habe dich erlöst. Du rufst uns mit Namen. Wir sind dein. Amen

 

Neue Lieder 11 Christus, dein Licht

Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten,  lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.

Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde,

und du sagst uns, auch ihr seid das Licht.

 

Predigt

„Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten,  lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.“ Wir leben im Licht, liebe Gemeinde.

Wir haben die Osterkerze angezündet.

Wir leben von Ostern her. Wir sind getauft und gehören zu Jesus. Wir leben im Licht, weil Jesus auferstanden ist.

Der erste Blick fällt in unserer Kirche auf Jesus am Kreuz, ein Mensch am Ende, nicht ein strahlender Sieger. Gott lässt sich ein auf das Dunkel. Jesus kommt in das Dunkel der Welt. Selbst wenn wir ganz unten sind, ist er bei uns.

Hören wir den Predigttext, die letzten Verse  des Matthäusevangeliums. Der auferstande-ne Jesus spricht zu seinen Jüngern und zu uns.

 

Mt 28,10+16-20

Da sagt Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht!

Geht und sagt meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen, dort werden sie mich sehen. … Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa, auf den Berg, wohin Jesus sie befohlen hatte. Und als sie ihn sahen, warfen sie sich nieder; einige aber zweifelten.

Und Jesus trat zu ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

 

Jesus ist seinen Jüngern nahe wie der beste Freund. Er hält zu ihnen. Er hört ihnen zu und versteht. Zugleich spüren sie: Jesus ist von Gott.  Er ist heilig und mächtig wie Gott. Da ist Gott bei uns, Gottes Sohn. Darum knien sie nieder.

einige aber zweifelten

Jesus schickt die Zweifelnden nicht fort und das Evangelium verschweigt sie nicht. Seine Jünger sind nicht ein Kreis von ganz tollen Leuten.

In der Gemeinschaft der Glaubenden dürfen unsere Fragen und Zweifel sein.

Zu Jesus gehören wir mit unserem unfertigen, oft schwachen Glauben.

Der große Martin Luther betete: „Herr, ich bin ein leeres Gefäß, das bedarf sehr, dass man es fülle. Mein Herr, fülle es. Ich bin schwach im Glauben; stärke mich. Ich bin kalt in der Liebe; wärme mich und mache mich heiß, dass meine Liebe heraus-fließe auf meinen Nächsten. Ich habe keinen festen, starken Glauben und zweifle zuzeiten und kann dir nicht vertrauen. Ach Herr, hilf mir, mehre meinen Glauben und das Vertrauen. Lehre mich hören. Alles, was ich habe, ist in dir beschlossen.“

Als Luther verzweifelt war, hat er mit Kreide vor sich auf den Tisch geschrieben: „Ich bin getauft.“

Er hat sich an dem Versprechen der Taufe festgehalten wie an einem Rettungsring.

Unser Glaube ist nicht frei von Zweifeln, aber die Taufe trägt uns.

Wir taufen Erwachsene, aber vor allem kleine Kinder. Kleine Babys können nicht sagen: Ich will getauft werden. Die Taufe trägt uns, nicht weil wir uns für Gott entscheiden, sondern weil Gott uns sein Versprechen gibt.

Gott sagt Ja zu uns. Wir gehören zu ihm.

Er lässt uns nicht los.

Jesus gibt allen, auch den Zweifelnden, seine Zusage und seinen Auftrag. Gerade die, die nicht fertig sind, die sich nicht zufrieden geben, die um ihre eigene Schwäche wissen, gerade sie sollen seine Jünger sein.

Fürchtet euch nicht!“ sagt Jesus, als er den Jüngern wieder begegnet. Sie erschrecken.

Sie haben noch seinen Tod noch vor Augen.

Alles war aus. Und nun steht er vor ihnen.

Er lebt.

Wir Christen sind Protestleute gegen den Tod. Wir gehören zu Jesus. Wir leben von Ostern her. Darum protestieren wir gegen alle Todesmacht.

Vielleicht klingt das seltsam für uns.

Vielleicht zweifeln wir zuweilen oder

verzweifeln sogar an unserer Schwäche.

Vielleicht haben wir Angst vor manchen

Mächten und auch vor dem Tod.

Und doch schickt Jesus uns auf den Weg:

Geht zu allen Menschen. Erzählt von mir.

Macht sie zu Jüngern. Tauft sie und lehrt sie.“

Wir sollen lehren, Lehrer sein für andere, zum Beispiel für unsere Kinder und Patenkinder.

Die wichtigsten Lehrer sind nicht gelehrte Professoren, sondern Menschen, die mir Glauben vorleben, Menschen, die Leid erfahren haben und dennoch zuversichtlich sind, Menschen, die ihre eigene Schwäche kennen und alles von Gott erwarten.

 

Ganz am Schluss gibt Jesus ein Versprechen: „ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Jesus bleibt bei uns und wir bleiben die Seinen, was auch kommt. Bis zum Ende der Welt und bis zum Ende unseres Lebens ist er da.

Dieser Schluss des Evangeliums ist zum Sprichwort geworden. Ist bei jemand „Matthäi am Letzten“, dann ist alles aus. Am Ende gibt es die Rechnung, das Zeugnis, das Urteil.

Bedrohlich klingt es, wenn „Matthäi am Letzten“ ist. Das Evangelium wurde zu einer Drohbotschaft gemacht. Wehe, wenn Matthäi am Letzten ist!

Aber so schauen wir nicht auf das Ende der Welt. Weil Jesus alle Tage bei uns ist, hat auch das Ende seinen Schrecken verloren.

Wir werden wohl unser Leben sehen, vieles, was wir falsch gemacht haben und nicht wieder gut machen können. Wir können nicht auf den Reset-Knopf drücken.

Aber auch dann wird Jesus bei uns sein.

Auch dann wird er sagen: „Du gehörst zu mir

und ich stehe für dich ein.“

Wir müssen und können unser Leben nicht selbst rechtfertigen. Wir sind alles andere als perfekt. Und doch sendet Jesus uns als seine Jüngerinnen und Jünger.

Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde,

und du sagst uns: Auch ihr seid das Licht.“

Amen

 

Neue Lieder 158  Ich sage Ja

Ich sage Ja zu dem, der mich erschuf.

Ich sage Ja zu seinem Wort und Ruf,

zum Lebensgrund und Schöpfer dieser Welt,

und der auch mich in seinen Händen hält.

 

Ich sage Ja zu dem, der uns gesandt

und aus dem Tod zum Leben auferstand

und so trotz Hass, Gewalt und Menschenlist

für uns zum Freund und Bruder worden ist

 

Ich sage Ja zu Gottes gutem Geist,

zum Weg der Liebe, den er uns verheißt,

zu wagen Frieden und Gerechtigkeit

in einer Welt voll Hunger, Angst und Leid.

 

Ich sage Ja zu Wasser, Kelch und Brot,

Wegzehrung. Zeichen, Zuspruch in der Not.

Ich sage Ja und Amen, weil gewiss:

Ein andres Ja schon längst gesprochen ist.

 

Tauferinnerung (zuhause können Sie ein Schälchen mit Wasser aufstellen – tunken Sie bei jedem Spruch ihre Finger ein – wenn Sie möchten, bekreuzigen Sie sich):

 

Wir gießen ein: das Wasser, aus dem alles Leben stammt, und erinnern uns: Gott hat uns das Leben geschenkt.

 

Wir gießen ein: das Wasser, das unseren Durst löscht, und erinnern uns: Gott gibt uns zum Leben, was wir brauchen.

 

Wir gießen ein: das Wasser, das im Unwetter Not und Verderben bringt und erinnern uns: Gott ist mit uns in allen Stürmen des Lebens.

 

Wir gießen ein: das Wasser, das reinigt und sauber macht und erinnern uns: Gott schenkt uns in all unserem Versagen wieder einen Neuanfang.

 

Wir gießen ein: das Wasser, das aus vielen Tropfen besteht, und erinnern uns: Gott hat uns hineingestellt in eine große Gemeinschaft.

 

Wir sind getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Gebet

Wir danken dir Gott. Du sagst Ja zu uns.

Deine Kinder sind und bleiben wir.

Vor allem anderen gilt dein Ja.

Wir danken dir für unsere Taufe.

Stärke unseren Glauben, Heiliger Geist,

in Zweifel, in Angst, wenn Sorgen uns belasten,

wenn wir nicht weiter wissen.

Sei bei uns, Jesus, wie du zugesagt hast.

Lass uns erfahren: Du bist da.

 

Wir bitten dich für die Gemeinschaft der Getauften, unsere Gemeinde und alle Christinnen und Christen.

Was du uns gesagt hast, wollen wir weitersagen,

dein gutes Wort, das uns einen Weg zeigt und uns aufrichtet.

Wir bitten für unsere Stadt, für die Menschen, die hier leben und arbeiten. Um Frieden, um Gemeinschaft, um Bewahrung bitten wir. Für die Bedrückten, für die Einsamen, für die Kranken und Sterbenden bitten wir.

Nimm dich unser aller an, du Gott des Lebens.

 

Vaterunser

321 Nun danket alle Gott

 

Nun danket alle Gott

mit Herzen, Mund und Händen,

der große Dinge tut

an uns und allen Enden,

der uns von Mutterleib

und Kindesbeinen an

unzählig viel zugut

bis hierher hat getan.

 

Der ewigreiche Gott

woll’ uns bei unserm Leben

ein immer fröhlich Herz

und edlen Frieden geben

und uns in seiner Gnad

erhalten fort und fort

und uns aus aller Not

erlösen hier und dort.

 

Lob, Ehr und Preis sei Gott

dem Vater und dem Sohne

und Gott dem Heilgen Geist

im höchsten Himmelsthrone,

ihm, dem dreiein’gen Gott,

wie es im Anfang war

und ist und bleiben wird

so jetzt und immerdar

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst für den 4.7.

Wir feiern am 4. Juli zum ersten Mal nach langer Zeit wieder Abendmahl – das prägt den Gottesdienst.

 

Lied 320,1+6+8

Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.

Durch ihn ist uns vergeben die Sünd, geschenkt das Leben. Im Himmel solln wir haben, o Gott, wie große Gaben!

Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesus Christus. Amen.

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Ps 107,1-9

Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,

und seine Güte währet ewiglich.

So sollen sagen, die erlöst sind durch den

Herrn, die er aus der Not erlöst hat,

die er aus den Ländern zusammengebracht hat

von Osten und Westen, von Norden und Süden.

Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem

Wege, und fanden keine Stadt, in der sie

wohnen konnten,

die hungrig und durstig waren

und deren Seele verschmachtete,

die dann zum Herrn riefen in ihrer Not

und er errettete sie aus ihren Ängsten

und führte sie den richtigen Weg,

dass sie kamen zur Stadt,

in der sie wohnen konnten:

Die sollen dem Herrn danken für seine Güte

und für seine Wunder,

die er an den Menschenkindern tut,

dass er sättigt die durstige Seele

und die Hungrigen füllt mit Gutem.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist.

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

und in Ewigkeit. Amen

 

Gebet

Du hast uns bewahrt, Gott.

Viele von uns können das sagen.

Täglich können wir Schönes genießen.

Manchmal staunen wir über die Fülle deiner Gaben.

Auch unsere Seele sättigst du.

Du kennst ja unsere Unruhe, unsere Sorgen,

unser Sehnen, unseren Schmerz.

Ja, ich will dir danken. Ich will dir vertrauen.

Amen

Neue Lieder 158  Ich sage Ja

Ich sage Ja zu dem, der mich erschuf.

Ich sage Ja zu seinem Wort und Ruf,

zum Lebensgrund und Schöpfer dieser Welt,

und der auch mich in seinen Händen hält.

 

Ich sage Ja zu dem, der uns gesandt

und aus dem Tod zum Leben auferstand

und so trotz Hass, Gewalt und Menschenlist

für uns zum Freund und Bruder worden ist

 

Ich sage Ja zu Gottes gutem Geist,

zum Weg der Liebe, den er uns verheißt,

zu wagen Frieden und Gerechtigkeit

in einer Welt voll Hunger, Angst und Leid.

 

Ich sage Ja zu Wasser, Kelch und Brot,

Wegzehrung. Zeichen, Zuspruch in der Not.

Ich sage Ja und Amen, weil gewiss:

Ein andres Ja schon längst gesprochen ist.

 

Predigtgedanken

„Nimm und iss vom Brot des Lebens – nimm und trink vom Kelch des Heils. Christi Leib, für dich gegeben – Christi Blut, für dich vergossen.“

Das Abendmahl ist Wegzehrung. Wir bekommen Kraft für unseren Weg. Wir erfahren Gemeinschaft mit Jesus. Wir brauchen die Kraft und das Leben, die nur Gott uns geben kann. Unsere hungrige und durstige Seele wird gestillt. Und dabei schauen wir auf Jesus am Kreuz und Jesus am Ostermorgen, seine Hingabe, sein Leben für uns.

Hören wir auf den heutigen Predigttext:

Paulus schreibt im 1. Korintherbrief (1,18-24):

Die Botschaft vom Kreuz erscheint denen, die verloren gehen, als eine Dummheit. Aber wir, die gerettet werden, erfahren sie als Kraft Gottes. Denn in der Heiligen Schrift steht: »Ich will die Weisheit der Weisen auslöschen und von der Klugheit der Klugen nichts übrig lassen.«

Wo sind jetzt die Weisen, wo die Schriftgelehrten, wo die wortgewaltigen Redner unserer Zeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt als Dummheit entlarvt? Die Weisheit Gottes zeigt sich in dieser Welt. Aber die Welt hat ihn mit ihrer Weisheit nicht erkannt. Deshalb hat Gott beschlossen, durch eine scheinbar unsinnige Botschaft alle Glaubenden zu retten. Die Juden wollen Zeichen sehen. Die Griechen streben nach Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus, den Gekreuzigten: Das erregt bei den Juden Anstoß und für die anderen Völker ist es reine Dummheit. Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Das verkünden wir allen, die berufen sind – Juden wie Griechen. 

Beim Abendmahl wird uns zugesagt: „Für dich ist Jesus gestorben und auferstanden. Du gehörst zu Jesus. Sein Kreuz ist dein Hoffnungszeichen.“

Die Botschaft vom Kreuz ist für uns Gottes Kraft.

Und am Anfang des Römerbriefes schreibt Paulus: Das Evangelium ist eine Kraft Gottes für den der glaubt. (Röm 1,16) Wir bekommen Kraft von Gott.

Wir sehen auf das Kreuz und erkennen, wie sehr Gott die Welt liebt, uns liebt.

Das Kreuz zeigt Gott bei den schwachen Menschen, bei den Opfern, bei den Verlierern.

Wir wollen viel lieber auf der Seite der Gewinner stehen. Wir wollen stark sein, noch stärker als die anderen. Wir wollen gut sein, noch besser als die anderen. Damals in Korinth gibt es Christen und sozusagen „Super-christen“. Jede der Gruppen will die wahren Christen sein und alle anderen überbieten. Ihre eigene Weisheit und Kraft ist ihr Maßstab. Dabei sehen sie gar nicht, wie lieblos und hart sie werden und wie sie Jesus wider-sprechen. Paulus meint: „Wenn ihr Jesus folgen wollt, dann seht auf das Kreuz. Da ist nicht Erfolg, sondern Scheitern, kein göttlicher Glanz, sondern Erniedrigung. So  setzt Gott sich ein für uns.“

In der Waldshuter Kirche hängt ein Kunstwerk des afrikanischen Künstlers El Loko, ein Gekreuzigter. Viele in der Gemeinde finden die Figur hässlich und abstoßend. El Loko hat sie aus Abfallholz gemacht, eine seltsam verrenkte Gestalt mit einem erstarrten Gesicht, schwarz und braun und rot bemalt, ein grünliches Dreieck an der Stelle des Herzens. Das ist nicht schön. Er hat auch keinen goldenen Kranz wie unser Jesus hier. Jesus wird abgelehnt, gequält. Er schreit seinen Schmerz heraus. Gerade da ist Gott, bei Menschen, die wie Abfall weggeworfen werden und wie Dreck behandelt werden. Das Kreuz ist ein Zeichen für furchtbare Gewalt. Am Kreuz wurden Menschen grausam bestraft und erniedrigt. „Wie kann man einen Gekreuzigten als Gottes Sohn anbeten!“

Die Christen wurden verspottet.

Heute gibt es schöne Kreuze, als Wegkreuz, als Schmuckstück, als Tattoo –  viele sehen gar nicht mehr, dass das Kreuz für so schreckliche Gewalt steht, für eine von Gewalt entstellte und geplagte Welt.

Gott ist in Jesus, gerade hier am Kreuz.

Gott selbst trägt das Leid der Welt, das Unrecht. Gott setzt sich der Gewalt und der Ablehnung aus. Auch uns erträgt Gott, unsere Rücksichtslosigkeit und unseren Egoismus. Wir widersprechen Gott, wenn wir lieblos und hässlich zueinander sind. Jesus ist dort, wo Menschen scheitern und leiden und schuldig werden. Jesus ist für uns da, obwohl wir einander nicht gerecht werden.

Wir sagen Nein zu Gott. Gott sagt Ja zu uns.

Wir laufen weg von Gott. Gott liebt uns trotzdem und will, dass wir umkehren zu ihm.

Das Bild des Gekreuzigten ist nicht schön, aber voll Trost und Hoffnung.

 

„Christe, du Lamm Gottes, erbarm dich unser, gib uns deinen Frieden.“, singen wir beim Abend-mahl. Wir schauen auf das Kreuz und auf den, der wie ein Opferlamm stirbt. Er erbarmt sich unser. Er nimmt uns an.

Und wir singen das „Heilig, heilig“. Wir loben und feiern Jesus Christus. Er ist unser Herrn. Er ist vom Tod auferstanden. Er kommt zu uns. Er lädt uns ein und reicht uns das Brot des Lebens.

Ein Mahl der Freude. Amen

 

224 du hast zu deinem Abendmahl

Du hast zu deinem Abendmahl als Gäste uns geladen. Nun stehn wir, Herr, in deinem Saal mühselig und beladen. Wir tragen unsrer Wege Leid, viel Sorgen, Schuld und Schmerzen. Ob reich, ob arm, dich irrt kein Kleid, du weißt die Not der Herzen.

 

Ach Herr, vor dir ist keiner reich und keiner los und ledig; spricht einer hier dem andern gleich: Gott sei mir Sünder gnädig! Du aber ludest uns zu dir, den Hunger uns zu stillen, willst uns aus lauter Liebe hier die leeren Hände füllen.

 

Nun segne, Herr, uns Brot und Wein, deins Tisches edle Gaben! Du selbst willst gegenwärtig sein und wunderbar uns laben. Gib über Bitten und Verstehn, wie du versprachst zu geben! In dem, was unsre Augen sehn, gib dich uns selbst zum Leben!

 

Gebet

Wir dürfen sein vor dir, Gott. Du siehst uns an, Christus. Du schenkst uns Gemeinschaft mit dir,

du sprichst uns gerecht und sendest uns.

Wir sehen auf dein Kreuz und es wird uns zum Zeichen der Hoffnung.

Wir bitten für alle, die Unrecht und Gewalt leiden.

Steh ihnen bei.

Wir bitten für die Hungernden, die in Not Geratenen.

Wir bitten für die von Überschwemmung und Sturm Betroffenen, für alle, die unter Naturkatastrophen leiden.

Wir bitten für unsere Kinder und Enkel,

für unsere Eltern und Großeltern.

Wir bitten für die Kranken, für die Sterbenden,

für die Trauernden.

Bewahre deine Kirche, unsere Gemeinde, unsere Nachbarn und Freunde. Bewahre uns, Gott.

Vaterunser

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst zum 27.6. – 1. Mose 50,15-21

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Psalm 42

Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,

so schreit meine Seele, Gott, zu dir.

Meine Seele dürstet nach Gott,

nach dem lebendigen Gott.

Wann werde ich dahin kommen,

dass ich Gottes Angesicht schaue?

Meine Tränen sind meine Speise

Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt:

Wo ist nun dein Gott?

Daran will ich denken

und ausschütten mein Herz bei mir selbst:

wie ich einherzog in großer Schar,

mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes

mit Frohlocken und Danken

in der Schar derer, die da feiern.

Was betrübst du dich, meine Seele,

und bist so unruhig in mir?

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,

dass er mir hilft mit seinem Angesicht.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

und in Ewigkeit. Amen

 

Es gibt so viel Schuld, Schuld, die wir kennen,

Schuld, die wir verdrängen, Schuld, die uns verzweifeln lässt, weil sie uns trennt von anderen Menschen und von dir.

Gott, sieh hinter unsere Masken, die wir tragen.

Hilf uns, ehrlich zu sein mit uns selbst, miteinander.

Mach uns bereit

Versöhnung zu schenken und anzunehmen. Amen

 

Neue Lieder 59:  Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt, niemals mehr verlischt. Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt, niemals mehr verlischt.

 

Predigtgedanken: Ein Flugzeug wird zur Landung gezwungen, ein junger Mann mit seiner Freundin aus dem Flugzeug gezerrt – später sieht man Protassewitsch mit zerschlagenem Gesicht.

Er gesteht seine „Schuld“ ein und er, der Kritiker, lobt den Diktator. Was tun Menschen einander an – es tut einem weh, wenn man sich das nur vorstellt. Unerträglich.

Die Opfer von Missbrauch und Gewalt vergessen nicht, was sie erlitten haben. Viele sind unfähig normal zu leben. Unerträglich – und doch müssen sie mit dieser Erfahrung weiterleben. Unerträgliche Geschichten, schwere Schuld, das kommt in den besten Familien vor. Wir hören das Ende einer solchen Geschichte. (Es lohnt sich die ganze Geschichte von Josef und seinen Brüdern einmal zu lesen: ab 1. Mose 37)

 

1.Mose 50, 15-21:

Als Josefs Brüder begriffen, dass ihr Vater tot war, bekamen sie Angst. Sie dachten: „Hoffentlich ist Josef uns gegenüber nicht nachtragend. Sonst wird er uns all das Böse heimzahlen, das wir ihm angetan haben.“ Darum ließen sie ihm mitteilen: „Dein Vater hat uns vor seinem Tod aufgetragen, dir zu sagen: Vergib deinen Brüdern das Unrecht und ihre Schuld. Ja, sie haben dir Böses angetan.

Nun vergib ihnen dieses Unrecht. Sie dienen doch dem Gott deines Vaters!“ Als Josef das hörte, fing er an zu weinen. Da gingen seine Brüder zu ihm hin, warfen sich vor ihm nieder und sagten: „Wir sind deine Knechte.“ Aber Josef sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Bin ich etwa Gott? Ihr hattet Böses für mich geplant. Aber Gott hat es zum Guten gewendet. Er wollte tun, was heute Wirklichkeit wird: ein großes Volk am Leben erhalten. Deshalb fürchtet euch nicht! Ich werde für euch und für eure Kinder sorgen.“

 

Er fühlt es, als wäre es heute, wie er nackt im Brunnen hockt und um sein Leben zittert.

Der Hass und die Häme in ihren Gesichtern.

Sie wollen ihn umbringen, dann verkaufen sie ihn, seine eigenen Brüder! Ob der Vater die Wahrheit je erfahren hat? Das kann er nicht vergessen.

Und jetzt lassen sie ihm sagen, was der Vater vor seinem Tod noch gesagt haben soll. Ach was!  Sie getrauen sich nur nicht, es selbst zu sagen!

Ach, trage doch das Verbrechen deiner Brüder und ihre Verfehlung – Böses haben sie dir ja angetan. Nach all den Jahren haben auch sie diesen Moment nie vergessen. Sie haben keine Ruhe. Die Schuld plagt sie und jetzt auch die Furcht. Josef hat ja Macht – sie sind in seiner Hand. Trage doch das Verbrechen deiner Brüder

– er musste es ja tragen, all die Jahre – er war und blieb das Opfer ihres Verbrechens.

Josef weint über sein Leben unter dieser Last. Unerträgliches geschieht und muss doch getragen werden. Er hat das Beste daraus gemacht und staunt selbst, wie sein Leben geworden ist, wie gut es ihm nach allem heute geht. Aber das Böse in seinem Leben bleibt – es geht mit ihm. Josef weint.

Dann kommen sie selbst, knien vor ihm: Wir sind deine Knechte. Immerhin können sie ihre Untat eingestehen, das Verbrechen ein Verbrechen nennen, das Böse böse. Was sie getan haben, lässt sich  nicht mehr ungeschehen machen. Er muss damit leben. Er muss es tatsächlich tragen. Und er kann sehen und sagen: Ihr hattet Böses für mich geplant. Aber Gott hat es zum Guten gewendet.

 

Viele Opfer von Verbrechen und Bösem tragen schwer an dem, was ihnen angetan wurde, zB Opfer von Gewalt und Missbrauch. Gerade, wenn sie die Täter kennen und weiter mit ihnen leben. Es ist wohl zu viel verlangt, dass sie vergeben. Obwohl alle an der Stelle „vergeben“ übersetzen, es steht „tragen, ertragen“ da – trage doch das Verbrechen deiner Brüder – eine ungeheure Zumutung der Brüder für Josef. Aber das Verbrechen lässt sich nicht gut machen. Die Last bleibt und muss getragen werden. Vielleicht, längst nicht immer, gelingt Versöhnung, wenn das Verbrechen beim Namen genannt ist, wenn Reue zu spüren ist, wenn das Opfer die Kraft hat weiter zu leben.

 

Josef ist bereit zur Versöhnung. Gott hat sein schweres Leben zum Guten gewendet. Seine schlimmen Erfahrungen bleiben ein Teil von ihm. Aber er kann jetzt sogar seine Brüder trösten.

Er kann die Schuld und das Leid tragen.

Er muss den Brüdern nicht heimzahlen, was sie ihm angetan haben. Die Scham weicht. Die alten Narben können ruhen. Der Schmerz und die Verbitterung werden beherrschbar. Alle können aufatmen. Gott hat es zum Guten gewendet.

Gebe Gott, dass für die Opfer gut wird, was an Bösem geschehen ist, dass sie Kraft bekommen, dass sie sich selbst getragen wissen von Gott.

Amen

 

Lied 432 Gott gab uns Atem

Gott gab uns Atem, damit wir leben.

Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.

I: Gott hat uns diese Erde gegeben,

dass wir auf ihr die Zeit bestehn. :I

 

Gott gab uns Ohren, damit wir hören,

Er gab uns Worte, dass wir verstehn.

I: Gott will nicht diese Erde zerstören,

Er schuf sie gut, er schuf sie schön. :I

 

Gott gab uns Hände, damit wir handeln,

Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.

I: Gott will mit uns die Erde verwandeln,

Wir können neu ins Leben gehn. :I

 

Gebet

Du trägst uns, Gott.

Manche Menschen müssen so viel Böses ertragen. Steh ihnen bei!

Manchen Menschen leiden an dem, was ihnen angetan wurde. Sie schämen sich. Sie erleben immer wieder die Angst, den Schmerz, die Erniedrigung. Hilf ihnen!

Wir bitten dich für Familien, die mit alter Schuld und ungelösten Konflikten nicht fertig werden.

Es ist so schwer auszusprechen, was an Bösem geschehen ist, was verletzend war. Vorwürfe und Schuldzuweisungen blockieren uns. Hilf, dass wir ehrlich und gut miteinander umgehen können, uns versöhnen können, die alten Narben heilen. Hilf, die Last unserer Geschichten zu tragen, nicht bitter und nachtragend zu sein, Frieden zu finden.

Wir bitten für die großen ungelösten Konflikte in der Welt und für die vielen Menschen, die Opfer von Gewalt, Unrecht, Unterdrückung und Missbrauch werden. Schenke ihnen Kraft zu tragen und zu überwinden, was sie bedrängt.

Wir bitten für die alten Menschen, die mit manchen Konflikten in ihrem Leben nicht fertig geworden sind und noch immer darunter leiden.

Wir bitten für die, die durch die lange Coronazeit erschöpft, überfordert und mutlos geworden sind.

Wir bitten für alle, die uns besonders am Herzen liegen, um die wir uns sorgen.

Nimm dich unser aller gnädig an, Gott.

Trage uns mit unseren Lasten, mit unserem Unvermögen.

Behüte uns.

 

Vaterunser

 

Lied 170

Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen. Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

 

Keiner kann allein Segen sich bewahren.

Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen. Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

 

Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen – die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

 

Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen. Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst zum 20.6.

20.Juni, 3.Sonntag nach Trinitatis

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Neue Lieder 68,1-3 Lobe den Herrn meine Seele

Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen.

Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele. Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele.

 

  1. Der meine Sünden vergeben hat, der mich von Krankheit gesund gemacht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: …
  2. Der mich im Leiden getröstet hat, der meinen Mund wieder fröhlich macht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: …
  3. Der mich vom Tode errettet hat, der mich behütet bei Tag und Nacht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: …

 

Ps 103,1-13

Lobe den Herrn, meine Seele,

und was in mir ist, seinen heiligen Namen!

Lobe den Herrn, meine Seele,

und vergiss nicht, was er dir Gutes         getan hat:

der dir alle deine Sünde vergibt

und heilet alle deine Gebrechen,

der dein Leben vom Verderben erlöst,

der dich krönet mit Gnade und    Barmherzigkeit,

der deinen Mund fröhlich macht

und du wieder jung wirst wie ein Adler.

Der Herr schafft Gerechtigkeit und         Recht allen, die Unrecht leiden.

Er hat seine Wege Mose wissen lassen,

die Kinder Israel sein Tun.

Barmherzig und gnädig ist der Herr,

geduldig und von großer Güte.

Er wird nicht für immer hadern

noch ewig zornig bleiben.

Er handelt nicht mit uns nach unsern   Sünden

und vergilt uns nicht nach unsrer           Missetat.

Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,

lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.

So fern der Morgen ist vom Abend,

lässt er unsre Übertretungen von uns   sein.

Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,

so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Amen

 

Womit habe ich das verdient, Herr?

Du setzt mir die Krone auf wie einem König.

Du krönst mich mit Gnade und Barmherzig-keit. Ich mache Fehler, aber du machst mich nicht klein. Ich bin egoistisch und rücksichts-los, aber du vergibst. Ich laufe weg von dir, aber du wartest auf mich mit offenen Armen wie eine liebevolle Mutter, wie ein guter Vater.

Du suchst mich. Ich danke dir.

Du sagst ja zu mir.

Hilf mir, das anzunehmen. Amen

 

Neue Lieder 82 Suchen und fragen

Suchen und fragen, hoffen und sehn,

miteinander glauben und sich verstehn,

lachen, sich öffnen, tanzen befrein:

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Klagende hören, Trauernde sehn,

aneinander glauben und sich verstehn,

auf unsere Armut lässt Gott sich ein:

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Planen und bauen, Neuland begehn,

füreinander glauben und sich verstehn,

leben für viele, Brot sein und Wein:

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Predigt zu Lukas 15,1-10:

Jesus war ständig umgeben von Zollein-nehmern und anderen Leuten, die als Sünder galten; sie wollten ihn alle hören.

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten waren darüber empört. »Dieser Mensch gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen!«, sagten sie.

Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: 

»Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren.

Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wieder gefunden, das mir verloren gegangen war.‹

Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunund-neunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.«                    

»Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wieder gefunden, die ich verloren hatte.‹

Ich sage euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen einzigen Sünder, der umkehrt.«

 

Ich hatte meine Brille verloren. Nach der langen Radtour zog ich die Sonnenbrille ab und suchte in der Tasche nach dem Etui. Ich suchte alles durch – nichts. Mir fiel sofort ein, wo das Etui liegen musste. Dort, wo wir Pause gemacht hatten, hatte ich die richtige Brille angezogen, um die Karte zu studieren. Das kann ja nicht wahr sein: meine Brille! Ohne die geht garnichts. Also stiegen wir ins Auto und fuhren noch einmal unsere Tour.

„Oh, hoffentlich hat sie keiner mitgenommen! Hoffentlich war das wirklich der richtige Platz!“ Es wurde schon dämmrig, als wir hinkamen. Und tatsächlich: da lag das Etui mit meiner kostbaren Brille. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Nun ja, eine Brille kann man ersetzen. Aber alle Brillenträger können mir nachempfinden, wie erleichtert ich war.

Freut euch mit mir! ruft der Hirte. Freut euch mit mir! ruft die Frau. Sie feiert mit ihren Freundinnen. Er feiert mit den Nachbarn.

Freut euch mit mir! ruft Gott, und die Freude im Himmel ist groß – die Engel freuen sich.

So groß ist die Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Gott ist wie der Hirte. Keines seiner Schafe will er verlieren. Gott ist wie die Frau. Sie kehrt das Unterste zuoberst um ihre Silber-münze zu finden. Jesus erzählt von der Freude Gottes. Gleich noch ein drittes Mal erzählt er: Gott ist wie der Vater des verlore-nen Sohnes, der sich über alle Maßen freut, als sein Kind zu ihm zurückkehrt.

Freu dich mit mir, sagt der Vater zu dem verärgerten älteren Bruder.

Jesus kann gar nicht genug über die Freude Gottes erzählen, über die Liebe Gottes.

Gott sucht uns Menschen.

Keine und keinen will er verlieren.

Jede und jeder ist unentbehrlich.

Unendlich viel kostbarer als ein Schaf,

eine Silbermünze oder eine Brille.

Nie gibt Gott einen Menschen verloren.

 

Lost. Jugendliche haben im Herbst 2020 lost zum Jugendwort des Jahres gewählt. Lost: ahnungslos, verpeilt, ein wenig doof. Ey, bist du lost!, heißt es, in eher freundlichem Spott, belustigt, ironisch. Gerade jetzt verlieren tatsächlich viele Jugendliche den Anschluss, wissen nicht weiter, ziehen sich zurück, leiden unter Depressionen.

Haben sie darum gerade dieses Wort für sich entdeckt, weil die Zeit so bedrohlich ist? Der Boden wankt, auf dem sie stehen. Manche reden von einer verlorenen Generation.

 

Heute ist Weltflüchtlingstag. Vor 70 Jahren verabschiedeten die Vereinten Nationen die Weltflüchtlingskonvention. Damals  arbeiteten wir noch daran, die 10 Millionen deutschen Flüchtlinge des Weltkrieges unterzubringen und aus der DDR flohen Menschen in den Westen. Man sollte meinen, wir wissen, wie es Flüchtlingen geht, wie verloren sie sind.

Heute sollen es weltweit 80 Millionen Flüchtlinge sein, Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Not davonlaufen, die jahrelang in Lagern leben. Nur ein kleiner Teil von ihnen macht sich auf den Weg zu uns. Europa macht es den Flüchtlingen so schwer wie möglich. Die Zustände in Lagern wie Kara Tepe auf Lesbos sind unmenschlich. Wir nehmen die Not hin – wir schließen die Augen. Wir sind auch ratlos. Was kann man schließlich tun?

 

Jesus setzt sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch. Er isst sogar mit ihnen. Was für eine Provokation! Er isst nicht nur mit den Prostituierten, sondern auch mit den Zuhäl-tern, nicht nur mit Flüchtlingen, sondern auch mit Schleppern, nicht nur mit Longcovid-Patienten, sondern auch mit Covid-Leugnern. Mit denen haben wir doch nichts zu tun.

Die meiden wir doch wie der Teufel das Weihwasser. Die sind für uns endgültig verloren. Und dann erzählt uns Jesus seine Geschichten.

Im Himmel wird mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.

Jesus lacht uns an: „Bist du nicht ein wenig lost, mein Freund? Etwas verpeilt mit deinem Urteil über andere und über dich selbst?

Du meinst, es sind bestimmt keine 99 Gerechten? Okay, wie viele werden es sein? 50 von Hundert? 20? Weniger als 10?“

Jesus fragt sogar: „Ist es denn dein gutes Recht, dass ich mit dir am Tisch sitze und Gemeinschaft habe? Gehörst du dazu?“

Paulus wird schreiben: Gerechtigkeit bekommen wir von Gott geschenkt, wir alle, wenn wir wollen. Von uns aus sind wir nicht gerecht genug für Gott, keiner, keine.

Jesus will uns an seinem Tisch.

Gott sucht uns.  Wie wunderbar: Gott sucht mich wie der gute Hirte, wie die Frau mit dem Besen. Ich will von Gott gesucht und gefun-den zu werden. Gott sucht mich, wenn ich mich verstecke, wenn ich verloren bin in Selbstzweifeln, wenn ich auf falsche Wege geraten bin, im Gestrüpp von Selbstgerech-tigkeit. Er lässt nicht nach.

Das eine Schaf kommt zu den anderen zurück. Die eine Münze ist wichtig genug, um sie zu suchen. Auch was in und um mich verloren ist, ist wichtig genug, um es zu suchen. Auch die Teile in mir, die sich im Leben verfangen haben. Die Gedanken, Wunden und Erlebnisse, die im Staub und Dreck des Lebens liegen.

Gott sucht mich.

Gott sucht uns.

Wir gehen nicht verloren.

Und Gott freut sich, auch über mich.

Ist das nicht wunderschön?: Die Engel im Himmel stimmen ein Freudenlied über uns an.

Amen

 

628 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt damit ich lebe. Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst damit ich frei bin.

Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde   in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen,  bis das Lied zu Himmel steigt:

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Frieden auf Erden

 

Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle. Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede. Refrain …

Ich lobe meinen Gott, der mir die Tränen trocknet, damit ich lache. Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme. Refrain …

 

Lobe den Herr, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Herr, unser Gott wir danken dir, dass du uns zu dir ziehst, aus lauter Güte.

Wir danken dir, dass du unsere harten Herzen anrührst und uns nicht einfach uns selbst überlässt.

Wir danken dir für deine Geduld mit uns,

dass du nicht aufhörst, uns zu suchen.

Wir bitten dich für die, die erstarrt sind in Hass und Feindschaft, dass sie aufwachen und umkehren.

Wir bitten dich für die Habgierigen und Machtgierigen, dass sie die Götzen erkennen, denen sie dienen.

Wir bitten dich für die Gehetzten, die Überforderten, die Ratlosen.

Wir bitten für alle, die verloren sind und die sich verloren fühlen

Wir bitten für unsere Gemeinde, unsere Kinder und Jugendlichen, alle, die uns am Herzen liegen.

Wir bitten für unsere Kranken und Alten.

Wir bitten für die Sterbenden und für die Trauernden.

Wir bitten dich, denn du bist barmherzig und gnädig.

Dir vertrauen wir uns an.

Vaterunser

 

Lied 322,1-4 Nun danket all

 

Nun danket all und bringet Ehr,  ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeldt.

 

Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut.

 

Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz  ins Meeres Tiefe hin.

 

Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen