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Hausgottesdienst Reminszere

Zünden Sie eine Kerze an und schaffen Sie, evtl. durch das Hören eines Musikstücks, einen Rahmen, der zur Besinnung einlädt.

Begrüßung: Herzlich willkommen zum Gottesdienst am Sonntag Reminszere.
„Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit“, an diesen Vers aus Psalm 25 stammt der lat. Name dieses Sonntages.
Wir haben allen Grund, unseren Gott so zu bitten.
Mitten in einer Zeit voller Ängste und berechtigter Sorgen erinnert uns der Wochenspruch (Röm. 5,8) daran, dass Gott sich uns voller Liebe zugewandt hat und es noch tut: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Lied: Dona nobis pacem (EG 435)

Gebet: Herr Jesus Christus, deinem Frieden vertrauen
wir uns heute morgen an. Unsere Ängste, unsere Sorgen um uns
und andere nimm du von uns. Tröste und heile unsere geplagten Seelen, erbarme dich über dieser geschundenen Welt.
Erbarme dich mit deiner Liebe und wende dich uns zu. Amen.

Predigttext: Matthäus 26, 36-46
Jesus kam nun mit seinen Jüngern an eine Stelle am Ölberg, die Getsemane genannt wird. Dort sagte er zu ihnen: »Setzt euch hier und wartet! Ich gehe noch ein Stück weiter, um zu beten.« Petrus jedoch und die beiden Söhne des Zebedäus nahm er mit. Traurigkeit und Angst wollten ihn überwältigen, und er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir!« Er selbst ging noch ein paar Schritte weiter, warf sich zu Boden, mit dem Gesicht zur Erde, und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen!
Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.«
Als er zu den Jüngern zurückkam, schliefen sie. Da sagte er zu Petrus: »Ihr konntet also nicht einmal eine einzige Stunde mit mir wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.«
Jesus ging ein zweites Mal weg und betete: »Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch trinken muss, dann soll dein Wille  geschehen.« Als er zurückkam, waren sie wieder eingeschlafen; sie konnten die Augen vor Müdigkeit nicht offen halten. Er ließ sie schlafen, ging wieder weg und betete ein drittes Mal dasselbe Gebet. Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte: »Wollt ihr noch länger schlafen und euch ausruhen? Seht, die Stunde ist da, in der der Menschensohn in die Hände der Sünder gegeben wird. Steht auf, lasst uns gehen! Der, der mich verrät, ist da.«

Impuls: Liebe Mitfeiernde, vor Jahren besuchten wir den Garten Gethsemane. Touristen in Israel wie viele andere auch. Und wie so viele auch immer wieder in Gedanken und im Gedenken versunken. Die alten Olivenbäume, die wir heute sehen, sind nicht die von damals und doch ist die Gartenszene nicht viel anders, als es sich unsere Phantasie immer ausgemalt hat. Jesus in Gethsemane, das innere Auge kann ihn sich unschwer vorstellen,  zusammengekrümmt unter einem der knorrigen, mehrfach Hundertjährigen.
Im Garten Gethsemane kommt alles auf engem Raum zusammen. So
menschlich wie in diesem Moment der Angst, in diesem Moment der
Verzweiflung, ist Jesus seit dem Stall nicht mehr. Gerade in diesem Moment der zutiefst menschlichen Not sind ihm die nächsten, die treuesten Menschen nicht wirklich nahe, schaffen es nicht, wach zu bleiben, können die schweren Stunden nicht mit ihm teilen. In diesem Moment der Angst dringt kein tröstendes Wort an sein Ohr, bleiben seine Fragen unbeantwortet im Raum.
Alte knorrige Olivenbäume in blassem Grün. Es ist Abend, oder ist es
schon Nacht? Hier stellt Jesus, der Mensch ohne Sünde, die Fragen –
und Gott antwortet nicht. Hier nimmt sich Jesus so weit zurück, wie nur möglich. „Nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ Und vertraut sich ganz der Obhut Gottes an. Hier schränkt Jesus seine eigene Urteilsfähigkeit ein. „Mein Vater, ist‘s möglich …“. Und begibt sich in Gottes Arme.  Er weicht nicht aus und übernimmt die Verantwortung, auch für das, was er nicht verschuldet hat.
Die Menschen um Jesus fallen  in den Schlaf. Als sie aufwachen, stellen sie fest, dass sie Jesus allein gelassen haben, keine Spur mehr vom gemeinsamen „durch dick und dünn gehen“.
Wir schauen uns suchend um, vielleicht ein wenig peinlich berührt. So erwartbar, so klar. Jesus liegt mehr, als dass er kniet. Wir sehen die Jünger, sie ähneln uns doch sehr. Menschen, die gerne möchten und doch immer wieder mit ihren guten Vorsätzen auf der Strecke bleiben. Menschen, die sich danach sehnen, mit – je nach religiöser Geschmacksrichtung – ihrem Vorbild Jesus oder mit ihrem Erlöser und Herrn durch „durch dick und dünn zu gehen“.
Um dann doch vom Schlaf überfallen, überwältigt zu werden. Von der Erschöpfung nach zwei ewig langen Corona-Jahren gebeutelt, kaum fähig, noch Begeisterung für eine ungewiss scheinende Zukunft zu entwickeln. Von einer Abfolge von Krisen – die keine Ende zu nehmen scheinen – ernüchtert und manchmal jetzt schon froh, den eigenen Lebensstandard irgendwie noch halten zu können. Und jetzt die nächste Zumutung.
„Mein Vater, ist‘s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne
dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!“ Gerade noch hatte Jesus
mit den Seinen das Mahl gefeiert. Hatte ihnen den Wein als Kelch des Heils gereicht. Jetzt betet er, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge. Noch beim gemeinsamen Mahl stellt er seinen GefährtInnen das kommende Reich Gottes vor Augen:
„Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“ „Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“ Jesus versichert sich gegen alle menschliche Schwachheit und Versuchung seiner Gottessohnschaft: Abba, mein Vater! Kann er vorhersehen, was ihn erwarten wird? „Siehe, er ist da, der mich verrät“– lässt darauf schließen. Kann er sich frei entscheiden?
Könnte er auch gegen Gottes Willen handeln? Eine offene Frage, die im Raum hängen bleibt. Wie auch die Frage, warum Jesus gerade so betet: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“? Das Gebet hallt im Garten nach.
Wir wenden uns um zu Jesus im Garten Gethsemane. Sein Bild verschwimmt zunehmend vor unseren Augen. Mag sein, dass sie feucht geworden sind. In Gethsemane wird eine Entscheidung getroffen, die Jesu Leben verändert, aber auch das Leben der Menschen für alle Zeiten. Staunend stehen wir und sind erfüllt vom Brot, vom Wein. Jesus im Herzen, den Gottesgeist – gerne auch die Geistkraft – unserer Seele nahe, die nach Trost und Tröstung lechzt. Ganz unvermittelt wird uns klar und unabweisbar steht es vor unseren Augen: Wir stehen an seiner Seite, wir können mit ihm am Gottesreich bauen, in die kristallklare Realität dieser für alle schweren Tage hinein. Wir müssten vielleicht einen
Schritt nur gehen, jede wohl einen anderen, jeder den seinen.
Wir wenden uns ein letztes Mal, zum Gehen. In uns hallt das Schmerzensgebet noch nach. „Vater, ist’s nicht möglich…“. Und wir wissen: Wir sind gemeint. Amen.

Lied: Komm in unsre stolze Welt (EG 428,1-3)

Fürbittgebet

Du Gott des Friedens, es ist Krieg in der Ukraine. Von Russland angegriffen.
Es ist Krieg in Europa. Der Frieden wurde mutwillig und absichtsvoll zerstört.
Wir sind entsetzt und fassungslos. Ohnmacht, Angst und Wut sind in uns.
Wir suchen Deine Nähe in diesem Augenblick.
Wir klagen Dir das Leid aller,
über die Gewalt und Tod gekommen sind … [ Stille]
Sieh die Angst der Menschen in der Ukraine,
sieh unsere Angst … [ Stille]
Lass Du uns nicht los – uns und alle,
die jetzt ratlos und ohnmächtig sind … [ Stille]
Höre uns! Sei uns nahe in der Not!
Sprich Du selbst in uns, wo uns die Worte fehlen.

Vaterunser

Lied: Wenn das Brot, das wir teilen
Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht,
und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht,
|:in der Liebe, die alles umfängt.:|
Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt,
und die Not, die lindern, zur Freude wird, dann hat …

Segen
Gott segnet dich und behütet dich.
Gott lässt sein Angesicht leuchten über dir und ist dir gnädig zugewandt.
Gott hebt sein Angesicht über dich und schenkt dir Frieden. Amen.

[Halten Sie noch einen Augenblick inne und löschen Sie dann die Kerze.]

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen Pfarrer Uwe Röskamp, Malterdingen

Hausgottesdienst 1. Sonntag der Passionszeit, Invocavit, 2.Kor 6,1-10

6.3.22    1. Sonntag der Passionszeit, Invocavit

Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 347

Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.

 

Ach bleib mit deinem Worte bei uns, Erlöser wert, dass uns sei hier und dorte dein Güt und Heil beschert.

 

Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht; dein Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.

 

Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr; dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.

 

Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held, dass uns der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt.

 

Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott; Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

 

Ach bleib mit deiner Gnade, Gott, bei den geplagten Menschen in der Ukraine. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihnen, auch in diesem Gottesdienst.

Wir beten den Wochenpsalm Ps 91 nach der Neuen Genfer Übersetzung:

Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt,

darf bleiben im Schatten des Allmächtigen.

Darum sage ich zum Herrn:

»Du bist meine Zuflucht und meine sichere Festung, du bist mein Gott, auf den ich vertraue.«

(Stille)

Ja, er rettet dich wie einen Vogel aus dem Netz des Vogelfängers, er bewahrt dich vor der tödlichen Pest.

Er deckt dich schützend mit seinen Schwingen,

unter seinen Flügeln findest du Geborgenheit.

Seine Treue gibt dir Deckung,

sie ist dein Schild, der dich schützt.

Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht oder vor den Pfeilen,

die am Tag abgeschossen werden,

nicht vor der Pest, die im Finstern umgeht,

nicht vor der Seuche, die mitten am Tag wütet.

Denn du hast gesagt:

»Der Herr ist meine Zuflucht!«

Den Höchsten hast du zum Schutz dir erwählt.

(Stille)

So wird dir kein Unglück zustoßen,

und kein Schicksalsschlag wird dich

in deinem Zuhause treffen.

Denn er hat für dich seine Engel entsandt und ihnen befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen.

Sie werden dich auf Händen tragen, damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt.

Über Löwen und Ottern wirst du hinwegschreiten, starke junge Löwen und Schlangen wirst du zu Boden treten.

(Stille)

So sagt nun der Herr: »Weil er mit ganzer Liebe an mir hängt, will ich ihn befreien; ich hole ihn heraus aus der Gefahr, denn er kennt meinen Namen.

Wenn er zu mir ruft, werde ich ihm antworten.

In Zeiten der Not stehe ich ihm bei,

ja, ich reiße ihn heraus und bringe ihn zu Ehren.

Ich schenke ihm ein erfülltes und langes Leben

und zeige ihm, wie ich Rettung schaffe.«

 

Ehr sei dem Vater

 

Du, unser Gott, auf den wir hoffen.

Wir denken täglich an die Menschen, die unter dem Krieg zu leiden haben. Sie wissen von den Schrecken der Nacht und den tödlichen Pfeilen. Sie suchen verzweifelt Zuflucht.

Wir sehen die Bilder und hören die Nachrichten und wir klagen dir das große Leid und das schreiende Unrecht.

Wohin führt das noch?

Wie wird der Krieg uns alle verändern?

Wir rufen dich, Gott: Sei uns Zuflucht und Schutz!

Nichts kann uns trennen von deiner Liebe.

Mach den Glauben stark in den Menschen dort in der Ukraine, bei uns, bei allen.

Herr, erbarme dich.

 

Paulus schreibt im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Kor 5,17)

 

Neue Lieder 180 Meine Hoffnung und meine Freude

 

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke mein Licht,

Christus, meine Zuversicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Die Bilder und Berichte aus der Ukraine sind allgegenwärtig. Es gibt fast nur dieses Thema. Entsetzt hören und sehen wir, was geschieht. Zugleich setzen sich Menschen liebevoll und engagiert für die Flüchtenden ein. Viele helfen selbstverständlich, die vorher verschlossen waren. Staunend sehen wir auch dies, wie menschlich, wie engagiert und selbstlos jetzt viele sind.

Es ist eine extreme, belastende Zeit.

Kann es auch eine Zeit der Gnade sein?

Hören wir den heutigen Predigttext. Paulus wird von Christen in Korinth angegriffen. Er beschreibt seinen Dienst und sein Verständnis als Apostel.

Die Begegnung mit Jesus hat sein ganzes Leben verändert, eine neue Schöpfung, sagt er. Darum kann er sogar die extremsten Belastungen als Zeit der Gnade verstehen.

2.Kor 6,1-10

Wir als Gottes Mitarbeiter bitten euch auch:

Nehmt die Gnade Gottes so an, dass sie nicht ohne Wirkung bleibt. Denn Gott spricht: »Ich habe dich zur rechten Zeit erhört und dir am Tag der Rettung geholfen.« Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit. Seht doch! Jetzt ist der Tag der Rettung.

Wir wollen auf gar keinen Fall Anstoß erregen. Denn unser Dienst soll nicht in Verruf geraten. Vielmehr zeigen wir in jeder Lage, dass wir Gottes Diener sind: Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung.

Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht. Zu unserem Dienst gehören ein einwandfreier Lebenswandel, Erkenntnis, Geduld und Güte, der Heilige Geist und aufrichtige Liebe.                                          Zu unserem Dienst gehören außerdem die Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt. Wir kämpfen mit den Waffen der Gerechtigkeit, in der rechten und in der linken Hand. Wir erfüllen unseren Auftrag, ob wir dadurch Ehre gewinnen oder Schande, ob wir verleumdet werden oder gelobt. Wir gelten als Betrüger und sagen doch die Wahrheit.

Wir werden verkannt und sind doch anerkannt.

Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben! Wir werden ausgepeitscht und kommen doch nicht um.

Wir geraten in Trauer und bleiben doch fröhlich. Wir sind arm und machen doch viele reich. Wir haben nichts und besitzen doch alles!

 

Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit. Seht doch! Jetzt ist der Tag der Rettung. – gerade jetzt eine Zeit der Gnade: Wie soll das gehen?

Paulus schreibt von seinem Dienst für Gott – nicht nur von seinem, von unserem Dienst für Gott. Er schreibt nicht nur von sich, sondern von allen Christen. Wir sind Diakoninnen und Diakone, in den Dienst, die Diakonia genommen. Bei Diakonie denken wir an praktische Hilfe für Kinder, Kranke, Flüchtlinge, Alte, Ratsuchende. Diakonia ist auch wörtlich der Dienst bei Tisch: den Tisch decken, Essen austeilen, Spülen und den Müll raustragen. Auch die Verkündigung des Evangeliums ist Diakonia.

Jesus sagt: ich will euch und allen dienen.

Er tischt uns die Gemeinschaft Gottes auf.

Er feiert die Gnade und Vergebung Gottes.

Er lädt ein zum Fest des Glaubens.

Nehmt die Gnade Gottes so an, dass sie nicht ohne Wirkung bleibt. Wie kann das gehen? Vielleicht, indem wir Flüchtlinge aufnehmen und unterstützen. Indem wir beten und spenden. Bestimmt werden auch wir spüren, dass der Krieg wirtschaftliche und praktische Folgen für uns hat.

Gemeinde sind wir, weil Jesus uns ruft, weil er uns neu macht, weil er uns zu seinen Boten macht, zu Dienerinnen und Dienern.

Bevor Wolodymyr Selenskyj Präsident wurde, hat er als Schauspieler gearbeitet und sich über die Politiker lustig gemacht. „Diener des Volkes“ hieß die Serie. Ein Lehrer wird aus Versehen Präsident.

Jetzt ist Selenskyj tatsächlich ein mutiger, von vielen geachteter Diener seines Volkes geworden.

 

Paulus erzählt von der unglaublichen Spannung, in die der Dienst für Gott die Ge-meinde bringt. Er erlebt extreme Belastung und Anfeindung und manchmal zur gleichen Zeit Bestätigung, Ermutigung, Freude, beglückende Gemeinschaft. Ich kann nur staunen. Vieles, was Paulus beschreibt, kann ich von mir oder uns nicht sagen.

Aber wie hören wohl die Christen in der Ukraine solche Sätze: Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung. Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht. Wir werden verkannt und sind doch anerkannt. Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben!

Wir geraten in Trauer und bleiben doch fröhlich. Wir sind arm und machen doch viele reich. Wir haben nichts und besitzen doch alles!

Wir sind nicht in der Weise angegriffen, aber wir kennen Zeiten, in denen wir überfordert oder traurig sind, oder belastet von Konflikten ohne Ausweg. Und wir sind in solchen Wüstenzeiten zugleich besonders empfänglich für das, was uns weiterhilft und aufmerksam für jedes gute Zeichen.

Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit.

Zeit der Gnade: Gnade ist nicht so sehr, was uns widerfährt, sondern wie wir damit umgehen. Wie können wir das, was geschieht, einordnen und annehmen?

Wir bleiben in Gottes Hand, was auch geschieht.

Auch diese Kriegstage sind eine Zeit Gottes.  Auch jetzt ist eine Zeit, in der wir uns Gott nah fühlen und Gott uns nahe ist.

 

Beten wir das Bekenntnis der Weltkirchenkonferenz von Vancouver (1983):

 

Mitten in Hunger und Krieg

feiern wir, was verheißen ist:

Fülle und Frieden.

Mitten in Drangsal und Tyrannei

feiern wir, was verheißen ist:

Hilfe und Freiheit.

Mitten in Zweifel und Verzweiflung

feiern wir, was verheißen ist:

Glauben und Hoffnung.

Mitten in Furcht und Verrat

feiern wir, was verheißen ist:

Freude und Treue.

Mitten in Hass und Tod

feiern wir, was verheißen ist:

Liebe und Leben.

Mitten in Sünde und Hinfälligkeit

feiern wir, was verheißen ist:

Rettung und Neubeginn.

Mitten im Tod, der uns von allen Seiten umgibt, feiern wir, was verheißen ist

durch den lebendigen Christus.

 

Amen

 

Lied 789.7 Bleib mit deiner Gnade bei uns

 

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr, Jesu Christ,

ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott

 

Bleib mit deiner Gnade bei den Menschen im Krieg,

in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in vielen Ländern der Erde und zum Teil seit vielen Jahren.

Bewahre die vielen, die unschuldig Opfer

von Krieg und Gewalt werden.

Steh den Menschen in ihrer Angst bei.

Behüte die Flüchtlinge.

Bleib mit deiner Gnade bei uns.

 

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr, Jesu Christ,

ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott

 

Wir bitten dich für alle, die politische Verantwortung tragen, die entscheiden und verhandeln, um Weisheit und Mut. Wir bitten für die Journalistinnen und Journalisten, für die medizinischen und andere Helfer, für alle, die an wichtigen Stellen bleiben und nicht fliehen.

Hilf uns für die Menschen da zu sein.

Mach uns bereit, Einschränkungen anzunehmen.

Bewahre unsere Lieben und uns alle.

Bleib mit deiner Gnade bei uns.

 

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr, Jesu Christ,

ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott

 

Vaterunser

 

 

Lied 430,1+2 (Mel: Befiehl du deine Wege)

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,

die Welt nimmt schlimmen Lauf.

Recht wird durch Macht entschieden,

wer lügt, liegt obenauf.

Das Unrecht geht im Schwange,

wer stark ist, der gewinnt.

Wir rufen: Herr, wie lange?

Hilf uns, die friedlos sind.

 

Gib Frieden, Herr, wir bitten!

Die Erde wartet sehr.

Es wird so viel gelitten,

die Furcht wächst mehr und mehr.

Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein.

Hilf, wenn wir weichen wollen,

und lass uns nicht allein.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst 27.2.22 Predigttext Mk 8,27-35

 27.2.22     Sonntag vor der Passionszeit

Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 275,1+2+4

In dich hab ich gehoffet, Herr;

hilf, dass ich nicht zuschanden werd

noch ewiglich zu Spotte.

Das bitt ich dich: erhalte mich

in deiner Treu, mein Gotte.

 

Dein gnädig Ohr neig her zu mir,

erhör mein Bitt, tu dich herfür,

eil, bald mich zu erretten.

In Angst und Weh ich lieg und steh;

hilf mir in meinen Nöten.

 

Du bist mein Stärk, mein Fels, mein Hort,

mein Schild, mein Kraft – sagt mir dein Wort –,

mein Hilf, mein Heil, mein Leben,

mein starker Gott in aller Not;

wer mag mir widerstreben?

 

„hilf, dass ich nicht zuschanden werd“– wie viel wird im Krieg zuschanden. Wir sind tief erschrocken über den Krieg in der Ukraine. Wir klagen Gott das Leid und das Unrecht dieser Tage. Gott kennt die Not der Welt und die Not unserer Seele.

 

Ps 31

Herr, auf dich traue ich,

lass mich nimmermehr zuschanden werden,

errette mich durch deine Gerechtigkeit!

Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!

Sei mir ein starker Fels und eine Burg,

dass du mir helfest!

Denn du bist mein Fels und meine Burg,

und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.

Du wollest mich aus dem Netze ziehen,

das sie mir heimlich stellten;

denn du bist meine Stärke.

In deine Hände befehle ich meinen Geist;

du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.

Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte,

dass du mein Elend ansiehst

und kennst die Not meiner Seele

und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes;

du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Errette mich von der Hand meiner Feinde

und von denen, die mich verfolgen.

Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;

hilf mir durch deine Güte!

Ehr sei dem Vater …

 

Auf dich hoffen wir, Herr, unser Gott,

sei uns ein starker Fels, eine Burg, eine Hilfe.

Zu dir kommen wir.

Du weißt, was uns angreift und plagt wie Feinde.

Dir bringen wir die Sorge um den Frieden,

wenn wir sehen, was in der Ukraine geschieht.

Wohin führt dieser Krieg? Was bedeutet er für die Menschen in der Ukraine und in ganz Europa?

Dir bringen wir, was uns bedrängt, auch unsere ganz persönlichen Fragen und Nöte. Stell unsere Füße auf weiten Raum – gib uns innere Ruhe und Freiheit für das, was uns herausfordert.

Sei für die, um die wir uns sorgen, und sei für uns

ein starker Fels und eine Burg.

Erbarme dich über uns

 

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht,

sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

 

Neue Lieder 217 Wir gehn hinauf nach Jerusalem

Wir gehn hinauf nach Jerusalem

in leidender Liebe Zeiten

und sehen, wie einer für alle stirbt,

um uns einen Platz zu bereiten.

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem.

Wer will bei dem Herren bleiben

und kosten von einem so bittern Kelch?

Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,

das Opfer der Welt zu sehen,

zu spüren, wie unsere Not vergeht,

und unter dem Kreuze zu stehen.

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,

zur Stätte der ewgen Klarheit.

Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt,

da finden wir Christus in Wahrheit

 

Predigttext Mk 8,27-35

Jesus zog mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er sie:  »Für wen halten mich eigentlich die Leute?« Sie antworteten: »Manche halten dich für Johannes den Täufer, andere für Elija. Wieder andere meinen, dass du sonst einer der alten Propheten bist.« Da fragte er sie: »Und ihr, für wen haltet ihr mich?« Petrus antwortete: »Du bist der Christus.« Jesus schärfte ihnen ein: »Sagt niemandem, wer ich bin!«

Danach begann Jesus seinen Jüngern zu erklären, was Gott mit ihm vorhatte: »Der Men-schensohn wird viel leiden müssen. Die Ratsäl-testen, die führenden Priester und die Schriftge-lehrten werden ihn wie einen Verbrecher behan-deln. Sie werden ihn hinrichten lassen, aber nach drei Tagen wird er vom Tod auferstehen.«

Das sagte er ihnen ganz offen. Da nahm Petrus ihn zur Seite und fing an, ihm das auszureden. Aber Jesus drehte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus streng zurecht: »Weg mit dir, Satan, hinter mich! Dir geht es nicht um das, was Gott will, sondern um das, was Menschen wollen.«                                                                    Dann rief Jesus das Volk und seine Jünger zu sich. Er sagte: »Wer mir folgen will, darf nicht an seinem Leben hängen. Er muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen. Wer sein Leben retten will, wird es verlieren.     Wer sich aber zu mir und der Guten Nachricht bekennt und deshalb sein Leben verliert, wird es erhalten.

 

Gottes Reich ist nah. Kehrt um und glaubt an das Evangelium (Mk1,15). Das sagt Jesus. Das ist der Kern seiner Botschaft. Er ruft die Menschen zu Gott. Er heilt Kranke und zeigt das Reich Gottes. Wir malen uns das aus: Jesus schenkt den Armen Hoffnung; er holt Menschen zurück in die Gemeinschaft; er richtet die auf, die niederge-drückt sind. Wir lesen davon im Evangelium und stellen uns das schön vor. Und darum glauben sie an ihn: „Du bist der, der die neue Zeit bringt. Du führst uns in die schöne Stadt Gottes. Du bist der Christus, der Messias.Gottes Reich ist nah. Das spüren sie. Das hoffen sie.

Und jetzt?

Jetzt macht sich Jesus auf den Weg nach Jerusalem. Der Menschensohn wird viel leiden müssen. Er redet von Leid, Verurteilung, Tod.

Unerträglich für Simon Petrus und immer wieder auch für uns schwer zu verstehen, kaum fassbar.

„Es muss sein.“, so sagt er. „Es ist Gottes Wille.“

Warum? Warum muss sein Leidensweg sein?

Was ist Gottes Wille?

Es ist nicht der Wille Gottes, was in der Ukraine geschieht. Krieg ist nicht Gottes Wille, sondern ein Verbrechen aus gottloser Machtgier und zynischer Menschenverachtung. Leid und Not sind nicht Gottes Wille. Das Böse und das Unrecht sind nicht Gottes Wille, aber sie sind in dieser Welt, und oft scheint es, als könnte das Böse sich unbegrenzt austoben. Es ist zum Verzweifeln, wenn man sieht, was in der Welt geschieht und wie brutal unsere Welt ist.

So sind wir Menschen. Wir sind ja verstrickt in das Unrecht der Welt. Wir kaufen russisches Gas und Waren, die von den unterdrückten Uiguren in China gefertigt werden. Wir verbrauchen zu viele Rohstoffe. Wir kümmern uns kaum darum, unter was für schrecklichen Arbeitsbedingungen unsere Kleider genäht werden. Wir erschrecken vor dem Bösen, das in diesen Tagen geschieht, aber wir sind auch verstrickt in das Böse und keiner ist frei davon. Vieles, was wir tun, ist nicht Gottes Wille. Alle sind schuldig geworden, schreibt Paulus. Keiner ist gerecht. (Römer 3)

Unsere Welt ist zum Verzweifeln, so hart und böse, so ungerecht und voll bitterem Leid.

Und Gott? Gott setzt sich der Welt mit all ihrer Bosheit aus. Jesus wird leiden, verurteilt und verworfen werden, am Kreuz sterben. Da, am Kreuz leidet und stirbt Gott selbst.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem, zur Stätte der ewgen Klarheit. Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt, da finden wir Christus in Wahrheit.

Jesus weicht dem Leidensweg nicht aus, wie es Petrus will, wie auch wir wollen.

Ein starker Jesus wäre uns recht, einer, der mit einem Schlag den Krieg beendet und das Böse vernichtet. Aber so ist Jesus nicht. Petrus hat ihn gerade als Messias, Christus angesprochen, aber Jesus identifiziert sich nicht mit dem machtvollen Retter. Er nennt sich selbst Menschensohn – so nimmt er das Leid der Menschen an.

Petrus ist entsetzt. Er will nicht, dass sein Chris-tus leidet. Was soll aus der schönen Hoffnung auf Gottes Reich werden, wenn Jesus stirbt? Petrus herrscht Jesus an, steht da wörtlich. Jesus weiß, was Petrus lockt. Er hat ja selbst die Hoffnung geweckt: ein Leben in Frieden, Gerechtigkeit …

Aber sein Weg zum Frieden geht nicht ohne das Kreuz. Jesus fährt Petrus an – wieder das gleiche Wort: er herrscht ihn an: Weg mit dir, Satan!  – wohl kennt Jesus selbst das menschliche Sehnen nach einem bequemen Weg. Scharf weist er Petrus zurecht, und lädt ihn zugleich wieder ein: hinter mich! – so hat Jesus ihn ganz am Anfang in gerufen (Mk1,17) und jetzt wieder: „hinter mich! Du sollst mir folgen. Ich will dich bei mir.“

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem, das Opfer der Welt zu sehen, zu spüren, wie unsere Not vergeht, und unter dem Kreuze zu stehen.

Jesus wird zum Opfer. Ohne Schuld wird er verurteilt. So opfert er sich selbst. So erträgt und überwindet Gott das Böse. Gottes Reich ist nah; die Not der Welt vergeht, weil Gott selbst sich dafür einsetzt. Dietrich Bonhoeffer schreibt: Das Leiden muss getragen werden, damit es vorüber-geht. Entweder die Welt muss es tragen und daran zugrundegehen oder es fällt auf Christus und wird von ihm überwunden. So leidet Christus stellvertretend für die Welt. (D.B. Nachfolge, S.84)

Ich kann mich gut mit Petrus identifizieren: Ich will diesen Leidensweg doch nicht. Aber vor dem Leid in der Welt kann ich die Augen nicht verschlie-ßen. Die täglichen Todeszahlen der Pandemie öffnen mir die Augen, und jetzt sehen wir wieder auf das große Leid des Krieges. Nein, auswei-chen können wir nicht.

Wer mir folgen will, darf nicht an seinem Leben hängen. Er muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen. Wer sein Leben retten will, wird es verlieren.  Wer sich aber zu mir und der Guten Nachricht bekennt und deshalb sein Leben verliert, wird es erhalten.  

Was heißt es heute für uns, Jesus nachzufolgen?

Ich glaube, das müssen wir in dieser schwierigen  Zeit neu lernen. „Wohin rufst du uns, Jesus?

Wo dürfen wir die Augen nicht verschließen?

Wie sollen wir uns zu dir und zum Evangelium bekennen?“

Das Kreuz auf sich zu nehmen bedeutet, dass wir uns darauf einlassen, was uns beschränkt. Eine Krankheit kann das sein, eine Lebenssituation, eine Herausforderung. wir lassen uns darauf ein – wir stellen uns unter das Kreuz. Gerade so wenden wir uns dem Leben zu. Wir hoffen, dass Jesus uns den Blick schärft und das Herz wach hält für das Leid, das uns angeht. Und wenn es darauf ankommt, hoffen wir, dass Gottes Geist uns Kraft, Liebe und Besonnenheit gibt.                Er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

 

Neue Lieder 217 – siehe oben

 

Im Vertrauen auf die Liebe und Fürsorge Gottes vertrauen wir ihm unsere Bitten und unsere Anliegen an:

 

Wir bitten dich für die Menschen in der Ukraine, die sich unverschuldet mit Krieg und Gewalt konfrontiert sehen; wir beten für alle, die entsetzt und wütend sind über das rechtswidrige Vorgehen der russischen Regierung und den rücksichtslosen Angriff der russischen Armee.

 

Wir bitten für alle, die Angst haben um ihre Familien und Angehörigen und davor, dass die Situation noch mehr eskaliert; wir bitten dich für die, die ratlos und hilflos sind und in ihrer Verzweiflung nicht wissen, wie es weitergehen soll.

 

Wir bitten dich für alle, die Macht und Einfluss haben und ringen um die richtigen Entscheidungen, wie man auf das völkerrechtswidrige Vorgehen reagieren soll. Wir bitten für die, die sich auf der ganzen Welt mühen um Gerechtigkeit und Frieden.

 

Steh denen bei, die auf der Flucht sind vor den Schrecken des Krieges und die in ihrer Not nicht wissen, wohin sie gehen sollen und wo sie in Sicherheit sind.

 

Bewahre uns davor, in unserer Welt zu Streit und Unfrieden beitragen, mit dem Finger auf andere zu zeigen, Schuld zuzuweisen und zu verurteilen. Mach uns bereit unsere eigene Position und unser Verhalten zu überdenken.

 

Wir bitten für unsere Kranken und alle, die sich um sie sorgen, für die Trauernden, für die Überforderten.

Nimm dich ihrer und unser aller gnädig an,

du, unser Gott. Behüte und bewahre uns alle.

Vaterunser

 

Hören wir noch einmal die Zusage: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

 

Lied 430,1+2+4 (Mel: Befiehl du deine Wege)

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,

die Welt nimmt schlimmen Lauf.

Recht wird durch Macht entschieden,

wer lügt, liegt obenauf.

Das Unrecht geht im Schwange,

wer stark ist, der gewinnt.

Wir rufen: Herr, wie lange?

Hilf uns, die friedlos sind.

 

Gib Frieden, Herr, wir bitten!

Die Erde wartet sehr.

Es wird so viel gelitten,

die Furcht wächst mehr und mehr.

Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein.

Hilf, wenn wir weichen wollen,

und lass uns nicht allein.

 

Gib Frieden, Herr, gib Frieden:

Denn trotzig und verzagt

hat sich das Herz geschieden

von dem, was Liebe sagt!

Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen

dafür, dass Friede siegt.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst 20.2.22 Predigt über Jes 55,6+8-12a

20.2.22     2.Sonntag vor der Passionszeit

Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 452,1+2+4

 

Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr. Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor, dass ich mit seinem Worte

begrüß das neue Licht. Schon an der Dämmrung Pforte ist er mir nah und spricht.

 

Er will, dass ich mich füge. Ich gehe nicht zurück. Hab nur in ihm Genüge, in seinem Wort mein Glück. Ich werde nicht zuschanden, wenn ich nur ihn vernehm. Gott löst mich aus den Banden. Gott macht mich ihm genehm.

 

Er will mich früh umhüllen mit seinem Wort und Licht, verheißen und erfüllen, damit mir nichts gebricht; will vollen Lohn mir zahlen, fragt nicht, ob ich versag. Sein Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag.

 

Gebet

In deinem Wort habe ich mein Glück.

Dass du mich ansprichst, mein Gott,

dass ich dein Wort hören kann,

das ist wunderbar.

Der Lärm in mir, der Lärm um mich herum

ist oft zu groß.

Vieles dringt auf mich ein und lenkt mich ab.

Viele Stimmen und Botschaften verlangen Gehör.

Mach mich ruhig und bereit, in all den Stimmen

dich und dein Wort an mich zu hören.

Dein Wort will helle strahlen,

wie dunkel auch der Tag.

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte

und ein Licht auf meinem Weg.

Sag mir dein gutes Wort,

Trost in dem, was mir zu schaffen macht,

Hilfe in dem, was mich ratlos macht,

Ermutigung in der Sorge und Angst.

Dein Wort ist ein Licht auf meinem Weg.

Du bist mein Licht.

Amen

 

Lied 199

 

Gott hat das erste Wort.

Es schuf aus Nichts die Welten und wird allmächtig gelten und gehn von Ort zu Ort.

 

 

Gott hat das erste Wort.

Eh wir zum Leben kamen, rief er uns schon mit Namen und ruft uns fort und fort.

 

Gott hat das letzte Wort,

das Wort in dem Gerichte am Ziel der Weltgeschichte, dann an der Zeiten Bord.

 

Gott hat das letzte Wort.

Er wird es neu uns sagen dereinst nach diesen Tagen im ewgen Lichte dort.

 

Gott steht am Anbeginn, und er wird alles enden. In seinen starken Händen liegt Ursprung, Ziel und Sinn.

 

Predigt Jes 55,6+8-13

 

Wie werden wir auf diese Zeit zurücksehen?

Was meinen Sie: wie werden wir in fünf oder zehn Jahren die Coronazeit sehen?

Auf jeden Fall wird uns die Erfahrung prägen. Vieles ist im Fluss. Vielleicht stellen wir gerade wichtige Weichen: für das Klima, für unser Verhältnis zu Russland, für die Demokratie in unserem Land, auch für die Kirche – wir leben in einer Zeit der Entschei-dungen. Wir sind herausgefordert, viele auch überfordert und müde. Mitten im Fluss der Ereignisse sehen wir das Ganze noch nicht.

Wie werden wir auf diese Zeit zurücksehen?

 

Eine tiefe Krise im 6.Jahrhundert vor Christus prägt das Bewusstsein und den Glauben Israels.

In dieser Zeit schreibt Jesaja:

Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden!

Ruft zu ihm, jetzt ist er nahe!

In diesem „jetzt ist er nahe“ klingt die Begegnung des Mose mit Gott an. Ein Dornbusch brennt und verbrennt doch nicht. Eine Stimme erklingt. Gott spricht Mose an. Der Ewige sucht den Menschen.

Jetzt lässt Gott sich finden, jetzt, in der Zeit der Krise und höchster Anspannung. Und wie? In seinem Wort. Jesaja schreibt weiter:

So lautet der Ausspruch des Herrn:

Meine Pläne sind anders als eure Pläne

und meine Wege anders als eure Wege.

Wie weit entfernt ist doch der Himmel von der Erde! So fern sind meine Wege von euren Wegen und meine Pläne von euren Plänen.

Regen oder Schnee fällt vom Himmel und kehrt nicht dahin zurück, ohne die Erde zu befeuchten. So lässt er die Pflanzen keimen und wachsen. Er versorgt den Sämann mit Samen und die Menschen mit Brot.                             So ist es auch mit dem Wort, das von mir ausgeht: Es kehrt nicht wirkungslos zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will.                       Was ich ihm aufgetragen habe, gelingt ihm.

Voll Freude werdet ihr aus Babylon fortziehen

und wohlbehalten nach Hause gebracht werden.

 

Gott sieht das Ganze. Wir sind verwirrt und oft überfordert auf der Suche nach guten Wegen.

Ein sicherer Weg aus der Pandemie nach dem ganzen Hin und Her, das uns alle nervt. Ein Weg zum Frieden in den Konflikten und Machtspielen. Ein Weg zur Abwendung der Klimakatastrophe.

Wege des Gesprächs und der demokrati-schen Kultur gegen die Spaltung der Gesellschaft und den Hass.

Wir sehen all diese Wege noch nicht,

aber es gibt sie.

Gott sieht das Ganze und das Ziel.

Er will uns leiten durch sein Wort.

Wie der Regen so kommt sein Wort, ein guter Regen, der die Erde fruchtbar und lebendig macht, Worte von Gott, die nicht wirkungslos bleiben.  Gottes Volk soll wohlbehalten in die Freiheit und nach Hause ziehen. Sie sollen in Frieden leben.

Es ist wie es am Anfang der Pandemie an vielen Häusern zu lesen war: „Alles wird gut.“

Jesaja will seinem Volk und uns den Blick weiten. Noch sehen wir nicht das Ganze.

Gottes Wege sind höher als unsere.

Gottes Gedanken kennen wir nicht.

Vermutlich sind unsere Hoffnungen und Ziele viel zu sehr nur auf uns bezogen. Der Kreis ist weiter.

Aber jetzt, genau jetzt ist die Zeit Gott zu suchen, in Gottes Wort zu suchen und zu forschen, unsere enge, kurze Sicht zu weiten.

Wir werden auf diese Zeit zurücksehen und Gott danken. Amen

 

Neue Lieder 147

 

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht;

es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;

es gibt Trost, es gibt Halt

in Bedrängnis, Not und Ängsten,

ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

 

 

 

 

Gebet

 

Du, unser Gott, hab Dank für dein Wort. Danke für die vielen Wege, auf denen du zu uns sprichst. Danke auch für manches harsche Wort, das uns wieder auf den richtigen Weg setzt.

Wir bitten dich: Komm zu uns mit deinem Wort. Komm in unsere Familien und Nachbarschaften.

Hilf uns, deine Nähe in unserem Leben zu erkennen.                                                            Gib uns deinen Geist, dass wir unser Leben nach deinem Wort gestalten.

Hilf uns zu guten Entscheidungen und führe uns auf einem guten Weg.

Lass uns offen auf unseren Nächsten schauen, in gegenseitigem Respekt miteinander umgehen und voller Zuversicht unsere Aufgaben angehen.

Gebiete den Kriegstreibern ein Ende. Lass sie die gegenseitige Abschreckung einstellen zugunsten eines fairen und respektvollen Blicks auf das jeweils andere Land und in Verantwortung für die Menschen in ihren Ländern.

Ermutige diejenigen, die enttäuscht und verzagt sind. Tröste die Traurigen. Hilf uns, durchzuhalten in diesen Zeiten und auszuhalten, was uns das Leben schwer macht. Richte uns immer wieder auf. Wir bitten dich für unsere Kranken.

Steh deiner Kirche bei, dass wir dein Wort hören und es in guter Weise weitersagen. Wir bitten dich für unsere katholische Nachbargemeinde und für die Gemeinde in Sundhouse. Wir bitten für deine Kirche in aller Welt, besonders dort, wo sie verfolgt und unter Druck sind.

Gemeinsam beten wir weiter mit Jesu Worten:

Vaterunser

 

Lied 421

 

Verleih uns Frieden gnädiglich,

Herr Gott, zu unsern Zeiten.

Es ist doch ja kein andrer nicht,

der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott, alleine.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst 13.2.22 Predigt zu Jeremia 9,22f

 13.2.22     3.Sonntag vor der Passionszeit

Andreas Hansen, Kenzingen

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Lied 452,1+2+4

Er weckt mich alle Morgen,

er weckt mir selbst das Ohr.

Gott hält sich nicht verborgen,

führt mir den Tag empor,

dass ich mit seinem Worte

begrüß das neue Licht.

Schon an der Dämmrung Pforte

ist er mir nah und spricht.

 

Er spricht wie an dem Tage,

da er die Welt erschuf.

Da schweigen Angst und Klage;

nichts gilt mehr als sein Ruf.

Das Wort der ewgen Treue,

die Gott uns Menschen schwört,

erfahre ich aufs Neue so, wie ein Jünger hört.

 

Er ist mir täglich nahe

und spricht mich selbst gerecht.

Was ich von ihm empfahe,

gibt sonst kein Herr dem Knecht.

Wie wohl hat’s hier der Sklave,

der Herr hält sich bereit,

dass er ihn aus dem Schlafe

zu seinem Dienst geleit.

 

Wir liegen vor dir im Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. (Daniel 9,18b)

So heißt der Bibelvers für diese Woche, der Wochenspruch. Wir vertrauen, dass Gott Gutes mit seiner Welt und mit uns vorhat. Lasst uns mit den Seligpreisungen Jesu beten.

Glückselig sind die, die wissen,

dass sie vor Gott arm sind.

Denn ihnen gehört das Himmelreich.

Glückselig sind die, die trauern.

Denn sie werden getröstet werden.

Glückselig sind die, die von Herzen freundlich sind. Denn sie werden die Erde als Erbe erhalten.

Glückselig sind die, die hungern und dürsten

nach der Gerechtigkeit. Denn sie werden satt werden.

Glückselig sind die, die barmherzig sind.

Denn sie werden barmherzig behandelt werden.

Glückselig sind die, die ein reines Herz haben.

Denn sie werden Gott sehen.

Glückselig sind die, die Frieden stiften.

Denn sie werden Kinder Gottes heißen. Glückselig sind die, die verfolgt werden,

weil sie für Gottes Gerechtigkeit eintreten.

Denn ihnen gehört das Himmelreich.

Ehr sei dem Vater …

 

Du guter Gott, wir sollen glücklich, ja selig sein. Das willst du für uns. Wir sollen Salz der Erde und Licht der Welt sein. Das traust du uns zu.                        Wir schauen auf die Woche, die hinter uns liegt und sehen vieles, was nicht gut ist in unserem Leben und in der Welt. Was wir tun müssten, was sich ändern müsste, kommt uns kaum erreichbar vor. Jesus, nimm uns mit, mit deiner Hoffnung. Wecke deine Kraft in uns. Amen

 

Lied 346,1-3

Such, wer da will, ein ander Ziel,

die Seligkeit zu finden;

mein Herz allein bedacht soll sein,

auf Christus sich zu gründen.

Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar,

sein heilger Mund hat Kraft und Grund,

all Feind zu überwinden.

Such, wer da will, Nothelfer viel,

die uns doch nichts erworben;

hier ist der Mann, der helfen kann,

bei dem nie was verdorben.

Uns wird das Heil durch ihn zuteil,

uns macht gerecht der treue Knecht,

der für uns ist gestorben.

 

Ach sucht doch den, lasst alles stehn,

die ihr das Heil begehret;

er ist der Herr, und keiner mehr,

der euch das Heil gewähret.

Sucht ihn all Stund von Herzensgrund,

sucht ihn allein; denn wohl wird sein

dem, der ihn herzlich ehret.

Predigt:

Glücklich, ja selig seid ihr. Ihr seid das Licht der Welt. Lasst euer Licht leuchten! Mit einer großen Ermutigung beginnt Jesus seine Predigt.

Mit einer großen Ermutigung beginnt unser Leben als Christenmenschen. Gott sagt bei unserer Taufe zu uns: Du bist mein Kind. Dich habe ich lieb. Dich will ich segnen. Gott richtet uns auf.

Gott macht uns Mut.

Mut können wir gut gebrauchen. Denn wen nennt Jesus selig? Die Friedensstifter, die Gewaltlosen, die nach Gerechtigkeit hungern und dazu auch die Traurigen, die Verfolgten. Wir schauen in unsere Welt und es ist schier zum Verzweifeln. Haben Sie die Dokumentation über die schreckliche Verfolgung der Uiguren in China angesehen? Ob es dieses Volk in 20 Jahren wohl noch gibt, oder ob die Chinesen es ganz auslöschen werden? Überall sind die Diktatoren auf dem Vor-marsch, werden Menschen unterdrückt und auch die Natur wird rücksichtslos verbraucht und zerstört.

Wie kommen wir da nur heraus?

Der Predigttext richtet unseren Blick auf den Propheten Jeremia. Er kündigt den Untergang Jerusalems an, aber er wird nicht ernst genommen, sondern verfolgt und fast umgebracht. Jeremia erlebt die durch und durch korrupte,  ungerechte, kurzsichtige Politik seiner Zeit und dann die schreckliche Vernichtung durch die Babylonier. Gewalt und Unrecht regieren. Die Welt ist am Abgrund. Wird Israel das überleben?

Mitten im größten Schrecken sagt Jeremia:

So spricht der Herr:

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit,

ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke,

ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.

Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne,

dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit,

Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden;

denn solches gefällt mir, spricht der Herr.

(Jer 9,22f )

Die Lage ist zum Verzweifeln. Israel ist in seiner Existenz bedroht, damals im 6.Jahrhundert vor Christus, und immer wieder: Als die Römer im 2. Jahrhundert alle Juden aus ihrem Land vertrieben, in den Gewaltorgien gegen Juden im Mittelalter und am brutalsten im 20. Jahrhundert durch die deutsche Vernichtungspolitik.

Und trotzdem sagt Gott: Mir gefallen Barm-herzigkeit, Recht und Gerechtigkeit. Ich bin der Herr und setze Barmherzigkeit, Recht, Gerechtigkeit auf der Erde durch. Gewalt und Unrecht behalten nicht das letzte Wort.

 

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit,

ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke,

ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.

Die selbstgefälligen, verlogenen Auftritte der Diktatoren der Welt sind kaum zu ertragen.  Sie sind berauscht von sich selbst und sie verhöhnen ihre Gegner und ihre Opfer.

So wie Gerhard Schröder Putin hinterherhechelt, sind auch wir fasziniert von Macht, Reichtum und Glamour.                           Erfolg, Weisheit, Geld sind nicht an sich schlecht – wir zeigen schließlich auch gern, was wir haben und können. Aber alles wird verkehrt, wenn wir uns nur auf uns selbst verlassen, allein auf unsere Weisheit und Stärke und Reichtum setzen. Jeremia sieht die Wurzel allen Übels darin, dass seine Zeitgenossen Gott nicht kennen.       Vielleicht pflegen sie sogar ein wenig religiöses Brauchtum, aber in Wahrheit wollen sie von Gott nichts wissen.

Wer sich so gottvergessen selbst rühmt, nimmt Weisheit, Stärke und Reichtum als sein eigenes Werk wahr. Ich selbst mache mein Glück. Dann bin ich auch das Maß aller Dinge. Die Selbstvergötzung macht rücksichtslos. Was mir dient, ist wichtiger als die Interessen anderer, wichtiger als das Recht des Mitmenschen und das Recht der Schöpfung. Ein Weg in den Abgrund.

 Wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er wirklich klug sei und mich kenne.

Gott kennen heißt: Unsere Weisheit, Stärke und Reichtum sind nicht unser Werk. Gott verdanken wir alles, was wir wissen und können. Und mit den uns anvertrauten Gaben setzen wir uns ein. Wir verbinden Weisheit mit Güte, wir setzen Stärke und Besitz für gerechte Verhältnisse ein.

Jeremia ermutigt sein Volk und uns:

„Gott hat das letzte Wort. Verlasst euch darauf!  Seine Barmherzigkeit, sein Recht und seine Gerechtigkeit setzen sich durch. Resigniert nicht! Und setzt euch ein mit all eurer Kraft!“

Jesus traut uns viel zu und ermutigt uns:

Glückselig seid ihr. Ihr seid das Licht der Welt. Lasst euer Licht leuchten!

Eine Welt voll Güte, Recht, Gerechtigkeit gefällt Gott. Das ist sein Ziel.

Dafür steht er ein und dafür macht er uns Mut. Amen

 

Lied 662

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut

für die Ängste, für die Sorgen,

für das Leben heut und morgen:

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.

 

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut

für die Wahrheit einzustehen

und die Not um uns zu sehen:

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut

für die Zeit, in der wir leben,

für die Liebe, die wir geben:

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.

 

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut

für die vielen kleinen Schritte,

Herr, bleib du in unsrer Mitte:

Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.

 

Gebet

 

Du, Gott, liebst Güte und Gerechtigkeit.

Du findest dich nicht ab mit Krieg und Unrecht.

Du gibst die Welt nicht verloren, obwohl wir oft vor den Problemen resignieren.

 

Wir bitten dich um Frieden zwischen den Völkern.

Der Aufmarsch der Truppen an den Grenzen der Ukraine macht uns Angst. Bewahre die Menschen vor dem Leid, das der Krieg bringt. Gib den Verantwortlichen und gib uns Weisheit und Mut umzukehren und zu versöhnen.

 

Wir bitten dich um Gerechtigkeit. So viele Menschen leiden unter staatlicher Gewalt. Sie werden unterdrückt und verfolgt. Sie dürfen ihre Meinung nicht sagen und leben in ständiger Angst. Wir bitten für die Uiguren in China, für die Menschen in Belarus, in Myanmar – es sind viele Länder, in denen furchtbares Unrecht geschieht.

Wir bitten für die Bewahrung der Schöpfung. Hilf uns umzukehren, weniger zu verbrauchen, bewusster zu leben, dass wir nicht sinnlos Energie und Rohstoffe verschwenden, dass wir nicht unsere Umwelt durch Müll und das Klima durch CO2 belasten.

 

Hilf uns in dieser Phase der Pandemie. Noch immer sterben täglich so viele. Wir bitten für die Kranken, für Kinder und Jugendliche in Quarantäne, für die vielen, die sich für die Opfer der Krankheit einsetzen.

Gib uns Weisheit und Mut, dass wir die richtigen Schritte gehen und möglichst alle von dem überzeugen, was nötig ist. Bewahre uns davor, dass wir wegen der Coronamaßnahmen in heillosen Streit geraten.

 

Wir bitten für deine Kirche, unsere Gemeinde, für unsere Partnergemeinde in Sundhouse und für unsere Nachbarn in der katholischen Gemeinde. Schenk uns Weisheit und Mut, dass wir deine Kirche sind und leben, wie es dir entspricht.

 

Vaterunser

Lied 170

Komm, Herr, segne uns,

dass wir uns nicht trennen,

sondern überall uns zu dir bekennen.

Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

 

Keiner kann allein Segen sich bewahren.

Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen. Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

 

Frieden gabst du schon,

Frieden muss noch werden,

wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen –

die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

 

Komm, Herr, segne uns,

dass wir uns nicht trennen,

sondern überall uns zu dir bekennen.

Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst 4. So. vor der Passionszeit

6.2.22     4. Sonntag vor der Passionszeit

Andreas Hansen, Kenzingen

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Lied 445,1+2+5
Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und Heilger Geist, der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt, dessen starke Hand die Welt, und was drinnen ist erhält:

Gott, ich danke dir von Herzen, dass du mich in dieser Nacht vor Gefahr, Angst, Not und Schmerzen hast behütet und bewacht, dass des bösen Feindes List mein nicht mächtig worden ist.

Führe mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort; sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.

953.2 = Ps 107,1+2.23-32
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn,
die er aus der Not erlöst hat,
Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren
und trieben ihren Handel auf großen Wassern,
die des Herrn Werke erfahren haben
und seine Wunder im Meer,
wenn er sprach und einen Sturmwind erregte,
der die Wellen erhob,
und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund
sanken, dass ihre Seele vor Angst verzagte,
dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener
und wussten keinen Rat mehr,
die dann zum Herrn schrien in ihrer Not
und er führte sie aus ihren Ängsten
und stillte das Ungewitter,
dass die Wellen sich legten
und sie froh wurden, dass es still geworden war
und er sie zum ersehnten Hafen brachte:
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,
und ihn in der Gemeinde preisen
und bei den Alten rühmen.
Ehr sei dem Vater…

Gott, sei nicht ferne, denn Angst ist nah. Du bist bei uns, und doch ist die Angst wie ein Abgrund.
Unsere Füße geraten ins Wanken, wir verlieren den Halt. Du bist bei uns – in diesem Glauben müsste alle Angst überwunden sein, und doch sind wir in manchen Zeiten auf uns selbst geworfen, als wären wir allein.
Du weißt, was uns bedrängt wie ein Sturm, womit wir nicht fertig werden, was uns die Kraft nimmt.
Sieh unseren schwachen Glauben an.
Zeige uns deine Güte. Amen

Neue Lieder 178  Meine engen Grenzen
     Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich!
Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich!
Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich. Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich!
Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich. Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich!

Predigt über Mt 14,22-33 (Neue Genfer Übersetzung):

Nun drängte Jesus die Jünger, unverzüglich ins Boot zu steigen und ihm ans andere Ufer vorauszufahren; er wollte inzwischen die Leute entlassen, damit sie nach Hause gehen konnten. Als das geschehen war, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Spät am Abend war er immer noch dort, ganz allein. Das Boot befand sich schon weit draußen auf dem See und hatte schwer mit den Wellen zu kämpfen, weil ein starker Gegenwind aufgekommen war. Gegen Ende der Nacht kam Jesus zu den Jüngern; er ging auf dem See. Als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, wurden sie von Furcht gepackt.  »Es ist ein Gespenst!«, riefen sie und schrien vor Angst. Aber Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht!«, rief er. »Ich bin’s. Ihr braucht euch nicht zu fürchten.« Da sagte Petrus: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!« – »Komm!«, sagte Jesus. Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser auf Jesus zu. Doch als er merkte, wie heftig der Sturm war, fürchtete er sich. Er begann zu sinken. »Herr«, schrie er, »rette mich!« Sofort streckte Jesus seine Hand aus und hielt ihn fest. »Du Kleingläubiger«, sagte er, »warum hast du gezweifelt?« Dann stiegen beide ins Boot, und der Sturm legte sich. Und alle, die im Boot waren, warfen sich vor Jesus nieder und sagten: »Du bist wirklich Gottes Sohn.«

Kennen Sie das Rock-Musical „Jesus Christ – Superstar“? Ich finde es immer noch stark. In einer Szene macht sich der eklige Herodes über Jesus lustig und singt: „Show me, that you‘re not a fool: walk across my swimmingpool! – zeig mir, dass du kein Spinner bist: Lauf über meinen Swimmingpool!“

Muss man das glauben? Oder ist der auf dem See laufende Jesus ein Gespenst, eine Einbildung? „Bist du es?“, fragt Petrus.

Glauben müssen – geht gar nicht.

Keiner kann uns vorschreiben, dass wir glauben und was wir glauben. Ich kann nicht erklären, was damals geschehen ist. Aber ich kann nachspüren, was die Jüngerinnen und Jünger erleben. Matthäus erzählt für seine Gemeinde und für uns. Wie sehr wir den Leuten im Boot gleichen, zeigt zum Beispiel das Siegel unserer Gemeinde in Kenzingen: Ein Boot mit einem Kreuz als Mast.

Es ist Nacht: wir sind empfänglich für düstere Gedanken, über Nacht wird manches klarer,    Zeit der Verletzlichkeit, der Angst, der Krise.

Es ist Nacht und Jesus ist nicht da – warum lässt er uns gerade jetzt allein? Wir kämpfen gegen die Wellen und den Wind.  Wir sind erschöpft, müde, angespannt. Wir zweifeln und fragen. Wir fühlen uns ausgesetzt auf einem Weg ins Ungewisse.

Wir sind so sehr auf uns geworfen, so gefangen  in unserer Angst, dass wir Jesus nicht erkennen, als er dann doch zu uns kommt.

Die Nacht – ist das Hass und Gewalt in unserer Welt, bei den wütenden Demonstranten, an der ukrainischen Grenze, im Netz? Der Sturm – ist das die Pandemie, die uns auslaugt und mürbe macht? Das Boot der Kirche wird gerade im heftigen Gegenwind fast zerschlagen. Und lässt uns Jesus  wirklich allein in dieser Nacht?     Sicher sind Nacht und Sturm noch ganz andere Erfahrungen. Die Jünger schreien vor Angst – wie Menschen in Furcht um ihr Leben, Flüchtlinge, Opfer von Gewalt und Katastrophen.

Was erwarten wir von Jesus? Was haben die Jünger damals erwartet? Er soll kommen und den tobenden Sturm beruhigen – das wär´s doch: Jesus kommt, alles ok.  Aber nein: Jesus ist auf einmal da. Jesus steht bei ihnen, mitten im Sturm. Der Sturm geht weiter. Der Wind peitscht. Das Boot wird hin und her gerissen.
Wer ist das? Eine Einbildung – Phantasma steht im Text? Ist der Glaube nur eine Phantasie?
Erschreckt nicht! Ich bin’s. Habt keine Angst! Petrus zweifelt, aber er will es wissen.
„Was kann ich glauben? Bist du es wirklich?“
Er wagt ein paar Schritte, und schreckt wieder auf, als er den Sturm toben hört und in den Abgrund sieht. Herr, rette mich! , schreit er.  Dann packt Jesus ihn und zieht ihn ins Boot.
Du Kleingläubiger – das ist kein abschätziges Urteil, sondern freundlich. Jesus nimmt unseren kleinen, oft verzagten Glauben an. Jesus weiß ja, wie hart der Gegenwind sein kann, wie verlassen wir sein können. Lass diesen Kelch an mir vorübergehen,  wird er bitten in der Nacht.
Mein Gott, warum hast du mich verlassen, wird er schreien am Kreuz. Jesus weiß, wie dunkel Gott uns erscheinen kann, wie unverständlich, fern und fremd. Und doch ist Gott da. Und doch kommt der Ostermorgen, neu und hell.

Wir erzählen diese Geschichte wieder und wieder, immer, wenn Sturm und Nacht uns bedrängen.
„Wie kommen wir hier heraus?“ –
„Erinnert euch doch, wie es war!“ –
„Aber wenn Jesus da wäre, müsste der Sturm sich doch legen.“ –
„Nein, er ist da, mitten im Sturm. Es wird nicht alles plötzlich gut, aber er ist bei uns.“ –
„Ich möchte glauben und habe doch solche Angst.“ –
„Ja, wir kennen das. Und auch Jesus kennt es.“ – „Ist es wirklich Jesus?“ –„Hör doch seine Worte: Ich bin’s. Habt keine Angst! Damals auf dem See, auch nach Ostern und auch jetzt: Ich bin’s. Habt keine Angst!“

Was ist damals geschehen? Sie haben ihren kleinen Glauben Jesus hingehalten: „Rette uns!“
Sie sind mit Jesus durch den Sturm und durch die Angst gegangen.
Muss man das glauben? Ich möchte es erfahren.
Amen

Lied 351,1+2+7
Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?

Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm’s auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.

Sein Geist wohnt mir im Herzen, regiert mir meinen Sinn, vertreibet Sorg und Schmerzen, nimmt allen Kummer hin; gibt Segen und Gedeihen dem, was er in mir schafft, hilft mir das Abba schreien aus aller meiner Kraft.

Sei bei uns in den Stürmen, Jesus, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht und ob wir bestehen. Sei bei uns und bei allen, die durch Stürme und Nacht hindurch müssen.
Wir bitten dich um Frieden für alle, die Krieg und Gewalt erfahren. Wir bitten für die Flüchtlinge auf den Meeren und an den Grenzen. Wir bitten für unsere Kranken und für unsere Lieben, um die wir uns sorgen.
Dir vertrauen wir sie alle und uns selbst an.

Vaterunser

Lied 421

Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Gott hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst 30.01.2022

 

Letzter Sonntag nach Epiphanias, 30.1.2022

Dieser Gottesdienst wurde von der Pfrin. Anne Lepper in Freiamt vorbereitet.  

Glockengeläut
Schön, dass Sie unseren Hausgottesdienst mitfeiern. Sie sind bei sich zuhause und doch verbunden mit Gott und vielen Menschen. Zünden Sie eine Kerze an. Stille.

Liturgischer Gruß
Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeindschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen

Psalm 85: EG 751

Eingangsgebet:
Aus deinem Reichtung, aus deinem Glanz, aus deiner Ewigkeit, Herr, kommst du zu mir. Du kennst meine Gedanken, du weisst, wie es mir geht. Du stehst vor mir, dass ich mich in dir erkennen kann. Heute morgen fragst du mich, ob ich ein Licht sein will, ob ich mich verwandeln lassen will, ob ich ein Licht sein kann, das in dukler Zeit leuchtet. Ich will, Herr, komm zu mir. Amen

Lied EG 450, 1-3 Morgenglanz der Ewigkeit https://www.youtube.com/watch?v=3F-5pQEBjzE

Lesung aus 2. Mose, 34, 29-35
Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte. 30 Als aber Aaron und alle Israeliten sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen. 31 Da rief sie Mose, und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde, und er redete mit ihnen. 32 Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. 33 Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. 34 Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, 35 sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden.

Predigt:

Wie kann man Gott sehen? Wie kann man den Eindruck haben, dass Gott tatsächlich in unserem Leben präsent ist? Es ist eine Frage, die uns, glaube ich, immer wieder beschäftigt. Wenn wir sagen: ja, ich glaube an Gott, gibt es trotzdem Momente, wo man sich fragt: existiert er wirklich? Täusche ich mich nicht? Neulich führte ich eine Diskussion mit jemanden über die Frage, ab wann man sagen kann, dass es Menschen auf der Welt gab. Und da erklärte ich, dass es Menschen auf der Erde gibt, seitdem es  Gräber gibt, wo die Verstorbenen mit ihren Waffen oder anderen nützlichen Utenselien begraben worden sind. Da haben sich die Menschen damals gesagt, wir geben unserem Verstorbenen Sachen, die ihm in die andere Welt, in das andere Leben hilfreich werden können. Daraus können wir verstehen, dass diese Menschen sich gesagt haben, geglaubt haben, dass es ein anderes Leben nach dem Tod gibt. Und wenn man glaubt, dass es ein anderes Leben nach dem Tod gibt, dann glaubt man, dass es irgendeinen Gott gibt. Nach dieser Diskussion habe ich weiter überlegt: der Gott, an den die Menschen damals geglaubt haben, war nicht unser Gott. Aus der religiösen Geschichte wissen wir, dass die Menschen erstmal Götter aus der Natur angebetet haben, wie ein Kalb z.B. Im Alten Testamen sehen wir viele Spuren von dieser Frage: wer ist der wahre Gott? Die Götter haben Krieg miteinander geführt, die Menschen haben Krieg miteinander geführt und es war klar, wenn die Menschen gewinnen, dann gewinnen auch ihre Götter und dann sind es diese Götter, die die wahren Götter sind. Wie kann ich aber wisser, wer der wahre Gott ist?

Diese Frage durchdringt unseren Predigttext heute. Wir können diesen Text nicht verstehen, wenn wir ihn aus seinem Kontext nehmen. In diesem Text bekommt Mose zum 2. Mal die Gesetztafel. Als er sie zum ersten Mal bekommen hatte, war er 40 Tage und Nächte auf dem Sinai verschwunden. Es gab Leute im Volk, die fest an Gott geglaubt haben und die Geduld hatten. Sie wurden von ihrem Glauben getragen und haben nicht gedacht, dass Gott oder Mose sie verlassen hat. Aber es gab auch viele Menschen, die an Gott zwar glaubten, aber nicht so fest, dass sie ohne jegliches Zeichen von Gott leben konnten. Ich würde sagen, wie die meisten von uns heute. Wir brauchen regelmässig Zeichen, dass Gott tatsächlich existiert, um weiter an ihn zu glauben. Das ist nicht einfach. Daher meine Frage am Anfang der Predigt: wie kann man Gott sehen? Diese Menschen damals sind durch die lange Abwesenheit Moses unsicher geworden. Als sie gesehen haben, dass Mose so lange weg ist, haben sie seinem Bruden Aron gesagt: “Auf, mache uns Götter, die vor uns hergehen! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat.” (2. Mose 32, 1b) Und da haben sie dieses Kalb aus Gold bekommen, das sie gesehen haben: er war vor ihnen, sie wussten, da ist ein Gott mit ihnen!

Alles hat sich aber geändert, als Mose zum zweiten Mal auf den Sinai hochging und vor allem runterging. Denn als er wieder kam, leuchtete sein Gesicht. Als die Menschen Mose sahen, fürchteten sie sich. Sie fürchteten sich, weil sie den Glanz Gottes erkannt hatten und sie wussten, niemand kann Gott sehen, ausser er sterbe. Aber sie sahen sein Angesicht glänzen und wussten: sie sehen Gott, sie sehen das Licht Gottes. Ab da wussten sie, dass Gott tatsächlich mit ihnen in dieser Wüste war, wo es so schwierig war zu überleben. Durch den Glanz auf dem Gesicht Moses wussten sie das. Der Glanz, das Licht, bezeichnet Gott und seine Anwesenheit.

Meine Frage heute lautet: wie kann man Gott sehen? Die Antwort heißt: in dem Glanz, den wir in Gesichter sehen. Warum ist Mutter Teresa so wichtig für viele Menschen? Weil ihr Gesicht von der Anwesenheit Gottes glänzt. Aber, es gibt nicht nur Mutter Teresa, die so glänzt, zum Glück. Ihr habt vielleicht schon alte Menschen gesehen, die so glänzen. Weil sie so nah am Sterben sind, also so nah am Gott. Oder weil sie so an Gott glauben und sich mit ihm in ihren alten Tagen beschäftigen. Ihr habt vielleicht auch das Gesischt einer Krankenschwester in der Nacht glänzen sehen, wenn sie sich um Euch kümmert, wenn sie Euch beruhigt und hilft. Oder das Gesicht eines Freundes, der Euch plötzlich und unerwartet geholfen hat. Menschen wie Mose oder Mutter Teresa, die so nah an Gott sind, dass sie hell und klar glänzen, gibt es wenige. Man erinnert sich an sie sehr lange. Aber es gibt auch Menschen, die glänzen, wenn sie helfen, wenn sie da sind, wenn sie zuhören. Man nennt sie manchmal Engel, weil man den Eindruck gehabt hat, dass Gott durch sie da war.

Und wer weiss: manchmal glänzen wir selber, wenn wir so nah an Gott sind, wenn wir anderen helfen.

Amen

Lied NL 147 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht https://www.youtube.com/watch?v=-g6iXPv8dgc

Fürbittengebet
Lebendiger Gott, wir brauchen deine Präsenz in unserer Welt. Wir brauchen Menschen, die uns deine Präsenz zeigen.
Wir bitten dich für alle Menschen, die andere Menschen helfen, in den Krankenhäusern, zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit: dass sie immer wieder Kraft tanken können.
Wir bitten dich für alle Menschen, die Hilfe brauchen und bekommen: dass sie dich in ihren Helfenden sehen.
Wir bitten dich für alle Menschen, die Hilfe brauchen und sie nicht bekommen: schicke bitte Menschen zu ihnen, die ihnen helfen und ihnen damit zeigen, dass du bei ihnen bist und dass du sie nicht vergisst. Wir beten zu dir als unserem Vater. Vater unser…

Segen
Gott, segne und behüte uns. Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen.

Bleiben Sie behütet und gesund! Bis zum nächsten Hausgottesdienst am kommenden Sonntag, dem 4. Sonntag vor der Passionszeit.

Hausgottesdienst für den 23.1.22 Mt 8,5-10+13

 23.1.22  3.Sonntag nach Epiphanias

Andreas Hansen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalm 86

Herr, neige deine Ohren und erhöre mich;

denn ich bin elend und arm.

Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu.

Hilf du, mein Gott, deinem Knechte,

der sich verlässt auf dich.

Denn du, Herr, bist gut und gnädig,

von großer Güte allen, die dich anrufen.

Vernimm, Herr, mein Gebet

und merke auf die Stimme meines Flehens!

In der Not rufe ich dich an;

du wollest mich erhören!

Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern,

und niemand kann tun, was du tust.

Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen

und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren,

dass du so groß bist und Wunder tust

und du allein Gott bist.

Weise mir, Herr, deinen Weg,

dass ich wandle in deiner Wahrheit;

erhalte mein Herz bei dem einen,

dass ich deinen Namen fürchte.

Ehr sei dem Vater…

 

Du, unser Gott, du liebst alle Menschen

und alle sollen dich erkennen.

Keine und keinen gibst du auf.

Wir aber urteilen oft über andere,

werten, ziehen Grenzen, verurteilen.

Weise uns deinen Weg.

Hilf uns zu leben, wie es deinen Kindern entspricht. Vergib, wenn wir andere verletzend behandelt haben.

Mach uns zu deinen Botinnen und Boten.

Dich preisen wir.

Alle Völker hast du gemacht.

Alle werden kommen und deinen Namen ehren. Amen

 

Paulus schreibt an die Christen in Rom. Er will sie besuchen und von Rom aus noch weiter nach Westen reisen. Alle will er erreichen mit dem Evangelium Jesu Christi. Er schreibt:

Ich schäme mich nicht für die Gute Nachricht.

Sie ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt –  an erster Stelle die Juden, dann auch die Griechen.

Denn durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Das geschieht aufgrund des Glaubens und führt zum Glauben. So steht es schon in der Heiligen Schrift: »Aufgrund des Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.«

Die Gute Nachricht, das Evangelium, ist eine Kraft. Wir spüren die befreiende Kraft und wollen sie weitergeben. Gott bleibt nicht fern.

Jedem Menschen will Gott nah sein, uns alle erreichen.

 

Lied 379,1-3 Gott wohnt in einem Lichte

Gott wohnt in einem Lichte,

dem keiner nahen kann.

Von seinem Angesichte trennt

uns der Sünde Bann.

Unsterblich und gewaltig ist unser Gott allein,

will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein.

 

Und doch bleibt er nicht ferne,

ist jedem von uns nah.

Ob er gleich Mond und Sterne

und Sonnen werden sah,

mag er dich doch nicht missen

in der Geschöpfe Schar,

will stündlich von dir wissen

und zählt dir Tag und Jahr.

 

Auch deines Hauptes Haare

sind wohl von ihm gezählt.

Er bleibt der Wunderbare, dem kein Geringstes fehlt. Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat,

hat selbst sein Reich verlassen,

ist dir als Mensch genaht.

 

Predigt Mt 8,5-10+13

 

Jesus ging nach Kapernaum. Da kam ihm ein römischer Hauptmann entgegen. Er sagte zu Jesus: »Herr, mein Junge liegt gelähmt zu Hause. Er hat furchtbare Schmerzen!«  Jesus antwortete: »Ich will kommen und ihn gesund machen.«  Der Hauptmann erwiderte: »Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort, und mein Junge wird gesund! Denn auch bei mir ist es so, dass ich Befehlen gehorchen muss. Und ich selbst habe Soldaten, die mir unterstehen. Wenn ich zu einem sage: ›Geh!‹, dann geht er. Und wenn ich zu einem anderen sage: ›Komm!‹, dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das!‹, dann tut er es.«

Als Jesus das hörte, staunte er. Er sagte zu den Leuten, die ihm gefolgt waren: »Amen, das sage ich euch: Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden!« Jesus sagte zum Hauptmann: »Geh! So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!« In derselben Stunde wurde sein Junge gesund.

 

Da kommt ein Reiter auf Jesus und die Leute zu, ein Centurio, nicht ein einfacher Legionär. Alle schauen ihn an. Sie fürchten ihn. Sie hassen die römischen Besatzer. Er zügelt sein Pferd, hält an, steigt ab, kommt direkt auf Jesus zu, zieht seinen Helm mit dem roten Federbusch ab. „Was will der nur?“ Jetzt steht er vor Jesus.

„Herr, mein Junge ist krank, gelähmt. Er hat furchtbare Schmerzen.“

Kann das wahr sein? Ein römischer Offizier kommt zum jüdischen Rabbi, nennt ihn gar Herr, Kyrios!  Ein Ungläubiger, ein Heide bittet Jesus um Hilfe! Sein Junge ist plötzlich gelähmt – man merkt ihm den Schrecken an. Der harte Soldat kann die Schmerzen seines Jungen kaum mitansehen – sein Kind oder sein Diener, beides kann gemeint sein.

So steht der mächtige Mann, der Feind, der Ungläubige, bekümmert und verzweifelt vor Jesus und bittet tatsächlich um Hilfe.

„Ich komme und mache ihn gesund.“, sagt Jesus sofort.

Noch erstaunlicher geht es weiter: Herr!  Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort, und mein Junge wird gesund!

Jesus staunt. Nicht nur er wundert sich, alle anderen ebenfalls. Auch wir bewundern den Glauben, der am Ende so viel vermag.

So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!

Eine erstaunliche, wunderbare Geschichte für uns.

 

Ich bin es nicht wert

Was ist ein Mensch wert?

Wir haben Angst, dass einer unserer Lieben zu einer Zahl wird, eine von über 100.000, die sich infizieren, einer von Hunderten, die täglich als Opfer genannt werden. Was zählt da einer?

Wir haben Angst, dass Kriegsherren entscheiden und Tausende in Unglück stürzen. Es sind ja nur Zahlen, Menschen, die verbraucht werden.

Wir haben Angst, dass Menschen, von Hass geblendet, andere Menschen, die nicht sind wie sie, nur als lästiges Hindernis ansehen und wie wertlosen Abfall zertreten.

Was ist ein Mensch wert, was bin ich wert vor Gott? Der Centurio sieht sich selbst vor Gott und gesteht: Ich bin nicht wert, dass du zu mir kommst. Und doch hofft und glaubt er: Gott ist anders. Jesus geht nicht gleichgültig über das Leid meines Jungen hinweg. Für Gott ist mein Junge und bin ich nicht irgendeine Zahl unter vielen.         Ich bin nicht wert, dass du zu mir kommst, und doch hoffe und glaube ich, dass du mich und meinen Jungen wertschätzt und heilen willst.

Was ist ein Mensch wert? Für Gott unendlich viel. Keine und keiner ist Gott gleichgültig. Keine und keiner ist für Gott eine vernachlässigbare Größe, ein Kollateralschaden, minderwertig.

Wir können diesen Wert nicht beweisen.

Aber wir glauben ihn.

Wir stehen vor Jesus: „Wenn du mich ansiehst, bekomme ich ein Ansehen, eine Würde. Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“

Der Centurio glaubt. Jesus staunt über ihn. Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden! Demütig steht der Mann vor ihm, der sonst so mächtig und stolz durch´s Leben geht.

„Hier vor dir zählt mein Erfolg und meine Leistung nicht. Ich habe es nicht verdient, aber sprich doch zu mir, dann wird es gut.“

Das nennt Jesus Glauben: Alles von Gott erbitten. Mir mein Leben von Gott schenken lassen. Mich bei jedem Schritt auf Gott verlassen. Glauben ist eine Haltung, ein Vertrauen zu Gott. Gott ist ein Gegenüber. Jesus ist ein Du. Glauben ist eine Beziehung.

Jede starke Beziehung muss immer wieder gelebt, geübt, erfahren werden. In jedem Gebet stärken wir das Vertrauen. In jedem Gottesdienst stehen wir vor Gott. Und in jeder Zeit unseres Lebens brauchen wir das Einüben des Glaubens: Wenn wir jung sind und unseren Weg suchen, wenn wir alt werden und damit Mühe haben, wenn uns die Weltlage Angst einjagt.

Der Centurio glaubt sogar für einen anderen mit, für seinen kranken Jungen. Er zieht ihn mit hinein in seine Beziehung zu Gott. Wir wünschen den Menschen, die wir lieb haben, dass sie mit uns glauben, aber oft ist es anders. Hier hören wir: unser Glaube wirkt auch auf andere und für sie.

Ein Reiter kommt auf Jesus zu. Der Centurio gehört zu den verhassten Feinden. Er ist fremd und bedrohlich. Er ist ein Ungläubiger, unrein.

Völlig anders ist das Verhältnis nach der Begegnung! Jetzt ist er ein Mitmensch, der sich um seinen Jungen sorgt und für ihn bittet. Jetzt ist er – kaum zu fassen! – ein Gefährte auf dem Weg des Glaubens.

Jesus hat sich zuerst seinem Volk Israel verbunden gefühlt. Aber hier und immer mehr wird der Kreis weiter. Am Ende wird er sagen: Geht hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jüngerinnen und Jünger zu werden! Tauft sie! Lehrt sie alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: ich bin immer bei euch, jeden Tag! 

Wir stehen vor ihm, jeden Tag,

was auch geschieht.

Amen

 

Neue Lieder 2

Aus den Dörfern und aus Städten,

von ganz nah und auch von fern,

mal gespannt, mal eher skeptisch,

manche zögernd, viele gern,

folgten sie den Spuren Jesu,

folgten sie dem, der sie rief,

und sie wurden selbst zu Boten,

das der ruf wie Feuer lief:

Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….

 

Und so kamen die in Scharen,

brachten ihre Kinder mit,

ihre Kranken, auch die Alten,

selbst die Lahmen hielten schritt.

Von der Straße, aus der Gosse

kamen Menschen ohne Zahl,

und sie hungerten nach Liebe

und nach Gottes Freudenmahl.

Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….

 

Und dort lernten sie zu teilen

Brot und Wein und Geld und Zeit;

und dort lernten sie zu heilen

Kranke, Wunden, Schmerz und Leid;

und dort lernten sie zu beten,

dass dein Wille, Gott, geschehe;

und dort lernten sie zu leben,

dass das Leben nicht vergehe.

Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….

 

Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skeptisch, manche zögernd, viele gern, folgten wir den Spuren Jesu, folgten wir dem, der uns rief, und wir werden selbst zu Boten, dass der Ruf der gilt, der lief:

Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….

 

Wir stehen vor dir, Gott.

Unsere Hände sind leer. Vieles, was wir tun,

ist fragwürdig, kurzsichtig, egoistisch.

Aber du sagst uns dein gutes Wort.

Du nimmst uns an.

Du nimmst uns hinein zu den Deinen.

Wir stehen vor dir, geplagt und geängstet

von den Leidensgeschichten der Pandemie,

von der Sorge um den Frieden in unserem Land, von den Konflikten in unserer Welt.

Hilf uns, dass wir bestehen und das Richtige tun.

Wir bringen dir die Menschen, um die wir uns sorgen, deren Leid uns nahe geht, deren Probleme uns beschäftigen. Wir bitten dich um Kraft und um Glauben für sie und für uns selbst.

Wir stehen vor dir in Sorge um die Kirche.

Hilf uns neu anzufangen. Bewahre uns davor, um uns selbst zu kreisen, unfähig zu Kritik und Erneuerung. Richte uns aus auf dich.

Wir stehen vor dir, sprich dein Wort zu uns.

 

Vaterunser

 

Lied 262 Sonne der Gerechtigkeit,

 

Sonne der Gerechtigkeit gehe auf zu unsrer Zeit;

brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm dich, Herr.

 

Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit, dass sie deine Stimme hört,

sich zu deinem Wort bekehrt. Erbarm dich, Herr.

 

Schaue die Zertrennung an, der sonst niemand wehren kann; sammle, großer Menschenhirt,

alles, was sich hat verirrt. Erbarm dich, Herr.

 

Tu der Völker Türen auf; deines Himmelreiches Lauf hemme keine List noch Macht. Schaffe Licht in dunkler Nacht. Erbarm dich, Herr.

 

Gib den Boten Kraft und Mut, Glauben, Hoffnung, Liebesglut, und lass reiche Frucht aufgehn,

wo sie unter Tränen sä’n. Erbarm dich, Herr.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

Hausgottesdienst 16.1. – Predigt 1.Kor 2,1-10

16.1.22     2. Sonntag nach Epiphanias

Andreas Hansen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Das Wort ward Fleisch, und wir sahen seine Herrlichkeit. Er, das Wort, wurde ein Mensch.

Er lebte bei uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Es war die Herrlichkeit, die ihm der Vater gegeben hat, ihm, seinem einzigen Sohn. Er war ganz erfüllt von Gottes Gnade und Wahrheit. (Johannes 1)

 

Barmherziger Gott, wir vergessen so schnell wieder, was wir an Weihnachten gefeiert haben. Aber die Botschaft von der Geburt deines Sohnes soll nicht verklingen.

In der Schwachheit eines Kindes zeigst du deine verändernde Kraft und an dem Gekreuzigten den Sieg deiner Liebe.

Hilf, dass wir Jesus Christus erkennen,

dass wir sein Wort und sein Licht festhalten

und ihm folgen. Amen

 

Johannes schreibt über Jesus:

Er, das Wort, war das wahre Licht.

Er ist in die Welt gekommen

und leuchtet für alle Menschen.

Er, das Wort, war schon immer in der Welt.

Die Welt ist ja durch ihn entstanden.

Aber sie erkannte ihn nicht.

Er kam in die Welt, die ihm gehört.

Aber die Menschen dort nahmen ihn nicht auf. Aber denen, die ihn aufnahmen,

verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Das sind alle, die an ihn glauben.

(Johannes 1)

 

Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,

dass es die Elenden hören und sich freuen. Halleluja!

 

Lied 67,1-3

 

Herr Christ, der einig Gotts Sohn,

Vaters in Ewigkeit,

aus seim Herzen entsprossen,

gleichwie geschrieben steht,

er ist der Morgensterne,

sein Glänzen streckt er ferne

vor andern Sternen klar;

 

für uns ein Mensch geboren

im letzten Teil der Zeit,

dass wir nicht wärn verloren

vor Gott in Ewigkeit,

den Tod für uns zerbrochen,

den Himmel aufgeschlossen,

das Leben wiederbracht:

 

Lass uns in deiner Liebe

und Kenntnis nehmen zu,

dass wir am Glauben bleiben,

dir dienen im Geist so,

dass wir hier mögen schmecken

dein Süßigkeit im Herzen

und dürsten stets nach dir.

 

Predigt 1.Kor 2,1-10

 

Paulus schreibt: Brüder und Schwestern, ich bin damals zu euch gekommen, um euch das Geheimnis Gottes zu verkünden. Ich bin aber nicht mit großartigen Worten oder mit Weis-heit aufgetreten. Denn ich hatte beschlossen, bei euch nur über eines zu reden: Ich verkün-de euch Jesus Christus, ihn, den Gekreuzig-ten. Als schwacher Mensch trat ich vor euch und zitterte innerlich vor Angst. Meine Rede und meine Verkündigung sollten euch nicht durch ihre Weisheit überreden. Vielmehr sollte in ihnen Gottes Geist und Kraft zur Geltung kommen. Denn euer Glaube sollte nicht aus menschlicher Weisheit kommen, sondern aus der Kraft Gottes.

Und doch verkünden wir eine Weisheit – und zwar denen, die dafür bereit sind. Es ist eine Weisheit, die nicht aus dieser Welt stammt. Sie kommt auch nicht von den Herrschern unserer Welt, die ja zum Untergang bestimmt sind. Nein, wir verkünden die geheimnisvolle Weisheit Gottes, die bis jetzt verborgen war: Schon vor aller Zeit hatte Gott bestimmt, uns Anteil an seiner Herrlichkeit zu geben.

Keiner der Herrscher unserer Zeit hat diese Weisheit erkannt. Sonst hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. In der Heiligen Schrift heißt es dazu: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist –all das hält Gott für die bereit, die ihn lieben.«

Uns aber hat Gott dieses Geheimnis durch den Heiligen Geist enthüllt. Denn der Heilige Geist erforscht alles, selbst die Tiefen Gottes.

 

Wer bei mir Führung bestellt, muss wissen, dass er sie dann auch bekommt. So sagte Olaf Scholz. Führung wünschen sich viele: eine laute Stimme, die sagt wo es lang geht. Zack, so machen wir das mit der Impfpflicht, zack, so lösen wir den Konflikt mit Russland, zack, und es herrscht Ordnung.

Sie sagen: Das geht doch gar nicht.

Die Probleme lösen sich nicht auf Befehl.

Ja, Sie haben Recht. Auch Olaf Scholz merkt, dass die Dinge nicht so einfach sind. Trotzdem wäre das doch schön, wenn eine starke Hand unsere komplizierte Welt in Ordnung brächte.

Und so stellen wir uns manchmal auch Gott vor. Gott wie ein oberster Befehlshaber, der mit einem Machtwort unsere verworrenen Konflikte klärt, ein Zack-zack-Gott. Und dann wären wir gerne auch noch selbst Gottes rechte Hand, Prediger von Gottes mächtigem Wort oder Herrscher von Gottes Gnaden – so haben sich früher die Könige verstanden – Gott ganz oben und daneben ich, und alles ist klar.

Aber so will Gott gar nicht sein. Gott will nicht ganz oben sein. Gott kommt herunter zu uns. Er versteckt seine göttliche Macht in einem Kind, er lässt sich von den Mächtigen Unrecht, Schläge und Spott antun und

stirbt wie ein Verbrecher am Kreuz.

Da ist nicht der Zack-zack-Gott, der mit einem Machtwort alles bereinigt. Da ist ein elend gequälter Mensch und in dem ist Gottes Kraft und Weisheit.

Gott will ganz unten sein. Wie bei den Christen damals in Korinth regt sich bei uns Widerstand. Wir sind verliebt in den Erfolg. Zu den Starken, zu den Siegern wollen wir gehören. Aber der da am Kreuz … ? Keiner will ein Verlierer sein, ein looser. Der Erfolg zählt doch. Diese Haltung nennt Paulus Menschenweisheit, Weisheit der Welt. Wir sind verliebt in den Erfolg. Aber wenn nur der Erfolg zählt, dann sind wir arm dran.  Dann müssten viele Menschen über ihrem Leben verzweifeln. Manche Menschen trifft schlimmes Leid. Mit manchen Konflikten müssen einfach leben. Natürlich wehren wir uns nach Kräften gegen das, was uns angreift, Unglück, Streit, Unrecht, Krankheit oder auch das blöde Virus. Aber auch wenn wir einen Misserfolg hinnehmen oder ein Leid ertragen müssen, kann unser Leben erfüllt und froh sein. Die Schattenseiten machen unser Leben nicht wertlos und schlecht.

Paulus schreibt davon, dass in seiner Gemeinde Geist und Kraft sichtbar wurden. Der Glaube gibt uns Kraft, auch dann und gerade dann, wenn wir ganz unten sind. Ohne die Kraft von Gott könnten wir unser Leben nicht meistern. Wir schauen auf Jesus, auf sein Kreuz. Am Kreuz wird Leben vernichtet. Alles erscheint sinnlos. Ausgerechnet an diesen schrecklichen Ort der Verzweiflung geht Jesus. Ausgerechnet da sollen wir Kraft bekommen.

Am Kreuz gibt Gott eine Antwort auf Schuld und Scheitern und Leid. Er geht selbst auf die Schattenseite des Lebens. Gott widerspricht dem Glauben an den Erfolg und die Stärke. Er kommt als Mensch zu uns, verletzlich und schwach.

Im Jahr 1518 kam Martin Luther nach Heidelberg, um mit seinen Gegnern zu diskutieren. Viele süddeutsche Gelehrte waren von diesem Gespräch tief beeindruckt. Luther formulierte eine Theologie des Kreuzes und stellte sie der Theologie der Herrlichkeit gegenüber.

Er sagte: „Es ist gewiss, dass der Mensch an sich selbst verzweifeln muss, um geeignet zu werden, die Gnade Gottes zu erlangen.“ Und: „Der Theologe der Herrlichkeit nennt das Böse gut und das Gute böse; der Theologe des Kreuzes nennt die Dinge beim Namen.

Am Kreuz, wo nur Tod und Scheitern zu sehen ist, da siegt die Liebe Gottes, da sehen wir Hoffnung für unser Leben.

Von einem Geheimnis redet Paulus.

Gott lässt uns schon jetzt glauben.

Den Glaubenden, denen, die Gott lieben, erschließt sich, was kein Auge je gesehen hat, kein Ohr je vernommen, kein Herz je erfasst.

Gott ist nicht ein Geheimniskrämer, der sich listig versteckt und die Leute herumrätseln lässt. Aber Gott selbst muss uns aufschließen, uns seinen Geist geben, dass das Kreuz für uns zum Zeichen seiner Liebe wird.

Dem Gekreuzigten und Auferstandenen, dürfen wir uns anvertrauen mit unsere Erfolgen und Misserfolgen, mit unserer Freude und unserer Angst und all den ungeklärten Fragen.

Amen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lied 346,1+3+5

Such, wer da will, ein ander Ziel,
die Seligkeit zu finden;
mein Herz allein bedacht soll sein,
auf Christus sich zu gründen.
Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar,
sein heilger Mund hat Kraft und Grund,
all Feind zu überwinden.

Ach sucht doch den, lasst alles stehn,
die ihr das Heil begehret;
er ist der Herr, und keiner mehr,
der euch das Heil gewähret.
Sucht ihn all Stund von Herzensgrund,
sucht ihn allein; denn wohl wird sein
dem, der ihn herzlich ehret.

Wend von mir nicht dein Angesicht,
lass mich im Kreuz nicht zagen;
weich nicht von mir, mein höchste Zier,
hilf mir mein Leiden tragen.
Hilf mir zur Freud nach diesem Leid;
hilf, dass ich mag nach dieser Klag
dort ewig dir Lob sagen.

 

Du, unser Gott, du schenkst uns Hoffnung und Kraft in dem, was uns bedrängt. Du lässt uns in Misserfolg und Leid nicht allein.

Stärke uns, wenn Ungewissheit und Fragen uns belasten. Richte uns auf, wenn Sorgen und Anforderungen uns zu viel werden.

Bewahre uns, wenn wir nicht weiter wissen.

Öffne uns die Augen und die Herzen, dass wir dich erkennen in Jesus Christus und froh werden.

 

Wir bitten für die Menschen, die ausgegrenzt und verachtet werden, über die man spottet und die man nicht ernst nimmt. Hilf uns, unseren Mitmenschen gerecht zu werden.

Wir bitten für die Menschen, denen Freiheit und Recht genommen wurden, die bedroht und in Angst sind.

Wir denken an die vielen Länder, in denen Menschen nicht ihre Meinung sagen dürfen und unterdrückt werden.

 

Steh uns allen bei in dieser Zeit der Pandemie. Viele verlieren den Mut und die Geduld. Viele sind von Leid betroffen, in wirtschaftlicher Not, am Ende ihrer Kraft. Bewahre sie alle, uns alle.

 

Gib uns deinen Geist.

Verbinde uns im Glauben mit den Freunden in Sundhouse und in der katholischen Gemeinde.

Dir vertrauen wir uns an.

 

Vaterunser

 

 

Lied 421

 

Verleih uns Frieden gnädiglich,

Herr Gott, zu unsern Zeiten.

Es ist doch ja kein andrer nicht,

der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott, alleine.

 

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

 

 

 

Hausgottesdienst 1. So. n. Epiphanias

1.Sonntag n. Epiphanias, 9. Januar 2021

Glockengeläut

Schön, dass Sie unseren Hausgottesdienst mitfeiern.
Dieser Sonntag ist dem Taufgedächtnis gewidmet. Sie
sind bei sich zuhause und doch verbunden mit Gott
und vielen Menschen. Stille.
Votum
Wir feiern unseren Gottesdienst – verbunden mit anderen und verbunden mit Gott – im Namen Gottes
des Vaters, der uns wunderbar gemacht hat;
des Sohnes, der uns den Wert aller Menschen gezeigt
hat und des Heiligen Geistes, der uns zu Mitgefühl
und Achtung befähigt. Amen.

Aus Psalm 72:
12 Er (der Messias) rettet die Bedürftigen, die zu ihm
schreien, die Entrechteten, die keinen Helfer haben.
13 Er kümmert sich um die Schwachen und Armen und
sorgt dafür, dass sie am Leben bleiben. 14 Er befreit
sie von Gewalt und Unterdrückung, denn vor ihm hat
ihr Leben einen Wert.
Eingangsgebet:
Gott, Schöpfer allen Lebens! Du hast Jesus bei seiner
Taufe vor aller Welt als deinen Sohn bekanntgemacht
und mit deinem Geist erfüllt. Doch selbst ihm bleibt
die Versuchung nicht erspart. Wir bitten dich: Lass
auch uns, die du in der Taufe zu Kindern angenommen hast, durch alle Anfechtungen hindurch bewahrt
werden. Darum bitten wir dich im Vertrauen auf ihn,
Christus, unsern Herrn, unseren Bruder und deinen
Sohn. Amen.
Lesung aus Jesaja 42,1-4 (aus der Guten Nachricht):
„1 Der Herr hat gesagt: »Hier ist mein Bevollmächtigter (Luther: „Knecht“), hinter dem ich stehe. Ihn
habe ich erwählt, ihm gilt meine Liebe, ihm gebe ich
meinen Geist. Er wird die Völker regieren und ihnen
das Recht bringen. 2 Er schreit keine Befehle und
lässt keine Verordnungen auf der Straße ausrufen.
3 Das geknickte Schilfrohr zerbricht er nicht, den
glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er bringt dem
geschlagenen Volk das Recht, damit Gottes Treue ans
Licht kommt. 4 Er selbst zerbricht nicht und wird
nicht ausgelöscht. Er führt meinen Auftrag aus und
richtet unter den Völkern meine Rechtsordnung auf.
Noch an den fernsten Küsten warten sie auf seine
Weisung.“

Lied EG 66,1-3 Jesus ist kommen
1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
4. Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens,
sein Tod verschlinget den ewigen Tod.
Gibt uns, ach höret’s doch ja nicht vergebens,
ewiges Leben, der freundliche Gott.
Glaubt ihm, so macht er ein Ende des Bebens.
Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens.
5. Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.

Predigt
Liebe Schwestern und Brüder! Ich habe einer guten
Bekannten an Weihnachten mit gemischten Gefühlen
ein Buch geschenkt: „Tochter Gottes, erhebe dich.
Vom Schmerz zum Sieg. Vom Sieg zum Segen“ von
Inka Hammond (2018). Ob das wohl ankommt? Vielleicht. Es sah gut aus: Der Klappentext lässt vermuten, dass es darum geht, dass wir tief in uns spüren sollen, dass wir für mehr geschaffen wurden. Die Welt braucht Frauen mit Dynamit im Herzen, die das verteidigen und zurückerobern, was ihnen anvertraut wurde. Nun gehe es darum, dass Gott unsere Kräfte wachruft und uns befähigt, zu entdecken, was in uns steckt. Dazu brauche es eine innere Verwandlung. Ein schöner Gedanke, der gut tut, dachte ich! Wir sind
„Töchter“ oder „Söhne“ Gottes! Aber lässt sich das so
einfach umsetzen? Deshalb möchte ich etwas weiter
ausholen:
I. In der Advents- und Weihnachtszeit haben wir vom
„messianischen“ (d.h. königlichen) Kind gehört. Jesaja hatte im Streit mit dem jüdischen König ein „Zeichen“ angekündigt: „Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie
nennen Immanuel (= Gott mit uns) (Jesaja 7,14). Man
könnte sagen, das Kind soll ein Hinweis sein, dass
Gott bei den Menschen ist, als „Immanuel“. Hier geschieht eine erste „Verwandlung“: der Geist Gottes erniedrigt sich in ein Kind, es ist schon im Leib der Mutter, einer jungen Frau, aber noch ist es eine Hoffnung, eine Verheißung Gottes, eine zukünftige Realität.
II. Das Kind muss erwachsen werden, bevor es zum „Messias“, dem rettenden König werden kann. Doch dazu geschieht eine zweite Verwandlung: Das Kind wird nicht zum Machthaber und glorreichen Herrscher, nein, es wir zum „Knecht“, wie Luther es übersetzt. Gemeint ist damit, dass er ein Diener Gottes ist, der in „Knechtsgestalt“ aufritt. Jesaja und seine prophetischen Schüler zählen von ihm sehr eindrückliche Merkmale auf: Er wird „dem geschlagenen Volk das Recht“ bringen (Jesaja 42,3) und „unter den Völkern“ Gottes Rechtsordnung aufrichten (Jesaja 42,4).
Das gilt für die Menschen in Israel und „an den fernsten Küsten“ (Jesaja 42,4). Seine Herkunft muss armselig und unbekannt gewesen sein, denn „sein Bevollmächtigter wuchs auf wie ein kümmerlicher Spross aus dürrem Boden“ (Jesaja 53,1). Man könnte vielleicht so sagen: das Kind wird zum „Knecht“, der das Schwache aufrichtet und Gerechtigkeit und Recht wieder herstellt.
III. Bleibt noch eine dritte und letzte Verwandlung.
Ich habe mich lange Zeit intensiv mit den sog. „Gottesknechtsliedern“ im Buch Jesaja beschäftigt, dabei staunte ich über die enge Verbindung zwischen dem „Gottesknecht“ und Menschen, die „Söhne“ und„Töchter“ genannt werden (Jesaja 43,6). Mir fiel auf: Das, was vom einen „Knecht“ geschrieben wird, gilt
eins zu eins den Menschen in Israel und „an den fernsten Küsten“ (Jesaja 42,4). Der Bevollmächtigte Gottes „dient“ mit seiner ganzen Existenz den Menschen, er sorgt sich um seinen „Kinder“. Er ist „für sie da“, er gibt sich „den Völkern“ hin, er „schreit keine Befehle“ (Jesaja 42,2). Und er lässt den „glimmenden Docht“ nicht verlöschen (Jesaja 42,3). Obwohl er sich so verausgabt, zerbricht er nicht die „anderen“ und wird selbst nicht „ausgelöscht“ (Jesaja 42,4). Im Gegenteil, nachdem er so viel gelitten hat, wird er „wieder das Licht sehen“, also auferstehen (Jesaja53,11).
Der bekannte Tübinger Theologe Jürgen Moltmann hat in seiner „Theologie der Hoffnung“ (aus dem Jahre 1964) einmal diesen Lebensstil des Bevollmächtigten auf die christliche Gemeinde bezogen: „Der Glaube kann sich in den Schmerz der Liebe entäußern, er kann (…) Knechtsgestalt annehmen, weil er
von der Hoffnungsgewissheit der Auferstehung vom
Tode getragen wird.“ (dto., S. 312).
Was können wir daraus für unseren Alltag mitnehmen?
Wir vertrauen darauf, dass Jesus Christus dieser „Immanuel“ ist, das göttliche Kind, das zum „Bevollmächtigten“ Gottes für die Welt geworden ist. Das heißt umgekehrt: der „Gottesknecht“ macht uns, die wir zu ihm gehören, zu „Gotteskindern“, er verwandelt uns. Jesus sagt einmal ähnlich in den Seligpreisungen der Bergpredigt: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“, (Matthäus 5,9). Jesus Christus selbst wirkt durch dich,
er schenkt dir Frieden, damit du Frieden stiften kannst. Es tut gut zu wissen, welchen Wert wir vor Gott haben. Von Friedrich Nietzsche, Sohn eines evangelischen Pfarrers und kritischer Denker, habe
ich wider Erwarten einmal eine schöne Aussage dazu gelesen. Er schreibt über die Aussage des römischen Hauptmanns unter dem Kreuz, dass Jesus wahrlich der Sohn Gottes gewesen ist (Matthäus 27,54): „Wenn du dies fühlst, (…) so bist du im Paradiese, so bist du
ein Kind Gottes“.
Meine Bekannte war anfangs skeptisch über das neue von mir „vorgeschlagene“ Buch über die „Tochter Gottes“. Doch dann hat sie es doch gelesen. Gestört hat sie aber die Unterstellung, dass wir Menschen uns unter Wert verkaufen würden, von anderen klein gemacht würden und so die wahre Bestimmung unseres  Lebens verfehlten. Es waren für sie einfach zu viele Aufforderungen, das eigene Leben zu ändern. Das war dann doch etwas zu viel auf einmal. Aber die Würde von uns, ein „Sohn“ oder eine „Tochter“ Gottes zu
sein, die dürfen wir uns nicht mehr nehmen lassen. Wie oft wird diese Würde mit Füßen getreten; genau um das zu ändern, ist der Geist ein „Kind“ und ein „Knecht“ geworden, damit wir zu Gott „Abba“ (Papa) sagen dürfen. Um das hier und heute zu spüren, kann
uns die Tauferinnerung helfen. Wenn ich dieses Wasser spüre, darf ich ganz bewusst einmal zu mir sagen: „Ich bin getauft. Ich bin ein Kind Gottes“. Ja, es stimmt, du bist es. Lassen wir einander diese Würde doch immer wieder spüren. (Wir nehmen eine Schale mit Wasser und zeichnen einander ein Kreuz auf die Hand und sprechen: „Du bist getauft. Du bist ein geliebtes Kind Gottes“). Amen.

Lied EG 200,1+2+4 Ich bin getauft
1. Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heilger Geist;
ich bin gezählt zu deinem Samen,
zum Volk, das dir geheiligt heißt.
Ich bin in Christus eingesenkt,
ich bin mit seinem Geist beschenkt.
2. Du hast zu deinem Kind und Erben,
mein lieber Vater, mich erklärt;
du hast die Frucht von deinem Sterben,
mein treuer Heiland, mir gewährt;
du willst in aller Not und Pein,
o guter Geist, mein Tröster sein.
4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite
bleibt dieser Bund wohl feste stehn;
wenn aber ich ihn überschreite,
so laß mich nicht verlorengehn;
nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an,
wenn ich hab einen Fall getan.

Fürbittengebet
Wir danken dir, Gott, du gibst uns niemals preis. Du bist die Quelle, aus der sich unser Leben speist. Bei dir finden wir den Frieden, nach dem wir uns sehnen. Du schenkst Versöhnung, die wir aus eigener Kraft nicht erreichen. Du erfüllt unser Leben. Dich rufen wir uns: Herr, erhöre uns. Wir bitten dich: Gründe uns in der Liebe Christi. Mache uns zu Zeichen seines Friedens. Erneuere uns durch seinen Geist. Lass uns täglich aus der Kraft der Versöhnung leben. Dich rufen wir an: Herr, erhöre uns. Erhalte uns in der Gemeinschaft deiner geliebten Kinder in der einen Welt. Schenke Einheit und Verstehen unter allen Getauften. Stärke Kirchen und Gemeinden, mit Worten und Taten dich zu bezeugen. Dich rufen wir an: Herr, erhöre uns. Beschütze die Menschen, wo sie von Katastrophen,
Not und Verfolgung bedroht sind. Sei unser Halt und unsere Hilfe, unsere Zuversicht und Kraft, heute und alle Tage, bis sich unser Leben vollendet in dir. Dich rufen wir an: Herr, erhöre uns.
Wir beten zu dir, wie Jesus auch schon gebetet hat:

Vaterunser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern
erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied zur Jahreslosung „Du bist anders“:

Segen
Gott, segne und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns
gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und schenke
uns Frieden. Amen.
„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Römer 8,14) – Herzliche Grüße Ihr Pfr. Thomas
Herrmann, Denzlingen