Archiv der Kategorie: Hausgottesdienste

Gottesdienst am 5.3.23 und Predigt Mk 12,1-12

450,1-3 Morgenglanz der Ewigkeit
Votum
Gruß

Psalm 25 = W 908 (W= Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder)
Nach dir, Herr, verlangt mich.
Mein Gott, ich hoffe auf dich;
lass mich nicht zuschanden werden,
dass meine Feinde nicht frohlocken über mich.
Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret;
aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.
Herr, zeige mir deine Wege
und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte,
die von Ewigkeit her gewesen sind.
Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend
und meiner Übertretungen,
gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit,
Herr, um deiner Güte willen!
Der Herr ist gut und gerecht;
darum weist er Sündern den Weg.
Er leitet die Elenden recht
und lehrt die Elenden seinen Weg.
Ehr sei dem Vater

Barmherziger Gott, wir leben alle von deiner Vergebung
und von deiner Großherzigkeit.
Aber wie kleinlich halten wir anderen oft vor,
was sie alles falsch gemacht haben!
Wie lange tragen wir ihnen Schuld nach
und sind nicht bereit, ihnen eine neue Chance zu geben.
Unser Urteil ist oft hart und endgültig
und unser Verhalten unversöhnlich.
Gott, befreie uns von der Sucht,
einander alles aufzurechnen!
Durch Nachsicht und Entgegenkommen
verlieren wir nicht das Gesicht.
Versöhnung ist wichtiger als Recht behalten.
Hilf uns, barmherzig miteinander umzugehen!
Erbarme dich über uns.

Kyrie

Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.

Wir danken dir, Herr Jesu Christ.
179,1

Römer 5,1-8 (Neue Genfer Übersetzung)

Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt worden sind, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Durch ihn haben wir freien Zugang zu der Gnade bekommen, die jetzt die Grundlage unseres Lebens ist, und im Glauben nehmen wir das auch in Anspruch. Darüber hinaus haben wir eine Hoffnung, die uns mit Freude und Stolz erfüllt: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben.
Doch nicht nur darüber freuen wir uns; wir freuen uns auch über die Nöte, die wir jetzt durchmachen. Denn wir wissen, dass Not uns lehrt durchzuhalten, und wer gelernt hat durchzuhalten, ist bewährt, und bewährt zu sein festigt die Hoffnung.
Und in unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt.
Christus starb ja für uns zu einer Zeit, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren; er starb für Menschen, die Gott den Rücken gekehrt hatten.
Gott beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.

Amen

Credo

W 170 Kreuz, auf das ich schaue

Gott beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.
Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt. Wir haben Frieden mit Gott. „Statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit.“
So haben wir gehört und gesungen: Unsere Zeit eine Hoffnungszeit – ist das wahr? Es geschieht so vieles, was der Hoffnung widerspricht.
Ach, könnte unsere Zeit doch einfach normal sein, ohne Krieg und Krisen und Katastrophen!
Aber der Wunsch nach der vermeintlich normalen Zeit ist unrealistisch. Konflikte und Umbrüche sind normal. Hoffnung haben wir nicht, weil alles so schön ruhig ist, sondern Hoffnungszeit ist mitten in den Krisen, trotz aller Spannungen.
Jesus ist mitten in den Konflikten seiner Zeit.
Er kommt nach Jerusalem und es gibt Streit.
Viele jubeln ihm zu und halten ihn für den Retter. Die führenden Leute in Jerusalem machen ihm Vorwürfe und wollen ihn loswerden: „Wie kommst du dazu, Unruhe im Tempel zu stiften? Wer gibt dir das Recht so aufzutreten?“ Markus berichtet:

Jesus begann, ihnen Gleichnisse zu erzählen: »Ein Mann legte einen Weinberg an. Er baute eine Mauer darum, hob eine Grube als Kelter aus und errichtete einen Wachturm. Dann verpachtete er ihn und ging auf Reisen.

Die Schriftgelehrten und Priester verstehen sofort.
Jesus redet von Gottes Liebe zu seinem Volk. Der Weinberg ist Gottes Herzenssache – so hat schon Jesaja erzählt. Gott tut alles für seinen geliebten Weinberg, sein Volk. Er scheut keine Kosten und keine Mühe. Nun übergibt er ihn den Pächtern und wartet auf den Ertrag. Wer sind diese Pächter?

Als es an der Zeit war, schickte der Besitzer einen Knecht zu den Pächtern. Der sollte bei ihnen seinen Anteil vom Ertrag des Weinbergs abholen. Aber sie packten den Knecht, verprügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen davon. Daraufhin schickte der Besitzer noch einen Knecht. Dem schlugen sie den Kopf blutig und beschimpften ihn. Der Besitzer schickte noch einen weiteren Knecht. Den töteten sie sogar. Er schickte noch viele andere. Die einen verprügelten sie, die anderen töteten sie.

Entsetzlich, wie die Geschichte Jesu weitergeht.
Eine lange Reihe von Gewalt, Missachtung und immer weiteren Verbrechen bis zum Mord.
Die Welt ist zerrissen von Gewalt. Es ist entsetz-lich, was Menschen einander antun. Gewalt in Ehen und Beziehungen, Missbrauch und Gewalt gegen Kinder, Gewalt aus rassistischen Motiven, Krieg, Folter, Unterdrückung. Jesus erzählt keine übertriebene Horrorgeschichte – so ist die Welt.
Jesus erzählt davon, zu was wir aus Habgier fähig sind. Erstaunlich ist nur die Geduld des Weinbergbesitzers. Er wartet und hofft auf einen Neuan-fang, obwohl schon so viel Unheil geschehen ist. Das ist immer noch Gottes Liebesgeschichte mit seinem Volk und mit uns.
Die Pächter sind auch wir.
Gott vertraut uns Menschen an, Gott vertraut uns seine Schöpfung an, damit wir sie bewahren.
Was wir einander antun, verletzt Gott.
Es ist Hoffnungszeit, weil Gott so unendlich geduldig ist, weil er auf uns wartet, dass wir umkehren zu ihm.

Da blieb nur noch einer übrig: sein geliebter Sohn. Ihn schickte er als Letzten. Er sagte sich: ›Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.‹ Aber die Pächter sagten zueinander: ›Er ist der Erbe. Kommt, wir töten ihn, dann gehört sein Erbe uns.‹ Sie packten ihn, töteten ihn und warfen seine Leiche hinaus vor den Weinberg.

Mit dem geliebten Sohn identifiziert sich der Wein-bergbesitzer. Gott setzt sich selbst dem Unrecht und der Gewalt aus.
Seine Geduld und Hingabe kennt keine Grenzen. Er macht sich selbst zum Opfer.
Jesus spricht von seinem eigenen Tod.
Er spricht mit den Mitgliedern des Hohen Rates, die ihn wenige Tage später den Römern ausliefern werden. Sie nehmen sich das Recht ihn zu verurteilen. Sie wollen sich aneignen, was Gott allein gehört.
Sie wenden sich gegen Gott selbst.
Der Vorwurf ist hart.
Ich meine, wir alle sind die Pächter.
Keiner von uns ist frei von Gier und Selbstsucht. Wir alle brauchen die große Geduld und das Erbarmen Gottes, weil wir ihn verletzen und uns gegen ihn wenden.

Was wird der Weinbergbesitzer jetzt tun?
Er wird selbst kommen, die Pächter töten
und den Weinberg anderen anvertrauen.

Eine lange antijüdische Auslegungstradition hat hier herausgelesen: Gott wendet sich ab von seinem Volk. Israel wird enterbt und wir sind die anderen, denen Gott nun sein Erbe anvertraut.
Wir Christen haben den Juden über Jahrhunderte Gewalt und Unrecht angetan. Am Mord an den Juden tragen wir Christen Mit-Schuld. Die falsche Auslegung der Schrift wurde dazu benutzt.
Aber Gott liebt seinen Weinberg nach wie vor.
Jesus redet von Gottes Liebe zu seinem Volk und er redet von sich selbst. Und nun deutet er seinen Tod als Neuanfang, wenn er sagt:
Ihr kennt doch die Stelle in der Heiligen Schrift: ›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Grundstein geworden. Der Herr hat ihn dazu gemacht. Es ist ein Wunder in unseren Augen.‹«
(Ps 118,22f)
Jesus selbst ist der zerbrochene Stein, der verworfen wird. Die Liebe Gottes geht immer weiter. Gott lässt sich selbst Gewalt und Unrecht antun. Jesus leidet und stirbt am Kreuz. Aber das Kreuz wird zum Zeichen der Hoffnungszeit.
Eine neue Zeit beginnt. Jesus lebt.

Die führenden Priester, Schriftgelehrten und Ratsältesten hätten Jesus am liebsten verhaften lassen. Noch wagen sie nicht, was sie wenig später doch tun. Sie fürchteten sich vor der Menge. Sie hatten verstanden, dass er in dem Gleichnis von ihnen gesprochen hatte. Sie ließen ihn in Ruhe und gingen weg.
Amen

W 164 In einer fernen Zeit

Erhebet eure Herzen
Lasset uns Dank sagen dem Herren, unserm Gott

Ja, es ist recht, dir zu danken. Es ist gut, dich zu preisen, heiliger Gott. So sehr liebst du die Welt, deine Geschöpfe, dass du zu uns kommst in Jesus Christus, deinem Sohn.
Er ist dein Ebenbild und schenkt uns deine Liebe.
Er trägt alle Schuld und überwindet Hass und Feindschaft.
Er geht durch Leid und Tod und gibt unserer Hoffnung einen neuen Grund.
Darum preisen wir dich mit allen Menschen, die dich suchen, mit denen, die uns vorausgegangen sind,
mit der ganzen Schöpfung, und bekennen:
Heilig, heilig

Einsetzung

So tun wir, was Jesus uns aufgetragen hat, und bitten dich, unser Gott: Erfülle uns mit deinem Geist. Lass uns verbunden sein als deine Gemeinde zum gemeinsamen Dienst an den Menschen und an deiner Welt.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.

Vaterunser

Sooft wir von diesem Brot essen und aus dem Kelch trinken, verkünden wir den Tod und die Auferstehung unseres Herrn, bis er kommen wird in Herrlichkeit.

Agnus Dei

Austeilung

Mit deiner Liebe und Gemeinschaft beschenkst du uns, Jesus, unser Herr. Dein Licht macht uns licht,
du, unser Gott.
Du übersiehst keinen, keinen Verbitterten, keinen Enttäuschten, keinen, der sich wertlos fühlt. Deine Liebe geht an keinem vorbei, an keinem Schuldigen, keinem Geplagten, keinem in Not.
Hilf uns, hinzusehen, andere wahrzunehmen, auf sie einzugehen. Behüte uns davor, achtlos an Menschen vorbeizugehen und andere zu verurteilen.
Wir bitten dich für die, die missachtet und gemobbt werden. Wir bitten für die, die sich nichts zutrauen und immer mehr an den Rand geraten.
Wir bitten für die von Krieg und Gewalt geplagten Menschen in der Ukraine, im Jemen. Wir bitten für die unterdrückten Menschen im Iran, in Russland.
Stärke die, die sich einsetzen für Gerechtigkeit, Politiker, Juristen, Journalisten.
Wir bitten für deine Kirche und für unsere Gemeinde, für unsere katholischen Mitchristen und die Freunde in Sundhouse. Amen

581
Segen

Hiob 2, Gottesdienst und Predigt am 26.2.23

Lied 155
Votum
Gruß
Die Passionszeit hat begonnen.
Wir denken an die schweren Wege,
die Menschen gehen müssen,
an das Leid der Welt und auch an das, was uns plagt.
Wir schauen auf Jesu Leidensweg, auf Jesus am Kreuz.
Mit vielem, was geschieht, werden wir einfach nicht fertig.
So geht es auch der Beterin, dem Beter von Psalm 77.

Psalm 77
Mit lauter Stimme rufe ich zu Gott, ja, ich schreie zu ihm!
Mit lauter Stimme rufe ich, damit er mir ein offenes Ohr schenkt.
In meiner Not suche ich den Herrn;
nachts strecke ich im Gebet meine Hände zu ihm aus
und lasse sie nicht sinken.
Doch im tiefsten Herzen finde ich keinen Trost.
Denke ich an Gott, dann seufze ich.
Grüble ich über alles nach, so verlässt mich der Mut.
Du lässt mich die ganze Nacht keinen Schlaf finden.
Ich bin so aufgewühlt, dass mir die Worte fehlen.
So denke ich nach über vergangene Zeiten,
über Jahre, die schon ewig lange zurückliegen.
Ich erinnere mich an mein Saitenspiel in der Nacht.
Tief in meinem Herzen sinne ich nach,
ich versuche eine Antwort auf meine Fragen zu finden:
Wird der Herr für immer verstoßen?
Will er uns in Zukunft keine Gnade mehr erweisen?
Ist es denn mit seiner Güte für immer und ewig vorbei?
Finden seine Zusagen keine Erfüllung mehr in künftigen Generationen?
Hat Gott denn vergessen, barmherzig und gnädig zu sein?
Hat er uns im Zorn sein Erbarmen entzogen?
Ja, das ist es, was mich so sehr quält:
dass der Höchste nicht mehr so eingreift wie früher.
Doch ich will mir die Taten des Herrn in Erinnerung rufen.
Ja, ich will an deine Wunder aus längst vergangener Zeit denken.
Ich sinne über all dein Wirken nach,
dein Handeln erfüllt meine Gedanken.
Ehr sei dem Vater

Wir denken an die Menschen, die seit einem Jahr im Krieg leben, die um Angehörige trauern, die verletzt sind an Leib und Seele, die ihr Zuhause verloren haben,
die in ständiger Angst leben, die geflohen sind,
die vor sich nur weitere Gewalt und weiteres Leid sehen.
Wir beten und stimmen ein in den Kyrieruf
178.9

Wir denken an die vielen Opfer der Erdbeben in der Türkei und in Syrien, die unfassbare Not, Schrecken, Angst und Sorgen.
Kyrie eleison
178.9

In meiner Not suche ich den Herrn;
Doch im tiefsten Herzen finde ich keinen Trost.
178.9

Denke ich an Gott, dann seufze ich.
Grüble ich über alles nach, so verlässt mich der Mut.
178.9

Ist es denn mit seiner Güte für immer und ewig vorbei? Hat Gott denn vergessen, barmherzig
und gnädig zu sein?
178.9

Ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Mk 9,23)
Ein Mensch bittet Jesus um Hilfe für sein krankes Kind.
Dann schreit er Jesus diesen Satz entgegen.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
Wie können wir glauben, Gott?

In einer schrecklichen Zeit hat Dietrich Bonhoeffer für seine Freunde und für sich ein Glaubensbekenntnis geschrieben. Beten wir das gemeinsam:

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer
nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden,
als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Amen

347

Eine Hiobsbotschaft nach der anderen für Idlib im Nordwesten Syriens: nach langem Bürgerkrieg ist hier der letzte größere Rückzugsort der Opposition und ein Fluchtort für viele. Entsprechend heftig sind die Angriffe. Nun haben die Erdbeben vieles vernichtet. Assad lässt kaum Hilfe zu. Es ist zum Verzweifeln, unfassbares Leid.
Warum trifft es manche so hart?
Warum müssen unschuldige Menschen leiden?
Hiob ist so einer. Er steht für die Menschen, die ohne Schuld großes Leid trifft.
Reich, gesegnet und fromm soll er gewesen sein.
Das Hiobbuch erzählt, wie einer im himmlischen Hofstaat, Satan, eine Wette mit Gott schließt. „Hiob ist doch nicht umsonst so fromm. Es lohnt sich doch für ihn. Nimm ihm seinen Reichtum und seine Kinder, dann wird er dich verfluchen, Gott.“ Darauf lässt Gott sich ein. Das Unheil kommt. Ein Bote nach dem anderen bringt Hiob schreckliche Nachrichten. Aber Hiob bleibt bei seinem Glauben.
Unser Predigttext ist das zweite Kapitel:

Danach kamen die himmlischen Wesen wieder zusammen und traten vor den Thron des Herrn. Auch der Satan war unter ihnen und trat vor den Thron des Herrn. Da fragte der Herr den Satan: »Woher kommst du?« Der Satan antwortete dem Herrn: »Ich habe die Erde durchstreift, ich war mal hier und mal dort.« Der Herr fragte den Satan weiter: »Hast du auch meinen Knecht Hiob beob-achtet? Es gibt auf der Erde keinen Menschen wie ihn! Er ist fromm und führt ein vorbildliches Leben. Er begegnet Gott mit Ehrfurcht und hält sich von allem Bösen fern. Noch immer hält er sich frei von Schuld. Du hast mich umsonst überredet, ihn ins Unglück zu stürzen.« Doch der Satan antwortete dem Herrn: »Haut für Haut! Ein Mensch gibt alles her, wenn er nur die eigene Haut retten kann. Aber strecke doch einmal die Hand aus, greife seinen Körper und seine Gesundheit an! Dann wird er dir ins Gesicht fluchen!« Da sagte der Herr zum Satan: »Gut! Ich gebe ihn in deine Gewalt. Doch sein Leben musst du ihm lassen!«
Danach verließ der Satan den Herrn und sorgte dafür, dass Hiob krank wurde: Geschwüre brachen aus und bedeckten ihn von Kopf bis Fuß. Da nahm er eine Tonscherbe, um sich zu kratzen. Er saß auf dem Boden mitten im Dreck.
Seine Frau sagte zu ihm: »Willst du dich noch immer frei von Schuld halten? Verfluche endlich Gott, sodass du stirbst!« Da antwortete er ihr: »Dummes Gerede! Wenn wir das Gute von Gott bekommen, sollten wir da nicht auch das Böse annehmen?« Bei allem ließ Hiob sich nichts zuschulden kommen. Kein böses Wort kam ihm über die Lippen.
Drei Freunde Hiobs hörten von all dem Unglück, das ihn so schlimm getroffen hatte. Sie kamen zu ihm – jeder aus seinem Heimatort: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach, Zofar aus Naama. Sie hatten miteinander verabredet, Hiob zu besuchen. Sie wollten ihm ihr Mitgefühl zeigen und ihn trösten. Schon von Weitem sahen sie ihn, aber sie erkannten ihn nicht wieder. Da brachen sie in lautes Wehklagen aus. Jeder von ihnen zerriss sein Gewand und streute sich Staub auf den Kopf. Dann setzten sie sich zu ihm auf die Erde. Sieben Tage und sieben Nächte saßen sie da und sprachen kein einziges Wort. Denn sie sahen, wie heftig sein Schmerz war.

Warum müssen manche Menschen ohne Schuld unsäglich leiden? Warum lässt Gott das zu?
Wir müssen nicht bis Idlib gehen um Beispiele zu finden, Krankheit, Unglück und Not kennen wir zur Genüge auch in unserem Kreis. Nach Hiobsbot-schaften ist das Leben nicht mehr wie vorher. Dann fragen sich die Menschen: Warum geschieht das mir? Womit habe ich das verdient?
Wir haben keine Antwort.
Die Suche nach Schuld führt nicht weiter, auch wenn wir manches tun können, damit z.B. ein Erdbeben nicht so verheerende Folgen hat.
Mit dem Mythos von Satan habe ich Schwierig-keiten: Ich kann mir Gott nicht als Haupt eines himmlischen Hofes vorstellen. Und auch mit dem Satan, der im Auftrag Gottes Böses anzettelt, kann ich wenig anfangen.
Gott spielt nicht mit unserem Leid.
Gott schließt keine Wetten mit Satan ab.
Aber ja: es gibt das Böse.
Es gibt Unglück und Böses, das wie eine unheilvolle Macht über Menschen hereinbricht.
Und Gott lässt es geschehen.
Das verstehen wir nicht. Hat Gott denn vergessen, barmherzig und gnädig zu sein?, haben wir mit Psalm 77 gebetet.
Gott ist keine Versicherungsagentur. Gott ist kein Garant, dass uns nichts Böses treffen kann.
Und Gott ist nicht käuflich.
Wir können nicht sagen: „Ich habe so viel Gutes getan, jetzt steht es mir zu, dass du mich vor Unheil beschützt.“ Wir bekommen nicht Segen oder Unglück nach unserem Verdienst.
Ein Schlüsselwort in der Geschichte ist „umsonst“. Der Satan meinte zunächst: Meinst du, dass Hiob sich umsonst an Gott hält? „Umsonst“: ohne berechnenden Hintergedanken, dass es sich lohnen muss fromm zu sein. Der Satan kann sich nur vorstellen, dass der Mensch berechnend handelt und bei allem auf den Lohn schaut.
Aber er hat nicht Recht.
Jetzt entgegnet Gott: Du hast mich umsonst überredet, ihn ins Unglück zu stürzen. Es hat nicht funktioniert, wie der Satan meinte. Glaube ist kein Geschäft. Die Beziehung zwischen Gott und uns ist kein Handel, kein „do ut des“ – ich geb dir was, damit du mich belohnst.
Glaube ist: Vertrauen, trotz allem, was wir nicht verstehen, Vertrauen.
Hiob widerspricht seiner Frau: Wenn wir das Gute von Gott bekommen, sollten wir da nicht auch das Böse annehmen? Er weigert sich Gott zu verfluchen, sich loszusagen von Gott.
Hiob wird nicht einfach klaglos leiden, ganz und gar nicht. Er wird Gott anschreien und ihn in schonungsloser Heftigkeit anklagen.
Aber er bleibt bei Gott.
Gott bleibt für ihn sein Gegenüber.
In manchen Situationen suchen wir verzweifelt Antwort, sind erdrückt und überfordert von dem, was geschieht, fragen „warum muss das so sein?“ Hiob betet weiter, er klagt und fragt, aber er betet weiter. Er hält sich trotz allem an Gott fest.
Hiob flieht von Gott zu Gott. Von Gott, den er nicht versteht und den er bitter anklagt, zu Gott, der dennoch seine Hoffnung ist.
Hiobs Freunde beeindrucken mich. Sie brechen in Wehklagen aus. Sie zeigen alle Zeichen von Trauer und Entsetzen. Und dann schweigen sie.
Sie suchen nicht nach Erklärungen.
Sie wollen nicht vertrösten. Ihr Trost besteht darin, dass sie da sind und ertragen, wie es Hiob geht. Denn sie sahen, wie heftig sein Schmerz war.
Sie behaupten nicht zu verstehen, sie achten seinen Schmerz.
Hätten sie doch nur weiter geschwiegen!
Später, als Hiob klagt und zetert, bedrängen sie ihn doch mit fragwürdigem Trost und Erklärungen.
Auf euren ganzen Trost kann ich verzichten. (Hi 16,2), wird Hiob ihnen entgegnen.
Hiobs Lage ist trostlos. Notfallseelsorger wissen, dass man in manchen Situationen am besten nur da ist und schweigt. Auf keinen Fall dürfen wir über das Leiden schnell hinwegreden.
Hiobs Geschichte bringt die Trostlosigkeit zur Sprache, die bedrängenden Klagen und Fragen.
Aber die Geschichte von der Wette mit Satan ist für mich keine Erklärung. Wir haben keine Erklä-rung. Aber Gott spielt nicht mit unserem Leid.
Es ist Gott ernst, wenn wir leiden.
Es trifft Gott, wenn Unrecht geschieht.
Gott leidet mit uns.
Wir erfahren das durch den Leidensweg Jesu und durch das Kreuz: Auch Jesus klagt und schreit Warum hast du mich verlassen?
Mit ihm stellt Gott sich an die Seite der Opfer.
Gott ist bei denen, die leiden, und verlässt sie nicht.
Amen

382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

Manchmal stehen wir mit leeren Händen da.
Hilf, dass wir bleiben vor dir, Gott, auch wenn wir nur klagen können und nicht weiter wissen.
Wir erschrecken über das Leid, das Menschen trifft.
Vor dir denken wir an die,
deren Schicksal uns betroffen macht.
Wir bitten für die Menschen im Erdbebengebiet
in Syrien und in der Türkei.
Wir bitten für die Opfer von Krieg und Gewalt in der Ukraine und nicht nur dort
Wir bitten für Menschen, die von Unglück und Krankheit getroffen sind.
Hilf uns, für die da zu sein, um die wir uns sorgen,
ohne Vorwürfe, ohne falschen Trost.
Gib uns Geduld und Aufmerksamkeit für sie.
Wir wollen das Leid der Welt nicht verdrängen
und nicht schweigen, wenn Unrecht geschieht.
Gib uns dafür Mut und Kraft.
Bewahre uns, wenn wir selbst der Verzweiflung nahe sind. Bewahre uns, Gott.

Vaterunser

Gottesdienst am 19.2.23, Predigt 1.Kor 13

EG 352,1+2 Alles ist an Gottes Segen
Votum
Gruß
Psalm 31 = 911,1
Herr, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg,
dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.
Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten;
denn du bist meine Stärke.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte,
dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele
und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes;
du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Errette mich von der Hand meiner Feinde
und von denen, die mich verfolgen.
Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;
hilf mir durch deine Güte!

Ehr sei dem Vater …

Sei uns ein starker Fels, eine Burg, eine Hilfe.
Auf dich hoffen wir, du, unser Gott. Zu dir kommen wir.
Du kennst die Not, die so viele Menschen trifft,
und siehst, wie ratlos wir sind.
Wir wissen nicht, wie der Krieg enden kann.
Wir sehen kaum Möglichkeiten für die Menschen im Erdbebengebiet und immer wieder in Katastrophenfällen.
Du siehst das Unglück, das Unrecht und unser Fragen.
Sei ihnen, um die wir uns sorgen, und sei uns selbst ein starker Fels und eine Burg.
Erbarme dich.
Kyrie

Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.(2.Tim 1,7)
Ehre sei Gott in der Höhe …
179,1 Allein Gott in der Höh sei Ehr

Im Leiden und Sterben Jesu nimmst du, Gott,
Teil am Leid der Welt.
Du stellst dich auf die Seite der Opfer.
Mit Jesus hungern und dürsten wir nach Gerechtigkeit.
Du, Gott, bist unsere Hoffnung.
Amen

Jesus sagt: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,
und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
(Lk 18,31)
Das Lied dieser Woche, Neue Lieder 217, entspricht diesen Worten Jesu. Schauen wir miteinander auf den Text von Karl- Ludwig Voss nach einem schwedischen Lied:
Wir gehn hinauf nach Jerusalem
in leidender Liebe Zeiten
und sehen, wie einer für alle stirbt,
um uns einen Platz zu bereiten.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem.
Wer will bei dem Herren bleiben
und kosten von einem so bittern Kelch?
Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,
das Opfer der Welt zu sehen,
zu spüren, wie unsere Not vergeht,
und unter dem Kreuze zu stehen.

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,
zur Stätte der ewgen Klarheit.
Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt,
da finden wir Christus in Wahrheit.

NL 217
Predigttext 1.Kor 13:
Stellt euch vor:
Ich kann die Sprachen der Menschen sprechen und sogar die Sprachen der Engel. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich wie ein dröhnender Gong oder ein schepperndes Becken. Oder stellt euch vor: Ich kann reden wie ein Prophet, kenne alle Geheimnisse und habe jede Erkenntnis. Oder sogar: Ich besitze den stärksten Glauben –sodass ich Berge versetzen kann. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts.
Stellt euch vor: Ich verteile meinen gesamten Besitz. Oder ich bin sogar bereit, mich bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen. Wenn ich keine Liebe habe, nützt mir das gar nichts.
Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Sie ist nicht unverschämt. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf. Prophetische Eingebungen werden aufhören. Das Reden in unbekannten Sprachen wird verstummen. Die Erkenntnis wird an ihr Ende kommen. Denn was wir erkennen, sind nur Bruchstücke, und was wir als Propheten sagen, sind nur Bruchstücke. Wenn aber das Vollkommene kommt, vergehen die Bruchstücke.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind. Ich urteilte wie ein Kind und dachte wie ein Kind. Als ich ein Mann geworden war, legte ich alles Kindliche ab. Denn jetzt sehen wir nur ein rätselhaftes Spiegelbild. Aber dann sehen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt. Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe –diese drei. Doch am größten von ihnen ist die Liebe.

Dazu ein Gedicht von Eugen Roth:
„Ein Mensch von gründlicher Natur,
macht bei sich selber Inventur,
und viele höchste Lebensgüter
sind nurmehr alte Ladenhüter.
Doch, ganz vergessen unterm Staube,
ist noch ein Restchen alter Glaube,
verschollen im Geschäftsgetriebe
hielt sich auch noch ein Quäntchen Liebe,
und unter wüstem Kram verschloffen
entdeckt er noch ein Stückchen Hoffen.
Der Mensch, verschmerzend seine Pleite,
bringt die drei Dinge still beiseite.“

„Ach, ihr Korinther!“ Paulus seufzt. Bei seiner Inventur der Gemeinde kommt nicht viel Gutes zum Vorschein. Sie streiten, ja sie sprechen einander den Glauben ab. In der Weltstadt Korinth prallen die Gegensätze aufeinander. Dort sind sie von völlig unterschiedlichen Kulturen und Religionen geprägt. Gebildete Griechen, denen die Freiheit über alles geht, sitzen neben Juden, die die Gebote der Thora halten. Zur Gemeinde gehören reiche Leute aus der Oberstadt, aber auch Sklaven aus dem Hafenviertel. Kann man so große Verschiedenheiten aushalten?
Die Gemeinde droht zu zerbrechen. Paulus schreibt an die, die sich wegen besonderer geistlicher Begabung für die wahren Christen halten: „Ihr strebt nach den größeren Gaben? Dann will ich euch einen Weg zeigen, der weit besser ist.“ Und es folgt das berühmte Hohelied der Liebe. Paulus zielt genau auf die Christen in Korinth. Sie geben damit an, dass sie so innig beten, dass sie dabei in Ekstase geraten, in einen Höhenflug des Gefühls. Paulus antwortet: Mein schönstes Gebet, mit Menschen- und mit Engelszungen gesprochen – es klingt schrill und abscheulich, wenn ich die Liebe nicht habe.
Sie sind stolz auf ihren Glauben und ihre Erkenntnis. Paulus meint: Trotzdem bin ich nichts, wenn ich die Liebe nicht habe.
Auch denen, die mit ihren Spenden und ihrer Opferbereitschaft prahlen, antwortet er: Das nützt nichts, wenn ich die Liebe nicht habe.

Aber wer würde denn von sich behaupten:
„Ich habe die Liebe.“? Nur ein Quäntchen Liebe findet Eugen Roth.
„Ich habe die Liebe.“ – wie meint Paulus das?
Er sieht eben nicht zuerst auf sich selbst.
Er blickt weg von sich auf Christus, auf Gott.
Er sieht auf den, der uns liebt.
Seine Liebe habe ich.
Ich bin ein geliebter Mensch.
Ich habe die Liebe heißt: die Liebe hat mich.
Das ist ein Wechsel der Perspektive. Weg von der ganz und gar unchristlichen Rechthaberei und Selbstbezogenheit. Wir sollen gerne unterschiedlich sein, z.B. evangelische und katholische Christen, aber gemeinsam schauen wir auf den, der uns liebt. Ohne seine Liebe sind wir nichts. Wir sehen uns selbst und genauso die anderen als von Gott geliebte Menschen. Gott liebt uns, auch wenn wir bei uns nur ein Restchen Glaube und ein Quäntchen Liebe finden.
Paulus schreibt von der wunderbaren Liebe Gottes. Wir erkennen sie in Jesus Christus.
Er ist der Mensch, der völlig Gott entspricht.
Die Liebe ist geduldig. Ja, so ist Gottes Liebe. Gütig ist sie, die Liebe. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.
Wer könnte das von sich behaupten?
Und doch ist das ein Ziel. Zum Ebenbild Gottes sind wir geschaffen. In Ehe und Familie gelingt uns ein Quäntchen Liebe, oft viel zu wenig.
Im Beruf versuchen wir, geduldig und wertschätzend miteinander umzugehen. Unsere Feinde zu lieben, wie Jesus für seine Peiniger um Vergebung bittet – wer kann das? In Zeiten des Krieges noch immer auf Versöhnung zu setzen – wie geht das? Wir kommen schnell an unsere Grenze. Aber wo Menschen für andere da sind,
ohne an ihren Vorteil zu denken, wo wir einan-der ertragen mit allen Konflikten, mit allem, was Mühe macht, wo wir trotzdem zueinander halten, da berühren sich Himmel und Erde.
Wir haben die Liebe – die Liebe hat uns.
Wir kennen unsere Schwäche und unser Unvermögen und versuchen doch der Liebe nachzuleben, zu antworten auf Gott, der uns liebt.
Unsere Erkenntnis der Liebe wächst, wie ein Kind, das reifer wird. jetzt sehen wir nur ein rätselhaftes Spiegelbild. Damals gab es nur Spiegel aus poliertem Metall, z.B. Kupfer. Darin erkennt man nur schemenhafte Umrisse.
Aber wie schön und ergreifend: Gott spiegelt sich in den Scherben und Brüchen der menschlichen Existenz. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt. Wir werden sehen, was uns noch verborgen ist, wie Himmel und Erde sich berühren.

Ich versuche eine neue Version von Eugen Roths Gedicht:
Ein Christ von gründlicher Natur
hält bei sich selber Inventur
und findet viele dunkle Flecken,
viel lieber wollt er die verstecken.
Da ist nur wenig Glauben, Hoffen.
Der Christ ist über sich betroffen.
Bei ihm ist nicht viel Liebe dran,
so schaut der Christ auf jenen Mann,
von dem er seinen Namen hat,
sieht seine große Liebestat.
Der Christ ist nun trotz seiner Pleite
erfüllt von einer großen Freude.

Wir schauen auf Jesus.
Seine Liebe erträgt alles und hält allem stand.
Seine Liebe hat uns und lässt uns nicht los.
Amen

W 93 Wo Menschen sich vergessen

Deine Liebe ist langmütig, geduldig, Gott
Hilf uns, dass wir liebevoll und geduldig mit unseren Mitmenschen umgehen.
Deine Liebe spielt sich nicht auf, Gott.
Bewahre uns davor, um jeden Preis Recht haben zu wollen. Mach uns aufmerksam für andere.
Deine Liebe verletzt nicht die Scham. Lass uns in guter, nie in verletzender Weise mit den Gefühlen anderer umgehen.
Deine Liebe ist nicht auf den eigenen Vorteil aus.
Bewahre uns vor Selbstsucht.
Steh denen bei, die sich für andere einsetzen, die für Kranke da sind, die den Flüchtlingen helfen, hier bei uns und in anderen Ländern.
Deine Liebe rechnet das Böse nicht vor. Hilf uns, ohne Angst und ohne Groll denen zu begegnen, die uns Leid zugefügt haben, hilf uns zu vergeben.
Deine Liebe hofft alles und hält allem Stand.
Steh uns bei, gib uns Kraft, wenn wir von Trauer und Leid betroffen sind. Was auch geschieht, im Leben und im Tod: wir bleiben in deiner Liebe.
Wir bitten dich für die Menschen in den Erdbeben-gebieten, für Menschen, die in Not sind, für diejenigen, die ihnen beistehen.
Wir bitten für die Opfer von Krieg und Unrecht.
Lass sie alle, lass uns alle, deine Liebe erfahren.
Bewahre uns, Gott.
Vaterunser

EG 170 Komm, Herr, segne uns
Segen

Gottesdienst am 12.2., Predigt Jesaja 55,6-13

„wie geht es weiter?“ – wir sind zusammen im Vertrauen:
Gott kennt uns. In seinem Wort finden wir Antwort und Halt.

Fast ein Jahr dauert der Krieg in der Ukraine nun schon.
Überall im Land sind die Folgen zu spüren. So viele Opfer, so viel Leid und Zerstörung – wie soll das weitergehen?

Ein Mensch, der Schlimmes erlebt, einen großen Konflikt, belastet von Vorwürfen und Selbstvorwürfen. Er fragt sich: wie kann ich jetzt weitergehen?

Junge Leute demonstrieren für konsequente Schritte und Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe. Sie fragen voll Sorge: Was kommt auf uns zu, wenn wir einfach so weitermachen?

An glücklichen und an traurigen Kreuzungspunkten unseres Lebens: Am Ende der Schulzeit vor der Entscheidung für einen Beruf. Wenn wir uns für einen Menschen entscheiden. In Abschied, Trennung, Trauer: Wohin geht mein Weg? Wie geht es weiter?

Die Erde bebt und Tausende Menschen sterben, sind verletzt, sind obdachlos. Grenzenlose Verwüstung – wie kann es dort weitergehen?

Wir bringen unsere Fragen vor Gott und beten mit Versen aus Psalm 119, dem großen Lob des Wortes Gottes, 959.2

Herr, dein Wort bleibt ewiglich,
so weit der Himmel reicht;
deine Wahrheit währet für und für.
Du hast die Erde fest gegründet,
und sie bleibt stehen.
Nach deinen Ordnungen bestehen sie bis heute;
denn es muss dir alles dienen.
Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre,
so wäre ich vergangen in meinem Elend.
Dein Wort ist meinem Munde
süßer als Honig.
Dein Wort macht mich klug;
darum hasse ich alle falschen Wege.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Wege.
Erhalte mich nach deinem Wort, dass ich lebe,
und lass mich nicht zuschanden werden
in meiner Hoffnung.

Wie geht es weiter? Vieles im Neuen Testament ist Antwort auf die Verunsicherung der frühen Gemeinden in Anfeindung von außen und Konflikten im Innern. So auch der 1. Petrusbrief. Wir hören aus dem Schlussteil des Briefes:
Für euch alle gilt: Euer Umgang miteinander soll von Demut geprägt sein. Denn Gott stellt sich den Hochmütigen entgegen, aber den Bedürftigen schenkt er seine Gnade. Beugt euch also demütig unter Gottes starke Hand. Dann wird er euch groß machen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.
Bewahrt einen klaren Kopf, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift wie ein brüllender Löwe umher. Er sucht jemanden, den er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand, indem ihr am Glauben festhaltet! Ihr wisst, dass eure Brüder und Schwestern in dieser Welt die gleichen Leiden ertragen müssen. Gott hat euch in seiner großen Gnade dazu berufen, an seiner ewigen Herrlichkeit teilzuhaben. In der Gemeinschaft mit Christus habt ihr Teil daran. Nur für eine kurze Zeit müsst ihr leiden. Dann wird er euch wieder aufrichten und stärken, euch Kraft verleihen und euch Halt geben. Ihm gehört die Macht für immer und ewig.
Amen.

Jes 55,6-13

Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden!
Ruft zu ihm, jetzt ist er nahe!
Der Frevler soll seinen Lebensweg ändern!
Wer Böses im Sinn hat, soll seine Pläne ändern und zum Herrn, unserem Gott zurückkehren!
Der wird Erbarmen mit ihm haben und ihm reichlich Vergebung schenken.
So lautet der Ausspruch des Herrn: Meine Pläne sind anders als eure Pläne und meine Wege anders als eure Wege. Wie weit entfernt ist doch der Himmel von der Erde! So fern sind meine Wege von euren Wegen und meine Pläne von euren Plänen.
Regen oder Schnee fällt vom Himmel und kehrt nicht dahin zurück, ohne die Erde zu befeuchten. So lässt er die Pflanzen keimen und wachsen.
Er versorgt den Sämann mit Samen und die Menschen mit Brot. So ist es auch mit dem Wort, das von mir ausgeht: Es kehrt nicht wirkungslos zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will. Was ich ihm aufgetragen habe, gelingt ihm.
Voll Freude werdet ihr aus Babylon fortziehen und wohlbehalten nach Hause gebracht werden.
Berge und Hügel brechen in Jubel aus, wenn sie euch sehen. Die Bäume in der Steppe klatschen in die Hände. Statt Dornsträuchern wachsen dort Zypressen und statt Brennnesseln Myrtenbüsche.
Das alles geschieht zur Ehre des Herrn.
Er setzt ein unvergängliches Zeichen,
das niemals ausgelöscht wird.

Am vergangenen Montag feierten Juden das Fest Tu biSchwat: Sie essen die köstlichen Früchte des gelobten Landes: Trauben, Oliven, Datteln, Feigen, Orangen – Fasten ist verboten. Sie fahren hinaus ins Grüne. Und: sie pflanzen Bäume – jetzt ist die beste Zeit dafür in Israel.
Es heißt: Wenn du gerade einen jungen Baum in der Hand hast und man zu dir sagt: Da kommt der Messias!, dann pflanze zuerst den Baum und geh ihm erst dann entgegen!
Sie feiern den Schöpfer, und indem sie einen Baum pflanzen, wirken sie mit an der Schöpfung.
So wie wir: Am 25. März pflanzen wir im Kirchen-bezirk wieder Bäume – Bäume gegen den Klimawandel.
Oder Bäume für den Frieden: In den von Israel besetzten Gebieten pflanzen sie auch dort Bäume, wo israelische Siedler Olivenbäume ausreißen.
Wer Bäume pflanzt, braucht Geduld.
Bäume für den Frieden. Bäume als Inbegriff des Lebens. Hoffnungsbäume. Bäume als Zeichen für Gottes Wirken in seiner Schöpfung, und in uns:
Wer auf Gottes Wort hört, der gleicht einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Seine Blätter verwelken nicht.
Gottes Wort wirkt und schafft Leben, auch dort, wo alles verwüstet und verdorrt war. Statt Dornsträu-chern wachsen dort Zypressen und statt Brennnesseln Myrtenbüsche. Immergrüne Pflanzen – ein unvergängliches Zeichen.

Bilder der Verwüstung erreichen uns und bedrängen uns gerade sehr. Nach vielen Jahren Bürgerkrieg und Terror nun auch noch das Erdbeben in Syrien. Natürlich wollen wir wissen, was in Syrien und in der Türkei geschieht, in der Ukraine und in anderen Kriegs- und Katastro-phenregionen. Aber manchmal, wenn ich die Bilder sehe, schäme ich mich fast dafür sie anzusehen – ist es nicht obszön, solches Elend filmen? Die Betroffenen fragen: „Wie können wir retten und wie selbst überleben? Wie kann es nach der Verwüstung weitergehen?“ Und auch: „Warum, Gott? Wie kannst du das zulassen? Wie kann ich dir noch vertrauen?“
Auch wenn wir nur die Nachrichten sehen und hören, und das meiste ja weit weg von uns geschieht, sind wir erschrocken und überfordert von dem, was wir hören – es macht uns traurig und es macht Angst. Manche sagen auch: Ich will die Nachrichten gar nicht mehr hören.
Wir sehnen uns nach weniger Krisen, nach normalen Zeiten, nach Ruhe. Aber gab es das je: „normale Zeiten“?

Jesaja schreibt an Menschen, die viel Elend erlebt und gesehen haben, zuerst Krieg, Verwüstung und Vertreibung, aber auch nach der Rückkehr ins Land große wirtschaftliche Not, Trümmer und Ruinen überall, das Land ist ausgelaugt, es gibt Missernten und Hunger und schon droht ein neuer kriegerischer Konflikt. Das alles zehrt an den Menschen, macht Aufbaupläne zunichte und nimmt ihnen die Kraft. Sie fühlen sich wie verdorrtes Land, wie Wüste, in der nur Dornen wachsen.
„Wie lange noch dauert die Durststrecke? Wie kann es weitergehen? Wo bleibt das, was Gott verheißen hat?“

Jesaja sagt: „Ihr meint wohl, Gott hat euch vergessen. Gott kümmert sich gar nicht um euch. Aber das stimmt nicht!“ (vgl Jes 40,27)
Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden!
Ruft zu ihm, jetzt ist er nahe!
Gott ist nah, auch wenn wir uns alleingelassen fühlen. Gott will sich finden lassen. Gott will erkannt werden. Gott wartet auf unser Gebet, darauf, dass wir ihn suchen und zu ihm rufen.
Das klingt wie ein Widerspruch dazu, dass Gott doch so anders ist, so viel höher als unser Denken und Verstehen. Meine Pläne sind anders als eure Pläne und meine Wege anders als eure Wege. Wie weit entfernt ist doch der Himmel von der Erde! So fern sind meine Wege von euren Wegen und meine Pläne von euren Plänen.
Manchmal möchten wir Gott rütteln und schreien: „Sag uns doch, was das soll? Warum der Krieg? Warum das Erdbeben? Wir verstehen nicht!“
Und doch ist Gott nah und wartet nur darauf, dass wir ihn suchen und nach ihm fragen.
Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden!
Ruft zu ihm, jetzt ist er nahe!
Ebenso sagt es Jesus und zeigt es mit seinem Leben. Jesus sagt: Kehrt um zu Gott! Gottes Reich ist nah. Ich bin bei euch alle Tage. Was uns plagt, geht Gott zu Herzen. Und doch bittet auch Jesus vergeblich: Lass doch diesen Kelch an mir vorübergehen! Und auch Jesus schreit: Warum?

„Wie geht es weiter?“ Die Frage bekommt einen anderen Klang, wenn wir sie an Gott richten:
„Wie gehst du weiter mit uns, mit mir? Was hast du mit mir vor, Gott? Was soll ich tun, was sollen wir tun?“ Das Leben wird nicht mit einem Male klar und leicht. Die Fragen sind nicht erledigt. Aber wir bekommen eine andere, weitere Sicht. Gott geht mit durch die Wüsten. Gott sieht neues Leben für uns.
Wie ist Gott uns nah?
Jesaja meint: In seinem Wort.
In seinem Wort ist Gott uns nah.
Gott wirkt durch sein Wort.
Sein Wort kann Leben schaffen.
Sein Wort kann trösten und aufrichten.
Gottes Wort kommt und wirkt, wie der Regen vom Himmel fällt und das Land fruchtbar macht.
Wo nur Dornen und dürres Gestrüpp war, wachsen Getreide, Früchte und Bäume.
Gottes Wort wirkt. Es bleibt nicht ohne Antwort.
Aber es braucht Geduld, geduldiges Hören,
dass es wie Regen in die Erde sickert, dass wir es aufnehmen, wie Bäume mit ihren Wurzel den Regen, dass wir wachsen in lebendiger Hoffnung.
Nur Worte? Nicht mehr?
Ja, Worte.
Du hast Worte des ewigen Lebens, sagt Petrus einmal zu Jesus. Gott sagt uns Worte, die Leben wecken, Worte, die aus Wüsten Gärten machen.
Amen

Wie geht es weiter, du, unser Gott? Wir bitten dich für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Syrien und der Türkei, für diejenigen, die Angehörige verloren haben, für die Verletzten, die Obdachlosen, die Helfer. Dringend warten sie alle auf eine Perspektive, wie es nach diesem Unglück weitergehen kann.
Wir sehen eine neue Welle von Angriffen in der Ukraine und wir sehen kein Ende von Krieg und Gewalt. So sehr warten die Menschen dort, die Millionen Geflüchteten, wir alle auf Frieden. Bewahre sie, bewahre uns alle vor Krieg und Gewalt und Unrecht. Gebiete den „Frevlern“ Einhalt, leite sie zu Umkehr.
Wir bitten um Weisheit und Kraft für die Entscheider in der großen Politik und in unseren Kommunen, die mit vielen Problemen zurechtkommen müssen und oft mit ihren Aufgaben überfordert sind.
Wir bitten dich für alle, die vor großen Entscheidungen und in schwierigen Lebenslagen sind, die geplagt sind von Unsicherheit und Angst, die sich um einen geliebten Menschen sorgen. Sag ihnen Worte, die weiterhelfen, die trösten und Mut zum Neuanfang geben.
Hilf deiner Kirche und unserer Gemeinde, dass wir uns leiten lassen von deinem guten Wort. Lass uns den Herausforderungen zuversichtlich begegnen. Segne die Zusammenarbeit unter den Gemeinden und in der Ökumene. Dein Wort ist wie Licht – lass uns weitergehen in deinem Licht, du, Gott des Lebens.

Vaterunser

Gottesdienst 22.1.23, Predigt Römer 1,13-17 und Joh 8,1-11

Eingangslied Befiehl du deine wege EG 361,1+2+4
Votum
Gruß

Psalm 86,1-7.11 (Basisbibel)
Lehre mich, Herr, deinen Weg!
Ich möchte nach deiner Wahrheit leben.
Lass eines in meinem Herzen wichtig sein,
dass ich deinem Namen mit Ehrfurcht begegne.

Herr, hab ein offenes Ohr, antworte mir!
Denn ich bin niedrig und arm.

Bewahre mein Leben, ich bin dir doch treu!
Hilf deinem Knecht, du bist ja mein Gott!
Ich verlasse mich auf dich.

Hab Erbarmen mit mir, mein Herr!
Denn ich rufe zu dir den ganzen Tag.

Gib deinem Knecht ein fröhliches Herz!
Meine ganze Sehnsucht gilt doch dir, mein Herr.

Denn du, mein Herr, bist gut und bereit zu vergeben.
Deine Güte kommt zu allen, die zu dir rufen.

Hör auf mein Gebet, Herr!
Achte auf mein Flehen um Gnade!

In meiner Not rufe ich zu dir!
Denn du wirst mir antworten.

Lehre mich, Herr, deinen Weg!
Ich möchte nach deiner Wahrheit leben.
Lass eines in meinem Herzen wichtig sein,
dass ich deinem Namen mit Ehrfurcht begegne.

Ehr sei dem Vater

Gott, unsere Welt ist so unübersichtlich.
Manchmal fühlen wir uns ganz verloren.
Manche vertreten ihre Meinung sehr laut.
Andere berufen sich auf Experten und widersprechen.
Woran sollen wir uns halten?

Lehre mich, Herr, deinen Weg!
Ich möchte nach deiner Wahrheit leben.
Lass eines in meinem Herzen wichtig sein,
dass ich deinem Namen mit Ehrfurcht begegne.

Gott, unsere Welt ist bedroht.
Wir hören die Nachrichten vom Krieg.
Wann hören die Angriffe und das Leid endlich auf?
Wir machen uns Sorgen um das Klima und das Leben.
Was müssen wir tun?

Lehre mich, Herr, deinen Weg!
Ich möchte nach deiner Wahrheit leben.
Lass eines in meinem Herzen wichtig sein,
dass ich deinem Namen mit Ehrfurcht begegne.

Neue Lieder 116 Da wohnt ein Sehnen

Lesung aus Johannes 8,1-11:

Früh am Morgen kehrte Jesus zum Tempel zurück. Das ganze Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte sie.
Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch überrascht worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu Jesus: »Lehrer, diese Frau da wurde auf frischer Tat beim Ehebruch überrascht. Im Gesetz schreibt uns Mose vor, solche Frauen zu steinigen. Was sagst nun du dazu?«
Das fragten sie, um ihn auf die Probe zu stellen
und dann anklagen zu können.
Aber Jesus beugte sich nur nach vorn und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nicht aufhörten zu fragen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen:
»Wer von euch ohne Schuld ist, soll den ersten Stein auf sie werfen!« Dann beugte er sich wieder nach vorn und schrieb auf die Erde.
Als sie das hörten, ging einer nach dem anderen fort, die Älteren zuerst. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die immer noch dort stand. Er richtete sich auf und fragte: »Frau, wo sind sie? Hat dich niemand verurteilt?«
Sie antwortete: »Niemand, Herr.« Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht. Geh, und lad von jetzt an keine Schuld mehr auf dich.«

Wir haben das im Konfi miteinander gelesen. Es geht den Pharisäern gar nicht um die Frau und was sie getan hat. Die Frau aber steht da und schämt sich in Grund und Boden.

Menschen schämen sich, wenn sie erwischt werden, wenn alle sehen, was sie angerichtet haben, wenn ihnen etwas Unangenehmes passiert, wenn sie schuldig sind.
Menschen schämen sich, wenn etwas Peinliches über sie verbreitet wird, wenn sie bloßgestellt werden, wenn etwas Privates an die Öffentlichkeit kommt, wenn man mit Fingern auf sie zeigt und sie auslacht.
Menschen schämen sich, wenn sie nicht gut genug sind oder wenn sie denken, sie genügen nicht.
Jesus lässt seine Gegner ins Leere laufen.
Er sieht die Frau an und versteht, wie es ihr zumute ist. Er beschämt sie nicht weiter. Dass sie falsch gehandelt hat, verschweigt Jesus nicht. Aber er verurteilt sie nicht.
Die Frau richtet sich wieder auf und begegnet seinem Blick.

Neue Lieder 158 Ich sage ja

Scham fühlt sich nicht gut an. Man fühlt die Blicke auf sich. Man wird bewertet, verurteilt, abgelehnt, bloßgestellt, ausgelacht. Vielleicht stimmt es nicht einmal, aber die Angst davor genügt, dass man einen roten Kopf bekommt, Herzrasen und feuchte Hände. Wie bei einer Prüfung oder im Bewerbungsgespräch.
Paulus schreibt eine Art Bewerbungsbrief an die Gemeinde in Rom. Er kennt die Christen in Rom noch gar nicht, aber er will sie kennen lernen.
Paulus hätte Grund zurückhaltend und vorsichtig zu sein – schließlich wissen alle, dass er früher Christen verfolgt hat. Er ist umstritten. Trotzdem
schreibt er freimütig und offen von Glauben, Sehnsucht, auch von seinem eigenen Versagen und von dem, was ihn zur Verzweiflung treibt. Paulus versteckt sich nicht, wie wir das von vielen anderen kennen. Er schämt sich nicht. Wie kommt er dazu? Paulus sagt selbst in seinem Brief: (Röm 1,13-17)

Ich will euch eines nicht verschweigen, Schwestern und Brüder: Ich habe mir schon oft vorgenommen, zu euch zu kommen. Aber bis jetzt wurde ich immer daran gehindert. Denn ich wollte, dass meine Arbeit auch bei euch Frucht trägt wie bei den anderen Völkern. Das bin ich allen schuldig – ganz gleich, ob sie Griechen sind oder nicht, gebildet oder ungebildet. Wenn es nach mir geht – ich bin bereit, auch bei euch in Rom die Gute Nachricht zu verkünden. Denn ich schäme mich nicht für die Gute Nachricht. Sie ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – an erster Stelle die Juden, dann auch die Griechen.
Denn durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Das geschieht aufgrund des Glaubens und führt zum Glauben. So steht es schon in der Heiligen Schrift: »Aufgrund des Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.«

Was haben Paulus und die Ehebrecherin gemeinsam? Beide haben Grund sich zu schämen und beide begegnen Jesus. Für beide ist diese Erfahrung ein Wendepunkt in ihrem Leben. Fanatisch hat Paulus die Christen verfolgt – dann
sieht er ein Licht, stürzt geblendet zu Boden, hört eine Stimme – die visionäre Begegnung mit Jesus wird zum Beginn eines neuen Lebens.
Die Frau wurde auf den Tempelplatz gezerrt, von allen höhnisch und gierig angegafft – furchtbar. Jesus hat sie ganz anders wahrgenommen, hat sie so angesehen, dass sie sich wieder aufrichten konnte – eine neue Chance.
„Was ist dir das Menschlichste?“ fragt Nietzsche und antwortet „jemandem Scham ersparen“.

„Ich schäme mich nicht das Evangelium zu verkünden. Ich schäme mich nicht, nicht mehr für meine Geschichte. Ich weiß, dass ich auf dem falschen Weg war. Ich bereue das Leid, das ich anderen zugefügt habe. Aber ich schäme mich nicht mehr. Ich schäme mich nicht die gute Nachricht, das Evangelium zu verkünden.
Ich habe das Evangelium selbst am eigenen Leib erfahren. Es hat mich befreit. Ich gehe aufrecht weiter, nicht mehr beschämt und gebeugt. Gnädig hat Jesus mich angesehen. Sein Blick auf mich hat mein Leben verändert.“

Die Scham ist eng verbunden mit der Angst.
Angst zu versagen, das Falsche zu tun, nicht zu genügen, Angst verachtet, verurteilt, bestraft zu werden. Jeder Mensch kennt das.
Wie im Himmel fühlte sich Martin Luther, als er die Angst vor Gott verlor. Seine Zeitgenossen waren geschüttelt von Ängsten vor der Strafe Gottes.
Luther entdeckte: durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Gottes Gerechtigkeit macht uns nicht klein und schlecht, sondern frei. Gott will uns Scham und Angst ersparen. Jesus schenkt uns den liebevollen und gnädigen Blick Gottes. Wir sind Gott recht und lieb – was für ein Glück!

Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt. „Immer dort, wo Paulus von der Kraft spricht, geht es ums Ganze, um das Letzte Höchste, Tiefste, was wir im Leben erwarten dürfen, um die Begegnung mit dem Ewigen,
die vor der Vernichtung und Auslöschung unserer Existenz bewahrt.“ (Ralph Kunz)
Gottes Kraft ist auf unserer Seite. Sie rettet uns.
Was für ein Glück, wenn wir das erfahren und darauf vertrauen, glauben!
Eine Kraft, die uns rettet und glücklich macht.
Eine Kraft, die uns aufrichtet und von der Scham befreit. Wir werden trotzdem manchmal einen roten Kopf, feuchte Hände oder zitternde Knie bekommen. Die Scham ist nicht fort. Aber sie hat ihre vernichtende Macht verloren, weil wir von Gott liebevoll angesehen sind.

Vielleicht ist das Gegenteil von Scham Heiterkeit, Glaubensheiterkeit, wie unsere Landesbischöfin sagt. Weil Gottes Kraft uns rettet, weil wir der Guten Nachricht vertrauen, darum bleiben wir zuversichtlich, trotz allem, was wir angerichtet haben, trotz allem, was uns widerfährt.
Vielleicht hat die Frau, als sie sich aufrichtete und Jesus ansah, ein Lächeln gesehen, etwas traurig und doch voller Zuversicht.
Amen

EG 351,1+2+7 Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich

Gebet:
Du bist für uns, Gott, für mich und für jeden Menschen.
Deine gute Nachricht gilt mir und uns allen.
Deine Kraft rettet uns – darauf will ich vertrauen.
Hilf mir, wenn mein Glaube schwach wird, wenn mich niederdrückt, was ich getan habe oder was ich nicht schaffe. Sei bei mir, wenn ich mich selbst verurteile.
Sei bei allen Menschen, die gelähmt sind von Scham und Angst. Sag ihnen dein befreiendes gutes Wort.
Steh denen bei, die mit sich und ihrem Leben so schlecht fertig werden.
Hilf denen, die beschämt, gemobbt und ausgegrenzt werden.
Du bist für uns, Gott – jeden Menschen siehst du gnädig an und wartest, dass wir vertrauen und antworten.
Hilf uns jeden Menschen so zu sehen,
die Würde jedes Menschen zu achten und zu schützen,
jede und jeden zu behandeln als dein geliebtes Kind.
Bewahre uns davor andere zu verachten und zu verurteilen.
Gib uns in allen Konflikten, in Ärger und Stress und Mühe, die Heiterkeit und Gelassenheit,
die aus dem Glauben wächst.
Wir sind dein.
Du bist für uns.
Das genügt.

Vaterunser

EG 67,1-4 Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Segen

Gottesdienst zum Christfest 2022, Predigt Kol 2,3+6-10

(Lied 36,1+5-7 fröhlich soll mein Herze springen)

„Alle Luft laute ruft: Christus ist geboren.“
In Christus ist alles neu – singt dem Herrn ein neues Lied.
Wir loben Gott mit Psalm 96
(EG 750)
Ehr sei dem Vater

Ein neues Lied für dich, unser Gott.
Du weißt, wie sehr wir uns sehnen
nach einem Neuanfang in dieser Zeit,
nach Frieden für die geplagten Menschen,
dass wieder heil werden kann,
was zerstört ist,
nach Gewissheit und neuem Mut für uns.
Ein neues Lied für dich, Christus, unser Heiland.
Du kommst zu uns.
Du willst uns neu machen.
Erbarme dich über uns.

Die Gnade Gottes ist erschienen,
die allen Menschen Rettung bringt (Tit 2,11).
Ehre sei Gott in der Höhe

(Lied 27,1+3 Lobt Gott, ihr Christen)

Lieber Vater, du schenkst uns deinen Sohn:
Den Armen bringt er Heil, den Gefangenen Freiheit,
den Traurigen Freude und uns allen den Frieden.
Öffne unsere Herzen, dass wir deinem Wort glauben
und dass wir uns wie die Hirten aufmachen.
Lass uns dich erkennen in Jesus Christus.
Amen

Lk 2,15-20
Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren,
sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.
Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Alle staunen über die Worte der Hirten:
„Der Heiland – kann das sein? Was ist Beson-deres an dem Neugeborenen dort im Stall?“
Sie staunen auch über die Hirten selbst:
„Das sind einfache Leute wie wir und sie reden auf einmal über Gott. Was ist mit denen passiert, dass sie so begeistert jubeln?“
Ja, was ist passiert? Die Hirten glauben: In diesem Kind Jesus ist Gott bei uns.
„Gott ist bei uns!“ – das macht sie so fröhlich und so gesprächig.
Aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.
Halleluja

(Lied 39,1+3+6 Kommt und lasst uns Christus ehren)

O du hochgesegnete Stunde, da wir glauben – ja, aber oft glauben wir nur schwach und haben mehr Fragen als Antworten. Vieles, was in der Welt geschieht, macht uns zu schaffen. Vieles verstehen wir nicht. Wenn wir doch so fest wie die Hirten glauben könnten: „Gott ist bei uns.“
Für Leute wie uns schreibt Paulus einen Mut-mach-brief. Alles kreist um die Erkenntnis der Hirten: „Gott ist in Christus bei uns“ – das will Paulus ihnen und uns ins Herz schreiben.
Hören wir ein paar Sätze aus dem Brief an die Christinnen und Christen in Kolossae (2,3+6-10):
In Christus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
Ihr habt Christus Jesus, den Herrn, angenommen. Richtet also euer Leben an ihm aus!
Bleibt in ihm verwurzelt und gründet euch als Gemeinde ganz auf ihn. Werdet fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid. Und hört nicht auf, Gott zu danken.
Gebt acht, dass euch niemand in die Falle lockt! Weder durch seine Philosophie noch durch falsche Lehren, die nur auf menschlicher Überlie-ferung beruhen. Ihre Grundlage sind die Elemente dieser Welt – und nicht Christus!
In Christus ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig gegenwärtig. Und an dieser Fülle habt ihr Anteil, weil ihr zu Christus gehört, weil ihr in ihm seid. Der steht als Haupt über allen Mächten und Gewalten.

Kolossae ist eine Kleinstadt, ein Durchgangsort im Schatten bedeutenderer Städte. So wie ich denen, die mich fragen: „Kenzingen, wo ist das denn?“ antworte: „nördlich von Freiburg“. Sie wären gerne wichtiger und fragen sich. „Gehören wir überhaupt dazu?“ Paulus war nicht selbst in Kolossae. Aber er lobt in vollen Tönen, ihren Glauben, ihre Liebe, ihre Hoffnung. „Gott ist in Christus bei euch – glaubt es nur!“ in Christus – das ist sein Lieblings- und Schlüsselwort. in Christus, als würden wir in einen Raum eintreten. Das kleine Kolossae ist jetzt ein Gottesort, weil Gott in Christus bei ihnen ist, weil sie in Christus sind. „Glaubt es nur!“

Steile Sätze sagt Paulus: In Christus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
Wenn wir alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis hätten, könnten wir die Welt verstehen.
Aber vieles in der Welt verstehen wir nicht und erschrecken darüber. Wir verstehen nicht, wie Menschen einander so viel Böses antun können, wie Machtgier, Hass und Lüge so viel Unheil anrichten. Wir verstehen auch uns selbst oft nicht.
Wir wissen wie bedrohlich die Veränderung des Klimas ist und verhalten uns doch kaum anders.
Wir verstehen die Abgründe unserer Seele nicht. Weisheit und Erkenntnis sind verborgen, sie sind in Christus verborgen.
Jesus kennt und versteht uns.
Er sieht, was uns noch verborgen ist.
Alle Schätze: Es gibt keinen Bereich unserer Welt und unseres Lebens, wo Jesu Wort nicht gilt.
Alles, was wir nicht verstehen, womit wir uns plagen, dürfen wir zu Jesus bringen.
Nichts ist ihm fremd. Er kennt alle menschlichen Abgründe. Jesus sieht noch weiter, noch tiefer. Was uns noch ausweglos und verworren erscheint, sieht Jesus in Gottes Händen.
Wo wir nur Schuld und verhärtete Fronten wahrnehmen, erkennt Jesus schon Gottes Frieden und Gerechtigkeit. „Glaubt es nur und wachst in der Erkenntnis! Durch Christus seht ihr, wie sehr Gott die Welt liebt.“

Aber da ist Unsicherheit und Angst.
Wir wissen nicht, welche Philosophien und Lehren die Gemeinde in Kolossae verunsichern und was Paulus im Blick hat. Manches scheint damals und heute ähnlich: Vieles gerät aus den Fugen oder ist in Gefahr: in der Natur, in Politik, Gesellschaft und Religion. In so einer Zeit vertreten manche ihre Sicht der Dinge mit missionarischem Eifer und lassen nichts anderes gelten. Heute sind das z.B. Leute, die Corona oder den Klimawandel leugnen, oder die unserem Staat zutiefst misstrauen.
Vielen von uns haben das Gefühl der Boden wankt: Klima, Wohlstand und Frieden sind bedroht, die Zukunft ist ungewiss. Die Demokratie ist in Gefahr. Die Angst vor den „Mächten und Gewalten“ wächst. Die Angst wird von den Eiferern noch geschürt.
Paulus antwortet: Bleibt in Christus verwurzelt.
Die Wurzel sieht man nicht, sie reicht tief in die Erde und gibt dem Baum Nahrung und Halt. Wir sind in Christus verwurzelt, er hält uns. Wir müssen uns nicht mitreißen lassen von denen, die unsere Welt, unseren Staat oder auch unsere Kirche kurz vor dem Abgrund sehen. Am Beispiel unserer Kirche: Ja, es wird sich vieles verändern, wenn Gebäude und Pfarrstellen wegfallen und die Zahl der Mitglieder geringer wird. Aber die Kirche bleibt verwurzelt in Christus. Die Gemeinschaft der Menschen, die an ihn glauben, bleibt von Christus gehalten, in welcher Gestalt auch immer.
Auch über die Kirche hinaus: wir sind in Christus verwurzelt. Alles hat Leben und Halt in ihm.
Paulus schreibt von der Fülle Gottes:
In Christus ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig gegenwärtig. Und an dieser Fülle habt ihr Anteil, weil ihr zu Christus gehört, weil ihr in ihm seid. Der steht als Haupt über allen Mächten und Gewalten.
Leibhaftig, leiblich kommt Gott zu uns. In dem Menschen Jesus ist die Fülle Gottes, in dem Kind in der Krippe, in den Händen, dem Blick, den Worten Jesu, in dem leidenden Jesus am Kreuz.
Gott kommt nicht im Zentrum der Macht, sondern in der kleinen Stadt Bethlehem. Bethlehem wird ein Gottesort. Gott ist nicht in einem mächtigen König, sondern in einem Kind einfacher Leute.
In Jesus ist Gottes Fülle bei uns.
Das Bild von der Fülle erinnert an einen römischen Brunnen: Wir sind wie die Schale, die sich füllen lässt, bis sie selbst überläuft und weitergibt, was sie empfangen hat. Ich habe Ihnen ein Bild eines solchen Brunnens gegeben – der steht im Kloster
Maulbronn. Die Fülle Gottes fließt durch Jesus in uns. Die „Mächte und Gewalten“ können ihn nicht aufhalten. Keine Macht kann uns trennen von der Liebe Gottes.
So will Paulus die Christinnen und Christen ermutigen: Gott ist in Christus bei euch. Euer kleines Kolossae ist ein Gottesort. Ihr seid in Christus und seid wie Schalen, in die seine Kraft und Liebe fließt, bis ihr weitergebt, was ihr empfangen habt. Amen

(Lied 34,1+3 Freuet euch, ihr Christen alle)

Du, unser Gott,
Licht vom Licht in den Dunkelheiten dieser Welt,
unser Bruder bist du geworden in Jesus, dem Kind von Bethlehem, unsere Hoffnung, unser Trost.
Gib uns deinen Geist, Mut und Kraft zu leben wie Menschen, deine Kinder,
dass wir einander nicht eng machen, sondern frei,
dass wir einander erkennen als deine geliebten Kinder und so miteinander umgehen,
dass wir uns in allem dir, unserem Vater, anvertrauen.
Wir bitten dich für die Menschen und besonders die Kinder in den Kriegs- und Krisenregionen der Welt,
Menschen in Hunger und Not, verletzt, entwurzelt, verstört, auf der Flucht. Um Frieden und Gerechtigkeit bitten wir, um Einsicht für die Mächtigen, Mut für die Friedensstifter. Hilf uns umzukehren, dass wir uns einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden.
Wir bitten für deine Schöpfung. Hilf uns umzukehren von sinnlosem Verbrauch und Wachstum. Hilf uns so zu leben, dass wir der Bedrohung des Klimas und des Lebens entgegentreten.
Wir bitten für unsere Lieben, besonders für die, die krank und belastet sind, um die wir uns sorgen.
Wir bitten für deine Kirche, unsere Gemeinde, alle Christinnen und Christen. Erneuere deine Kirche, zeige uns gute Wege Kirche zu sein, sei bei uns mit deinem Geist.
Vaterunser

(Lied 36,9+10)

Segen

Christvesper

(Lied 27,1-3+6 Fröhlich soll mein Herze springen)

Gott „schließt auf die Tür zum schönen Paradeis“
„Gott sei Lob, Ehr und Preis.“
Es ist wahr: Du, Gott, kommst zu uns.
Es ist wahr: Du bist bei uns, in unserem Leben.
Wir rechnen oft nicht mit dir.
Als ob du nicht da wärest – so leben wir.
Die Krisen unserer Tage bedrängen uns.
Wir fragen uns: wie geht es weiter?
Du bist da, bei den Menschen in Krieg und Angst,
in unseren Sorgen um das Klima und um die Zukunft.
Du kommst zu uns.
Alles kann neu werden, denn du bist da:
Frieden, dein Frieden, wo wir nichts zu hoffen wagten.
Leben, jeder Atemzug dein Geschenk.
Dir sei Lob, Ehr und Preis.
Amen

Lobgesang der Maria (Lk 1,46ff):
Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen.
Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.
Denn er wendet sich mir zu,
obwohl ich nur seine Dienerin bin.
Von jetzt an werden mich alle Generationen
glückselig preisen.
Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.
Sein Name ist heilig.
Er ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen –
von Generation zu Generation.
Er hebt seinen starken Arm
und fegt die Überheblichen hinweg.
Er stürzt die Machthaber vom Thron
und hebt die Unbedeutenden empor.
Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben
und schickt die Reichen mit leeren Händen fort.
Er kommt seinem Diener Israel zu Hilfe
und erinnert sich an seine Barmherzigkeit.
So hat er es unseren Vorfahren versprochen:
Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeit!
Amen

(Lied 23,1+4 Gelobet seist du Jesus Christ)

Maria singt. Aus tiefstem Herzen lobt sie Gott.
Alles in mir jubelt vor Freude über Gott,
so singt sie, weil sie jetzt weiß: Es ist wahr.
Es ist wahr: Gott ist hier – in meinem Leben.
Es stimmt, was Gott mir gesagt hat.
Es ist wahr: Gott hilft seinem Volk auf.
Und wenn das wirklich wahr ist – Gott hier bei uns, in unserem Leben, in meinem Leben – wenn das stimmt, dann muss nichts bleiben, wie es ist,
dann ist Frieden und Versöhnung möglich,
dann kann es eine Gerechtigkeit für alle geben,
dann ist Erlösung kein leeres Wort.
Ist das schön, oder zu schön um wahr zu sein?
Wenn Lukas seine Weihnachtsgeschichte aufschreibt, dann jubelt alles in ihm vor Freude über Gott. Lukas beginnt wie ein Historiker, aber was ihn so froh macht, ist mehr als Geschichte, die irgendwann geschehen ist. Hören wir:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Der Gegensatz könnte nicht größer sein: Hier Kaiser Augustus im Zentrum der Weltmacht. Ein Wort von ihm und alle müssen springen. Und dort in der fernen Provinz, in einer kleinen Stadt, ein Baby in Windeln in einer Futterkrippe, unter so schlimmen Umständen geboren – es ist fast schon ein Wunder, dass Mutter und Kind das überstehen – klein und machtlos ist das Kind, und doch ist in ihm Gott, Gott selbst so verletzlich.
Augustus wird zur Randnotiz in der Geschichte. Seine Zeit ist vorbei. Seine Macht ist zerbrechlich.
Das ist schön: Alle zittern vor den Putins und Xis und wie die Herren der Welt heißen. Aber ihre Zeit vergeht und sie müssen gehen. In dem elenden Stall geschieht die wahre Zeitenwende.
Unser Herr kommt. Wunderbar und wahrhaftig.
Alles in uns jubelt vor Freude über Gott.

(im Gottesdienst singt hier die Kantorei – statt dessen Lied 45,1 Herbei o ihr Gläubigen)

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Viel zu groß ist die Wahrheit Gottes für uns.
Als hätte einer sein ganzes Leben in einer dunklen Höhle verbracht und steht plötzlich im unerträglich hellen Sonnenlicht. Die Klarheit Gottes ist zu viel für die Hirten. Große Furcht erschüttert sie, bevor sie von der großen Freude hören. Auch was der Engel ankündigt, ist nicht zu fassen: Heiland, Retter der Welt – so nennt sich der Kaiser in Rom – Christus, das ist der Messias, auf den Israel so sehr hofft – der dritte Titel HERR, Kyrios steht gar für den unaussprechlichen, heiligen Namen Gottes.
Ist das wahr? Der Heiland, der Christus, der HERR? Der heilige, ewige Gott bei uns, bei den Hirten damals, bei uns heute?
Sie sollen sehen: Ja, es ist wahr! Das Kind in Windeln in der Krippe sollen sie sehen. Windeln trägt ein Mensch am Anfang und zum Teil auch am Ende seines Lebens. Bedürftig nach Schutz, Zuwendung, Pflege – so ist der Mensch. Gott nimmt unsere Bedürftigkeit und Verletzlichkeit an. Viel zu groß ist die Wahrheit Gottes für uns. Noch größer ist das Geheimnis, dass Gott sich so klein macht um bei uns zu sein. Darum brechen die himmlischen Heere in Jubel aus: Gottes Friede kommt auf die Erde zu den Menschen, denn er liebt sie.

(Lied 54,1+3 Hört der Engel helle Lieder)

Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Sie haben es gesehen, das Kind in der Krippe. Jetzt erschrecken sie nicht mehr. Die große
Freude ist angekommen, macht ihre Herzen hell und ihre Zunge geläufig. Sie werden selbst zu Gottesboten – alle wundern sich über ihre Worte. Sie haben erkannt: Ja, es ist wahr.
Es ist so, wie der Engel sagte:
Gott ist in diesem Kind. Gott ist bei uns.
Es ist wahr: Wir hoffen nicht vergeblich auf ein Ende von Krieg, Unrecht und Leid.
Die Hirten jubeln. Sie preisen und loben Gott. Alles in ihnen jubelt vor Freude.
Wie Maria möchte ich in meinem Herzen bewegen, was ich von Gott höre.
Wie die Hirten möchte ich zum Kind in der Krippe gehen. Wie sie möchte erfüllt werden von der Freude.
Amen

(Lied 37,1-3 Ich steh an deiner Krippen hier)

Du, unser Gott, so klein und schwach und bedürftig kommst du zu uns.
Du verzichtest auf die Macht. Du gehörst zu denen,
die Opfer von Gewalt und Unrecht sind.
Hilf uns, dass wir glauben wie die Hirten.
Trotz allem, was uns in dieser Zeit bedrängt:
Du kommst zu uns.
Mach deine Wahrheit groß in uns.

Wir bitten dich für die Traurigen:
Richte sie auf, tröste sie.
Wir bitten für Menschen in Not:
Zeige ihnen deine Güte durch Mitmenschen,
die ihnen beistehen.
Wir bitten für die Verzweifelten:
Schenke ihnen neue Hoffnung.
Auch durch uns zeige den Menschen,
was deine Kraft und Güte vermag.
Mach uns zu Botinnen und Boten
der Freude darüber, dass du bei uns bist.

Vaterunser

Segen

(Lied 44 o du fröhliche)

Predigt über Epheser 5,15-20, Gottesdienst am 16.10.

452,1+2+4
Votum
Gruß
(Ps 18,2f:) Ich liebe dich, HERR! Du bist meine Stärke!
Der HERR ist mein Fels, meine Festung
und mein Befreier.
Mein Gott ist meine Zuflucht, mein Schild
und mein starker Retter, meine Burg in sicherer Höhe.

Ehr sei dem Vater …

So wie David gejubelt hat über dich, Gott,
so möchte ich singen können: Du bist meine Stärke.
Ja, mach mich stark, mach uns stark Gott,
damit wir gut leben, wie es deinem Willen entspricht,
damit wir bestehen in allem, was uns angreift,
damit wir dir in allem vertrauen.
Du weißt, wie wir sind, Gott.
Stärke unseren Glauben, unsere Liebe,
unsere Hoffnung.
Herr, erbarme dich.
Kyrie

Paulus schreibt an seine Gemeinde (Phil 1,6): „Ich bin überzeugt, dass der, der etwas so Gutes in eurem Leben angefangen hat, dieses Werk auch weiterführen und bis zu jenem großen Tag zum Abschluss bringen wird, an dem Jesus Christus wiederkommt.“

Ehre sei Gott in der Höhe …
272 Ich lobe meinen Gott

Ewiges Leben? Erfülltes, glückliches Leben – das wünschen wir uns, du Gott des Lebens. Leite du uns auf guten Wegen. Gib uns deinen Geist. Sei du bei uns durch Jesus Christus, unseren Herrn,
Amen

Wir hören auf das Markusevangelium: Jesus machte sich wieder auf den Weg. Da kam ein Mann angelaufen. Er fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: »Guter Lehrer, was muss ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme?« Jesus antwortete: »Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer dem Einen: Gott. Du kennst doch die Gebote: ›Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst keine falschen Aussagen machen! Du sollst niemanden um das bringen, was ihm zusteht! Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren und für sie sorgen!‹«
Aber der Mann sagte: »Lehrer, das alles habe ich seit meiner Jugend befolgt.« Jesus sah ihn an. Er gewann ihn lieb und sagte zu ihm: »Eins fehlt dir noch: Geh los, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. So wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir!« Der Mann war betroffen von dem, was Jesus sagte, und ging traurig weg. Denn er hatte ein großes Vermögen.
Jesus sah seine Jünger an und sagte: »Wie schwer ist es doch für die Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes hineinzukommen.« Die Jünger waren bestürzt über seine Worte. Aber Jesus sagte noch einmal zu ihnen: »Ja, Kinder, wie schwer ist es doch, in das Reich Gottes hineinzukommen. Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.« Da gerieten die Jünger völlig außer sich und fragten einander: »Wer kann dann überhaupt gerettet werden?« Jesus sah sie an und sagte:
»Für Menschen ist es unmöglich, aber nicht für Gott. Denn für Gott ist alles möglich.«
(Mk 10,17ff)

Gelobt sei Gott, Halleluja!

Jesus sieht den Mann an und gewinnt ihn lieb.
Er versteht ihn. So liebevoll sieht Gott uns an mit allem, was zu uns gehört. Wir sollen ewiges Leben gewinnen.

Neue Lieder 130 du siehst mich

Kennt Ihr das auch: Tage, die man am liebsten streichen und ganz schnell vergessen will?
Schon am Morgen sieht der Tag für sie viel zu grau aus. Zuhause ist miese Stimmung, im Bus schlechte Luft und mürrische Gesichter, in der Klasse Streit. Der Lehrer macht wieder maßlos Druck. Sie hat zu wenig für den Test getan. Sie müsste noch so viel nachholen – wie soll sie das schaffen? Geschirr abtrocknen soll sie auch noch. Sie verliert sich mit ihrem Handy und schon ist wieder so viel Zeit vertan. Ob sie sich das Training heute Abend leisten kann? – das ist doch der einzige Lichtblick: wenn sie rennen, der Ball läuft, sie schreien, wenn eine das Tor trifft.

Kennen Sie das auch: Tage, die einem zu viel werden? Das Gefühl, der Belastung nicht mehr standzuhalten – und es wird immer mehr verlangt.
Die Mühe und der Unwille, Neues zu lernen – die Jungen gehen so locker mit dem Computer und der Technik um. Die Sorgen, die einem den Schlaf rauben. Die unübersehbaren Zeichen des Alters.
Die Müdigkeit, der Schmerz im Rücken, manchmal die Angst.
Die Psychologen raten uns, in solchen Zeiten gut auf uns aufzupassen, uns Gutes zu tun, Positives bewusst zu machen. Aber ja: die Weltlage stimmt uns auch nicht gerade optimistisch.
Paulus, oder wohl ein Schüler von Paulus, schreibt an seine Freunde in Ephesus.
Die erleben auch graue und unerträgliche Tage. Er rät ihnen am Ende seines Briefes:

Achtet sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt: Nicht voller Dummheit, sondern voller Weisheit. Macht das Beste aus eurer Zeit, gerade weil es schlimme Tage sind. Aus diesem Grund sollt ihr nicht unverständig sein, sondern begreifen, was der Wille des Herrn ist! Betrinkt euch nicht mit Wein, denn das macht euch zügellos.
Lasst euch lieber vom Geist Gottes erfüllen.
Tragt euch gegenseitig Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder vor. Singt für den Herrn und preist ihn aus vollem Herzen! Dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit und für alles – im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
(Eph 5,15-20)

Macht das Beste aus eurer Zeit. Das sagen sie ja alle. „Streng dich an! Mach was aus dir!“
Sie versprechen dir, dass du fit und gesund bleibst, wenn du täglich 10000 Schritte gehst – schau auf deinen Fitnesstracker! Du sollst dein Leben optimieren. Deine Leistung erhöhen. Auch aus Freizeit, Urlaub, Beziehung alles herausholen. Meint Paulus das so? Sollen wir uns optimieren, immer besser werden. Fügt er zu all dem Druck auch noch ein christliches Fitnesstraining hinzu? Bestimmt nicht!
Auf jeden Fall hilft der Wein wenig – es hilft nicht, wenn wir uns betäuben und vor der Wirklichkeit oder vor uns selbst davonlaufen.
Meint Paulus, Christen dürften nicht erschöpft, frustriert oder einfach schlecht drauf sein, sie sollten immer happy sein und lächeln?
Nein!
Macht das Beste aus eurer Zeit, gerade weil es schlimme Tage sind. Paulus gibt uns eher ein Entlastungsprogramm für die Tage, die wir am liebsten streichen würden, die grauen Tage, die schwere Zeit.
Was entlastet uns?
Ich will es mit der letzten Strophe aus dem Eingangslied von Jochen Klepper sagen:
Gott will mich am Morgen jeden Tages umhüllen mit seinem Wort und Licht, verheißen und erfüllen, damit mir nichts gebricht, will vollen Lohn mir zahlen, fragt nicht, ob ich versag, sein Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag.

Singen wir die Strophe bitte! (452,5)

Selbst die grauen Tage sind nicht nur grau.
Da ist noch etwas anderes: Licht von Gott.
Gott will uns mit seinem Licht umhüllen.
Wir sind getauft. Wir gehören zu Gott.
Wir sind Menschen im Licht Gottes.
Das Licht scheint von Ostern her in unser Leben.
Jesus ist durch die tiefste Finsternis gegangen
und er ist auferstanden.
Er ist bei uns, auch an den dunkelsten Tagen.
Es gibt Tage, die wie ein finsteres Tal sind.
Menschen in Krankheit und seelischem Leid kennen sie. Menschen, die vor lauter Sorgen keine Ruhe finden. Düster und bedrängend ist auch das, was wir falsch gemacht haben, worin wir gescheitert sind und schuldig geworden sind.
Dunkel sind die Tage durch die Nachrichten von Krieg und Leid in der Welt. Gerade erleben furchtbar viele Menschen dunkle Tage.
Macht das Beste aus eurer Zeit, gerade weil es schlimme Tage sind. Trotz allem ist da das Licht – daran halten wir uns fest.
Daran, dass Gott alle seine Geschöpfe liebt.
Daran, dass Gott Gutes für uns will.

Singen wir bitte: Christus, dein Licht verklärt unsere Schatten (Neue Lieder 11)

Natürlich kennen wir alle die Tage, die so schlecht laufen und an denen uns alles grau erscheint. Natürlich gibt es in jedem Leben finstere Täler, schwere, belastende und traurige Zeiten.
Gute Ratschläge erreichen uns dann oft nicht, wenn wir über düsteren Gedanken brüten.
Vielleicht kann ein Lied unsere Seele trotzdem erhellen. Wir singen mit einander und füreinander. Tragt euch gegenseitig Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder vor. Singt für den Herrn und preist ihn aus vollem Herzen! Wir erleben, was da in uns zum Klingen kommt und uns gut tut.
Lasst euch vom Geist Gottes erfüllen – Musik ist eine der Lieblingssprachen des Heiligen Geistes.
Gott will uns heilsam unterbrechen,
uns aufatmen lassen.
Selbst die grauen Tage sind nicht nur grau.
Gottes gutes Wort an uns will helle strahlen.
Jesus Christus will uns trotz allem
Hoffnung und Freude schenken.
Er ist unsere Stärke, unser Licht. Amen

Neue Lieder 180

Dass wir uns nicht fürchten, dazu gib uns deinen Geist, du, unser Gott.
Dass wir dankbar erkennen, wieviel Gutes du uns schenkst, dazu gib uns deinen Geist, du, unser Gott.
Dass wir auch an grauen und düsteren Tagen auf dich sehen und unser enges Herz weiter wird, dazu gib uns deinen Geist, du, unser Gott.
Erfülle uns, erfülle die Welt mit deinem Geist.

Wir bitten für die Menschen in schlimmen Kriegstagen,
für die Opfer von Bomben und Raketen, in zerstörten Häusern, in Luftschutzkellern, auf der Flucht.
Gib ihnen Mut und Kraft für diese Zeit.
Wir bitten für unsere Kranken, Menschen, um die wir uns sorgen. Wir bitten für alle, denen ihr Leben nur sinnlos und grau erscheint. Richte sie auf. Zeig ihnen durch andere Menschen, durch uns, dass du uns alle liebst.
Bewahre uns selbst an den unerträglichen Tagen.
Wir bitten für unsere Kinder und Enkel, für unsere Eltern und Großeltern.
Wir bitten für deine Kirche. Sei bei unserer Gemeinde und auf dem Weg als Teamgemeinden, bei unseren Nachbarn und Freunden in der katholischen Gemeinde und in unserer Partnergemeinde in Sundhouse.

Vaterunser

430,1+2+4 Gib Frieden, Herr, …

Segen
Orgelnachspiel

Du bist ein Gott, der mich sieht. Gottesdienst mit Vorstellung der Konfis zu Gen/1.Mose 16

25.9. Vorstellung der Konfis:
Du bist ein Gott, der mich sieht

617,1+2+6 Kommt herbei, singt dem Herrn
Votum
Gruß
Ps 139 = 966.1
Ehr sei dem Vater

Auf dich will ich hören, Gott.
Mach mich dazu bereit.
So viele reden auf mich ein. Sie wollen meine Aufmerksamkeit, meine Zeit, meine Überzeugung.
Ich soll folgen, ein Follower sein, ein guter Kunde.
Ich soll mein Leben optimieren, das Beste herausholen.
Auf dich will ich hören. Hilf mir zu unterscheiden.
Hilf mir Nein zu sagen, wenn es nötig ist,
Ja zu sagen, wenn ich es wagen soll.
Auf dich will ich hören. Begleite mich auf meinem Weg.
Leite mich auf ewigem Wege.
Amen

Hier hängt seit einigen Monaten schon ein Mobile.
Das haben die letzten Konfis gestaltet.
Jeder von ihnen hat ein solches Perlenarmband, die Perlen des Glaubens. Die Perlen könnt ihr hier sehen, eine goldene Gottesperle, Perlen der Stille, Perlen des Geheimnisses, der Wüste, der Nacht, der Auferstehung, der Liebe, der Gelassenheit. Die Perlen zeigen: „Du, Gott, bist immer bei mir.“ Man kann mit dem Armband vor Gott nachdenken und beten.
Wir haben das Mobile für euch Konfis noch eine Weile hängen lassen. Es passt zu dem Motto für euren Jahrgang: „Du bist ein Gott, der mich sieht“
Wir wünschen euch, dass Gott für euch ein „Du“ wird,
ein Gegenüber, dem ihr vertrauen könnt:
„Du siehst mich, Gott, du bist bei mir.“

Jetzt nenne ich eure Namen und bitte euch nach vorne zu kommen, damit wir alle euch einmal sehen:

Christine: Wir beten für unsere Konfis:
Guter Gott, begleite die Jugendlichen und uns alle in diesem Jahr, dass es ein gutes Jahr wird, mit Spaß, mit Freude am Glauben und mit wertvollen Erfahrungen.
Hilf uns, dass wir gut aufeinander achten und einander verstehen. Sei bei uns mit deinem Geist. Stärke uns. Segne uns. Amen

Neue Lieder 130 Du siehst mich

Vor 125 Jahren malte der Maler Paul Gaugin ein große Bild mit dem Titel: „Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“ Er musste gerade sehr viel Schweres verkraften und es ging ihm gar nicht gut. Da hat er in seiner Sprache mit einem Bild nachgedacht.
Wir fragen uns auch manchmal, was wohl aus uns wird, wohin wir gehen. Wie geht es weiter diesem Herbst mit der Pandemie, dem Krieg, der Energiekrise. Wie wird sich der Klimawandel noch auswirken? Als Jugendlicher fragt man sich: „Wer bin ich? Wie will ich sein?“ Aber auch Erwachsene fragen sich das immer wieder.
Auch um solche Fragen geht es für euch im Konfi-Jahr. Und euer Motto „Du bist ein Gott, der mich sieht“ gibt eine Hilfe, dass wir eine Antwort finden.

Ich erzähle die Geschichte aus der Bibel, in der dieser Satz steht:
Abraham und Sara bekommen kein Kind.
Sie warten schon viele Jahre vergeblich – viele wissen, wie schmerzlich das ist. Damals war es noch viel schlimmer. Eine Frau ohne Kinder war nichts. Ein Paar ohne Kinder hatte keine Zukunft.
Sara hat eine ägyptische Sklavin. Hagar heißt sie.
Sara sagt zu ihrem Mann: „Du siehst, Gott hat mir keine Kinder geschenkt. Aber vielleicht kann ich durch meine Sklavin zu einem Sohn kommen. Ich überlasse sie dir.“ Rechtlich gelten die Kinder der Sklavin als ihre. Abraham macht mit und schläft mit Hagar. Die ägyptische Sklavin Hagar wird also seine Nebenfrau. Und sie wird schwanger. Als sie merkt, dass sie ein Kind bekommt, beginnt sie ihre Herrin zu verachten. „Ich bin schwanger und du nicht.“ Das tut weh. Sara beschwert sich bei Abraham. Abraham erwidert: „Sie ist deine Sklavin. Mach mit ihr, was du für richtig hältst!“
Sara will Hagar demütigen. Die niedrigsten Arbeiten muss sie verrichten. Sie soll es merken, wer die Herrin ist und wer die Sklavin. Da hält es Hagar nicht mehr aus. Sie läuft davon.
Vieles an dieser Geschichte ist weit weg von uns, eine andere Zeit, eine kaum verständliche Kultur.
Aber den Kern verstehen wir ganz direkt:
„Ich bin besser als du.“ meint Sara.
„Du bringst es nicht.“ sagt die Sklavin zu ihr.
Und Sara in ihrer Wut: „Dir werd ich´s zeigen!“ Abraham versagt auf ganzer Linie.
Davon erzählt die Bibel ganz offen.
Wie geht es weiter, nachdem Hagar weggelaufen ist? Ich lese vor aus 1.Mose 16:
Der Bote des HERRN aber fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Schur. Und er sprach: Hagar, Magd Saras, wo kommst du her, und wo gehst du hin? Und sie sagte: Vor Sara, meiner Herrin, bin ich auf der Flucht. Da sprach der Bote des HERRN zu ihr: Kehr zurück zu deiner Herrin und ertrage ihre Härte. Und der Bote des HERRN sprach zu ihr: Ich werde deine Nachkommen reichlich mehren, dass man sie nicht zählen kann in ihrer Menge.
Dann sprach der Bote des HERRN zu ihr:
Sieh, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären, und du sollst ihn Ismael nennen, denn der HERR hat auf deine Not gehört. …
Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr geredet hatte: Du bist El-Roi, Gott sieht mich. Denn sie sprach: Wahrlich, hier habe ich dem nachgesehen, der auf mich sieht.

Gott ist der El-Roi, der Gott, der mich sieht.
Gott sucht und findet Hagar.
Er sieht sie. Er fragt nach ihr.
Hagar ist Ausländerin. Sie ist Sklavin.
Und sie staunt: Mich sieht Gott! Nach mir fragt er!
Jede und jeder zählt für Gott.
In Zeiten der Sklaverei ist das revolutionär. Und auch für uns heute ist es nicht selbstverständlich: Jeder Mensch ist Gott wichtig, keine und keiner zu gering. Gott fragt nach uns.
In den Nachrichten werden Menschen zu Zahlen: 80 Millionen Flüchtlinge, 800 Millionen Hungernde, 1400 Opfer der Flut in Pakistan. Auf den Grabkreuzen in Isjium stehen nur Nummern. Geht ein einzelnes Leben in dieser Schar nicht unter? Ist es nicht belanglos, was irgendein Mensch auf dieser Welt leidet? Für diejenigen, die Städte bombardie-ren lassen, zählt ein Leben nicht. Aber für Gott zählt jede und jeder. Gott sieht sogar die entlau-fene Sklavin Hagar. Gott sieht mich. Gott fragt nach mir.
Wo kommst du her, und wo gehst du hin?
Ich frage mich das selbst: Wohin führt mein Leben? Auf jeden Fall kann ich nicht davonlaufen: vor meinen Schwierigkeiten, vor mir selbst.
Ich bin an diesen Platz gestellt.
Hier will und wird Gott mich segnen.
Hagar bleibt Sklavin – das passt uns heute nicht – aber sie kehrt stolz zurück: Ich bin wichtig für Gott und für meine Mitmenschen. Gott sieht mich. Gott hat etwas mit mir vor. Mein Leben hat ein Ziel.
Hagar muss ihre Herrin Sara nicht mehr verachten oder wegdrängen. Sie muss sich nicht mehr verzweifelt selbst behaupten. Sie ist von Gott angesehen. Sie hat ein Ansehen. Nichts und niemand kann ihr diese Gewissheit nehmen.
Abraham, Sara, Hagar sind keine strahlenden Glaubenshelden. Sie sind vom Leben gebeutelt. Sie stecken in ihren Zwängen und werden mit ihren Konflikten nicht fertig. So erzählt die Bibel.
So ähnlich sind wir auch oft. Gott sieht uns.
Gott sieht uns in dieser ungewissen und schwierigen Zeit. Gott weiß um das, was uns belastet und schier zu Boden drückt.
Wir haben einen Gott, der uns hilft.
Er nimmt selbst Teil an unserem Leben
– das erfahren wir durch Jesus.
Hagar muss ihren schweren Weg gehen.
Es bleibt ihr nicht erspart. Aber sie geht aufrecht, ein von Gott liebevoll angesehener Mensch.
Gott sieht uns.
Wir haben ein Ansehen, eine Würde. Wunderbar!
Der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstehen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Neue Lieder 186 Ob ich sitze oder stehe

Du, unser Gott, wir sind keine Marionetten, die du am Bändel führst, und doch sind wir, jede und jeder von uns, an unseren Platz gestellt und müssen die Aufgaben unseres Lebens meistern.
Hilf uns, unseren Weg, das Richtige für uns zu finden.
Gib uns Mut Ja zu sagen zu uns selbst und zu anderen, zu unseren Begabungen und auch zu unseren Herausforderungen.
Behüte uns in schweren Entscheidungen und in Zeiten großer Belastung.
Du siehst uns.
Du siehst jede und jeden.
Wir sind dir wichtig und lieb.
Dafür danken wir dir.
Behüte die, die sich wertlos und verachtet fühlen.
Stärke die, die angegriffen und verletzt werden.
Bring zur Umkehr die, die auf falschen Wegen sind, die anderen und sich selbst schaden.
Hilf denen, die ihr Leben wegwerfen.
Stärke die, die krank sind an Leib und Seele.
In der Stille denken wir an die Menschen, um die wir uns besonders sorgen und nennen dir ihre Namen.

Bewahre sie, bewahre uns alle.
Wir beten mit Jesu Worten
Vaterunser

EG 171

Segen

Predigt über Röm 8,26f am Sonntag Rogate 22.5.22

Alle telefonieren. Laut sprechend kommt mir jemand entgegen. Der ist doch allein. Mit wem redet der? Ach so, er spricht in sein Handy.

Eine Mutter schafft es, ihr Kind im Kinderwagen zu schieben, den Hund an der Leine zu halten und zugleich ihr Smartphone am Ohr zu haben.

Ganz zu schweigen von den vielen Autofahrern, die ihren Wagen steuern und mit einer Hand das Handy halten, was ja eigentlich verboten ist.     Alle telefonieren, manche anscheinend ohne Pause. Es gibt so viel Wichtiges zu sagen. Das Bedürfnis in Verbindung zu bleiben ist so groß.

Alle telefonieren? Nein, nicht alle. Manche nervt die dauernde Telefoniererei. Manche sind auch stumm, weil sie meinen: Wen sollten sie schon anrufen? Und was hätten sie zu sagen? Da ist keine Verbindung. Nicht aus technischen Gründen oder weil sie kein Handy haben. Sie wissen nichts zu sagen. Es soll auch Menschen geben, die so tun, als würden sie telefonieren. Sie wollen zu denen gehören, die viele Verbindungen haben.

 

„Betet!“ heißt es heute. „Bleibt in Verbindung mit Gott!“ So einfach ist das nicht. Wenn man schon so lange nicht mehr gebetet hat. Wenn einem zu belanglos scheint, was man sagen könnte, oder man nicht weiß, wie man es sagen soll. Wenn man nicht weiß: Ist da überhaupt eine Verbindung möglich? Hört Gott mich? Und auch, wenn es einem die Sprache verschlägt, wenn das, was geschieht, uns ratlos und sprachlos macht.

 

Hören wir zwei Verse aus dem Römerbrief dazu:  In gleicher Weise steht uns der Geist Gottes

da bei, wo wir selbst unfähig sind.

Wir wissen ja nicht einmal, was wir beten sollen. Und wir wissen auch nicht, wie wir unser Gebet in angemessener Weise vor Gott bringen.

Doch der Geist selbst tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein. Dies geschieht in einer Weise,

die nicht in Worte zu fassen ist.

Aber Gott weiß ja, was in unseren Herzen vorgeht. Er versteht, worum es dem Geist geht.

Denn der Geist tritt vor Gott für die Heiligen ein. (Röm 8,26f)

Paulus, der große Paulus schreibt von seiner Unfähigkeit zu beten. Selbst Paulus hat keinen heißen Draht zu Gott. Kopf und Herz sind besetzt. Worte bleiben aus oder fallen ins Leere. Keine Verbindung möglich. Wir wissen ja nicht einmal, was wir beten sollen. Und wir wissen auch nicht, wie wir unser Gebet in angemessener Weise vor Gott bringen.

Zum Glück hat Paulus das geschrieben.

Zum Glück hat er alle in das „Wir“ eingeschlossen.     Es mag Zeiten geben, da fällt es uns leicht zu beten, aber oft ist es nicht so und das kennen wir alle. Niemand muss sich dafür schämen.  Niemand muss sagen: „Das ist nichts für mich.  Ich kann eben nicht beten.“

Wir alle können sozusagen von Natur aus nicht beten. Und keine und keiner kann es besser,   zum Beispiel weil sie Pfarrerin ist oder er der Apostel Paulus.

Wir alle können es nicht und können es doch.

Weil der Geist Gottes uns beisteht. Weil der   Geist mit Seufzen und Flehen für uns eintritt.

Weil Gott unsere Herzen kennt

und unser Seufzen und Flehen versteht.

Wir können nicht beten und können es doch.

Denn Gott will die Verbindung mit uns.

Gott ist wie einer dieser Smartphonejunkies.       Er hat uns so viel Wichtiges zu sagen. Gott ist geradezu süchtig nach der Verbindung zu uns.

 

Auch wenn bei mir nur die Sehnsucht da ist: Eigentlich würde ich gern beten.

Auch wenn ich keine Worte dafür finde.

Gott hört es.

Er sieht mich und kennt mein Herz.

Und er schickt keinen weg.

Gott ist nicht wie ein beleidigter Freund, der sagt:           „So lange hast Du dich nicht gemeldet – dann brauchst Du jetzt auch nicht kommen, wo du Hilfe brauchst.“ Gottes Geist ist bei denen, die ihn brauchen, nicht nur bei den vorbildlichen Christen. Gerade den Schwachen hilft er auf. Nicht nur denen, die immer alles richtig gemacht haben. Denen, die keinen Rat wissen, die meinen, sie seien von Gott und der Welt verlassen, bei denen ist Gott mit seinem Geist.

 

Fangen Sie einfach an mit einem Satz:

„Gott, du kennst mein Herz.“

Oder: „Gott, hier bin ich vor dir.“

Und dann seien Sie still, warten Sie,

bleiben Sie vor Gott!

Vielleicht kommt nur ein Seufzen, oder ein „Danke“ oder viele Gedanken.

Vielleicht kennen Sie dann selbst Ihr Herz besser – und das ist eine Antwort.

Vielleicht hilft Gottes Geist auch, indem andere mit Ihnen beten, zum Beispiel hier in der Kirche.
Jesus hat sich Sprache zum Beten ausgeliehen.

„Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, hat er am Kreuz geschrien. Ein Psalm hat ihm geholfen, sich an Gott zu wenden. „Gott, hier bin ich vor dir. Wo bist du? Hör mich doch!“

Nehmen Sie einen Vers, wenige Worte,

sprechen Sie wieder und wieder,

etwa: „Herr, weise mir deinen Weg!“

Das reicht.

Ob Sie auf der Straße laufen und für sich beten, das geht gut. Ob Sie für Ihre Kinder und Enkel beten, besser noch mit ihnen. Ob Sie beim Autofahren beten, das ist nicht verboten. Und es geht ohne Handy. Die Verbindung ist da. Gott ist da.

 

Wir seufzen unter dem, was uns bedrückt.

Und schon, indem wir seufzen,

hilft der Geist uns auf. Die Verbindung ist da.

Gott hört und versteht uns.

Gott will ja unbedingt mit uns verbunden sein.

Darum ist er in Jesus Christus zu uns gekommen.

Er will bei uns sein, in allem, was uns bedrückt, im Leid und in der Schuld dieser Welt, sogar im Tod.

Nichts und niemand wird die Verbindung Gottes zu uns unterbrechen.

Gott hält die Verbindung zu uns, selbst wenn wir an unserer Verbindung zu ihm zweifeln.

Wir bleiben in seiner Liebe.

Amen