Archiv der Kategorie: Hausgottesdienste

Gottesdienst 18.6.23 Predigt Lukas 14,15ff

166,1+2+4
Votum
Gruß
Begrüßung
Psalm 36 = EG 719
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe.
HERR, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder
unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern
deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Ehr sei dem Vater

Alle Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel, Gott, eine Gemeinschaft aller Menschen,
aber wir erleben und wissen um Abgrenzung, Feindschaft, Hass und Gewalt unter uns Menschen.
Alle Menschen, eingeladen und gesättigt von dir,
Du Gott des Lebens, Du lässt uns hoffen,
Du findest Dich nicht ab mit Unrecht und Not,
mit dem Leid und der Gewalt.
Bring uns auf den Weg Deiner Gerechtigkeit, Gott, überwinde unsere harten Herzen,
erbarme Dich unser.
Kyrie

Jesus spricht: Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.
Ehre sei Gott in der Höhe
179,1

Das Leben und volle Genüge, sagt Jesus.
Die Fülle des Lebens von Gott.
Wir sind so oft in Frage gestellt, angegriffen, bedrängt, aber das Leben selbst ist uns von Gott geschenkt.
Wir danken Gott für die Kinder …. Und wir zünden ihre Taufkerzen an:

Joh 8,12

EG 590 Ein Kind ist angekommen
… Taufe

Neue Lieder 2

So muss es gewesen sein bei Jesus, wie wir gerade gesungen haben: Sie bringen ihre Kinder zu Jesus, ihre Kranken und Alten und Lahmen.
Es kommen Leute, die etwas bei ihm suchen, Heilung, Gemeinschaft, eine Perspektive für ihr Leben. Und Jesus selbst geht zu denen am Rand, zu Verachteten, Ausgegrenzten und zu Sündern.
Gerade sitzt Jesus bei ganz anderen Leuten am Tisch. Bei einem führenden Pharisäer ist er zu Gast. Da geht es fromm und gebildet zu, aber viele seiner sonstigen Gesellschaft passen hier nicht dazu. Ein Kranker kommt. Jesus heilt ihn. Zum Ärger seines Gastgebers geschieht das am Sabbat.
Einer setzt sich auf den Ehrenplatz an der Spitze der Tafel. Jesus sagt: „Mach dich nicht selbst groß! Setz dich lieber unten hin – vielleicht bietet man dir dann einen besseren Platz an.“
Die Pharisäer wollen Gott ganz nahe sein.
Sie folgen in allem genau Gottes Gebot.
Sie nehmen Gott ernst – das ist gut.
Aber sie stehen in der Gefahr überheblich zu sein. „Wir sind die wahren Frommen. Wir leben, wie es Gott gefällt. Wir sind nicht so wie die Sünder.“
Bevor ich nun unseren Predigttext lese, muss ich nochmal einen Schritt zurückgehen: Wir sehen die Pharisäer durch eine sehr kritische Brille. Lange wurden sie vor allem als unehrliche, engstirnige Leute dargestellt – und leider war diese Sicht gegen alle Juden gerichtet, antisemitisch.
Als das Neue Testament geschrieben wurde, einige Zeit nach Jesus, waren Juden Gegner der Christen geworden. Sie konkurrierten miteinander. Die Pharisäer waren die prägende Gruppe der Juden. Trotzdem: das Christentum entsteht aus dem Judentum. Jesus ist selbst Jude und steht den Pharisäern gar nicht so fern. Er kritisiert ihre Selbstgerechtigkeit – die gibt es allerdings sehr wohl auch unter uns Christen.
Heute ist Jesus also zu Gast bei den Pharisäern.
Einer sagt – damit beginnt unser Predigttext. (Lukas 14,15ff:) »Glückselig ist, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf!«
Jesus antwortet: »Ein Mann veranstaltet ein großes Festessen und lädt viele Gäste ein. Als das Fest beginnen soll, schickt er seinen Diener los und lässt den Gästen sagen: ›Kommt, jetzt ist alles bereit!‹ Aber einer nach dem anderen entschuldigt sich. Der erste sagt zu ihm: ›Ich habe einen Acker gekauft. Jetzt muss ich unbedingt gehen und ihn begutachten. Bitte, entschuldige mich!‹ Ein anderer sagt: ›Ich habe fünf Ochsen-gespanne gekauft und bin gerade unterwegs, um sie genauer zu prüfen. Bitte, entschuldige mich!‹ Und wieder ein anderer sagt: ›Ich habe gerade erst geheiratet und kann deshalb nicht kommen.‹
Der Diener kommt zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wird der Hausherr zornig und sagt zu seinem Diener: ›Lauf schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt. Bring die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten hierher.‹ Bald darauf meldet der Diener: ›Herr, dein Befehl ist ausgeführt, aber es ist immer noch Platz.‹ Da sagt der Herr zu ihm: ›Geh hinaus aus der Stadt auf die Landstraßen und an die Zäune. Dränge die Leute dort herzukommen, damit mein Haus voll wird!‹ Denn das sage ich euch: Keiner der Gäste, die zuerst eingeladen waren, wird an meinem Festessen teilnehmen!«
Wer wird teilnehmen am Festmahl Gottes? Wer ist glückselig und sitzt im Himmel an Gottes Tafel?

Vielleicht sind die Pharisäer ja so von sich überzeugt, dass sie meinen: „Ich gehöre auf jeden Fall dazu. Ich bin so fromm und gerecht, ich habe mir meinen Platz im Himmel schon verdient.“
Nicht wahr, es schüttelt einen geradezu bei so viel arroganter Selbstherrlichkeit. Es gibt solche Leute, wie gesagt, durchaus auch bei uns Christen.
Glückselig ist, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf! – vielleicht ist das auch als selbstkritische Frage gemeint: „Bin ich gut genug für Gottes Festmahl? Bin ich nicht doch oft zu wenig fromm, zu egoistisch, zu hart zu meinem Mitmenschen?“
Jesus erzählt als Antwort seine Geschichte.
Jesus fragt nicht: „Wer ist gut genug für Gott?“. Bei ihm steht nicht der Mensch und seine Leistung im Mittelpunkt, sondern der Hausherr: Gott.
Gott lädt ein zu seinem Fest.
Das ist entscheidend.
Am Ende feiern nicht die, die sich das irgendwie verdient haben, sondern die, die sich über die Einladung freuen und sie annehmen.
Gott lädt uns Menschen ein.
Gott sucht den Menschen.
Das ist so etwas wie der rote Faden der ganzen Bibel. Gott spricht Abraham an und will dass er ihm vertraut. Gott ruft Mose aus dem Dornbusch. Er sucht sein Volk auf, er rettet sie aus Sklaverei und Verfolgung. Gott will, dass sie ihn als ihren Gott annehmen und ihm antworten. Unendlich geduldig sucht Gott uns Menschen und lädt uns ein. Jesus sagt über sich: Ich bin gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.
Es ist von Anfang bis zum Ende eine Einladung, ein liebevolles, geduldiges Werben Gottes um uns. So auch hier: Ein Festmahl ist bereitet. Alles ist schön geschmückt. Es duftet nach köstlichen Speisen. Die Getränke stehen bereit. Jetzt lässt der Hausherr seine Gäste rufen: Kommt, jetzt ist alles bereit! Aber sie haben Besseres vor. Als hätten sie nicht längst von dem kommenden Fest gewusst, haben sie anderes geplant, wichtige Geschäfte und Termine. Keine Zeit für Gottes Fest. Was für ein Affront! Ich bin sicher, der Hausherr weiß, was für Leute er einlädt, wie stur und unberührbar sie sind. Er versucht es trotzdem.
Sie sollen doch das Fest nicht verpassen!
Sie liegen ihm doch am Herzen.
Wir liegen Gott am Herzen.
Der rote Faden durch die Bibel ist Gottes Einladung an uns, seine Liebe, seine Geduld.
Gott wartet auf uns. Frei sollen wir ihm antworten.
Es gibt auch ein „Zu spät“, dass wir ein Leben lang das Fest versäumen. „Jetzt ist die Zeit!“ – die Losung des Kirchentages. „Kehrt um, glaubt an das Evangelium!“ sagt Jesus.
Die Geschichte geht weiter. Zornig ist der Hausherr, traurig über die, die sich abwenden.
Aber nun wendet er sich denen zu, die sich über seine Einladung freuen: Arme, Verkrüppelte, Blinde, Gelähmte, Leute von der Landstraße, Leute, die nur bedürftig sind, die nichts zu bieten haben, die voller Freude die Einladung annehmen.
Wer wird teilnehmen am Festmahl Gottes?
Alle, die sich einladen lassen, und besonders die, die wissen, wie bedürftig sie sind.

Wer sind Sie in dieser Geschichte? Ein Pharisäer, fest im Glauben, selbstbewusst, mit Gott vertraut? Eine oder einer derjenigen, die keine Zeit für Gottes Einladung haben? Eine oder einer der Armen, der Bedürftigen von der Straße, die sich einfach nur freuen über das Fest?
Wir sind vielleicht von allen etwas,
mal selbstherrlich, mal viel zu beschäftigt,
mal auch sehr bedürftig. Wir sind nicht gut genug.
Aber schauen wir mit Jesus weg von uns selbst auf den Hausherrn, auf den Gastgeber, auf Gott:
Gott lädt und ein. Gott will mit uns sein Fest feiern.
Glaubt nur sein Evangelium, sein gutes Wort!
Kommt, jetzt ist alles bereit!
Amen

625,1+2+4

Ruf uns, Gott, rüttel uns wach, lass uns keine Ruhe!
Dass wir nicht vergessen, was wirklich zählt.
Dass unsere Seele nicht hungrig bleibt,
trotz allem, was wir kaufen und besitzen.
Dass wir dem Bund mit dir treu bleiben.
Lass uns keine Ruhe, bis wir umkehren von Habgier und Rücksichtslosigkeit, vom Leben auf Kosten anderer und auf Kosten deiner Schöpfung
Hilf uns, dass wir deine Gaben erkennen,
den wahren Reichtum, den du uns schenkst.
Du, unser Gott, wir bitten dich um Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen, für die Opfer der Kriege und Konflikte in der Welt, und für die, die in ihrer Not flüchten müssen.
Wir bitten dich für unsere Alten und Kranken.
Wir bitten für unsere Familien, für Kinder und Enkel.
Wir bitten für unsere Gemeinde und die Freunde in der katholischen Gemeinde und in Sundhouse.

Vaterunser

610

Segen

Gottesdienst am 11.6.23 und Predigt 1.Joh 4,16-21

447,1-3+6+7
Votum
Gruß

Psalm 34,2-11 = 914.1
Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den Herrn
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der Herr
und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des Herrn lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!
Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Reiche müssen darben und hungern;
aber die den Herrn suchen,
haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.

Ehr sei dem Vater..

Barmherziger Gott,
du lässt uns mit allen Sinnen
deine Freundlichkeit erfahren.
Aus deinen Worten hörne wir
Trost und Mahnung für unser Leben.
Am Kreuz deines Sohnes sehen wir,
wie grenzenlos deine Liebe ist.
In Brot und Wein
Schmecken wir deine Vergebung
und erleben neue Gemeinschaft
in deinem Geist.
Mit allen Kräften wollen wir dich loben.
Unser ganzes Leben gebe dir Dank.

Kyrie

Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns,
dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat,
damit wir durch ihn leben sollen.

Ehre sei Gott in der Höhe…

326,1+7

Gott, du Quelle des Lebens,
ohne dich können wir nichts tun.
Darum hoffen wir auf deine Hilfe:
Gib uns deinen Geist, dass wir wollen, was du willst,
und tun, was deiner Liebe entspricht.
Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt.
Amen

Der Evangelist Lukas betont sehr, wie Jesus vor der Gefahr des Reichtums warnt. Jesus erzählt vom Reichen, der blind und taub ist für den Armen vor seiner Tür. Er ist auch taub für Gottes Wort. Die Geschichte von Lazarus, Lukas 16:
Einst lebte ein reicher Mann. Er trug einen Purpurmantel und Kleider aus feinstem Leinen. Tag für Tag genoss er das Leben in vollen Zügen. Aber vor dem Tor seines Hauses lag ein armer Mann, der Lazarus hieß. Sein Körper war voller Geschwüre. Er wollte seinen Hunger mit den Resten vom Tisch des Reichen stillen. Aber es kamen nur die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Dann starb der arme Mann, und die Engel trugen ihn in Abrahams Schoß. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Im Totenreich litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham und Lazarus an seiner Seite. Da schrie er: ›Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Bitte schick Lazarus, damit er seine Fingerspitze ins Wasser taucht und meine Zunge kühlt. Ich leide schrecklich in diesem Feuer!‹
Doch Abraham antwortete: ›Kind, erinnere dich: Du hast deinen Anteil an Gutem schon im Leben bekommen – genauso wie Lazarus seinen Anteil an Schlimmem. Dafür findet er jetzt hier Trost, du aber leidest. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Abgrund. Selbst wenn jemand wollte, könnte er von hier nicht zu euch hinübergehen. Genauso kann keiner von dort zu uns herüberkommen.‹
Da sagte der Reiche: ›So bitte ich dich, Vater: Schick Lazarus doch wenigstens zu meiner Familie. Ich habe fünf Brüder. Lazarus soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen!‹
Aber Abraham antwortete: ›Sie haben doch Mose und die Propheten: Auf die sollen sie hören!‹
Der Reiche erwiderte: ›Nein, Vater Abraham! Nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie ihr
Leben ändern.‹
Doch Abraham antwortete: ›Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören – dann wird es sie auch nicht überzeugen, wenn jemand von den Toten aufersteht.‹

Chr: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg. Halleluja!

Halleluja

Wir bekennen unseren Glauben mit dem Lied: Unser Gott hat uns erschaffen – wenn Sie möchten, stehen Sie dazu auf
Neue Lieder 198

1.Joh 4,16-21
Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt, und haben diese Liebe im Glauben angenommen.
Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden.
(wörtlich: der bleibt in Gott und Gott in ihm)
Darin hat die Liebe bei uns ihr Ziel erreicht:
Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Jesus Christus mit dem Vater verbunden ist, so sind es auch wir in dieser Welt. In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe. Bei dem, der sich fürchtet, hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht.
Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
Wer behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Bruder und seine Schwester hasst, ist ein Lügner. Denn wer seine Geschwister nicht liebt, die er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Dieses Gebot hat uns Gott gegeben: Wer ihn liebt, soll auch seine Geschwister lieben.

„Wie kann man nur so blöd sein!“ Viele haben den spannenden letzten Spieltag der Bundesliga verfolgt und sich darüber aufgeregt, dass Borussia Dortmund sich die Chance entgehen ließ, Bayern München endlich, nach zehn Jahren vom Thron zu stoßen. Sie waren so kurz davor und haben es doch versemmelt.
„Wie kann man nur!“ Schon Wochen und Monate sind die sexuellen Übergriffe des obersten Polizei-beamten der Aufreger in Baden-Württemberg.
„Wie kann man nur!“ – viele Nachrichten und Zeitungskommentare reden im Tonfall ungläubiger Empörung über Dummheit und Verwerflichkeit.
Wehe dem, der Fehler macht! Ein Shitstorm bricht los. Sofort fallen politische Gegner darüber her. Die öffentliche Meinung ist gnadenlos. Wir sind gnadenlos. Und wehe uns, wenn wir uns selbst sagen müssen: „Wie konnte ich nur so blöd sein! Wie konnte ich das nur tun!“ Wir sind ja selbst unsere härtesten Richter.
Darum fürchten wir das Gericht. Die Szene mit Lazarus in Abrahams Schoß ist mir unangenehm.
An den Tag des Gerichts mag ich nicht denken.
Denn ich weiß, wie hart ich selbst oft urteile.
Und ich ahne, wie wenig ich vor strengem Urteil bestehen mag. Jesus wird kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Viele mittelalterlichen Bilder zeigen Christus, den Richter und die Qualen der Hölle – ein weit verbreitetes Angstbild!
Hätten die Künstler und die Theologen doch besser gelesen, zum Beispiel unseren Predigttext: Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Jesus Christus mit dem Vater verbunden ist, so sind es auch wir in dieser Welt. In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe.
Die Liebe macht den Unterschied.
Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt.
Die Liebe macht den Unterschied zwischen Zuversicht und Furcht.
Lesen wir besser! Schauen wir genau hin!
Das Wort Zuversicht, parrhesia, stammt aus der politischen Sprache der griechischen Demokratie. Es bezeichnet den Freimut alles zu sagen, offen zu reden, vertrauensvoll seine Meinung zu sagen. Offenbar herrschte, zumindest im Ideal, eine Atmosphäre, in der jeder sich getrauen konnte etwas zu sagen, ohne empörtes, hämisches oder hasserfülltes Geschrei der anderen zu fürchten.
Eine Atmosphäre, in der ich auch Unsicherheit, Fragen, Fehler eingestehen kann.
Das wäre schön, wenn in unseren politischen Diskussionen mehr parrhesia, Freimut herrschte, ein offener, angstfreier, fehlerfreundlicher Umgang miteinander, wenn wir nicht ständig im Tonfall der Empörung, Ablehnung und Besserwisserei übereinander herfielen. Ja, das wäre schön.

Gleich nach dem schönen Satz, Gott ist Liebe, schreibt Johannes vom Gericht. Ist das nicht ein Widerspruch? Es ist nicht so, als hätte Gott noch eine andere, düstere Seite. Das Gericht gehört zu Gottes Liebe. Das Gericht deckt auf, was der Liebe widerspricht. Gott ist nicht gleichgültig, was wir tun und wie wir leben. Aber den Tag des Gerichts müssen wir dennoch nicht fürchten. Wir werden voll Zuversicht sein. Wir werden freimütig auch unsere Fehler sehen und eingestehen.
Die Furcht rechnet mit Strafe. Aber: in der Liebe gibt es keine Furcht. Gott schenkt uns Frei-Mut, wahrhaftig von unseren Fehlern zu reden, Verantwortung zu tragen.
Wir rechnen nicht mit Strafe, sondern wir hoffen: Gott vergibt uns. Wir sind in der Liebe Gottes.
Wir haben durch Jesus erkannt, dass Gott uns liebt, und haben diese Liebe im Glauben angenommen.
Gott ist Liebe. Gott ist seiner Schöpfung und uns Menschen ganz und leidenschaftlich zugewandt.
Es wird ja zuweilen etwas verächtlich vom „lieben Gott“ geredet, wie von einem vertrottelten Onkel.
Liebe ist nicht harmlos und nett. Liebe will etwas.
Liebe sehnt sich nach Antwort.
Gott will unsere Antwort.
Die Liebe ist verletzt, wenn die Antwort gleichgültig und missachtend ist.
Wir missachten die Liebe Gottes, wenn wir unsere Mitmenschen verachten und ihnen Unrecht oder gar Gewalt antun – der Brief sagt „hassen“.

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Die Liebe Gottes sucht eine Bleibe in uns. Wir bekommen eine Bleibe in Gott, in der Liebe.
Wie ein Raum, in dem wir zuhause sind und der uns seinerseits erfüllt und prägt. Im Haus der Liebe herrscht nicht das Recht des Stärkeren. Im Haus der Liebe gibt es keine Gewalt, kein Unrecht, sondern wir stehen füreinander ein und suchen Frieden und Gemeinschaft.
Gott ist Liebe und wir leben in der Liebe,
wir bleiben in Gott und Gott in uns.
Das sind Sätze, die der Welt, so wie sie ist, widersprechen. Wer glaubt, dass Gott Liebe ist, muss dem Hass widersprechen.
Johannes schreibt damals an Christen, die ihren Glauben als Flucht aus der Welt verstehen. Mit der bösen Welt wollen sie so wenig wie möglich zu tun haben. Johannes schreibt: Gott ist Liebe. Ihr seid in der Liebe. Darum kann euch die Welt nicht gleichgültig sein.
Uns kann nicht gleichgültig sein, dass Hass und Hetze uns entzweien, dass die Atmosphäre im politischen Diskurs so oft vergiftet ist, dass Unrecht und Gewalt herrschen. Wir mischen uns ein und wir hoffen auf Gott, der Liebe ist, und auf sein Haus der Liebe, in dem wir leben.
Amen

Neue Lieder 93

Wir feiern das Mahl unseres Herrn….

Wir danken dir, Gott, dass du uns deine Liebe schenkst, dass wir in Brot und Wein Gemeinschaft mit Jesus erfahren, Vergebung und Hoffnung uns zugesagt sind.
Deine Liebe will verändern, was so nicht weitergehen kann, dass Menschen in Frieden und ohne Furcht leben, dass wir gemeinsam nach guten Lösungen für Probleme suchen und uns einsetzen, dass deine Schöpfung nicht zerstört wird, sondern bewahrt.
Mach uns zu Botinnen und Boten deiner Liebe.
Bewahre die Menschen, die vom Krieg getroffen sind, in der Ukraine, im Sudan, im Jemen. Steh denen bei, die sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden. Bring die Machtsüchtigen und Skrupellosen zur Vernunft.
Wir bitten dich für deine Kirche, für die Bewegung des Kirchentags, für Christinnen und Christen in Kommu-nitäten, für uns in der Gemeinde, dass deine Liebe uns erfüllt und treibt, dass wir bei denen sind, die Streit schlichten, Versöhnung und Gerechtigkeit fördern und Menschen in Leid trösten.
In dir lass uns bleiben allezeit. Amen

430,1-3
Segen
Orgelnachspiel

Gottesdienst an Pfingsten 2023, Predigt über 1.Kor 2,12-16

EG 130,1-3
Votum
Gruß

Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten – so beginnt die Erklärung Martin Luthers zum dritten Teil des Glaubens-bekenntnisses.
Gottes Geist weckt Glauben und Liebe und Hoffnung in uns. Der Heilige Geist bringt uns zusammen und macht uns zu Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi.

Gott spricht: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen.

Ehr sei dem Vater..

Gott, wir kommen vor dich, inmitten all dessen, was uns täglich in Atem hält, voller Durst nach Leben.
Erfrische uns mit deiner Gegenwart.
Erfülle uns mit deinem Geist.
Belebe uns, wenn wir erschöpft sind,
müde geworden, enttäuscht, verzagt.
Lass uns nicht resignieren vor Unrecht und Konflikten.
Locke uns, dich zu suchen, dein Wort neu zu entdecken.
Mach uns aufmerksam für dich, für unsere Mitmenschen, für das Leben.
Reinige uns von allem, was dein Ebenbild in uns verzerrt.
Komm, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer
deiner göttlichen Liebe.

Kyrie

So spricht der Herr: Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre. Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen. (Jes 44,3)
Ehre sei Gott in der Höhe
179,1

Komm, Schöpfer Geist,
erleuchte uns mit deinen Gaben,
heilige und erhalte uns im rechten Glauben,
komm, Geist der Liebe Christi,
wirke in uns.
Amen

Thomas: Wir hören Verse aus dem Johannesevangelium im 20. Kapitel. Jesus hat sich am Ostermorgen Maria von Magdala gezeigt. Sie hat ihn erst erkannt, als er sie mit Namen ansprach. Dann läuft sie zu den anderen und erzählt: Ich habe den Herrn gesehen. Und weiter:
Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat. Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!« Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch!«
Dann hauchte er sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist!«
(Joh 20,19-23a)

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist. Halleluja!

Wir bekennen unseren Glauben mit Worten von Jörg Zink und Rainer Röhricht:

Wir glauben an Gott.
Wir sind nicht allein.
Wir sind geborgen.
Wir sind frei.

Wir glauben an den göttlichen Geist,
den Geist der Freiheit,
der uns verbindet
zu der einen umfassenden Kirche.

Wir glauben an Jesus Christus,
der Gott zeigt und vertritt,
der das Reich des Friedens verkündete
und aus Liebe zu uns starb.

Wir glauben, dass Jesus lebt.
Er befreit uns von Schuld,
von Angst und Tod.
Er hilft uns leben.

Wir glauben an den Gott,
der die Welt schafft und erhält,
der will, dass wir mit ihm wirken,
der Welt und den Menschen zugute.

Wir glauben an den lebendigen Gott,
der die Welt vollendet und erneuert,
der auch uns bewahrt und neu schafft
zu unvergänglichem Leben.
Amen.

EG 586

Es ist ein Wort ergangen, das geht nun fort
und fort. Gott spricht in diese Zeit hinein: Unwiderstehlich, begeisternd, treffend.
Gott spricht damals in Jerusalem durch die Jüngerinnen und Jünger. Auf einmal reden sie. „Wir können nicht schweigen über Jesus.“, sagt Petrus, als sie ihn vor dem Hohen Rat verhören. Die Angst ist verschwunden.
Der Heilige Geist begeistert und befreit, er schafft Klarheit und Erkenntnis. Menschen verstehen, obwohl sie verschiedene Sprachen sprechen.
Wie sehr wünschen wir uns Verständigung! Verständigung zwischen den Völkern, Frieden, Verständigung, wo wir in unseren Blasen leben und einander gar nicht zuhören können, Verständigung in festgefahrenen Beziehungen.
Viele reden nur, um sich durchzusetzen, ihre Macht zu zeigen, Recht zu haben. Es geht ihnen nicht darum zu verstehen und zu verbinden.
Worte wie Sprengsätze jagen durch die Medien.
Wir feiern Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, das Fest des Verstehens.
Hören wir den für Pfingsten vorgeschlagenen Predigttext. Paulus schreibt im 1.Korintherbrief:

Wir haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt. So können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. Davon reden wir nicht in Worten, wie sie die menschliche Weisheit lehrt. Sondern wir reden in Worten, die der Geist Gottes lehrt. Mit seinen Worten erklären wir, was er selbst uns offenbart.
Der Mensch nimmt mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht das an, was vom Geist Gottes kommt. Er hält es für Dummheit und kann damit nichts anfangen. Denn nur mithilfe des Heiligen Geistes kann es richtig eingeschätzt werden. Aber ein von Gottes Geist erfüllter Mensch kann das alles richtig einschätzen. Dabei kann sich kein anderer ein Urteil über ihn anmaßen. Denn „wer kann feststellen, was der Herr im Sinn hat, und ihn beraten?“ (Jes 40,13) Aber was wir im Sinn haben, das kommt von Christus her.
(1.Kor 2,12-16 Basisbibel)

Ist Paulus etwa auch so einer, der nur seine eigene Wahrheit gelten lässt? Das klingt doch total arrogant: „Wir haben Gottes Geist. Wir können alles beurteilen, aber keiner kann uns beurteilen.“
Ich erschrecke geradezu. So hat sich die Kirche und so haben sich Kirchenleute oft benommen: Selbstgerecht, unfähig zu Kritik, am Ende sogar bereit Verbrechen systematisch zu vertuschen, wie es der Bericht der Erzdiözese Freiburg vor ein paar Wochen zeigte. Um Himmels Willen, Paulus!

Wir haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt.
Paulus geht es um Unterscheidung, aber nicht um Überlegenheit. Gott ist gerade nicht auf der Seite der Sieger, sondern bei den Opfern. Gott ist am Kreuz. Durch Jesus am Kreuz erkennen wir, was Gott uns geschenkt hat. Paulus war nach Korinth gekommen und hat gepredigt. Er schreibt wenige Verse vorher: Ich bin aber nicht mit großartigen Worten oder mit Weisheit aufgetreten. Denn ich hatte beschlossen, bei euch nur über eines zu reden: Ich verkünde euch Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist.
Den leidenden Sohn Gottes am Kreuz hielten und halten viele für eine Dummheit. Jesus zeigt den Jüngerinnen und Jüngern seine durchbohrten Hände und gibt ihnen dann den Heiligen Geist. Er macht aus ihnen nicht eine mächtige Elite, sondern Botinnen und Boten seines Evangeliums. Die Liebe und Güte Gottes sollen sie leben und verkünden.
Nur wer von Gott angerührt ist, erkennt Jesus. Für viele ist Jesus nichts als ein Mensch, ein besonderer Mensch vielleicht, beeindruckend, mutig, liebevoll, konsequent, vielleicht auch ein Spinner, aber nur ein Mensch. Für uns ist Jesus Gottes Sohn, ganz eins mit Gott, sitzend zur Rechten Gottes, und doch bei den Menschen im Dunkel und im Leid, bei Opfern von Unrecht und Gewalt.

Die Gemeinde in Korinth ist bunt und voller Gegensätze wie unsere Welt heute. Da sind Vornehme und Gebildete und Hafenarbeiter und Sklaven, Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturen. Konflikte bleiben nicht aus. Paulus rügt in diesem Brief den Hochmut derer, die sich elitär gebärden, und die Rücksichtlosigkeit der Reichen, die beim Mahl nicht auf die Armen warten. Paulus preist Glaube, Liebe, Hoffnung als Gaben des Geistes, die größte aber ist die Liebe.
Wir können erkennen, was Gott uns schenkt.
Nur durch den Heiligen Geist wird Gott erkannt.
Paulus ermutigt die einfachen Leute und alle Christinnen und Christen: Ihr habt den Geist empfangen. Und er warnt: Lasst euch nicht vom Geist dieser Welt bestimmen.

Wir haben den Geist Gottes empfangen.
Ist das nicht ein wenig vermessen? Getrauen Sie sich zu sagen: „Ich habe den Heiligen Geist oder den Geist Christi“? Ich möchte Sie ermutigen: Wir können erkennen, was Gott uns durch Jesus geschenkt hat. Wir haben den Heiligen Geist, denn er wirkt in uns Glauben, Hoffnung und Liebe. Wir haben den Heiligen Geist, obwohl unser Glaube oft schwach ist, obwohl wir zuweilen verzagt sind und obwohl wir immer wieder auch lieblos und hart sind. Das ist kein Widerspruch, sondern gerade das Große: Gott wirkt in uns, obwohl wir so sind, wie wir sind. Der Heilige Geist lässt sich auf uns mit unserer Fragwürdigkeit ein.
Gott verwandelt unsere engen Grenzen in Weite. Lassen Sie sich durch niemanden einreden, Sie wären nicht gut genug, um wirklich Christ zu sein! Es genügt, dass wir Jesus Christus kennen und dass wir wissen, was Gott uns mit ihm schenkt. Wir müssen keine Superchristen sein. Wir müssen nur auf Christus sehen. Ja, wir haben den Geist Gottes empfangen, denn wir wissen, wie sehr Gott uns liebt. Das genügt.
Alle Pfingstlieder sind freilich Bittlieder. Wir bitten um Gottes Geist. Wir vertrauen, dass Gott uns seinen Geist schenkt, aber wir verfügen nicht über Gottes Geist. Wir beten: „Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Glaubenden!“

Die Gemeinde darf nicht auseinanderfallen.
Der Heilige Geist ist „das Wir in Person“.
Der Geist Jesu Christi hält uns zusammen.
Und doch führen Christen gegen Christen Krieg und berufen sich dabei sogar auf Gott.
Die Propaganda des Patriarchen von Moskau für Putin und seinen Krieg ist gotteslästerlich.
Viele haben den Aufruf zum Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus der ökumenischen Gemeinschaft unterstützt. Dennoch will der Ökumenische Rat die Verbindung zu den Christen in Russland nicht abschneiden. Am letzten Montag fand in Moskau wieder ein Gespräch zwischen Patriarch und führenden Vertretern des Ökumenischen Rates statt um die russisch-orthodoxe Kirche umzustimmen. Trotz der schrecklichen Situation hoffen wir auf Verständigung und Frieden. Die Welt ist zerrissen von Konflikten, Unrecht und Gewalt.
Der Geist der Welt sagt: „Du kannst sowieso nichts verändern. Hol das Beste für dich heraus!“ Wir aber haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt. Wir beten: „Komm, Heiliger Geist, verwandele die Welt, erneuere deine Schöpfung und fange bei uns an!“
Amen

Neue Lieder 105 Atme in uns, Heiliger Geist

Herr, du hast dein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit gerufen. Gib uns Kraft und Mut, uns denen zuzuwenden, die Gerechtigkeit brauchen.
Mache uns fähig, ihre Bedürfnisse zu erkennen und Hilfe zu leisten.
Sammle uns durch deinen Heiligen Geist in die eine Herde Jesu Christi, unseres Hirten.

Gütiger und liebevoller Gott, öffne uns die Augen, damit wir den Auftrag erkennen, der uns mit allen unseren christlichen Brüdern und Schwestern verbindet: das Recht und liebevolle Güte deines Reiches sichtbar werden zu lassen.
Hilf uns, unsere Nächsten so aufzunehmen, wie dein Sohn uns aufgenommen hat.
Hilf uns, großzügiger zu sein, wenn wir die Gnade bezeugen, die du uns umsonst schenkst.

Gott der Hoffnung, hilf uns, uns daran zu erinnern, dass du in unserem Leiden bei uns bist. Hilf uns, füreinander zur Hoffnung zu werden, wenn die Hoffnungslosigkeit unser Herz heimsucht wie ein ungebetener Gast. Gewähre uns die Gabe, in deinem liebenden Geist verankert zu sein, wenn wir zusammenarbeiten, um alle Formen von Unterdrückung und Ungerechtigkeit auszumerzen. Gib uns den Mut, zu lieben, was, wen und wie du liebst, und diese Liebe in unserem Handeln auszudrücken. Durch Christus, unseren Herrn.
Amen

Christus betet für seine Kirche, dass wir eins seien, erfüllt und geleitet von seinem Geist. Er lädt uns ein an seinen Tisch, dass wir schon jetzt seinen Frieden und seine Gemeinschaft feiern.

(Abendmahl)

EG 133,1+5+7+8

Segen

Christi Himmelfahrt, Gottesdienst am 18.5.23 und Predigt über Lk 24,44-53

EG 119
Votum – Amen
Gruß – und mit deinem Geist
Menschen reißen Macht an sich, beherrschen und unterdrücken andere. Aber ihre Macht ist begrenzt und endlich. Wir rühmen Gottes Macht mit Worten des Psalms. Psalm 111 ist ein kunstvoll gestalteter alphabetischer Psalm – jede Zeile beginnt mit dem nächsten Buchstaben des Alphabets.

Psalm 111:

א Ich will dem Herrn von ganzem Herzen danken
ב im Kreis der Aufrechten und seiner Gemeinde.
ג Groß sind die Taten des Herrn.
ד Alle, die sie lieben, erkunden sie gern.
ה Pracht und Schönheit umgeben sein Tun,
ו und seine Gerechtigkeit steht fest für immer.
ז Feste hat er bestimmt, die an seine Wunder erinnern.
ח Reich an Gnade und Barmherzigkeit ist der Herr.
ט Die ihn verehren, hat er mit Essen versorgt.
י Für alle Zeit denkt er an seinen Bund.
כ Seinem Volk bewies er die Kraft seiner Taten.
ל Er gab ihnen Land aus dem Besitz der Völker.
מ Was seine Hände tun, ist zuverlässig und gerecht.
נ Auf alle seine Gebote kann man bauen.
ס Sie bleiben für immer und ewig,
ע zuverlässig und ehrlich werden sie befolgt.
פ Er hat für die Befreiung seines Volkes gesorgt
צ und seinen Bund für immer festgesetzt.
ק Sein Name ist heilig und zu fürchten,
ר Weisheit beginnt mit Ehrfurcht vor dem Herrn.
ש Rechte Einsicht gewinnen alle, die sich daran halten.
ת Das Lob seiner Taten bleibt für immer bestehen.

Ehr sei dem Vater…

Gott, Vater im Himmel.
Anfang und Ende bist du, Herrscher und Hirte.
Oft tun wir so, als wäre der Himmel leer und die Erde sich selbst überlassen, unserer Willkür überlassen.
Lass uns aufschauen zu dir. Bewahre uns davor, dass wir immer nur auf uns selbst starren.
Die Trägheit nimm von uns.
Gib uns deinen Geist, Mut und Geduld, Fantasie und Kraft, in deinem Namen zu handeln, deinen Willen zu tun. Erbarme dich.

Kyrie

Gott hat Christus erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass alle Zungen bekennen sollen: Christus ist der Herr.
Ehre sei Gott in der Höhe – und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen..

EG 120

Jesus Christus. Der Himmel ist offen –
du zeigst uns die Erde.
Du bist bei Gott – du bist uns nah.
Du hältst Himmel und Erde in deinen Händen –
du hältst auch uns.
Dir sei Ehre
Amen

Lesung Epheser 1,19-23
Ihr sollt begreifen,
mit welch überwältigend großer Kraft
Gott in uns Glaubenden wirkt.
So entspricht es der Macht und Stärke,
mit der er sein Werk vollbringt.
Diese Macht ließ er auch an Christus wirksam werden: Er hat ihn von den Toten auferweckt
und an seine rechte Seite im Himmel gesetzt.
Dort thront er hoch über Mächten und Gewalten, Kräften und Herrschaftsbereichen.
Er herrscht über alle,
deren Namen man im Gebet anruft –
nicht nur in dieser,
sondern auch in der kommenden Zeit.
Alles hat Gott ihm zu Füßen gelegt
und ihn zum Haupt über die ganze Gemeinde gemacht. Sie ist sein Leib.
So ist sie die ganze Fülle dessen,
der alles in allem erfüllt: Christus.

Gelobt sei Gott!
Halleluja!

Credo 023

123,1-4

Predigttext Lukas 24,44-53:
Jesus sprach zu seinen Jüngern: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen:
So steht’s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an seid ihr dafür Zeugen.
Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.
Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.
Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.

„Mit großer Freude“ kehren sie zurück nach Jerusalem.
„Siehe, ich verkündige euch große Freude,
die allem Volk widerfahren wird.“
So hat das Evangelium angefangen. So ruft der Engel an Weihnachten.
Lukas verkündigt die große Freude.
Immer wieder spricht er in seinem Evangelium davon. Wenn der verlorene Sohn zurückkehrt, wenn Jesus bei dem Sünder Zachäus am Tisch sitzt, wenn die Jünger erkennen, dass Jesus wahrhaftig auferstanden ist.
Da ist Grund zur Freude, wenn Menschen Gottes Liebe erkennen, wenn der Himmel gleichsam offen ist.
Jetzt stehen die Jünger erfüllt von großer Freude auf dem Berg und bald werden sie in aller Welt bezeugen, was sie so froh macht. Jesus wird zum Himmel erhoben, er ist nicht mehr da, aber die Jünger sind voll Freude.
Man könnte meinen, sie müssten traurig sein, weil sie ihn nicht mehr sehen, aber nein, mit großer Freude gehen sie und preisen Gott im Tempel.
Jesus ist „im Himmel“. Er ist bei Gott.
Er sitzt zur Rechten Gottes. Und er ist doch da. Jesus hält segnend seine Hände über sie.
Der Himmel ist offen. Das erfüllt sie mit Freude.
Oben auf einem Berg können wir erleben, wie sich unser Horizont weitet, je höher wir steigen. Wir sehen Tal und Berg, die Stadt, die Dörfer, die Straßen und denken an all die Menschen dort. Oben auf dem Berg stehen oft Kreuze – dieses hier oberhalb von Waldshut ist über 300 Jahre alt. Jesus hält segnend seine Arme auf und schaut uns an. Sonne und Mond hat der Künstler über Jesus dargestellt: Bei Tag und bei Nacht, in hellen und düsteren Zeiten, immer ist Jesus uns nahe und segnet uns.
Jesus hält segnend seine Hände über die Menschen. Die ganze Welt umfängt Jesus Christus mit seinen Segenshänden.
Jesus entzieht sich dem Blick und ist den Seinen doch ganz nahe. Sie sollen bleiben, warten, Kraft von oben empfangen.

Oft sehen wir den Himmel nicht offen, sondern grau in grau. Wir quälen uns mühsam durch unseren Alltag. Wir plagen uns mit Krankheit, Konflikten und Sorgen. Wir sehen in der Welt die zahllosen Probleme: Waldbrände in Kanada und Trockenheit in Spanien – der Klimawandel zeigt längst seine bedrohlichen Folgen. Der Krieg in der Ukraine geht immer weiter – wir sehen kein Ende des Blutvergießens, der Not der Flüchtlinge, der Lügen.
Dunkle Wolken, wohin wir sehen.
Ist dahinter überhaupt noch Licht?
Heute hören wir: Jesus sitzt zur Rechten Gottes – und wir singen: „Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig.“
Trotz der dunklen Wolken ist der Himmel offen und wir haben Grund uns zu freuen.
Die Jünger werden froh, als Jesus ihnen das Verständnis öffnet. Sie verstehen jetzt, was die Schrift sagt. Jesus musste so leiden, um das Dunkel zu besiegen. Gott hat seinen Sohn aus lauter Liebe gesandt. Er ist für die Welt gestor-ben und auferstanden. Jetzt bekommt alles Sinn und Ziel. Der Himmel ist offen. Das erkennen sie.
Ihre Situation hat sich damals eigentlich nicht verändert. Sie waren immer noch eine kleine und bedrohte Gruppe, deren Anführer vor kurzem als Verbrecher von Pilatus zum Tod verurteilt wurde.
Wie sollte es weitergehen? Jeder hätte wohl gewettet, dass die Jesusbewegung, wie so viele andere, einfach verschwindet. Und doch bleiben die Jüngerinnen und Jünger. Sie warten und beten und sind zuversichtlich, voll Hoffnung, dass Jesus ihnen auch jetzt Kraft gibt.

Wie gut, wenn Jesus uns das Verständnis öffnet, wenn Licht durch unsere Wolken bricht oder wir doch immerhin wissen, dass hinter den Wolken das Licht scheint.
Ein Mensch erkennt in seinem Leben mit allem Auf und Ab Zusammenhänge und erahnt gar einen Sinn.
Oder einer wagt Vertrauen zu einem anderen Menschen, obwohl er tief verletzt war.
Ein Mensch lernt mit dem zu leben, was ihn belastet, und freut dennoch sich seines Lebens.
Ein Trauriger darf erfahren: Jesus ist bei mir im Leid und sogar im Tod.
Ein Mensch hat versagt hat und ist schuldig geworden und er darf hören: Gott vergibt dir.
Kehr um. Fang neu an!
Hinter den dunklen Wolken über der Welt wissen wir: Gewalt und Unrecht werden ein Ende haben. Jesus Christus ist da.
Der Gekreuzigte und Auferstandene sitzt zur Rechten Gottes. Er ist eins mit Gott.
Jesus hat den Himmel für uns geöffnet.
Er umfängt und heilt unsere Welt mit seinem Segen.
Kein Dunkel und keine Macht der Welt kann uns trennen von der Liebe Gottes. Amen

Predigtlied 398

Voll Freude gehen die Jüngerinnen und Jünger ihren Weg. In dir, Jesus, ist Freude. Wir haben dich und nichts kann uns trennen von deiner Liebe.
Wir bitten für alle, die in ihrem Leben kein Licht erkennen.
Wir bitten für die Opfer von Dürre und Missernten,
von Bränden und Katastrophen, für die vielen, die keine Hilfe bekommen, die hungern und denen das Nötigste fehlt.
Wir bitten für Menschen, die unterdrückt und verfolgt werden, die ihre Meinung nicht äußern dürfen.
Für Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden.
Für die Millionen Flüchtlinge.
Hilf uns zu einer gerechten, menschlichen Flüchtlingspolitik hier in Europa.
Gib Frieden, Herr, für die Ukraine, für den Sudan, für alle Völker, die unter Krieg leiden.
Deine Freude schenke den Trauernden, den Leidenden, den von Sorgen Geplagten, den Überforderten.
Dein Licht erbitten wir für alle in unserer Gemeinde, besonders für die Jugendlichen, die am Sonntag konfirmiert werden.
Bewahre deine Kirche in allen Konfessionen.
Segne uns, Jesus Christus.

Vaterunser

Schlusslied 581

Segen

Gottesdienst am 7.Mai 23 Konfirmationsjubiläum, Predigt über 1.Sam 16,14-23

440 All Morgen ist ganz frisch und neu
Votum
Gruß

„Kantate, singet“ heißt dieser Sonntag in der Osterzeit.
Dankbar loben wir Gott für unser Leben. Sie denken heute an Ihre Konfirmation vor vielen Jahren: Gott hat Sie begleitet in all der Zeit.
Wir danken Gott und preisen ihn für Jesus Christus und feiern im Abendmahl die Gemeinschaft mit ihm.

Singet dem HERRN ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.
Jauchzet dem Herrn alle Welt,
singet, rühmet und lobet!

Ehr sei dem Vater …

Barmherziger Gott,
deine Stimme hat alles, was ist, ins Dasein gerufen. Unser Singen und Spielen soll ein Echo geben
auf deine Güte. Wir preisen dich.
Wir singen über deine Schöpfung und das Wunder des Lebens und wir beklagen die Gewalt gegen deine Geschöpfe.
Wir preisen das Glück, deinen Namen zu kennen und dir nahe zu sein und bekennen unsere Selbstsucht und Gleichgültigkeit
Wir loben deine Gerechtigkeit und protestieren gegen das Unrecht, an dem die Welt leidet.
Höre uns, wenn wir rufen: Herr, erbarme dich.

Kyrie …

Jesus Christus, der Auferstandene, sagt uns zu:
Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.

Ehre sei Gott in der Höhe …
99

„Wer singt, betet zweifach“ soll Augustinus gesagt haben. Mit Leib und Seele und aus ganzem Herzen singen wir.
Auf dem Weg nach Jerusalem erreichen die Pilger den Punkt, an dem sie die Stadt zum ersten Mal erblicken und sie brechen in Lobgesang aus. Lukas berichtet, wie die Jüngerinnen und Jünger an dieser Stelle Jesus preisen:
So kam Jesus zu der Stelle, wo der Weg vom Ölberg nach Jerusalem hinabführt. Da brach die ganze Schar der Jüngerinnen und Jüngerin lauten Jubel aus. Sie lobten Gott für all die Wunder, die sie miterlebt hatten. Sie riefen: »Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe!«
Es waren auch einige Pharisäer unter der Volksmenge. Die riefen ihm zu: »Lehrer, bring doch deine Jünger zur Vernunft!« Jesus antwortete ihnen: »Das sage ich euch: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien!«

Jauchzet Gott, alle Lande, Halleluja!
Halleluja
Credo
503,1+8+13+14

„Du bist aber groß geworden.“, hörten wir als Kinder manchmal, und manche bekamen das auch noch bei der Konfirmation gesagt. Heute sagt das niemand mehr zu uns. Früher waren wir jung und schön, jetzt sind wir nur noch schön. Früher fragten wir uns: „Was wird aus mir?“, heute fragen wir eher: „Was ist aus mir geworden?“
Wir sind groß geworden wie der Baum im Lied: Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum und lass mich Wurzel treiben – vieles ist gewachsen in Familie, Beruf, in den Kreisen unseres Lebens, vieles wurde auch abgeschnitten oder ist verkümmert. Darunter gibt es noch eine tiefere, verborgene Schicht, unsere Wurzeln, das Fundament, unsere Kraftquellen.
In unserem Predigttext entfalten sich zwei Lebens-schicksale und sie sind dabei eng miteinander verknüpft, König Saul und der junge David. Der eine ist auf dem absteigenden Ast, der andere steigt auf. Trotz ihrer Konkurrenz finden sie zusammen durch Musik. 1.Samuel 16, 14 ff:

Der Geist des Herrn hatte Saul verlassen. Von Zeit zu Zeit quälte ihn aber ein böser Geist, der seine Stimmung verfinsterte. Auch der kam vom
Herrn. Da sprachen Sauls Leute zu ihm: »Du weißt, dass es ein böser Geist ist, durch den Gott deine Stimmung verfinstert. Unser Herr braucht nur etwas zu sagen, deine Knechte stehen bereit. Wenn du es willst, suchen wir einen Mann, der auf der Harfe spielen kann. Wenn dann der böse Geist Gottes über dich kommt, gleitet seine Hand über die Saiten. Und gleich wird es dir besser gehen.« Saul antwortete seinen Leuten: »Also gut! Seht euch um nach einem Harfenspieler und bringt ihn zu mir!« Da meldete sich einer von den jungen Leuten und sagte: »Ich weiß von einem! Es ist der Sohn Isais aus Betlehem. Der kann Harfe spielen. Er ist mutig und ein guter Soldat. Klug ist er auch und sieht gut aus. Ja, der Herr ist mit ihm!« Saul ließ Isai durch Boten ausrichten: »Schick deinen Sohn David zu mir – den, der die Schafe hütet!« Daraufhin nahm Isai einige Laibe Brot, einen Krug Wein und ein Ziegenböckchen. Damit schickte er seinen Sohn David zu Saul. So kam David zu Saul und trat in seinen Dienst. Saul liebte ihn und machte ihn zu seinem Waffenträger. Darum ließ er Isai die Botschaft überbringen: »Lass doch David in meinem Dienst bleiben. Denn mir gefällt, wie er seine Aufgaben erfüllt.« Sooft aber der böse Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Harfe zur Hand und spielte. Da konnte Saul befreit aufatmen und es ging ihm besser. Denn der böse Geist hatte ihn verlassen.

Saul war einmal ein prächtiger Kerl, einen Kopf größer als alle anderen. Aber was ist jetzt aus ihm geworden! Der Lack ist ab. Er ist verbraucht vom ständigen Ringen mit Gegnern, ein grimmiger, gebeugter Mann. Und schlimmer ist, was tief in ihm geschehen ist, an der Wurzel: er hat das Vertrauen verloren; er hat sich abgewendet von Gott und Gott von ihm. Ein böser Geist plagt ihn und wird von Zeit zu Zeit übermächtig. Ist das Krankheit, Depression, Burnout? Vielleicht sieht er einfach nur, dass seine Zeit bald vorbei sein wird – das ist schwer genug. Wir fragen uns: Wie kann es sein, dass der böse Geist auch vom Herrn kommt? Aber darauf bekommen wir so wenig eine Antwort wie auf die Frage, warum es manchen so unverdient gut geht und anderen so unverdient schlecht. Was ist nur aus Saul geworden!
Da kommt David, jung, smart, tapfer, charmant, klug und schön – die Herzen der Frauen und der Männer fliegen ihm zu; er ist everyones darling, „David“ bedeutet „Liebling“. Und noch mehr und vor allem: der Herr ist mit ihm.
Wir wissen, wie das enden wird und staunen umso mehr. David wird glänzenden Erfolg haben. Er ist ein skrupelloser Machtmensch, ein genialer Typ, ein Verführer. Auch vor Verbrechen schreckt er nicht zurück. Aber David hat auch die andere Seite: Er spielt Harfe, singt, dichtet – ob die Psalmen wirklich von ihm stammen ist fraglich, aber dies ist seine Art sich zu Gott zu wenden, zu beten. David wird schwere Schuld auf sich laden, doch kehrt er immer wieder zu seinen Wurzeln zurück – der Herr ist mit ihm.
Am Ende werden sich diese beiden einen brutalen Machtkampf liefern. Aber jetzt, als alles beginnt, gibt es Momente tiefer gegenseitiger Zuneigung. Saul liebt ihn, so heißt es und er macht ihn zu seinem Vertrauten. Er kann befreit aufatmen. Der böse Geist verlässt ihn.
Was ist das, was sie beide fasziniert und verbindet, was Saul zu seiner alten Form verhilft: Musik. Wenn David spielt und singt, sind sie ganz bei sich, im Frieden, bei Gott. Wir kennen nicht die Melodien, aber viele Texte in den Psalmen, die David zugeschrieben werden. Der Herr ist mein Hirte – du bist bei mir im finsteren Tal.
Oder: Aus der Tiefe rufe ich zu dir.
Und: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.
Angst, Scham, Verzweiflung, und auch Freude, Befreiung, Stolz und Zuversicht, für alles findet er Sprache und Melodie. Saul kann wieder aufatmen und zu sich kommen. Für kurze Zeit ist alles gut.
Auch vor 3000 Jahren verstehen sie schon etwas von Musiktherapie. Aber hier geschieht mehr. Der böse Geist weicht. Es ist, als ob Gott sich hier selbst zurückhält. David und Saul lassen sich tragen von der Musik. Sie finden darin Kraft und Ruhe und vielleicht auch Hoffnung auf Frieden.

Die Kämpfe in Ihrem Leben sind hoffentlich nicht so dramatisch wie bei Saul und David, der Blick zurück und nach vorn hoffentlich nicht von bösen Geistern geplagt. Aber es gibt auch für uns das, was David und Saul in den guten Momenten erleben. Es gibt Momente, in denen wir Kontakt haben zu unseren Wurzeln. Wir erkennen, was unser Leben trägt. Wir wissen: Gott ist uns nah. Halten Sie das für sich fest, die Quellen der Kraft, sei es Musik, gute Worte oder etwas anderes! Spüren Sie dem nach, wie Gott unser Leben hält!
Und weil es so ist, weil wir glauben, dass Gott unser Leben hält, darum hoffen wir auch für die Welt, dass die bösen Geister in ihr am Ende besiegt sind, dass endlich Frieden einkehrt.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Neue Lieder 56 Ich sing dir mein Lied

(Segnung der Jubilare, Abendmahl)

Für deinen Segen in unserem Leben danken wir dir, unser Gott. Du warst und bist bei uns in glücklichen und in schweren Zeiten. Dir vertrauen wir uns an.
Segne die Menschen, die uns nahe stehen.
Wir bitten dich für die, um die wir uns sorgen, die neue Lebensabschnitte beginnen, die vor Entscheidungen stehen, die traurig sind nach Trennung und Abschied, die krank und leidend sind. Stärke und behüte sie und gib uns Möglichkeiten ihnen beizustehen.
Wir bitten dich um Frieden. Bewahre die Völker vor Krieg und Leid. Wehre der Gewalt und dem Unrecht. Gib den Verantwortlichen Einsicht und die Bereitschaft Konflikte ohne Gewalt zu lösen.
Wir bitten für die Menschen in der Ukraine, in Syrien, in Israel und den Palästinensergebieten, im Jemen, Iran und in den vielen Konfliktregionen der Erde.
Wir bitten für Politikerinnen und Politiker, die sich einsetzen für ein gutes, friedliches Miteinander und für die Bewahrung der Schöpfung. Wir bitten auch für unsere Stadt und unser Land.
Segne deine Kirche, Gott. Wir bitten dich für unsere katholischen Geschwister und die Freunde in Sundhouse im Elsaß. Bewahre und behüte uns, Gott, Amen

EG 331, 1-3

Segen

Gottesdienst am Sonntag 23.4. mit einem Bild von Bärbel Bähr aus dem Zyklus Wasserwelten, Predigt über Joh 4,3-15

Orgelvorspiel: Peter Planyavsky (*1946) Toccatina

455 Morgenlicht leuchtet
Votum
Gruß
Begrüßung: Wie schön, dass wir hier zusammen feiern
im Licht des Morgens. Wir feiern in österlicher Freude.
Und wir freuen uns die diesjährige Kunstausstellung mit Werken von Frau Bähr zu eröffnen.
Heute ist der Sonntag vom Guten Hirten.
Wir beten gemeinsam Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Ehr sei dem Vater

Hüter des Lebens,
du siehst uns,
du siehst, wie wir Mühe haben
in einer Zeit,
in der alles möglichst schnell gehen muss,
in einer Gesellschaft,
die gnadenlos über Menschen urteilt,
in einer Welt,
deren Probleme uns überfordern.
Du weißt, wie leicht wir uns verirren
in trübe Gedanken,
in leeres Gerede,
in achtloses Tun.
Suche uns,
wenn wir nicht wissen,
wohin wir gehören.
Finde uns,
wenn wir uns verkriechen.
Du, unser Hirte,
rufe uns in deine tröstliche Nähe.
Amen

274,1-3

Assoziationen zum Bild von Bärbel Bähr aus dem Zyklus „Wasserwelten“:

Ganz nah gehe ich heran zum Bild,
als wollte ich eintauchen in das Blau,
ich taste über die Oberfläche
rissig, narbig, faltig,
wie Haut, wie Rinde, Leder, Haar

„das Bild wächst mir entgegen“
ich webe mich in die Risse hinein
ich ahne tiefere Schichten
unter der Oberfläche
von vielen Lasuren geborgen
noch zu spüren in Narben, Falten

ich stehe am Teich
halte mich fest am Stamm der Birke
Wind streicht über das Wasser
spielt mit den Blättern
es ist still, nur der Wind, Vögel, Insekten
gelebtes Leben hat mich gezeichnet,
geprägt, Spuren hinterlassen

ich steige hinab in den Brunnen

Orgel Edvard Grieg, Abend im Hochgebirge op.68,4 (aus „Lyrische Stücke“)

Sigrid: Sören Kierkegaard schreibt über das Beten:

Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.

Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich ein größerer Gegensatz
zum Reden ist, ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht nur Schweigen ist,
sondern Hören.

So ist es: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, beten heißt, still werden und still sein und warten,
bis der Betende Gott hört.

Neue Lieder 130 Du siehst mich

„Gib mir etwas zu trinken!“
Da sitzt dieser Fremde am Brunnen und spricht sie an. Was für eine Situation – sie allein mit einem fremden Mann, noch dazu offenbar ein Jude! „Du bist ein Jude und ich eine Samariterin. Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?“
Sie ist irritiert, dass der Fremde sie anspricht.
Absichtlich kommt sie doch gerade zur heißesten Zeit an den Brunnen. Sie will niemanden treffen.
Andere kommen am Abend hierher um eine Weile zu bleiben, das Neuste zu erfahren, anzubandeln.
Sie hat genug davon. Die abschätzigen Blicke, das verletzende Gerede erträgt sie nicht mehr.
Um diese Zeit ist sie allein hier.
Aber nun ist der Fremde da.
Weiß er nicht, dass er eine Frau nicht einfach ansprechen kann? Und außerdem verachten die Juden die Samariter – sie schaut hinüber zu ihrem heiligen Berg, dem Garizim – ein Jude hütet sich aus dem Krug eines Samariters zu trinken.
Wer ist dieser Fremde, der sie so vertraulich anspricht? „Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?“
»Wenn du wüsstest, was für ein Geschenk Gott den Menschen macht und wer dich hier bittet: ›Gib mir etwas zu trinken‹! – dann würdest du ihn bitten, und er würde dir lebendiges Wasser geben!«
»Herr, du hast nichts, um Wasser zu schöpfen, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn dieses lebendige Wasser? Bist du etwa mehr als unser Stammvater Jakob? Er hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst hat daraus getrunken, ebenso seine Söhne und sein Vieh.«

Sie wundert sich immer mehr über ihn.
Warum spricht er so?
Wie kann er ihr Quellwasser geben?
Geht es darum überhaupt? Hat er gesehen, wie erschöpft und traurig sie daherkommt?
Sie kommt Tag für Tag hierher, schöpft aus dem alten Brunnen, sie schaut hinunter in die Tiefe und hinauf zum Berg, und sie fragt sich „wie geht es weiter mit mir?“ Es kommt ihr so vor, als ob der Fremde das alles weiß. Lebendiges Wasser, eine neue Quelle, neues Leben, das Alte hinter sich lassen – danach sehnt sie sich.
Jesus antwortet: »Wer von diesem Wasser hier trinkt, wird wieder Durst bekommen.
Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben.
Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.«
Wieder ist sie erstaunt und zugleich berührt.
Ewiges Leben, wahres Leben – sie hat oft das Gefühl am Leben vorbei zu gehen, nicht sie selbst zu sein, von den anderen verkannt, sich selbst ein Rätsel. Ihr wahres Leben finden, die Quelle in ihr selbst, ankommen bei sich, nicht wieder und wieder vergeblich sich abmühen.
„Herr, gib mir dieses Wasser!”

Ich vertiefe mich in das Bild aus den „Wasser-welten“ wie in ein Gespräch über mich selbst am Brunnen. Fremd und nah zugleich ist, was da zu mir spricht. Da sind Verletzungen, Lebenslinien, Gewachsenes und rätselhafte Tiefe.
Wahres, ewiges Leben – was heißt das?
Vieles im Leben bleibt fraglich und unklar.
Wir entscheiden und fragen uns zugleich, ob wir richtig entschieden haben. „Soll ich diese oder eine andere Ausbildung beginnen? Wohin geht mein Weg? Hat unsere Beziehung eine Zukunft?“ Im Hintergrund steht die Sorge, sich selbst zu verpassen, zu wenig vom Leben zu haben.
Vieles bleibt unfertig, bruchstückhaft, mittelmäßig. Wir müssen uns abfinden mit unseren Grenzen, mit Misserfolgen und Enttäuschungen.
Die Narben und Risse unseres Lebens bleiben, sie schmerzen zuweilen.
Wir müssen Abschiede verkraften, Spannungen, ungelöste Fragen, Leid ertragen.
Was heißt wahres, ewiges Leben?
Heißt es, alles Fragwürdige und Schwache, alles Leid und alle Grenzen sind überwunden?
Nein, all das, was uns angreift und Mühe bereitet, bleibt ein Teil von uns.
Ist das wahre Leben später irgendwann? „Wenn ich endlich erwachsen bin.“ „Wenn ich mein Karriereziel erreicht habe.“ „Wenn ich mein Haus abgezahlt habe.“ „Wenn ich in Rente gehe.“
oder gar: „Wenn ich gestorben bin.“?
Wir kennen manche Weisen uns zu vertrösten oder zu betäuben. Wir kennen das Gefühl, noch gar nicht wirklich zu leben.
Wir fürchten das Leben zu versäumen.

Jesus kennt den Durst nach Leben, die Sehnsucht nach dem wahren, echten, erfüllten, befreiten, glücklichen, eben „ewigen“ Leben.
Er macht der Frau am Brunnen ein ungeheures Versprechen: wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.
Und sie lässt sich jetzt darauf ein: Herr, gib mir dieses Wasser! Sie vertraut sich ihm an.

Ich schaue das Bild an, sehe es als Bild meines Gesprächs mit Jesus am Brunnen.
Jesus ist da, wie die Birke, bei der ich Halt finde, wie das tiefe schöne Blau, wie das wehende Haar.
Er ist da in den Rissen und Brüchen, in dem, was noch immer schmerzt wie eine Narbe, in dem, womit ich nicht fertig werde, was mich plagt, was mir ein Rätsel bleibt.
Jesus ist da in neuem Leben nach Krieg und Verwüstung.
Jesus ist da, wo wir leiden und wo wir hoffen.
Er sieht mich. Er sieht uns.
Es ist nicht auf einmal alles gut und heil,
aber es ist alles in seiner Hand.
Ich bin nicht befreit von aller Last und allem Leid, aber ich vertraue mich ihm an.
Das Wasser, das ich dir geben werde, wird in dir zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Neue Lieder 190 Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz

Sei du unser guter Hirte, Gott, Quelle des Lebens,
Kraft zum neuen Beginn.
Wir bitten dich für Menschen,
die blockiert sind von Enttäuschungen und Ängsten,
die nicht hinwegkommen über schmerzhafte Erfahrungen,
die es schwer haben auf andere zuzugehen.
Hilf uns, ehrlich und wertschätzend miteinander umzugehen.
Sei du unser guter Hirte, Gott, Quelle des Lebens,
Kraft zum neuen Beginn.

Wir bitten um neue friedliche Wege im Sudan,
in Israel und den besetzten Gebieten.
Steh denen bei, die von Krieg und Gewalt getroffen sind,
in der Ukraine, in Syrien, im Jemen.
Hilf den Flüchtlingen, den verletzten und verstörten Menschen.
Stärke und stütze alle, die sich für Frieden einsetzen
und den Opfern der Kriege beistehen.
Sei du unser guter Hirte, Gott, Quelle des Lebens,
Kraft zum neuen Beginn.

Wir bitten für Menschen, die uns nahe stehen, für unsere Konfis, für die Abiturienten in der Prüfung, für die, die sich in Schulen und Kindergärten einsetzen.
Wir bitten für unsere Kranken, für die Trauernden, für die Menschen, die in unseren Heimen leben und für die, die sich um sie kümmern.
Sei du unser guter Hirte, Gott, Quelle des Lebens,
Kraft zum neuen Beginn.

Wir bitten für unsere katholischen Geschwister, für alle, die sich für ihre Kirche einsetzen aber auch an ihr leiden.
Wir bitten auch für unsere Gemeinde und unsere Kirche.
Hilf uns, wahrhaftig und mutig mit Schuld umzugehen und denen beizustehen, denen Unrecht geschehen ist.
Sei du unser guter Hirte, Gott, Quelle des Lebens,
Kraft zum neuen Beginn.

Vaterunser

564,1+2

Segen

Gottesdienst am Ostersonntag 9.4.23, Predigt über 1.Kor 15,1-11

(Entzünden der Osterkerze)
Christus ist auferstanden
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Er ist das Licht der Welt.
Wer ihm nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.
Er ist das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet.

EG 100
Votum
Gruß

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!

Ehr sei dem Vater

Jesus, du lebst. Nun ist alles in einem neuen Licht.
Jesus, du lebst. Unser Leben ist voll Hoffnung.
Du lebst. Wir stimmen ein in dein Lob.
Überwinde das Dunkel in der Welt und in uns.
Herr, erbarme dich.

Kyrie

Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Gott sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.

Ehre sei Gott in der Höhe
99

Lebendiger Gott, du hast durch die Auferstehung deines Sohnes dem Tod die Macht genommen und lässt heute in aller Welt das Heil verkünden: Nimm Kleinglauben und Zweifel von uns und lass uns einstimmen in den Lobpreis all derer, die bezeugen, dass Christus von den Toten auferstanden ist und für uns lebt in Ewigkeit.
Amen

Evangelium Mk 16,1-8:
Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlrie-chende Öle. Sie wollten die Totensalbung vornehmen. Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab. Die Sonne ging gerade auf. Unterwegs fragten sie sich: »Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«
Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie, dass der große, schwere Stein schon weggerollt war.
Sie gingen in die Grabkammer hinein. Dort sahen sie einen jungen Mann. Er saß auf der rechten Seite und trug ein weißes Gewand. Die Frauen erschraken sehr.
Aber er sagte zu ihnen: »Ihr braucht nicht zu erschrecken! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde.
Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier. Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. Macht euch auf! Sagt seinen Jüngern, besonders Petrus: Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.«
Da flohen die Frauen aus dem Grab und liefen davon. Sie zitterten vor Angst und sagten niemandem etwas, so sehr fürchteten sie sich.

Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Halleluja!

Halleluja

Credo 023

111,1-3+13

Paulus schreibt im 1. Korintherbrief 15 (Luther): Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr’s umsonst geglaubt hättet.
Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas (Petrus), danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.

Er ist gesehen worden. Er ist gesehen worden.
Glaubt es nur, ihr Korinther und ihr Kenzinger!
Er ist gesehen worden.
Paulus zählt glaubwürdige Zeugen auf.
Viele glauben es dennoch nicht.
Denken Sie nach: wer sind Ihre Zeugen?
Ihre Eltern und Großeltern, Paten, jemand,
zu dem Sie in den Kindergottesdienst gingen,
eine Lehrerin, der Pfarrer, der Sie konfirmiert hat? Andere, denen Sie glauben konnten? Jemand der getrost gestorben ist? Zeuginnen und Zeugen aus der Bibel, in Filmen und Büchern? Die Reihe ist lang: Menschen, die glauben und uns Glauben vermitteln konnten.
Aber es gibt auch viele, die nicht glauben und die uns ebenfalls beeinflussen. So war es schon von Anfang an. „einige aber zweifelten“, obwohl sie ihn sehen, so berichtet Matthäus (28,17).

Heute vor 78 Jahren, am 9. April 45 ist ein großer Zeuge gestorben: Dietrich Bonhoeffer. Zusammen mit anderen Leuten des Widerstands wird er vier Wochen vor Kriegsende auf Befehl Hitlers umgebracht. Seine letzten bekannten Worte, als er zur Hinrichtung geholt wird, sind ein Gruß. Er bittet einen englischen Mitgefangen an seinen Freund Bischof Bell auszurichten: „Das ist das Ende, für mich der Anfang des Lebens.“
Wie kann jemand kurz vor seiner Hinrichtung so ruhig und stark sein? Bonhoeffer steht für mich in der Reihe der glaubwürdigen Zeuginnen und Zeugen. Er verzweifelt zuweilen als Gefangener, fühlt sich „unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig“. Dennoch schreibt er auch: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag“.
„Das ist das Ende, für mich der Anfang des Lebens.“ So möchte ich glauben. Um solch einen Glauben bitte ich. Und ich weiß doch: Auch tief gläubige Menschen können verzweifeln und sich vom Glauben abwenden. Es ist Gnade, Geschenk. Wir können nicht selbst schaffen, dass wir glauben oder gar zu Zeuginnen und Zeugen werden.

Das Ende Jesu ist der Anfang des Lebens.
Das bekennen Christen seit Ostern.
Aber am Anfang erschrecken die Frauen, als sie das leere Grab finden. Sie verstehen nicht. Einige halten, was sie sehen, für einen Geist. Thomas will erst Jesu Wunden befühlen, bis er es glaubt.
Es will uns nicht in den Kopf.
Tot ist tot. Wie kann es anders sein?
Jesus kehrt nicht zurück in sein altes Leben.
Es ist nicht so, als wäre sein Tod nur ein böser Traum und jetzt ist alles wie vorher.
Tot ist tot.
Täglich haben wir vor Augen, was an Leid und Schrecken in der Welt ist. Immer wieder müssen wir selbst Abschiede verkraften. So zerbrechlich ist das Leben – wir erschrecken tief, wenn uns das bewusst wird, wenn ein Unglück geschieht, wenn eine schlimme Diagnose uns betrifft, in der Zeit der Pandemie. Niemandem bleibt der Tod erspart und doch blenden wir dieses Wissen so oft aus.
Jesus stirbt, wie jeder Mensch sterben muss.
Er ist ein Mensch wie wir und ist doch einmalig in seinem Glauben, eins mit Gott.

Doch dann wird das Ende zum Anfang.
Er ist auferweckt. Auferstehung ist unser Wort für etwas ganz und gar Neues, ein neues Leben, eine neue Wirklichkeit, eine neue Dimension.
Es ist nicht unvernünftig mit Neuem zu rechnen.
Unser Verstehen von Leben muss einen Sprung machen, wie wissenschaftliche Forschung manchmal mit einer neuen Erkenntnis eine neue Sicht bekommt.
Gott schafft neue Wirklichkeit, neues Leben.
Seine Jüngerinnen und Jünger sehen Jesus.
Jesus lebt.
Ein neues Verstehen erschließt sich für sie.
Ihre Erkenntnis ist mit einem Sprung viel weiter.
Machtvoll, unwiderstehlich ist das Neue.
Im Licht von Ostern sieht alles anders aus.
Das Ende kann ein Anfang sein.

Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet.
Die Angst sitzt tief. Gewalt und Krieg erschrecken uns. Unfassbar sind Abschied und Tod.
Aber Leid und Tod behalten nicht das letzte Wort.
Das ist die Mitte unseres Glaubens.
Jesus ist für uns gestorben. Er geht uns voraus.
Er erschließt uns neues Leben.
So werden wir „Protestleute gegen den Tod“.
Wir sind Glieder in einer Kette, die einander die Botschaft vom Sieg des Lebens weitergeben.
Der Heilige Geist wirkt durch uns. Er benutzt unser Erzählen, dass er Glauben weckt.
Darum betont Paulus die Übereinstimmung mit der Schrift und die lange Reihe der Zeugen der Auferstehung. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
Seine Selbstbeschimpfung ist durchaus ernst gemeint und gut begründet. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.

Allein der Gnade Gottes verdanken wir,
dass der Glaube sich uns erschließt.
Der Gekreuzigte bleibt nicht im Tod.
Gott hält zu ihm.
Gottes Macht reicht weiter als die Macht des Todes. Gottes Licht ist stärker als die Finsternis. Gottes Kraft überwindet das Böse.
Wir erinnern uns gegenseitig daran: Der Tod hat seine Macht verloren. Das Leben siegt.
„Christus ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Durch Gottes Gnade glauben wir an Christus.
Wir hoffen über unsere engen Grenzen hinaus.
Der Tod behält nicht das letzte Wort.
Amen

117

Jesus, du lebst; wir feiern deine Auferstehung und danken dir. Hab Dank, dass wir zu dir gehören.
Hab Dank für die Hoffnung, die du uns schenkst.
Jesus, du lebst; der Tod behält nicht das letzte Wort.
Wir bitten dich für alle, die in Krieg und Not bestehen müssen, die verletzt oder bedroht sind, die flüchten müssen, die Eltern, Kinder, Angehörige verloren haben.
Für sie alle, für die Menschen in der Ukraine und in Russland, in Syrien, im Jemen, in Israel und Palästina, bitten wir um Hoffnung und Frieden, um Heilung und Versöhnung.
Hilf uns, Frieden zu stiften.
Mach uns bereit einander beizustehen.
Wir bitten dich für Menschen in Krankheit und Leid,
für die, um die wir uns Sorgen machen,
für die Menschen, die einen kranken Angehörigen pflegen und betreuen, für die Sterbenden und für die Trauernden. Lass sie alle, uns alle, auf dich sehen, Jesus.
Wir bitten für deine Kirche, für unsere Freunde in der katholischen Gemeinde und jenseits des Rheins.
Jesus, du lebst; erfülle uns alle mit österlicher Freude.

Vaterunser

108
Segen

Gottesdienst an Karfreitag, Predigt über Kolosser 1,12-20

91,1+2+5 Herr stärke mich, dein Leiden zu bedenken
Votum, Gruß
Gebet mit Psalm 22
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Ich schreie zu dir, Gott, aus zerstörten Städten und Flüchtlingslagern. Was ich gesehen habe, ist nicht zu ertragen. Was Menschen einander antun, ist unvorstellbar.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Ich schreie zu dir, Gott, aus Ländern, in denen nichts mehr funktioniert, in denen Gewalt und Willkür herrschen. Ich habe Angst um meine Kinder. Ich sehe keine Zukunft.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Ich schreie zu dir aus meiner inneren Not, aus
Krankheit, Verzweiflung, Trauer und Angst.
Aber du, Herr, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen.

75,1 Ehre sei dir Christe

Du, unser Bruder und Herr,
da stehen wir unter deinem Kreuz:
Wie fern Gott sein kann!
Finsternis zieht über das Erdreich.
Und du am Stamm, in dem alle Angst der Welt dröhnt.
Wer bist du? Weit weg ist der Tisch, das Brot, der Wein. Weit weg sind die Fischernetze am See, die wogenden Ähren am Sabbat, der Sturm auf dem Wasser und die Ruhe danach.
Wer bist du? Der Mensch, wie ihn Gott gewollt hat.
Der Mensch, in dessen Leib sich Nägel aus Hass und Spott bohren.
Zu dir, in dieser Stunde am Kreuz sagt Gott ja:
„Ja, mit dir bin ich. Dein Kreuz ist mein Kreuz.
Ein für alle Mal. Nichts trennt dich von mir.“
Da stehen wir unter deinem Kreuz und staunen,
wie nahe Gott uns ist. Nichts trennt uns mehr von ihm.
Wir beten in der Stille.

So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Amen

85,1 O Haupt voll Blut und Wunden

Lesung Joh 19,16-30
Da überantwortete Pilatus ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateini-scher und griechischer Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück.
Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll.
So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.«
Das taten die Soldaten.
Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund.
Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.

Neue Lieder 164 In einer fernen Zeit

Es ist vollbracht. Das Ziel ist erreicht.
Die ganze schreckliche Geschichte hat ein Ziel.
Jesus ist dort, wo es am schlimmsten ist.
Heute ist Jesus bei den geschundenen und fast schon ausgelöschten Menschen im Krieg, auf der Flucht, in Katastrophen, bei den vor Hunger sterbenden Kindern, auf der Krebsstation.
Die Finsternis tobt sich aus, aber ihre Macht ist schon gebrochen. Alles wird gut.
Alles wird gut, weil Jesus mitten hinein geht an die schlimmsten Orte, in das tiefste Dunkel, und weil mit ihm Gott selbst, das Leid und den Schrecken der Welt erträgt und überwindet.
Wenn irgendetwas den Namen Zeitenwende verdient, dann ist es das, was am Kreuz und an Ostern geschieht. Das Böse hat schon immer die Welt verdüstert, aber jetzt ist da Licht und Leben.
Unser Predigttext ist ein Danklied, ein Lob Christi.

Kol 1,12-20

Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Erbe der Heiligen, die im Licht leben. Er hat uns vor der Macht der Finsternis gerettet und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt. Der schenkt uns die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden.

Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,
der zuerst Geborene:
Vor allem Geschaffenen war er da.
Denn durch ihn wurde alles geschaffen,
im Himmel und auf der Erde.
Das Sichtbare und das Unsichtbare –
ob Throne oder Herrschaftsbereiche,
ob Mächte oder Gewalten –
alles wurde durch ihn geschaffen
und alles hat in ihm sein Ziel.
Er ist vor allem da,
und in ihm hat alles Bestand.
Und er ist das Haupt des Leibes – der Gemeinde.
Er ist der Anfang:
der erste der Toten, der neu geboren wurde.
In jeder Hinsicht sollte er der Erste sein.
Denn so hatte es Gott beschlossen:
Mit seiner ganzen Fülle wollte er
in ihm gegenwärtig sein.
Und er wollte,
dass alles durch ihn Versöhnung erfährt.
In ihm sollte alles zum Ziel kommen.
Denn er hat Frieden gestiftet
durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat.
Ja, durch ihn wurde alles versöhnt –
auf der Erde wie im Himmel.

Ein Hymnus heute an Karfreitag, geht das?
Der Hymnus wird eher leise gesungen, zögernd, denn die Finsternis ist noch nicht vorbei, die Mächte und Gewalten toben noch – die Welt ist für viele so „trostlos“, dass sie „um den Verstand bringt und in die Verzweiflung treibt“ (Henning Luther, Die Lügen der Tröster)
Der Hymnus kann nicht aus vollem Hals gegrölt werden, wie manche gern wieder Nationalhymnen singen, Augen geradeaus, Hand auf´s Herz.

Die Menschen in Kolossae, im Westen der heutigen Türkei, haben Angst vor den Mächten und Gewalten. Sie haben Erdbeben erlebt, politischen Druck und Verfolgung. „Was kommt da noch auf uns zu?“ In ihrer Angst wollen sie die Mächte besänftigen, die bösen Kräfte bannen. Sie meiden bestimmte Speisen. Sie beten zu Engeln. Sie achten auf den Stand des Mondes.
Der Brief sagt ihnen etwas Wunderbares:
Ihr braucht überhaupt keine Angst zu haben.
Ihr braucht die Mächte dieser Welt nicht zu fürchten. Ihr seid frei.
Seht auf Jesus Christus.
Alles ist in Christus.
Schon am Urbeginn der Schöpfung wirkt die Liebe des Vaters, die wir in Christus erkennen. Alles ist in Christus. Alles wurde durch ihn geschaffen und
alles hat in ihm sein Ziel. Er ist vor allem da, und in ihm hat alles Bestand. Mit seiner ganzen Fülle wollte Gott in ihm gegenwärtig sein.
Wir entdecken Gottes Spur in jedem Geschöpf, im Leben selbst, in der wunderbaren Ordnung der Natur, in allem Gerechten und Schönen, in allem Liebevollen. Aber das ist gebrochen.
Denn da ist auch die hässliche Spur von Leid und Gier und Bosheit, von Gewalt und Tod – es geht wie ein Riss durch die gute Schöpfung.
Gott erträgt und durchleidet und überwindet diesen Riss. In Jesus tut er das am eigenen Leib.
Gott will das Leben und überlässt die Schöpfung nicht sich selbst. Gott liebt seine Schöpfung.
Es ist die gleiche Liebe,
die die Welt so wunderbar erschaffen hat.
Es ist die gleiche Liebe,
die die entstellte, zerrissene Welt heilt.
Gott wollte, dass alles durch ihn Versöhnung erfährt. In ihm sollte alles zum Ziel kommen.
Wir erkennen die Liebe in Jesus Christus
und wir bekommen sie durch ihn geschenkt.
Keine Macht der Welt, nicht einmal der Tod,
kann letztlich der Liebe Gottes widerstehen.

Wir stehen vor dem Kreuz Jesu.
Wir sehen das unermessliche Leid in unserer Welt, Unrecht und Gewalt.
Ein Unschuldiger wird festgenagelt.
Was zählt schon ein Leben, damals oder heute?
Für römische Geschichtsschreiber damals war der Tod Jesu allenfalls eine Randnotiz.
Für uns entscheidet sich am Kreuz Jesu unser Leben und die Welt. Ja, durch ihn wurde alles versöhnt – auf der Erde wie im Himmel.
Wir sehen auf das Kreuz von Ostern her.
Jesus am Kreuz verändert die Welt.
Neues Leben beginnt am Ostermorgen.
„Mitten im Tod, der uns von allen Seiten umgibt, feiern wir, was verheißen ist durch den lebendigen Christus.“ (Vancouver 1984)
Der Tod, das Leid, das Unrecht und die Schuld behalten nicht das letzte Wort. Sie sind besiegt. Gott erträgt und erleidet die ganze Härte der Welt, um sie zu versöhnen. Die Feindschaft der Welt gegen Gott ist überwunden, die Verletzung geheilt.
Eine neue Schöpfung beginnt.
Amen

Lied 85,6+8+9

Wir beten und stimmen ein in das Kyrie.
178.9

Jesus Christus,
du hast dich in diesem Mahl mit uns verbunden.
Stärke unseren Glauben,
präge unser Wollen, Denken und Tun,
begleite uns auf unserem Weg.

178.9

Du bist bei uns,
was auch geschieht.
Du bist bei Menschen in Leid und Verzweiflung.
Hilf ihnen.

178.9

Wir denken an die Not der Menschen in Krieg,
in Verfolgung, in Unterdrückung.
Steh ihnen bei.

178.9

Wir denken an die Opfer von Unrecht und Gewalt.
Sei bei ihnen.

178.9

Wir denken an Menschen, die uns nahe stehe
und um die wir uns sorgen.
Gib ihnen Zuversicht und Hoffnung.

178.9

Dir vertrauen wir uns an. Amen

Vaterunser

98 Korn, das in die Erde
Segen

Predigt über Joh 12,12-19 und Gottesdienst an Palmsonntag 2.4.23

Neue Lieder 217 Wir gehn hinauf nach Jerusalem
Votum
Gruß

Jesus Christus, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst
und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst
und ward gehorsam bis zum Tode,
ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu
sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden
und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist,
zur Ehre Gottes, des Vaters.

Ehr sei dem Vater

Jesus Christus, unser Herr,
wir wollen so gerne Ansehen genießen
und sind beleidigt und verletzt,
wenn uns jemand keine Wertschätzung erzeigt,
du aber lässt dich verspotten und erniedrigen.
Wir bewundern und fürchten die Mächtigen,
du aber verzichtest auf alle Macht
und stirbst hilflos leidend am Kreuz.
Deine Liebe für die Feinde ist uns fremd.
Dein Tod am Kreuz erschreckt uns.
Dem Leid weichen wir eher aus.
Hilf uns so zu sein,
wie es der Gemeinschaft mit dir entspricht,
demütig, gewaltlos, liebevoll.
Erbarme dich über uns.
Kyrie

Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.

79,1

Ein Glaubensbekenntnis aus der Evangelischen
Kirche von Kurhessen-Waldeck

Wir glauben an den einen Gott,
der Himmel und Erde geschaffen hat
und uns Menschen zu seinem Bild.
Er hat Israel erwählt, ihm die Gebote gegeben
und seinen Bund aufgerichtet zum Segen für alle Völker.
Wir glauben an Jesus von Nazareth,
den Nachkommen Davids, den Sohn der Maria,
den Christus Gottes.
Mit ihm kam Gottes Liebe zu allen Menschen,
heilsam, tröstlich und herausfordernd.
Er wurde gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
aber Gott hat ihn auferweckt nach seiner Verheißung, uns zur Rettung und zum Heil.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der in Worten und Zeichen an uns wirkt.
Er führt uns zusammen aus allen Völkern,
befreit von Schuld und Sünde, berufen zum Leben in Gerechtigkeit und Frieden.
Mit der ganzen Schöpfung hoffen wir
auf das Kommen des Reiches Gottes. Amen

Neue Lieder 90 Wir strecken uns nach dir

Joh 12,12-19:

Am nächsten Tag hörte die große Menge, die sich zum Fest in der Stadt aufhielt: Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Da nahmen sie Palmzweige und liefen ihm entgegen. Sie riefen: »Hosianna! Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt! Er ist der König Israels!« Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf. So steht es auch in der Heiligen Schrift: »Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Dein König kommt! Er sitzt auf dem Jungen einer Eselin.« Die Jünger von Jesus verstanden das zunächst nicht. Aber als Jesus in seiner Herrlichkeit sichtbar war, erinnerten sie sich daran. Da wurde ihnen bewusst, dass sich diese Stelle in der Heiligen Schrift auf ihn bezog. Denn genau so hatten ihn die Leute empfangen.
Die vielen Leute, die dabei gewesen waren, bezeugten: »Er hat den Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn von den Toten auferweckt!« Deshalb kam ihm ja auch die Volksmenge entgegen. Sie alle hatten gehört, dass er dieses Zeichen getan hatte. Aber die Pharisäer sagten zueinander: »Da merkt ihr, dass ihr nichts machen könnt. Alle Welt läuft ihm nach!«

Was bist du für ein König, Jesus?
Ich gehe in der Schar der Festpilger. Ich spüre ihre Begeisterung: „Endlich einer, der uns helfen kann. Habt ihr gehört, was er getan hat, wie er gesprochen hat? Gott schickt uns den Messias.“
Sie laufen dir entgegen, als wärst du ein Star.
Ich renne mit.
Sie jubeln und schreien.
„Hosianna! Hosianna!“ Ich rufe mit.
Bist du das, ein Star?
„Der König von Israel! Bravo! Der König!“
Es ist schön, dir zuzujubeln, zu applaudieren, Zweige zu schwenken.
Einen glänzenden, siegreichen König will ich, einen, zu dem ich aufschauen kann.
„Hosianna! Hilf uns doch! Mach unsere Welt zu einem besseren Ort! Endlich Frieden. Nicht die täglichen Nachrichten von Drohnenangriffen, Schlachten, Hundert Millionen Flüchtlingen.
Hosianna! Mach ein Ende mit der Not. Hilf doch, der geplagten, zerrissenen Welt! Sei doch unser König!“
Du schweigst. Du siehst mich an.
Was bist du für ein König?
Einen Esel findest du. Einen Esel?
Bauern reiten auf Eseln, aber Könige?
Du reitest durch die Menge.
Sie jubeln dir zu.
Schweigend reitest du weiter.
Ich stehe bei deinen Freunden,
den Jüngerinnen und Jüngern.
Sie verstehen, was die Menschen von dir wollen. Aber sie verstehen dich nicht. Wir schauen zu dir.
„Was hast du vor? Willst du König sein?
Siehst du nicht die Gefahr?“
Die jubelnde, von der Begeisterung berauschte Menge kommt langsam voran.
Sie drängen durch das Tor und durch die Gassen.

Nicht alle sind begeistert. Misstrauisch beobachten römische Soldaten das Geschehen. „Was geht hier vor? Was rufen die? Wer ist das da auf dem Esel?“
Bewohner Jerusalems verschwinden in ihren Häusern. Sie wollen keine Unruhe und keinen Ärger in ihrer Stadt.
Ich sehe die Pharisäer und die Priester. Sie ärgern sich über das Treiben. Es macht ihnen auch Angst: „Gefährlich ist er. Er wiegelt das Volk auf. Seht, wie sie alle ihm nachrennen! Hört, wie sie ihm zujubeln! Lange lassen die Römer sich das nicht gefallen. Wir müssen ihn loswerden.“
Du siehst sie auch und weißt, was sie vorhaben.
Schweigend reitest du auf dem Esel in die Stadt.
Jubel umgibt dich, aber die Spannung wird größer.
Du weißt, was auf dich zukommt.
Bald ist es soweit – der schwere Weg.
Sie werden dich alleinlassen. Auch deine Freunde. Sie werden dich ohne Grund anklagen. Die Römer werden dich verurteilen, foltern und töten.
Sie setzen dir eine Krone aus Dornen auf. „König“, sagen sie, spucken dich an und schlagen dich.

Muss ein König nicht Macht haben? Braucht er nicht Reichtum und Diener wie König Charles?
Muss er nicht Abstand wahren, erhaben sein? Du bist immer mitten unter den Leuten und weichst niemandem aus. Du gehst auf Behinderte und Kranke zu. Du setzt dich mit zweifelhaften Leuten an einen Tisch. Du nimmst Kinder ernst. Frauen gehören zu deinen Jüngern. Du reichst deinen Freunden das Brot und den Wein. Einmal wäscht du ihnen sogar die Füße. Deine Macht kommt von Gott und du nutzt sie nur für andere. Du hast keinen Palast und keine Diener.
Und doch bist du König und so sehr eins mit Gott, dass sie dich Sohn Gottes nennen.
König, ja, Kyrie, mein Herr.
Die Menge jubelt dir zu. „Hosianna!“
Sie haben recht: Du bist König.
Ich möchte bei ihnen sein und bei dir.

– Melodie 428

Komm in unsre stolze Welt,
Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld,
lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin.

Komm, Jesus, Herr, Kyrie eleison.
Erneuere unsere Welt. Überwinde den Hass.
Wer kann das, wenn nicht du?
Dem Unrecht der Welt, der Gewalt, dem Hass hast du dich ausgesetzt.
Du reitest weiter, König auf dem Esel,
auch wenn dein Weg dich zum Tod führt.
Wie einen Verbrecher werden sie dich kreuzigen.

Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht
Menschenleben herrlich macht.

Der Text von Hans von Lehndorff, 1968 geschrieben. Von Lehndorff ist Arzt und Dichter, geprägt vom Widerstand gegen die Nazidiktatur. Er leitet im Krieg ein Lazarett in Königsberg und erlebt monatelangen Beschuss der Stadt, Mord, Plünderungen, Brandstiftungen, Vergewaltigun-gen. Ähnlich muss es letztes Jahr in Mariupol und Butscha gewesen sein. Von Lehndorff versorgt Verwundete, Kranke und Gebärende in Kranken-häusern, Bunkern und Kellern. Eine Gelegenheit zur Flucht aus der Stadt nimmt er nicht wahr. Er schreibt in sein Tagebuch: „Ich bin so ausgelöscht, daß ich nicht einmal mehr beten kann“, „Das ist der Mensch ohne Gott, die Fratze des Menschen“.

Jesus, du setzt dich den Menschen aus, die nur noch eine Fratze ihrer selbst sind. Du kommst in unsre stolze Welt. Gewaltlos, demütig kommst du zu Menschen „ohne Gott“, in eine gottlosen Welt. Deine Liebe führt dich.
Du kommst mit deines Lichtes Fülle. Das Dunkel von Angst und Not und Schmerz bleibt nicht.
Der Tod behält nicht das letzte Wort.
Es stimmt, was in der Schrift von dir steht.
Deine Jünger verstehen endlich, wenn deine Herrlichkeit sichtbar ist, wenn sie sehen:
Du lebst, du bist auferstanden.
Komm, Jesus, Hosianna, unser König!
Wir machen uns auf, dir entgegen.
Amen

428 Komm in unsre stolze Welt

Komm in unsere Welt, Jesus,
verwandele sie, verwandele uns
mit deiner Liebe Werben,
mit deiner Zuwendung zu den Menschen,
die gefangen sind in ihrer Not, ihrer Schuld.
Komm, Jesus, mach uns frei
und bereit dir zu folgen.
Wie du wollen wir keinen Menschen klein machen und demütigen und verletzen. Hilf, dass wir einander gerecht werden, dass wir niemanden verachten und ausgrenzen.
Gib uns deinen Geist,
dass wir freundlich aufeinander zugehen,
unsere Ungeduld und unseren Ärger bezwingen,
nicht anderen heimzahlen, was sie uns antun.
Wir bitten für die Menschen, die schon jetzt unter dem Klimawandel leiden, die immer weniger Wasser haben, von Waldbränden betroffen sind, unter Stürmen und Unwetter leiden.
Wir bitten für die Menschen im Erdbebengebiet in Syrien und in der Türkei.
Wir bitten für alle, die von Krieg und Gewalt getroffen sind.
Dir befehlen wir unsere Lieben, wenn sie große Schritte und schwere Wege vor sich haben, unsere Freunde, Geschwister, Kinder und Enkel, Eltern und Großeltern.
Wir beten für die Gemeinde in Sundhouse – sie werden bald wieder ohne Pfarrerin oder Pfarrer sein und wissen nicht, wie es weitergeht.
Segne unsere katholischen Geschwister und auch die Gläubigen anderer Religionen.
Lass sie, lass uns alle die heilende, stärkende, befreiende Kraft des Glaubens spüren.
Sei bei uns, Jesus, wenn wir in deinem Namen und mit deinen Worten beten:
Vaterunser

Neue Lieder 170 Kreuz, auf das ich schaue
Segen

Predigt Jes 54,7-10 und Gottesdienst am Sonntag 19.3.23, Lätare

Lied 616
Votum
Gruß

Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich
nach den Vorhöfen des Herrn;
mein Leib und Seele freuen sich
in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –
deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar.
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!
Wenn sie durchs dürre Tal ziehen,
wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur andern
und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet;
vernimm es, Gott Jakobs!
Gott, unser Schild, schaue doch;
sieh an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen
ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause
als wohnen in den Zelten der Frevler.
Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild;
der Herr gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen,
der sich auf dich verlässt!

Ehr sei dem Vater

Wie lange brauchen wir, bis wir erkennen:
Du, Gott, bist unsere Stärke?
Wie lange brauchen wir, bis wir uns dir anvertrauen?
Wie lange wollen wir unser Leben selbst erfinden und rechtfertigen?
Lieb sind mir deine Wohnungen, Gott.
Kostbar sind dieser Ort und diese Zeit,
wenn wir uns zu dir wenden,
wenn wir hören: Du wartest schon auf uns.
Längst schon willst du uns begegnen.
Mach uns bereit für dich. Erbarme dich.

Kyrie

Freut euch der Gnade unseres Herrn, denn Gott hat uns bestimmt, das Heil zu erlangen durch Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir zugleich mit ihm leben.
Amen (1 Thess 5,9+10)

Neue Lieder 180 Meine Hoffnung und meine Freude

Freuen sollen sich in dir, o Gott, alle,
die dir angehören.
Sättige uns mit dem Brot des Lebens,
dass wir aus der Kraft deines Sohnes leben
und einander in Liebe begegnen.
Durch ihn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen

Lesung: Joh 12,20-26

Es befanden sich auch einige Griechen unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren, um Gott anzubeten. Die gingen zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: »Herr, wir wollen Jesus sehen!« Philippus ging zu Andreas und sagte es ihm. Dann gingen die beiden zu Jesus und berichteten es ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: »Die Stunde ist gekommen! Jetzt wird der Menschensohn in seiner Herrlichkeit sichtbar. Amen, amen, das sage ich euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wem sein Leben über alles geht, der verliert es. Aber wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wer mir dient, muss mir auf meinem Weg folgen. Denn wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wer mir dient, wird beim Vater Anerkennung finden.«

Dank sei dir Gott für das Wort des Lebens.
Amen, Amen, Amen

98 Korn, das in die Erde

Das Weizenkorn Jesus stirbt, und bringt doch Leben und Hoffnung und Frucht.
Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot, wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

Wir beten noch immer für den Frieden.
Sind wir denn verrückt – es herrscht doch Krieg?
Die Welt funktioniert nach der Logik des Krieges.
Wir können nicht tatenlos und schweigend zusehen, wie Russland seine Nachbarn und Geschwister umbringt. Und wir können nicht erwarten, dass die Ukrainer sich nicht wehren.
Es stimmt, dass Waffen entscheiden,
und es ist doch falsch.
Es muss sein und es muss doch aufhören.
Die Logik des Krieges ist nicht alternativlos.
„Es gibt in der Geschichte immer Alternativen“, meinte Michael Gorbatschow, den sie heute in Russland verachten, der die friedliche Wende 1989 möglich machte.
Es wird Frieden geben.
Darum beten wir und darauf hoffen wir.
Über Gottes Frieden brach die Welt den Stab,
wälzte ihren Felsen vor des Friedens Grab.

Mitten in der Zeit des Krieges hoffen wir,
dass Frieden wächst.
Wir haben nach der Wende von 1989 auf eine Zeit des Friedens gehofft. „Allerdings war es irrig zu glauben, er halte von allein und ohne unser Zutun.
… Frieden ist niemals ein verlässlicher Zustand, sondern stets nur eine Hoffnung, die man tapfer und immer neu verteidigen muss.“ So schreibt die ZEIT-Redakteurin Evelyn Finger. Dazu gehört auch die Bereitschaft, dem Unrecht und der Gewalt entgegenzutreten.
Es wird Frieden geben.
Gott schließt einen Bund des Friedens.
Ausgerechnet Jerusalem ist der Ort des Friedensbundes. Wir hören unseren Predigttext beim Propheten Jesaja (Jes 54,7-10):

Für eine kleine Weile habe ich dich verlassen.
Aber mein Erbarmen mit dir ist so groß,
dass ich dich wieder heimhole.
Als mein Zorn aufwallte wie eine Flut,
habe ich mein Angesicht eine Weile vor dir verborgen. Aber meine Liebe hört niemals auf, darum habe ich Erbarmen mit dir.
Das sagt der Herr, dein Befreier.
Ich verhalte mich wie zur Zeit Noahs. Damals habe ich geschworen: Die Flut, die über Noah gekommen ist, soll die Erde nicht noch einmal überschwemmen. Jetzt schwöre ich: Ich werde nicht mehr zornig auf dich sein und dir nie mehr drohen.
Berge können von der Stelle weichen und Hügel ins Wanken geraten. Aber meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht. Das sagt der Herr, dein Erbarmer.

Gott spricht zu Jerusalem wie zu einer Frau.
Gott war enttäuscht. Die Beziehung war zerrüttet. Er hat die Frau verlassen und kehrt nun zurück.
Geht es um Frieden?
Ja, um Gottes großen Frieden für seine Stadt,
für sein Volk, für seine Menschen.
Frieden ist, wenn alle leben können, jede und jeder ein Auskommen und ein Zuhause hat, keine und keiner leiden muss. Gottes großer Frieden ist sehr viel mehr als das Schweigen der Waffen, aber natürlich auch das.
Die gestörte, zerrüttete Beziehung zu Gott wird wieder heil, weil Gott sie heilt. Gottes Friedens-bund ist heilsam und gut für alle.
Israel versteht seine Geschichte als Geschichte mit Gott, als Liebesgeschichte.
Natürlich stellen wir uns Beziehungen nicht so vor, dass die Frau ganz auf das Wohlwollen des Mannes angewiesen ist. Natürlich, hoffentlich, begegnen wir einander auf Augenhöhe. Aber das alte patriarchale Bild passt zur Liebe Gottes zu Jerusalem, zu uns Menschen. Wir sind auf Gottes Wohlwollen angewiesen, und Gott nennt sich selbst der Herr, dein Befreier, der Herr, dein Erbarmer.
„Es gibt in der Geschichte immer Alternativen.“ Es gibt eine Alternative, weil Gott, unser Befreier im Spiel ist. Es gibt eine Alternative zu Krieg und Gewalt, weil die Beziehung zu Gott neue Wege möglich macht. meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht.
Damals, zur Zeit von Jesaja, ist keine Alternative in Sicht: Israel ist besiegt, der Tempel zerstört, große Teile des Volkes sind nach Babylon verbannt, traumatisierte, verletzte, entwurzelte Menschen wie viele Flüchtlinge in unseren Tagen. Sie sehen keine Chance, je aus dieser trostlosen Lage zu kommen. Und sie fragen sich: „Hat Gott uns verlassen?” Unser Predigtabschnitt ist ein Teil der Antwort darauf: eine kleine Weile habe ich dich verlassen, aber …. eine Weile habe ich mein Angesicht vor dir verborgen, aber … Die Situation ist verzweifelt schlimm, das wird nicht beschönigt. Dann folgt das große Aber. Die Beziehung zu Gott wird heil sein.
Der Friede Gottes wird umfassend sein.
Im Rückblick wird euch das gegenwärtige Elend wie eine kleine Weile, eine Episode erscheinen. meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht.
Ist das wahr? Ist das nicht verrückt mitten im Krieg auf Frieden zu hoffen? Mitten in der Katastrophe auf Heilung? Mitten in der vom Tod gezeichneten Welt auf Leben? Vertrösten wir die Verzweifelten nicht? Machen wir uns nicht etwas vor?
Wir beten noch immer für den Frieden.
Wir hoffen auf eine Zeit, in der Russen und Ukrainer und alle in Frieden miteinander leben, ohne Angst voreinander, ohne Unterdrückung.
Noch sehen wir nicht, wie der Krieg enden kann.
Noch haben wir keine Alternative als den Angegriffenen beizustehen.
Aber es gibt eine neue Chance – sie wird kommen, weil Gott unser Befreier ist,
weil Gott Erbarmen mit uns hat.
Gott bringt sich ins Spiel. Wir glauben, das tut Gott in Jesus Christus. Er setzt sich selbst dem Leid und dem Unrecht aus, wie das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt. Und etwas Neues beginnt, Leben, Hoffnung, Frieden. Amen

Neue Lieder 217 Wir gehen hinauf nach Jerusalem

Wir hoffen auf deinen Bund des Friedens, Gott.
Wir hoffen, dass du unser Befreier, unser Erbarmer bist, dass möglich wird, was wir jetzt noch nicht erkennen.
Wir hoffen auf Frieden und vertrauen auf dein Wort.
Sei bei uns „in leidender Liebe Zeiten“, sein bei den Menschen in Krieg und Not.
Wir bitten um Frieden und Gerechtigkeit für Ukrainer und Russen, für die Menschen in Syrien, im Jemen, im Iran.
Wir bitten für die vielen geplagten, verfolgten, verletzten Menschen, für die Flüchtlinge.
Hilf uns, gerecht und gut mit denen umzugehen, die in Not zu uns kommen. Hilf uns in Europa zu einer gerechten Flüchtlingspolitik.
Wir bitten dich für die, um die wir uns sorgen, unsere Kranken, Menschen, die Pflege brauche, und die, die sie erbringen, Menschen in Trauer und Einsamkeit.
Wir bitten für unsere Kinder und Jugendlichen, für unseren und alle Kindergärten.
Wir bitten für unsere Gemeinde und für deine Kirche in allen Konfessionen und Ländern.
Wir beten in der Stille ..

Vaterunser

Neue Lieder 23, 1+6-8 Du bist der Atem der Ewigkeit

Segen