Befreit – erlöst, Ansprache über Jes 43,1-4a

Predigt am 25.9.16 von Andreas Hansen über Jes 43,1-4a

Im Gottesdienst werden vier Kinder getauft und die Konfirmanden vorgestellt

Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner statt, weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe. (Jes 43,1-4a)

„Erlöst“ – „Lösegeld“ – kennt Ihr, kennen Sie das Wort Schuldenfalle? Jemand muss sich Geld leihen, um seine Rechnungen zu bezahlen. Und dann muss er noch mehr leihen, weil er nun auch noch Zinsen zahlen muss. Und immer so weiter,  bis er nichts mehr hat und nichts mehr bekommt. Dann steckt er in der Falle. Was dann?
Früher wurden Menschen dann verkauft. Sie wurden Sklaven. Sie und ihre Kinder verloren ihre Freiheit. Ganze Länder gerieten in die Falle, wenn sie von anderen, mächtigeren Ländern besetzt wurden und unvorstellbar viel bezahlen mussten.

Manche geraten einfach in die Schuldenfalle, weil sie zu viel ausgeben. Aber viele auch, weil ihnen Unrecht geschieht. Es ist schrecklich, in der Falle zu stecken und alle Freiheit zu verlieren. Es ist auch heute unendlich schwierig, Menschen aus  der Schuldenfalle zu retten, einzelne und ganze Staaten. Und wir haben noch lang keine gerechte Weltwirtschaft, solange Menschen in anderen Ländern für uns arbeiten müssen unter Umständen, die wir hier keinem zumuten würden.

Auch in einem übertragenen Sinn gibt es das: Menschen streiten und tun einander Unrecht, immer mehr, bis sie einander nur noch Vorwürfe machen und die Berge der Schuld unüberwindbar sind: Das ist auch eine Schuldenfalle. Auch in unlösbaren Konflikten werden wir unfrei.

Heillos verworren ist das in Syrien. Jeder sagt: die anderen sind schuld. Dabei wollen viele den Krieg, weil es ihnen um Macht geht oder weil sie daran sogar verdienen. Bezahlen müssen die Millionen Kriegsopfer – unvorstellbar ist ihr Leid. Wie kann das nur weitergehen?

Gott sagt zu seinem Volk: „Ich habe euch erlöst. Ich habe euch frei gekauft, das Lösegeld bezahlt. Ihr sollt frei sein. Freie Menschen will ich.“ Der Prophet Jesaja sagt ihnen das, als ihr Land besiegt und verwüstet ist und sie vertrieben sind, weit weg von ihrem Land, in der Verbannung in Babylon. Sie haben alles verloren.
Wir wissen, was syrische Flüchtlinge berichten, oder auch noch durch die Erfahrungen in und nach dem Zweiten Weltkrieg, wie verstörend solche Verlusterfahrungen sind. Da stehen Menschen vor dem Nichts.

Am tiefsten und dunkelsten Punkt bringt Jesaja seine Botschaft von Gott. Sie hören:  Gott hat uns lieb. Wir sind ihm wichtig. Wir sind befreit, frei gekauft, erlöst. Erinnert euch: so war es schon einmal, damals in Ägypten. Gott befreit uns. Wir gehen durch Wasser und Feuer. Alles kann uns genommen werden. Gott bleibt. Und wir bleiben von Gott geliebt. Darum sind wir frei, frei, selbst in der Verbannung. Niemand kann uns den Glauben nehmen.

Am tiefsten und dunkelsten Punkt bekommt das Volk Gottes, Israel, einen starken Glauben und eine Freiheit. Man kann sagen: Hier entsteht erst richtig der jüdische Glaube an den einen und einzigen Gott.
Und von hier zieht sich eine Linie zu Jesus. Er steht ganz im jüdischen Glauben. Und er verbindet uns Christen mit dem Volk Gottes.

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, befreit, ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“ Gott gibt uns eine innere Freiheit. Niemand kann sie uns nehmen. Wir gehören zu Gott. Nicht einmal im Tod am Kreuz lässt Gott Jesus los. Nicht einmal der Tod kann uns trennen von Gottes Liebe.
Wo Menschen in der Falle stecken und nicht weiter wissen, hoffen und glauben wir: Gott wird weiterhelfen.
Wo wir einander nur noch Vorwürfe machen und Schuld aufrechnen, hoffen und glauben wir: es gibt einen neuen Weg.
In Krieg und heillos verworrenen Konflikten, wenn Menschen verstört und tief verletzt sind, hören wir nicht auf, um Frieden zu beten und nach Heilung und Gerechtigkeit zu suchen.

Ja, wir sind oft nicht so stark und zuversichtlich. Die Kirche, wir Christen sind oft viel zu verzagt und resigniert. Wir schauen ängstlich auf uns selbst.
Aber das ist Gottes Wort an sein Volk und an uns: „Fürchte dich nicht! Du bist erlöst, befreit. Geh deinen Weg in der Freiheit der Kinder Gottes!“

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen