Gottesdienst für den 7.3.2021
Pfarrer Andreas Hansen, Kenzingen
Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Oculi – Ps 25,15 „meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.“
Wir schauen auf Jesus. Wir sehen seinen Weg bis zum Kreuz. Wir sehen auf den Auferstandenen, auf Christus.
In diesen Tagen wird oft das Bild vom „Licht am Ende des Tunnels“ zitiert. Unser Licht ist Christus.
Neue Lieder 11 Christus, dein Licht
Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten,
lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.
Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde,
und du sagst uns: Auch ihr seid das Licht.
Psalm 36 in einer Übertragung von Arnold Stadler
Sie sagen: „Ich will das Böse!“
In ihren Augen gibt es kein Erschrecken vor Gott.
Sie finden nichts dabei, Böses zu tun, zu hassen.
Was sie reden ist zum Betrug und dem Bösen zulieb.
Sie haben sich vom Guten verabschiedet.
Nachts planen sie Unheil, tags führen sie es aus –
Eiskalt, scheuen sie vor nichts zurück.
Herr! Du bist so gut, wie der Himmel weit ist,
Deine Treue reicht weiter als die Wolken ziehen,
Deine Gerechtigkeit ist höher als der höchste Berg,
Deine Weisheit ist tiefer als das Meer.
Herr, für Menschen und Tiere bist du
ein Gott, der hilft. Es ist eine Freude!
Die Menschen sind im Schatten deiner Flügel zuhaus.
An deinem Reichtum dürfen sie teilhaben.
Du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.
Denn: Du bist die Quelle des Lebens;
in deinem Licht sehen wir: das Licht.
Amen
Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten,
lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.
Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde,
und du sagst uns: Auch ihr seid das Licht.
Vielleicht haben Sie eine Kerze.
Zünden Sie sie an. Betrachten Sie sie.
Ihr seid das Licht, sagt Jesus.
Licht, kostbar und tröstlich in düsterer Zeit,
wir sehnen uns nach dem Licht,
Licht, voll Kraft und Leben, einfach schön.
Jesus nennt uns Licht. Gott macht uns schön.
Licht sind wir, weil wir zu Jesus gehören.
Herr Christ, dein bin ich eigen von Anbeginn der Welt, dein Güte zu erzeigen, hast du mich auserwählt und mich auch lassen nennen
nach deinem Namen wert; den will ich auch bekennen forthin auf dieser Erd.
Herr Christ, dein bin ich eigen: In Freude und Gemeinschaft, im Schönen, in dem, was uns gelingt, in Glück und Lachen,
und auch in allem, was uns eng macht und lähmt, in dem, was wie ein Schatten über uns liegt, in den Aufgaben, für die wir Kraft und Mut brauchen: Herr Christ, dein bin ich eigen.
Amen
Lied 204 Herr Christ, dein bin ich eigen
1 Herr Christ, dein bin ich eigen: von Anbeginn der Welt, dein Güte zu erzeigen, hast du mich auserwählt und mich auch lassen nennen nach deinem Namen wert; den will ich auch bekennen forthin auf dieser Erd.
2 Herr Christ, dein bin ich eigen: durch dein Allmächtigkeit, dein Güte zu erzeigen, beschirmst du mich allzeit. In meinen jungen Jahren hast du mich, Herr, ernährt, lass mir’s auch widerfahren, wenn ich nun älter werd.
3 Herr Christ, dein bin ich eigen: den Glauben schenkst du mir, dein Güte zu erzeigen, dass ich halt fest an dir. Den Teufel, Welt und Sünden, weil sie sind wider mich, hilf du mir überwinden, das bitt ich inniglich.
4 Herr Christ, dein bin ich eigen: im Leben und im Tod; wirst mir dein Güt erzeigen auch in des Todes Not, dass sanft und still abscheide die Seel von meinem Leib zu dir ins Himmels Freude und bei dir ewig bleib.
Herr Christ, dein bin ich eigen: den Glauben schenkst du mir, dein Güte zu erzeigen, dass ich halt fest an dir. (V.3)
Christus, durch mich zeige den Menschen, was deine Kraft und Güte vermag.
Kann man so beten und sich selbst so verstehen: Dass wir Gottes Güte zeigen, dass durch uns Gottes Licht zu sehen ist? Ist das nicht zu hoch für uns? So gütig sind wir doch nicht – oft sind wir geradezu das Gegenteil. Und doch: Die Liebe Jesu ist unser Maßstab, Gott selbst unser Vorbild.
Predigttext Epheser 5,1+2+8-10 (Übersetzung Berger/Nord)
1 Eifert also Gott nach, weil ihr seine Kinder seid, die er liebt. 2 Und schenkt reichlich Liebe. Denn Christus hat euch zuerst geliebt. Er hat sein Leben eingesetzt für euch, er hat es dargebracht und geopfert, und Gott nahm es gerne an.
8 Einst wart ihr von Finsternis umhüllt, jetzt aber steht ihr im Licht, weil ihr zum Herrn gehört. Verhaltet euch wie Kinder des Lichts. 9 Denn aus Licht wachsen Güte, Gerechtestun und Ehrlichkeit als Früchte heran. 10 Versucht sorgfältig zu ergründen, was der Herr von euch will.
Einst von Finsternis umhüllt – jetzt im Licht: zwei Beispiele aus dem Evangelium:
Ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige nicht mehr! hat Jesus gesagt. Sie läuft wie benommen durch die Stadt, sieht nicht rechts noch links, läuft in die Gärten, an den Fluss. Was geschehen ist, geht ihr nach. Sie sieht wieder die wütenden Gesichter vor sich, Fäuste, Steine, die ihr drohen. Sie saß da wie erstarrt, beschämt und schockiert. Jetzt erlebt sie wieder die Angst. Sie fängt an zu zittern. Sie weint und weint, bis sie einschläft. Ein Schlaf, wie betäubt. Als sie erwacht, steht die Sonne schon tief. Ihr Licht glitzert auf dem Fluss. Geh, und sündige nicht mehr! Sie denkt an ihre zerbrochene Ehe. Wie geht es jetzt weiter? Jesus traut ihr zu neu anzufangen.
Ich bin gekommen um die Verlorenen zu suchen und zu retten. hat Jesus gesagt. Zachäus denkt darüber nach: verloren war ich an meine Habgier, berauscht von der Macht über Leute. Jesus hat mich gefunden in meinem falschen, verlorenen Leben. Bis spät am Abend haben sie zusammen gesessen, erzählt, gefeiert. Zachäus wusste gar nicht, wie schön das sein kann. Es wird nicht leicht neu anzufangen, aber Jesus traut ihm das zu.
Einst wart ihr von Finsternis umhüllt, jetzt aber steht ihr im Licht, weil ihr zum Herrn gehört.
Vielleicht war für die Christen in Ephesus die Abkehr von der Zeit vor dem Glauben an Jesus auch so ein deutlicher Schnitt in ihrem Leben. Aber können wir Finsternis und Licht so klar unterscheiden? Sind wir nicht eher dazwischen, keineswegs völlig frei von Fehltritten, Habgier, Unehrlichkeiten und doch befreite Kinder Gottes? Sünder und Gerechte zugleich?
Hier habe ich Fragen an den Epheserbrief.
So eindeutig gut oder böse ist unsere Wirklichkeit nicht, eher spannungsvoll, widersprüchlich und noch immer, immer wieder von Bösem verdunkelt. Aber Jesus begegnet uns so wie der Ehebrecherin und Zachäus. Jesus traut uns dennoch Gutes zu. Er gibt uns sein Licht. Er stellt uns ins Licht.
Eifert Gott nach, weil ihr seine Kinder seid, die er liebt. Und schenkt reichlich Liebe. Denn Christus hat euch zuerst geliebt. Er hat sein Leben eingesetzt für euch. So hoch denkt Gott von uns. Wir sind seine Kinder. Wir liegen ihm am Herzen. So sehr liebt uns Jesus Christus. Er setzt sein Leben für uns ein. Wie die Ehebrecherin, Zachäus und viele andere erfahren wir eine Achtung, bekommen wir die Wertschätzung und Würde, dass wir etwas sind. Es ist keineswegs gleichgültig, wie wir leben. Wir können etwas zum Guten bewegen.
Eifert Gott nach! Verhaltet euch wie Kinder des Lichts. Gott traut uns zu, dass wir seine Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit zeigen.
In den Versen, die ich nicht gelesen habe (V 3-7), steht, was die Christen in Ephesus hinter sich lassen sollen, die dunkle Seite: Ein Leben auf Kosten anderer, rücksichtlos, egoistisch, verlogen. Da werden Menschen wie Dinge benutzt und weggeworfen.
Güte, Gerechtestun und Ehrlichkeit gehören zum Frieden Gottes, zum Schalom: Eine Gemeinschaft in der wir einander vertrauen, in der wir gütig mit den Fehlern und Konflik-ten umgehen, nach Lösungen suchen, statt uns durchzusetzen.
Hoch gespannt sind die Erwartungen an Politiker und Wissenschaftler. Über neun Stunden haben sie am Mittwoch verhandelt. Unter was für einen Druck setzen wir einander! Gehen wir doch etwas gütiger miteinander um! Natürlich können wir uns vieles besser und einfacher vorstellen. Aber keine und keiner hat wirklich die Lösung, wie wir sicher aus dieser Krise kommen.
Frieden heißt Gerechtigkeit: wir wollen jeder und jedem gerecht werden, keinen unterbut-tern. Heute können wir Gerechtigkeit nur als globale Aufgabe verstehen, für alle Menschen, für die ganze Schöpfung. Gott traut uns das zu.
Frieden braucht Ehrlichkeit. Es ist schlimm, dass Politikerinnen und Politikern von vielen so wenig Ehrlichkeit zugetraut wird. Nicht mit Wahlkampftaktik, sondern mit dem Mut Probleme und offene Fragen zu nennen, kommen wir voran.
Verhaltet euch wie Kinder des Lichts. Eifert Gott nach, weil ihr seine Kinder seid, die er liebt.
Kinder sind wir. Wie kleine Kinder ihren Eltern einfach nacheifern und sein wollen wie sie, so dürfen wir lernen. Eine Lerngruppe sind wir, eine lernende Gemeinschaft ist die Kirche. Wir sind in vielem unfertig. Wir sind auf dem Weg. Fehler dürfen wir machen, aber nicht einfach stehen bleiben, uns nicht abfinden.
Und Jesus traut uns Gutes zu, Güte, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, so viel! Amen
Gebet
Wir sind gerufen, dir zu folgen, Jesus Christus. Als deine Kinder, Gott, dürfen wir leben in deinem Licht.
Wir bitten dich um die Kraft deines guten Geistes, dass wir unseren Mitmenschen Güte erweisen, gerecht leben, wahrhaftig sind.
Wir bitten für alle, die in deinem Namen reden, lehren und handeln. Mache sie, mache uns in unserer Gemeinde zu Botinnen und Boten deines Friedens.
Sei bei allen, die in dieser Zeit besonders leiden, bei den Kindern und Jugendlichen, bei denen, die allein sind, bei den Menschen in den Heimen, bei denen, deren Arbeitsplatz oder Auskommen bedroht ist.
Wir bitten für Menschen ohne Obdach, für die, die seelisch krank sind, für die, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen.
Wir bitten für die bedrängten und unterdrückten Menschen in Myanmar, in Belarus, in Russland, für die vielen, die unter Gewalt und Krieg leiden.
Auch für uns persönlich bitten wir dich, wenn wir verunsichert und voller Zweifel sind, wenn wir müde und mutlos werden, wenn wir trauern.
Christus, dein Licht vertreibt unsre Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht. Dir vertrauen wir uns an.
Vaterunser
Lied 79 Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut
und bitten dich, wahr Mensch und Gott:
Durch deine Wunden, Schmach und Spott
erlös uns von dem ewgen Tod
und tröst uns in der letzten Not.
Behüt uns auch vor Sünd und Schand
und reich uns dein allmächtig Hand,
dass wir im Kreuz geduldig sein,
uns trösten deiner schweren Pein
und schöpfen draus die Zuversicht,
dass du uns wirst verlassen nicht,
sondern ganz treulich bei uns stehn,
dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.
Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig.
Hebe dein Angesicht über uns
und schenke uns Frieden.
Amen.