Seht, welch eine Liebe! , Predigt über 1.Joh 3,1-5

Predigt am 25.12.17 von Andreas Hansen über 1.Joh 3,1-5

Vor der Predigt singen wir Ich steh an deiner Krippen hier EG 37, 1-4

1.Joh 3,1-5

Seht doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich! Doch davon weiß die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.
Ja, liebe Freunde, wir sind Gottes Kinder, wir sind es hier und heute. Und das ist erst der Anfang! Was darin alles eingeschlossen ist, ist uns vorläufig noch nicht enthüllt. Doch eines wissen wir: Wenn Jesus in seiner Herrlichkeit erscheint, werden wir ihm gleich sein; denn dann werden wir ihn so sehen, wie er wirklich ist.
Wer diese Hoffnung hat – eine Hoffnung, die ganz auf Jesus ausgerichtet ist – hält sich von jeder Sünde fern, um so rein zu sein wie er. Wer sündigt, lehnt sich damit gegen Gottes Ordnungen auf; Sünde ist ihrem Wesen nach Auflehnung gegen Gott. Und ihr wisst, dass Jesus in dieser Welt erschienen ist, um die Sünde der Menschen wegzunehmen.

 Aufgeregt und ungeduldig wartet das Kind auf den Heiligen Abend. Die Eltern bringen geheimnisvolle Pakete zum Christbaum. Wann endlich ist es soweit? Ob sie sich freuen über mein Geschenk? Müssen wir wirklich zuerst noch singen?
Haben Sie das früher auch so erlebt? Schön ist es, beschenkt zu werden, zu schenken. Aufregend ist das Warten, das Auspacken. „Schaut mal – wie schön!“
Wie war das, als wir Kinder waren? Oh, es gab manchmal auch Streit und Enttäuschung – wir sind ja an Weihnachten keine besseren Menschen.

„Seht doch, wie groß die Liebe des Vaters ist!“
Wir werden beschenkt mit dem Jesuskind.
Seht doch! Kommt her, schaut es euch an! Wie die Hirten damals. Wie die weitgereisten Sterndeuter.
An deiner Krippe stehe ich und staune, dass du „mein“ werden willst, dass du mein Leben teilst, mein Freund wirst. Überwältigend schön ist das Geschenk. Ich kann mich nicht satt sehen. „Seht, wie groß die Liebe ist!“ An Weihnachten sagt Gott: Ihr seid meine Kinder, geliebte Kinder, beschenkte Kinder, Schwestern und Brüder Jesu. Jesus kommt für euch. Ihr gehört an die Krippe. Seht ihn nur an!
Aber die Bescherung ist noch nicht fertig.  Johannes weiß: „das ist erst der Anfang! Was darin alles eingeschlossen ist, ist uns vorläufig noch nicht enthüllt.“ Das Geschenk der Kindschaft wird sich uns noch viel weiter erschließen.

Aber ehrlich gesagt: Wir sind uns noch gar nicht im Klaren, ob wir dieses Geschenk überhaupt wollen. Will ich ein Kind sein? Vielleicht ist mir das zu kindlich. Ich will doch erwachsen sein. Selbst bestimmen.
Vielleicht will ich nicht Bruder oder Schwester Jesu sein – was hab ich mit dem zu tun?
Vielleicht fällt es mir schwer an Gott zu glauben,  ihn Vater zu nennen, seine Liebe zu sehen.
Manchen von uns wird es so gehen – zumindest hat jede und jeder von uns Menschen im Blick, die zögern, wenn sie das hören und sich nicht als Kinder Gottes sehen.
Manche sagen, ihr redet von Liebe und seid auch nicht besser als alle anderen. Ihr redet vom lieben Gott, aber ich verstehe ihn nicht.
Jede und jeder kennt auch Zeiten, in denen uns Gott fast ein Fremdwort geworden ist.
Wir entfernen uns schließlich auch von unseren Müttern und Vätern und gehen eigene Wege, obwohl die Eltern es ja nur gut mit uns meinen. Auch Jesus hat sich recht grob von seiner Mutter losgesagt, damals, als sie ihn von seinem Weg abbringen wollte.

An Weihnachten sagt Gott: Ihr seid meine Kinder. Ich habe euch lieb. Gott wirbt um unsere Antwort. Denn das ist das Wesen der Liebe, dass sie nicht ohne den Geliebten sein will.
Gott will, dass wir seine Liebe erkennen. Er rechnet durchaus mit unserem Zögern. „Seht doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich! Doch davon weiß die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“
Die Welt weiß nichts von Gott. Das kann man wohl sagen.
Die Welt kennt am besten ihren Profit, ihre Macht. Die Welt schreit: Wir zuerst! Wir wollen unser Land groß machen. Da werden Wahrheit und Recht verhöhnt. Da wird rücksichtslos Krieg entfacht. Die eigene Nation oder Religion wird verherrlicht und alle anderen verachtet oder unterdrückt. Die Welt glaubt nur an sich, auch wenn sie den Namen Gottes im Mund führt und ihn missbraucht. Die Welt weiß nichts von Gott. Sie kennt Jesus nicht. Seine Liebe ist ihr fremd.
Aber, liebe Gemeinde, wir sind ja Teil der Welt. Wir kennen den Egoismus, die Rechthaberei, die Habgier und die Bosheit bei uns selbst. Gott wird uns auch darum fremd, weil wir nichts von ihm wissen wollen, weil wir seiner Liebe widersprechen.
Seht doch, wie groß die Liebe ist, dass Gott uns dennoch seine Kinder nennt, dass er uns annimmt als seine Kinder, dass er uns liebt und will, obwohl wir ihm so oft widersprechen. Wir sind Kinder Gottes in einer gefährdeten Welt. Gott liebt uns und findet sich mit dem Widerspruch nicht ab. Gott liebt uns und sieht schon jetzt in uns Töchter und Söhne, die seinem Sohn Jesus entsprechen.
Gott liebt sogar, die Welt, die nichts von ihm wissen will. Er liebt sie so sehr, dass er in die Welt kommt und ihre ganze Last erträgt.

Am Christbaum hängen traditionell Äpfel – die Christbaumkugeln erinnern daran. Auf vielen alten Bildern von Maria mit dem Jesuskind sind Äpfel dargestellt. So malte Lucas Cranach sein liebes Christkind mit einem Apfel in der kleinen Hand. (die Gemeinde sieht das Bild auf dem Blatt zum Gottesdienst) Der Apfel gilt als Sinnbild der Liebe und der Schönheit. Er steht für Vollkommenheit, Überwindung des Todes und Rettung durch Christus, wegen seiner runden Form auch für die Ewigkeit und für die Erde.
Der Apfel erinnert aber auch an Adam und Eva und die Sünde, den Widerspruch gegen Gott, die Trennung von Gott. Der Mensch will sein wie Gott. Er vergöttert sich selbst und missachtet Gott. Er verachtet und verletzt seinen Mitmenschen und wendet sich auch so von Gott ab.
Das Kind hat einen Apfel in der Hand. „Jesus ist erschienen, um die Sünde der Menschen wegzunehmen.“ Jesus überwindet die Trennung. Aus dem Sündenapfel wird ein Symbol für die Überwindung der Sünde. Einen Liebesapfel hält uns das Kind entgegen: Nimm, was ich dir schenke!  Seht doch, wie groß die Liebe ist! Gottes Liebe erträgt nicht Hass und Gier und Menschenverachtung. Er überwindet sie.
Macht es wie Gott: werdet Mensch!
Die Bescherung ist noch nicht fertig.
Es ist eine wunderbare Hoffnung, dass wir Jesus so sehen werden, wie er wirklich ist, und dass wir ihm gleichen werden, so liebevoll, so herrlich menschlich.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen