26.9.21 Gottesdienst mit Mt 15,21-28

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 346,1-3

Such, wer da will, ein ander Ziel,

die Seligkeit zu finden;

mein Herz allein bedacht soll sein,

auf Christus sich zu gründen.

Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar,

sein heilger Mund hat Kraft und Grund,

all Feind zu überwinden.

 

Such, wer da will, Nothelfer viel,

die uns doch nichts erworben;

hier ist der Mann, der helfen kann,

bei dem nie was verdorben.

Uns wird das Heil durch ihn zuteil,

uns macht gerecht der treue Knecht,

der für uns ist gestorben.

 

Ach sucht doch den, lasst alles stehn,

die ihr das Heil begehret;

er ist der Herr, und keiner mehr,

der euch das Heil gewähret.

Sucht ihn all Stund von Herzensgrund,

sucht ihn allein; denn wohl wird sein

dem, der ihn herzlich ehret.

 

Psalm 121

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet, schläft nicht.

Siehe, der Hüter Israels

schläft noch schlummert nicht.

Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

dass dich des Tages die Sonne nicht

steche noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,

er behüte deine Seele.

Der Herr behüte deinen Ausgang und

Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

 

 

Wenn Neues beginnt – wir schauen auf dich.

Wenn das Ungewisse uns zögern lässt –

wir schauen auf dich. Wenn ein schwerer Weg vor uns liegt – wir schauen auf dich.

Du, unser Gott, Grund des Lebens, unser Schöpfer, wir preisen dich für deine Güte.

Sei bei uns, behüte uns, unsere Gemeinde, unser Land, deine Geschöpfe. Bei jedem Schritt, in allem, was kommt, stärke unser Vertrauen. Amen

 

„Mit dir, o Herr, die Grenzen überschreiten – avec le Christ“  – in der Begegnung mit unserer Partnerge-meinde im Elsass singen wir das Lied von Roger Trunk gerne neue Lieder 70,1-3

 

Mit dir, o Herr, die Grenzen überschreiten,

mit deinem Geist die enge Herzen weiten.

Herr Jesu Christ, gib uns in deiner Gnad,

dass wir dich ehrn mit Worten und mit Tat.

Halleluja, halleluja …

 

Für Fried und Freud hast du uns,

Herr, geschaffen;

in deinen Dienst stell alle unsre Gaben,

Versöhnung schenk, wo Menschen sich entzweit,

Hass und Gewalt vertreib aus unsrer Zeit

Halleluja, Halleluja …

 

Du hast am Kreuz die Sünde überwunden

und uns mit Gottes Liebe neu verbunden.

In deinem Wort und deinem Sakrament

erkennen wir des Glaubens Fundament.

Halleluja, halleluja …

 

Predigtgedanken

 

Heute ist Wahltag.

Wie geht es weiter in unserem Land?

Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind riesig.

Im ersten Schreck der Coronakrise war ein starker Zusammenhalt von fast allen zu spüren. Demokratie lebt vom Wettstreit der Ideen. Aber wenn es nur darum geht sich vom politischen Gegner abzugrenzen, bringt uns das nicht weiter. Wenn von manchen nicht Argumente genannt werden, sondern nur Hass und Verachtung gesät wird und sogar zur Gewalt aufgerufen wird, dann verlieren wir alle. Wie weit die Verblendung gehen kann, zeigt der Mord in Idar-Oberstein. Der Streit um die bessere Politik darf nicht solche Folgen haben. Grenzen überschreiten, Trennendes überwinden, gemeinsam den Herausforderungen begegnen – das muss das Ziel sein.

Wie ist das mit der Religion? Trägt sie nicht dazu bei, dass Menschen sich voneinander abgrenzen und andere ablehnen, die Ungläubigen, die Unreinen, die Ketzer?

Ja, Religion unterscheidet, was Gott entspricht und was Gott widerspricht. Fanatiker, die zu allem bereit sind, gibt es in fast allen Religionen. Aber zum Kern der Botschaft Jesu gehört, dass er Grenzen überschreitet. Jesus geht zu denen, die am Rand stehen und von anderen abgelehnt werden. Jesus verlangt: Urteilt nicht über andere.

Paulus meint, die Grenzen werden unwichtig, wenn wir zu Christus gehören: hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau (Gal 3,28).

Um Grenzen geht es auch im Evangelium dieses Sonntags, unserem Predigttext.      Auf den ersten Blick ist es eine verstörende Geschichte, die Matthäus berichtet (Mt 15,21-28):

Jesus verließ Gennesaret und zog sich in das Gebiet von Tyros und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus dieser Gegend zu ihm.  Sie schrie: »Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem bösen Dämon beherrscht!« Aber Jesus gab ihr keine Antwort. Da kamen seine Jünger zu ihm und baten: »Schick sie weg! Denn sie schreit hinter uns her.« Aber Jesus antwortete: »Ich bin nur zu Israel gesandt, dieser Herde von verlorenen Schafen.« Aber die Frau fiel vor ihm auf die Knie und sagte: »Herr, hilf mir doch!« Aber Jesus antwortete: »Es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwer-fen.«  Die Frau entgegnete: »Ja, Herr! Aber die Hunde fressen doch die Krümel, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.« Darauf antwortete Jesus: »Frau, dein Glaube ist groß! Was du willst, soll dir geschehen!« In demselben Augenblick wurde ihre Tochter gesund.

 

Es ist damals völlig unmöglich, was die Frau dort im Libanon macht: Sie spricht einen Mann an, einen Ausländer und sie als Heidin bittet einen Juden um Hilfe. Matthäus nennt sie abfällig eine kanaanäische Frau – „die waren ja schon immer gegen uns.“ Und was macht Jesus? Er behandelt sie wie Luft, antwortet ihr nicht, lehnt gegenüber den Jüngern ab, so einer Heidin zu helfen und beleidigt sie sogar auf´s Übelste.

Das kann doch nicht wahr sein! So ist Jesus doch nicht, so engstirnig, verächtlich und verletzend. Jesus redet und handelt genauso, wie viele  dachten und auch heute denken. „Mit denen, mit diesen Heiden haben wir nichts zu tun.“ Es ist das gleiche Muster der Abwertung und Abgrenzung, das bis heute so viel Unheil stiftet. Ich kann es kaum ertragen, das von Jesus zu lesen.                               Aber so bleibt Jesus nicht! Er ändert seine Haltung. Er kehrt um. Er lässt sich von der fremden, heidnischen Frau überzeugen.

Frau, dein Glaube ist groß. Jesus lernt, dass es nicht darauf ankommt, dass sie eine Frau, eine Fremde, eine Heidin ist.

Sie lässt sich nicht abwimmeln. Hartnäckig drängt sie Jesus, dass er ihr hilft und ihr Kind heilt. Als Jesus sie grob beleidigt, »Es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzu-nehmen und es den Hunden vorzuwerfen.«, lässt sie sich die Demütigung gefallen, wen-det sein Bild aber um: »Ja, Herr! Aber die Hunde fressen doch die Krümel,  die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen. Ein paar Krümel genügen mir. Gottes Güte langt auch für mich.“ Gottes Güte ist größer als unsere engen Herzen.

Dreimal spricht sie Jesus als Herr an.

Hab Erbarmen mit mir, Herr! – Kyrie elei-son!“ Die Sprache der Psalmen und des Gottesdienstes. Sie klingt demütig, aber sie ist auch stolz: „Du bist mein Herr, ich gehöre zu dir und verlasse mich auf dich. Kyrie eleison – sei für mich da, zeig mir deine Güte!“

Die Krankheit ihrer Tochter erscheint ihr wie eine böse Macht, ein Dämon. Es kann nicht sein, dass Gott schweigt. Sie findet sich nicht damit ab. Sie beharrt, bis Jesus sich zu ihr wendet. Sie hält dem schweigenden Gott seine Güte vor. Jesus muss lernen. Die Güte Gottes ist größer. Das Brot reicht  für alle.

 

Ich will auch von dieser Frau lernen:

Ihren Glauben, dass Gottes Güte für alle reicht, ihre Hartnäckigkeit, dass Jesus antworten muss, dass sie ihn als ihren Herrn in Anspruch nimmt.

Sie lässt sich nicht aufhalten von den üblichen Vorurteilen.

Sie überwindet die Grenzen.

So einen Mut und so ein Vertrauen wünsche ich uns und unserem Land. Amen

 

 

 

Neue Lieder 178

Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich.

 

Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt,

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich.

 

Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme: Herr, erbarme dich.

 

Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich.

 

Gebet

Du bist unser Herr. Du bist unser Heiland.

Höre uns! Erbarme dich über uns! Zeige uns deine Güte!

Wir bitten dich für unser Land. Wir bitten für die, die gewählt werden, und für die, die die Wahl verlieren.

Steh uns bei, dass nicht Feindschaft und Hass uns entzweien, dass die zur Besinnung kommen, die in anderen nur Gegner sehen können.

Hilf uns dem Unrecht und der Gewalt zu wehren.

Wir bitten für die Angehörigen des jungen Mannes, der in Idar-Oberstein erschossen wurde.

Hilf uns die Menschen zu sehen, die an den Rand geraten: Menschen in Armut, ohne Obdach, Suchtkranke, Menschen, die mit Behinderungen leben, Menschen in Not.    Hilf uns, dass wir allen gerecht werden:

den Jungen und kommenden Generationen, den Alten, den Pflegebedürftigen und den Pflegenden.

Wir denken an die Kranken, die Trauernden, die Einsamen.

Herr, unser Gott, gib uns allen Mut und Vertrauen für neue Wege.

Bewahre uns in deiner Güte.

 

Vaterunser

 

 

 

 

 

 

Lied 395

Vertraut den neuen Wegen,

auf die der Herr uns weist,

weil Leben heißt: sich regen,

weil Leben wandern heißt.

Seit leuchtend Gottes Bogen

am hohen Himmel stand,

sind Menschen ausgezogen

in das gelobte Land.

 

Vertraut den neuen Wegen

und wandert in die Zeit!

Gott will, dass ihr ein Segen

für seine Erde seid.

Der uns in frühen Zeiten

das Leben eingehaucht,

der wird uns dahin leiten,

wo er uns will und braucht.

 

Vertraut den neuen Wegen,

auf die uns Gott gesandt!

Er selbst kommt uns entgegen.

Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen

in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen.

Das Land ist hell und weit.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen