21.2. Invokavit

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied EG 445,1-3

Gott des Himmels und der Erden,

Vater, Sohn und Heilger Geist,

der es Tag und Nacht lässt werden,

Sonn und Mond uns scheinen heißt,

dessen starke Hand die Welt

und was drinnen ist, erhält:

 

Gott, ich danke dir von Herzen,

dass du mich in dieser Nacht

vor Gefahr, Angst, Not und Schmerzen

hast behütet und bewacht,

dass des bösen Feindes List

mein nicht mächtig worden ist.

 

Lass die Nacht auch meiner Sünden

jetzt mit dieser Nacht vergehn;

o Herr Jesu, lass mich finden

deine Wunden offen stehn,

da alleine Hilf und Rat ist für meine Missetat.

 

„Lass die Nacht auch meiner Sünden, Herr mit dieser Nacht vergehn“ – so beginnt die dritte Strophe des eben gehörten Liedes.

„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre“ – so heißt der Wochenspruch für dies Woche (1.Joh 3,8)

Wir müssen es nicht Teufel nennen, aber das Böse gibt es und es trifft uns mit seiner Macht. Wir bitten Gott, dass das Böse uns nicht beherrschen kann.

 

Beten wir den Psalm dieser Woche, Psalm 91

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt

und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht

und meine Burg, mein Gott, auf den ich

hoffe.

Denn er errettet dich vom Strick des Jägers

und von der verderblichen Pest.

Er wird dich mit seinen Fittichen decken,

und Zuflucht wirst du haben unter seinen

Flügeln.

Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,

dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,

vor dem Pfeil, der des Tages fliegt,

vor der Pest, die im Finstern schleicht,

vor der Seuche, die am Mittag Verderben

bringt.

Denn der Herr ist deine Zuversicht,

der Höchste ist deine Zuflucht.

Es wird dir kein Übel begegnen,

und keine Plage wird sich deinem Hause

nahen.

Denn er hat seinen Engeln befohlen,

dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

dass sie dich auf den Händen tragen

und du deinen Fuß nicht an einen Stein

stoßest.

 

Neue Lieder 147 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht,

es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;

es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten,   ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

 

Du, unser Gott, auf den wir hoffen, dein Schutz ist stärker  als unsere Angst, größer als alle Macht, und deine Liebe reicht weiter als unser Leben. Errette uns vor dem, was lauernd uns bedroht, vor dem, was uns entkräftet und krank macht. Bewahre unsere Wege und schick deine Engel, wenn wir auf  falsche, böse Wege geraten. Amen

Das Motto unseres Konfirmandenjahres heißt: „Gott ist treu. Der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.“ (2.Thess 3,3) Dazu habe ich euch ein Bild gegeben, der Michael am Eingang der Kirche von Schwäbisch Hall, wie er einen Drachen bekämpft. Das Böse soll hier nicht herrschen.

Und doch ist Böses in der Welt. Es ist nicht so ein niedlicher kleiner Drache, wie auf dem Bild, auch kein Teufel, wie immer man ihn sich vorstellen mag.  Es ist eine Macht, die in der Welt und in uns selbst Schlimmes anrichtet. Jesus selbst setzt sich dem Bösen aus – darum denken wir jetzt an seinen Weg bis zum Tod am Kreuz.

Unser Predigttext steht im Johannesevangelium (13,21-30):

Als Jesus das gesagt hatte, war er im Innersten tief erschüttert. Er erklärte ihnen: »Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten.« Da sahen sich die Jünger ratlos an und fragten sich: »Von wem spricht er?«

Einer von seinen Jüngern, den Jesus besonders liebte, lag bei Tisch an der Seite von Jesus. Ihm gab Simon Petrus ein Zeichen. Er sollte Jesus fragen, von wem er gesprochen hatte. Der Jünger lehnte sich zurück zu Jesus und fragte ihn: »Herr, wer ist es?« Jesus antwortete: »Es ist der, für den ich ein Stück Brot in die Schüssel tauche und dem ich es gebe.« Er nahm ein Stück Brot, tauchte es ein und gab es Judas, dem Sohn von Simon Iskariot. Sobald Judas das Brot genommen hatte, ergriff der Satan Besitz von ihm. Da sagte Jesus zu ihm: »Was du tun willst, das tue bald!« Von den anderen am Tisch verstand keiner, warum Jesus das zu Judas sagte. Weil Judas die Kasse verwaltete, dachten einige, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: »Kauf ein, was wir für das Fest brauchen.« Oder sie dachten: Jesus hat ihm aufgetragen, den Armen etwas zu geben. Als Judas das Stück Brot gegessen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.

 

Einer von euch wird mich verraten. Ausgerechnet einer aus dem innersten Kreis der Freunde wird zum Verräter. Ist das nicht entsetzlich, wenn ein eng Vertrauter einen hintergeht? Wenn ein Nachbar hinter meinem Rücken Schlechtes über mich verbreitet.  Wenn ein Freund mich im Stich lässt. Wenn nach dem Ende der DDR viele in ihren Stasiakten lesen und erkennen mussten, dass ein Spitzel in der eigenen Familie oder im Kirchenge-meinderat war. Wenn der Mensch, dem ich in Liebe verbunden bin, mich betrügt. Einer von euch – der Verrat ist eine bittere Erfahrung. Jesus ist zutiefst erschüttert.

Keiner der Jünger kommt um Jesus zu trösten.  Sie schauen einander an, ratlos, misstrauisch: „Wer kann das sein? Wem traue ich das zu?“

Dann haben sie das Interesse verloren und essen und trinken weiter. Keiner geht darauf ein, dass Jesus so fertig ist. Gleichgültigkeit kann auch sehr wehtun.

Simon Petrus gibt dem Jünger an Jesu Seite ein Zeichen, dem Lieblingsjün-ger, den nur der Evangelist Johannes erwähnt. „Frag ihn, wen er meint!“ So erfahren diese beiden, aber noch nicht andern Jünger, wer der Verräter ist.

 

Ist alles wieder gut, wenn man nur den Schuldigen hat? Die ganze Abscheu und Wut trifft Judas. Schon im Neuen Testament und besonders bei Johan-nes ist das zu spüren. Judas ist später verzweifelt und erhängt sich. In der Alten Kirche hat am sich seinen Tod genüsslich und grausam ausgemalt. „Judas ist schuld!“ Man hofft, sich selbst zu entlasten, wenn man einen Schuldigen ausmacht. „Der war das – ich bin unschuldig.“  Das können wir täglich im Kindergarten und bis ins Parlament beobachten. Dieses Spiel haben wir alle schon gespielt. Davon leben die Verschwörungsmythen. Und zu allen Zeiten bis zu den Querden-kern und Neonazis wird „Judas“ zum Teufel in Person erklärt – die Juden als Schuldige an jeder Pest und Not.

 

Judas gehört zu uns. Auch die anderen Jünger haben Jesus im Stich gelassen. Simon Petrus hat in der gleichen Nacht dreimal geschworen Jesus nicht zu kennen. Die Kirche ist kein Verein reiner, frommer, untadeliger Menschen. Wir sind nicht unschuldig. Wir sind auch in dieser Nacht.

Wer weiß, vielleicht wollte Judas sogar Gutes bewirken, als er Jesus verriet. Der Teufel bringt Gut und Böse durcheinander.

Kein Mensch kann von sich sagen: „Ich bin immun gegen alles Böse.“

 

Judas gehört zu uns. Er sitzt am Tisch Jesu. Er ist Jesus vertraut und lieb.

Jesus reicht ihm, nur ihm einen Bissen, eine herzliche Geste. Und Jesus weiß, wie es Judas ums Herz ist, als er allein in die Nacht hinausgeht. Hat Jesus ihn nicht geradezu aufgefordert zu tun, was er vorhat?

Soll es so sein? Ist Judas´ Verrat gar notwendig für den Weg zum Karfreitag und zu Ostern? Das bleibt rätselhaft.

Jesus hat Menschen, die ihm Böses antaten, Gutes getan. „Vater, vergib ihnen!“ Er reicht Judas das Brot, tunkt es vorher in die Schüssel, damit es gut schmeckt. Ich meine, er vergibt auch Judas. Jesus hört nicht auf Judas zu lieben.

Jesus hat nicht geschrien „Der ist schuld!“Er hat selbst die Last der Schuld ertragen, hat sich dem Bösen ausgesetzt, es sich antun lassen.

Wir beginnen die Passionszeit.

Da erinnern wir an den Leidensweg Jesu und an Leid und Böses in der Welt. Wir sehen uns selbst mit etwas Abstand, sehen auch unsere Nachtseite.

Es ist so, als ob wir direkt neben Judas am Tisch Jesu sitzen. Das ist schwer zu ertragen. Aber da ist Jesus, der den Weg auch für mich geht.

Er reicht Judas das Brot. Er reicht auch mir Brot und Wein und  gibt mir seine Gemeinschaft, seine Vergebung, seine Hoffnung. Amen

 

Neue Lieder 217 Wir gehn hinauf nach Jerusalem

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem

in leidender Liebe Zeiten

und sehen, wie einer für alle stirbt,

um uns einen Platz zu bereiten.

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem.

Wer will bei dem Herren bleiben

und kosten von einem so bittern Kelch?

Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,

das Opfer der Welt zu sehen,

zu spüren, wie unsere Not vergeht,

und unter dem Kreuze zu stehen.

 

Wir gehn hinauf nach Jerusalem,

zur Stätte der ewgen Klarheit.

Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt,

da finden wir Christus in Wahrheit

 

Gott, du zeigst uns, was gut und heilsam ist.

Steh uns bei, dass wir in Belastungen deine Nähe erfahren.

Wir beten für alle,

die regieren und urteilen,

die forschen und lehren,

die lernen und planen,

die helfen und heilen.

Bewahre sie, Gott,

dass sie geduldig bleiben,

sensibel und bescheiden.

Wir beten für alle,

die sich fürchten,

für die, die krank sind und einsam

und für die Sterbenden.

Sei du bei ihnen in deiner Liebe.

 

Vaterunser

 

Gott, segne uns und behüte uns.

Lass dein Angesicht leuchten über uns

und sei uns gnädig.

Hebe dein Angesicht über uns

und schenke uns Frieden.

Amen.