1.Thessalonicher 5,16-18

Predigt am 21.9.2014 von Andreas Hansen über 1.Thess 5,16-18

Im Gottesdienst wird die sechsjährige Merle getauft und wir feiern das Abendmahl

Liebe Gemeinde, die erste Woche nach den Ferien ist überstanden. Die erste Woche ist anstrengend für Schüler, Eltern und Lehrer. Wir gehen die ersten Schritte, neugierig und froh oder auch besorgt, ängstlich. Wie wird es werden, dieses Jahr? Für Merle und die anderen Schulanfänger: wie wird es werden in der Schule? Und für Euch das Konfirmandenjahr? Noch ganz anders müssen viele Menschen in der Welt neu anfangen. In diesen Wochen hören wir von Krieg und Leid. Viele Menschen sind auf der Flucht. Trotz aller Bilder in den Nachrichten können wir uns ihre Not kaum vorstellen. Wie geht es weiter für sie?

Am Anfang des Gottesdienstes haben wir den Psalm gebetet: „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten … Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund.“ Gott ist unsere Stärke. Darum sind wir hier im Gottesdienst. Wir wollen uns von Gott stärken lassen. Hier ist die Quelle für Wege durch dürre und finstere Täler. Wir singen, obwohl manchem nicht danach zumute ist. Singen tröstet und tut gut und richtet uns aus auf Gott. Wir hören, was Gott uns sagt. Wir feiern wie Menschen, die in der Wüste eine Quelle finden. Wir feiern im Namen Gottes und glauben ganz fest, dass Gott bei uns ist. Wir bekommen im Abendmahl ein Zeichen, dass Jesus für uns da ist. Wir lassen uns segnen und bekommen gesagt: Gott geht mit uns. Jeder Sonntag hat einen Predigttext. Alle sechs Jahre kommt er wieder dran. Aus dem heutigen Predigttext lese ich drei Verse vor. Paulus schreibt einen Brief an Christen in Thessaloniki in Griechenland, Saloniki heißt der Ort heute. Paulus hängt sehr an dieser Gemeinde, die erste, die er in Europa gegründet hat. Er schickt ihnen zwei seiner Mitarbeiter. Er will wissen, wie es den Christen in Saloniki geht. Mit seinem Brief antwortet er auf Fragen aus der Gemeinde und will ihnen Mut machen. Unser Abschnitt steht am Schluss des Briefes, wie eine Zusammenfassung. Ich lese nur die drei Verse 1.Thess 5,16-18: „Freut euch, was auch immer geschieht! Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.“

Was auch geschieht, durch nichts davon abzubringen, in jeder Lage – immer, immer, immer sollen wir uns freuen, beten, danken. Geht das? Ich kann es mit kaum vorstellen. Ich soll mich freuen, auch wenn ein geliebter Mensch schwer krank ist? Ich soll beten, auch wenn so viel zu tun ist? Ich soll danken, auch wenn mir Angst macht, was in der Welt geschieht? Zuerst möchte ich die Ratschläge von Paulus zur Seite legen. Ich denke: „Das ist nichts für mich, Paulus. Das schaffe ich sowieso nicht. Vielleicht will ich es nicht einmal. Was du schreibst, kommt mir weltfremd vor. – Aber irgendwie reizt es mich doch. Ich will wenigstens versuchen, dich zu verstehen. Kannst du dich immer freuen? Immer beten? Immer danken?“

Paulus antwortet: „Ich bin auch traurig, wenn ein Freund krank ist. Ich muss unbedingt wissen, wie es meinen Lieben geht – das hab ich euch doch geschrieben. Ich kenne auch die Zeiten, in denen mir vor Kummer das Herz ganz eng wird. Eure Sorge um Menschen in Krieg und Not ist richtig. Und doch weiß ich hinter allem, hinter dem, was mich bedrängt und belastet, einen Grund zur Freude. Ich weiß, dass mein Leben und die ganze Welt in Gottes Hand ist. Ich weiß, dass Gott uns liebt und dass uns nichts und niemand von seiner Liebe trennen kann.“

„Paulus, was meinst du, wenn du sagst hinter allem? Willst du uns vertrösten auf ein Leben nach dem Tod?“

„Nein, ich will euch nicht vertrösten. Es ist so schwer zu sagen. Ich bin beides: traurig und doch froh, bedrängt und doch voll Zuversicht. Auch wenn Schlimmes geschieht, weiß ich doch, dass Gott uns liebt. Auch wenn ich Angst habe, weiß ich doch, dass Gott ein gutes Ziel für mich hat. Darum habe ich hinter allem Grund zur Freude. Und an diesem Grund halte ich mich fest. Darum will ich nicht aufhören zu beten und zu danken.“

„Warum weißt du das so sicher, Paulus?“

„Ich schaue auf Jesus. Und ich kann nur auf ihn hin zeigen. Er kennt doch die ganze Not und alles Schlimme, was Menschen angetan wird. Er ist bei den Menschen in ihrer Angst und ihrem Leid. So sehr liebt uns Gott und will uns nah sein. Er ist sogar im Tod bei uns. Und überwindet das alles. Und lebt. Das ist hinter allem der Grund, dass wir uns freuen. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, soll eure Herzen bewahren und euch einen festen Grund geben in ihm, in Jesus. Amen.“